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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Neunzehende Geistliche Lection


Die Neunzehende Geistliche
LECTION
Von dem
Geistlichen Gespräch.
Matt. 18.
v
20.
Ubi duo vel tres congregari fuerint in nomine meo,
in medio illorum ero.

Dann wo zween oder drey versamblet seynd in mei-
nen Nahmen/ daselbst bin ich mitten unter ihnen.

Der Erste Theil.

1. BJßhero haben wir uns unterstanden mit vernünfftigen Reden dar-
zu thuen/ wie einem Liebhaber der Tugenden die Stillschweigung
unsträfflich zu halten so nöthig; und hergegen die Ubertrettung
derselben dem Menschen so schädlich seye. Damit aber/ mein Christliche
Seel/ in dem du auff solchem dir vor Angen gestelten Weeg/ von der lincken
Seiten entweichen wollest/ nicht etwan dich zu viel auff die rechten Seiten
schlagest; sondern die Richtigkeit haltest: das ist/ indem du die müssige
Wort zu meiden dich befleisseft/ die nothwendige unterlassest; derhalben hab
ich dich erinnern wollen/ daß diese Tugend deß Stillschweigens anderen
Tugenden gemäß/ in der Mitten bestehe; also/ daß die jenige Wort/ so
das Heyl deß Nächsten befördern können/ nicht verschwiegen; und allein
die müssige und nichtsnutzige müssen unterlassen werden: dahero sagt der
Eccl. 3. v.
7.
H. Geist: Es ist die Zeit zu schweigen/ und ist die Zeit
zu reden.
Und der Königliche Prophet bittet GOTT auff folgende
Ps. 140.
v.
3.
Weiß: Setze/ O HErr/ eine Hute umb meinen Mund/
und eine Thur an meine Lippen rings herumb.
Nicht hat
dieser fromme König; wie der H. Gregorius mercket/ von GOtt begeh-

ret/
Die Neunzehende Geiſtliche Lection


Die Neunzehende Geiſtliche
LECTION
Von dem
Geiſtlichen Geſpraͤch.
Matt. 18.
v
20.
Ubi duo vel tres congregari fuerint in nomine meo,
in medio illorum ero.

Dann wo zween oder drey verſamblet ſeynd in mei-
nen Nahmen/ daſelbſt bin ich mitten unter ihnen.

Der Erſte Theil.

1. BJßhero haben wir uns unterſtanden mit vernuͤnfftigen Reden dar-
zu thuen/ wie einem Liebhaber der Tugenden die Stillſchweigung
unſtraͤfflich zu halten ſo noͤthig; und hergegen die Ubertrettung
derſelben dem Menſchen ſo ſchaͤdlich ſeye. Damit aber/ mein Chriſtliche
Seel/ in dem du auff ſolchem dir vor Angen geſtelten Weeg/ von der lincken
Seiten entweichen wolleſt/ nicht etwan dich zu viel auff die rechten Seiten
ſchlageſt; ſondern die Richtigkeit halteſt: das iſt/ indem du die muͤſſige
Wort zu meiden dich befleiſſeft/ die nothwendige unterlaſſeſt; derhalben hab
ich dich erinnern wollen/ daß dieſe Tugend deß Stillſchweigens anderen
Tugenden gemaͤß/ in der Mitten beſtehe; alſo/ daß die jenige Wort/ ſo
das Heyl deß Naͤchſten befoͤrdern koͤnnen/ nicht verſchwiegen; und allein
die muͤſſige und nichtsnutzige muͤſſen unterlaſſen werden: dahero ſagt der
Eccl. 3. v.
7.
H. Geiſt: Es iſt die Zeit zu ſchweigen/ und iſt die Zeit
zu reden.
Und der Koͤnigliche Prophet bittet GOTT auff folgende
Pſ. 140.
v.
3.
Weiß: Setze/ O HErr/ eine Hute umb meinen Mund/
und eine Thůr an meine Lippen rings herumb.
Nicht hat
dieſer fromme Koͤnig; wie der H. Gregorius mercket/ von GOtt begeh-

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[224/0252] Die Neunzehende Geiſtliche Lection Die Neunzehende Geiſtliche LECTION Von dem Geiſtlichen Geſpraͤch. Ubi duo vel tres congregari fuerint in nomine meo, in medio illorum ero. Dann wo zween oder drey verſamblet ſeynd in mei- nen Nahmen/ daſelbſt bin ich mitten unter ihnen. Der Erſte Theil. 1. BJßhero haben wir uns unterſtanden mit vernuͤnfftigen Reden dar- zu thuen/ wie einem Liebhaber der Tugenden die Stillſchweigung unſtraͤfflich zu halten ſo noͤthig; und hergegen die Ubertrettung derſelben dem Menſchen ſo ſchaͤdlich ſeye. Damit aber/ mein Chriſtliche Seel/ in dem du auff ſolchem dir vor Angen geſtelten Weeg/ von der lincken Seiten entweichen wolleſt/ nicht etwan dich zu viel auff die rechten Seiten ſchlageſt; ſondern die Richtigkeit halteſt: das iſt/ indem du die muͤſſige Wort zu meiden dich befleiſſeft/ die nothwendige unterlaſſeſt; derhalben hab ich dich erinnern wollen/ daß dieſe Tugend deß Stillſchweigens anderen Tugenden gemaͤß/ in der Mitten beſtehe; alſo/ daß die jenige Wort/ ſo das Heyl deß Naͤchſten befoͤrdern koͤnnen/ nicht verſchwiegen; und allein die muͤſſige und nichtsnutzige muͤſſen unterlaſſen werden: dahero ſagt der H. Geiſt: Es iſt die Zeit zu ſchweigen/ und iſt die Zeit zu reden. Und der Koͤnigliche Prophet bittet GOTT auff folgende Weiß: Setze/ O HErr/ eine Hute umb meinen Mund/ und eine Thůr an meine Lippen rings herumb. Nicht hat dieſer fromme Koͤnig; wie der H. Gregorius mercket/ von GOtt begeh- ret/ Eccl. 3. v. 7. Pſ. 140. v. 3.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/252>, abgerufen am 24.11.2024.