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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem geistlichen Gespräch.
höllischen Sathan; auch so gar zeigen wir eine so kalte Neigung und Lust
zu den geistlichen Gesprächen/ daß uns in Anhörung derselben vielmahl die
Augen zugehen/ die jedoch zu den eitelen und kurtzweiligen Schertz-Reden
und Kinder-Possen bald wiederumb eröffnet und munter werden: dar auß
dann gnugsamb abzunehmen ist/ ob uns GOTT oder dessen geschworner
Feind am liebsten seye. Du aber/ mein Christliche Seel/ solst mit obgedach-
tem Heil. Mann den jenigen/ den du über alles zu lieben schuldig bist/ eyff-
ferigst ersuchen/ auff daß er dir allen Lust zu denen ihme mißfälligen müssi-
gen Worten entziehe/ und hergegen dir seine göttliche Gnad verleyhe/ damit
du in aller vorfallenden Conversation von keinem lieber/ als von ihme und
seinen Außerwählten/ auch seinen wunderbahrlichen Wercken/ und unend-
lichen Wohlthaten redest und reden hörest: Jn dieser geistlichen UbungSurius in
vit.

ware der Heil. Thomas von Aquin dergestalt erfahren/ daß er in aller Ge-
sellschafft nur geistliche Gespräch zu führen pflegte: dadurch er dann diesen
grossen Nutzen erhalten/ daß/ wann er schon nothwendiger Weiß mit welt-
lichen Geschäfften umbzugehen hatte/ sich dannoch alsbald ohne einige Mü-
he und verdrießlichkeit erhoben/ und den gewöhnlichen heiligen Ubungen der
Gebühr nach obligen konte. Jmgleichen seynd der Heil. Catharinae vonRodriq.
p. 2. tr. 2.
c.
13.

Senis die geistliche Gespräch so angenehm gewesen/ daß sie ohne grossen
Verdruß nicht sehen mochte/ wann nicht allein ein geistlicher/ sondern auch
ein weltlicher Mensch den eitelen Geschäfften der betrieglichen Welt sich
mit allem Ernst ergeben thäte.

4. Wann nun die Heilige GOttes ein solches abschewen von den welt-
lichen und nöthigen Reden empfunden; wie vermeinst du/ daß deinem
lieben Gott deine müssige/ sottige und dir übel anstehende Discursen mißfallen
werden? Wann/ sage ich/ der Heil. Vatter und Kirchen-Lehrer Hierony-
mus
wegen eyfferiger Uberlesung deß berühmten und wohlredenden Cicero-
nis
und anderer gelehrten weltlichen Scribenten vor das Gericht GOttes
citirt/ und daselbst gestrafft worden; was wird denen nicht widerfahren/
so da lieber die Fabulen deß AEsopi und anderer liederliche Gespräch/ als die
aufferbäwliche und GOTT gefällige geistliche Reden anhören/ und vor-
bringen. Höre nun/ wie seine obgemeldte Bestraffung und derselben Ursach
der heilige Mann selbst erzehle: nachdem ich/ sagt er/ vor vielen Jahren mei-
ne Eltern/ Schwester/ Verwandten/ alles Haab und Guet/ und (was noch
am schwäristen ist) eine gute Tafel umb GOttes willen verlassen/ und
nach Jerusalem gezogen bin/ hab ich der jenigen Biblioteck/ so ich zu
Rom mit grossem Fleiß zusammen gebracht/ nicht entrathen können; und

hab
F f 2

Von dem geiſtlichen Geſpraͤch.
hoͤlliſchen Sathan; auch ſo gar zeigen wir eine ſo kalte Neigung und Luſt
zu den geiſtlichen Geſpraͤchen/ daß uns in Anhoͤrung derſelben vielmahl die
Augen zugehen/ die jedoch zu den eitelen und kurtzweiligen Schertz-Reden
und Kinder-Poſſen bald wiederumb eroͤffnet und munter werden: dar auß
dann gnugſamb abzunehmen iſt/ ob uns GOTT oder deſſen geſchworner
Feind am liebſten ſeye. Du aber/ mein Chriſtliche Seel/ ſolſt mit obgedach-
tem Heil. Mann den jenigen/ den du uͤber alles zu lieben ſchuldig biſt/ eyff-
ferigſt erſuchen/ auff daß er dir allen Luſt zu denen ihme mißfaͤlligen muͤſſi-
gen Worten entziehe/ und hergegen dir ſeine goͤttliche Gnad verleyhe/ damit
du in aller vorfallenden Converſation von keinem lieber/ als von ihme und
ſeinen Außerwaͤhlten/ auch ſeinen wunderbahrlichen Wercken/ und unend-
lichen Wohlthaten redeſt und reden hoͤreſt: Jn dieſer geiſtlichen UbungSurius in
vit.

ware der Heil. Thomas von Aquin dergeſtalt erfahren/ daß er in aller Ge-
ſellſchafft nur geiſtliche Geſpraͤch zu fuͤhren pflegte: dadurch er dann dieſen
groſſen Nutzen erhalten/ daß/ wann er ſchon nothwendiger Weiß mit welt-
lichen Geſchaͤfften umbzugehen hatte/ ſich dannoch alsbald ohne einige Muͤ-
he und verdrießlichkeit erhoben/ und den gewoͤhnlichen heiligen Ubungen der
Gebuͤhr nach obligen konte. Jmgleichen ſeynd der Heil. Catharinæ vonRodriq.
p. 2. tr. 2.
c.
13.

