Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Neunzehende Geistliche Lection Zeit von denen weltlichen Händeln und irrdischen Geschäfften/ viel wenigervon eitelen Bossen und Zotten zu reden/ und andere zum überflüssigen La- In Const. mor c. 13.chen durch unsere Außgelassenheit zu bewegen; krafft deren wir/ nach Zeug- nüß deß heiligen Basilii, allen Geschmack und Lust zu den geistlichen Dingen verlichren/ unsere Andacht schwächen/ alle hertzliche Berewung der Sünden zumahlen erlöschen/ denen so Welt- als Geistlichen zuhöreren ein böses Ex- empel geben; und uns selbsten hierdurch zum besten bekendt machen/ wer wir seyen: dann/ weilen die Reden von den Gedancken und Sitten herflies- sen; kans nicht geschehen/ sagt der heilige Clemens Alex. daß einige lächer- liche Wort geredet werden/ die nicht von lächerlichen und leichtfertigen L 2. de Paedago. c. 5. L. 1. de An.Sitten herkommen: Vnd ein eitele Red/ sagt der geistreiche Hugo, ist eine Zeigerin deß eitelen Gewissens: die Zung bringt hervor/ was bey den Menschen verborgen gewesen; wie die Red ist/ also ist auch beschaffen das Hertz; weilen auß dem Vberfluß desselben/ der Mund zu reden loß- bricht. 3. Dieserthalben hat der H. Ignatius Lojola die Geistliche und andächtige höllischen
Die Neunzehende Geiſtliche Lection Zeit von denen weltlichen Haͤndeln und irrdiſchen Geſchaͤfften/ viel wenigervon eitelen Boſſen und Zotten zu reden/ und andere zum uͤberfluͤſſigen La- In Conſt. mor c. 13.chen durch unſere Außgelaſſenheit zu bewegen; krafft deren wir/ nach Zeug- nuͤß deß heiligen Baſilii, allen Geſchmack und Luſt zu den geiſtlichen Dingen verlichren/ unſere Andacht ſchwaͤchen/ alle hertzliche Berewung der Suͤnden zumahlen erloͤſchen/ denen ſo Welt- als Geiſtlichen zuhoͤreren ein boͤſes Ex- empel geben; und uns ſelbſten hierdurch zum beſten bekendt machen/ wer wir ſeyen: dann/ weilen die Reden von den Gedancken und Sitten herflieſ- ſen; kans nicht geſchehen/ ſagt der heilige Clemens Alex. daß einige laͤcher- liche Wort geredet werden/ die nicht von laͤcherlichen und leichtfertigen L 2. de Pædago. c. 5. L. 1. de An.Sitten herkommen: Vnd ein eitele Red/ ſagt der geiſtreiche Hugo, iſt eine Zeigerin deß eitelen Gewiſſens: die Zung bringt hervor/ was bey den Menſchen verborgen geweſen; wie die Red iſt/ alſo iſt auch beſchaffen das Hertz; weilen auß dem Vberfluß deſſelben/ der Mund zu reden loß- bricht. 3. Dieſerthalben hat der H. Ignatius Lojola die Geiſtliche und andaͤchtige hoͤlliſchen
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Die Neunzehende Geiſtliche Lection
Zeit von denen weltlichen Haͤndeln und irrdiſchen Geſchaͤfften/ viel weniger
von eitelen Boſſen und Zotten zu reden/ und andere zum uͤberfluͤſſigen La-
chen durch unſere Außgelaſſenheit zu bewegen; krafft deren wir/ nach Zeug-
nuͤß deß heiligen Baſilii, allen Geſchmack und Luſt zu den geiſtlichen Dingen
verlichren/ unſere Andacht ſchwaͤchen/ alle hertzliche Berewung der Suͤnden
zumahlen erloͤſchen/ denen ſo Welt- als Geiſtlichen zuhoͤreren ein boͤſes Ex-
empel geben; und uns ſelbſten hierdurch zum beſten bekendt machen/ wer
wir ſeyen: dann/ weilen die Reden von den Gedancken und Sitten herflieſ-
ſen; kans nicht geſchehen/ ſagt der heilige Clemens Alex. daß einige laͤcher-
liche Wort geredet werden/ die nicht von laͤcherlichen und leichtfertigen
Sitten herkommen: Vnd ein eitele Red/ ſagt der geiſtreiche Hugo,
iſt eine Zeigerin deß eitelen Gewiſſens: die Zung bringt
hervor/ was bey den Menſchen verborgen geweſen; wie
die Red iſt/ alſo iſt auch beſchaffen das Hertz; weilen
auß dem Vberfluß deſſelben/ der Mund zu reden loß-
bricht.
In Conſt.
mor c. 13.
L 2. de
Pædago.
c. 5.
L. 1. de
An.
3. Dieſerthalben hat der H. Ignatius Lojola die Geiſtliche und andaͤchtige
Geſpraͤch unter die fuͤrnembſte Mittel gezehlet; wordurch dem Nechſten am
beſten kan geholffen werden; und ſelbige hat dieſer heilige Mann allen ſeinen
Nachkoͤmmlingen/ ſo gar auch den Ley-Bruͤderen ſeiner lobwuͤrdigen Ge-
ſellſchafft ſehr ernſtlich anbefohlen; weilen durch ſolche geiſtreiche Re-
den die Weltliche aufferbawet werden; und von den Geiſtlichen eine gu-
te Meinung zu haben Urſach ſchoͤpffen. O wie klaͤglich und uͤbel handlen die
jenige Geiſtliche/ ſo dieſem wohlmeinenden Rath zu wider/ vermit-
telſt ihrer ungezimmenden und eitelen Geſpraͤchen/ den ruͤhmlichen und
chrbaren Nahmen anderer dero gottſeeligen Mit-Bruͤdern in CHriſto
verleumbden/ und denen Weltlichen gleichſamb kund machen/ daß ihre
Cloͤſterliche Converſation nicht im Himmel (wie ſie ſeyn ſolte) ſondern
auff Erden/ und mitten in den irrdiſchen Haͤndelen ſeye ; derhalben ſich
CHRJSTUS bey einem ſeiner trewen Diener/ nach Auſſag deß
frommen Tauleri, beklagt hat/ daß vieler Geiſtlichen Rede/ nicht
von ihnen/ ſondern von unnuͤtzlichen/ uͤppigen und nichtswerthigen
Dingen gefuͤhret werden: der doch unſer Haubt/ und Vorbild alles
guten iſt; deſſen Wort und Wercke in den Gebotten GOTTES
immer und allzeit beſtanden. Dieſen laſſen wir fahren/ die Geiſtliche
und aufferbaͤwliche Geſpraͤch werden verabſaumet/ und durch die un-
gereimbte und aͤrgerliche Diſcurſen machen wir Frend und Wohne dem
hoͤlliſchen
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/254>, abgerufen am 16.07.2024. |