Senis die geiſtliche Geſpraͤch ſo angenehm geweſen/ daß ſie ohne groſſen
Verdruß nicht ſehen mochte/ wann nicht allein ein geiſtlicher/ ſondern auch
ein weltlicher Menſch den eitelen Geſchaͤfften der betrieglichen Welt ſich
mit allem Ernſt ergeben thaͤte.

4. Wann nun die Heilige GOttes ein ſolches abſchewen von den welt-
lichen und noͤthigen Reden empfunden; wie vermeinſt du/ daß deinem
lieben Gott deine muͤſſige/ ſottige und dir uͤbel anſtehende Diſcurſen mißfallen
werden? Wann/ ſage ich/ der Heil. Vatter und Kirchen-Lehrer Hierony-
mus
wegen eyfferiger Uberleſung deß beruͤhmten und wohlredenden Cicero-
nis
und anderer gelehrten weltlichen Scribenten vor das Gericht GOttes
citirt/ und daſelbſt geſtrafft worden; was wird denen nicht widerfahren/
ſo da lieber die Fabulen deß Æſopi und anderer liederliche Geſpraͤch/ als die
aufferbaͤwliche und GOTT gefaͤllige geiſtliche Reden anhoͤren/ und vor-
bringen. Hoͤre nun/ wie ſeine obgemeldte Beſtraffung und derſelben Urſach
der heilige Mann ſelbſt erzehle: nachdem ich/ ſagt er/ vor vielen Jahren mei-
ne Eltern/ Schweſter/ Verwandten/ alles Haab und Guet/ und (was noch
am ſchwaͤriſten iſt) eine gute Tafel umb GOttes willen verlaſſen/ und
nach Jeruſalem gezogen bin/ hab ich der jenigen Biblioteck/ ſo ich zu
Rom mit groſſem Fleiß zuſammen gebracht/ nicht entrathen koͤnnen; und

hab
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[227/0255] Von dem geiſtlichen Geſpraͤch. hoͤlliſchen Sathan; auch ſo gar zeigen wir eine ſo kalte Neigung und Luſt zu den geiſtlichen Geſpraͤchen/ daß uns in Anhoͤrung derſelben vielmahl die Augen zugehen/ die jedoch zu den eitelen und kurtzweiligen Schertz-Reden und Kinder-Poſſen bald wiederumb eroͤffnet und munter werden: dar auß dann gnugſamb abzunehmen iſt/ ob uns GOTT oder deſſen geſchworner Feind am liebſten ſeye. Du aber/ mein Chriſtliche Seel/ ſolſt mit obgedach- tem Heil. Mann den jenigen/ den du uͤber alles zu lieben ſchuldig biſt/ eyff- ferigſt erſuchen/ auff daß er dir allen Luſt zu denen ihme mißfaͤlligen muͤſſi- gen Worten entziehe/ und hergegen dir ſeine goͤttliche Gnad verleyhe/ damit du in aller vorfallenden Converſation von keinem lieber/ als von ihme und ſeinen Außerwaͤhlten/ auch ſeinen wunderbahrlichen Wercken/ und unend- lichen Wohlthaten redeſt und reden hoͤreſt: Jn dieſer geiſtlichen Ubung ware der Heil. Thomas von Aquin dergeſtalt erfahren/ daß er in aller Ge- ſellſchafft nur geiſtliche Geſpraͤch zu fuͤhren pflegte: dadurch er dann dieſen groſſen Nutzen erhalten/ daß/ wann er ſchon nothwendiger Weiß mit welt- lichen Geſchaͤfften umbzugehen hatte/ ſich dannoch alsbald ohne einige Muͤ- he und verdrießlichkeit erhoben/ und den gewoͤhnlichen heiligen Ubungen der Gebuͤhr nach obligen konte. Jmgleichen ſeynd der Heil. Catharinæ von Senis die geiſtliche Geſpraͤch ſo angenehm geweſen/ daß ſie ohne groſſen Verdruß nicht ſehen mochte/ wann nicht allein ein geiſtlicher/ ſondern auch ein weltlicher Menſch den eitelen Geſchaͤfften der betrieglichen Welt ſich mit allem Ernſt ergeben thaͤte. Surius in vit. Rodriq. p. 2. tr. 2. c. 13. 4. Wann nun die Heilige GOttes ein ſolches abſchewen von den welt- lichen und noͤthigen Reden empfunden; wie vermeinſt du/ daß deinem lieben Gott deine muͤſſige/ ſottige und dir uͤbel anſtehende Diſcurſen mißfallen werden? Wann/ ſage ich/ der Heil. Vatter und Kirchen-Lehrer Hierony- mus wegen eyfferiger Uberleſung deß beruͤhmten und wohlredenden Cicero- nis und anderer gelehrten weltlichen Scribenten vor das Gericht GOttes citirt/ und daſelbſt geſtrafft worden; was wird denen nicht widerfahren/ ſo da lieber die Fabulen deß Æſopi und anderer liederliche Geſpraͤch/ als die aufferbaͤwliche und GOTT gefaͤllige geiſtliche Reden anhoͤren/ und vor- bringen. Hoͤre nun/ wie ſeine obgemeldte Beſtraffung und derſelben Urſach der heilige Mann ſelbſt erzehle: nachdem ich/ ſagt er/ vor vielen Jahren mei- ne Eltern/ Schweſter/ Verwandten/ alles Haab und Guet/ und (was noch am ſchwaͤriſten iſt) eine gute Tafel umb GOttes willen verlaſſen/ und nach Jeruſalem gezogen bin/ hab ich der jenigen Biblioteck/ ſo ich zu Rom mit groſſem Fleiß zuſammen gebracht/ nicht entrathen koͤnnen; und hab F f 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/255>, abgerufen am 24.11.2024.