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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Einsambkeit.


Die Zwantzigste Geistliche
LECTION
Von der Einsambkeit.
Ducam eam in Solitudinem, & loquar ad cor ejus.Oseae. c.
2. v.
14.

Jch will sie in die Wuste fuhren/ und in ihr Hertz
teden.

Der Erste Theil.

1. AUß den vorhergehenden Lectionen erhellet/ wie nötig dem jenigen seye
das Schweigen/ dem zum heylbringenden Fortgang deß Gei-
stes dürstet. Auch ist zum theilkundbahr worden/ wie grosses Miß-
fallen die göttliche Majestät an dem eitelen Geschwätz trage: und endlich ha-
ben wir auch gesehen/ wie sich der liebe GOTT über die Geistliche/
so ihre Gespräch von den himmlischen Dingen halten/ erfrewe/ und wie sie
dieserthalben so reichlich belohnet werden: so wirds dann der Mühe wohl
werth seyn/ daß wir auff solche Mittel bedacht seyen/ durch welche wir zu
diesen Tugenden gelangen mögen: deren das beste und kräfftigste ist/ die
heilige und GOtt gefällige Einsambkeit: zumahlen der jenige/ so ohne Noth-
wendigkeit seiner Zellen den Rücken offt zu kehrenpfleget/ das gebührliche
Stillschweigen mit nichten haltet/ und besudlet sich mit schädlichem Reden
gar leichtlich; dann der die Gefahr liebet/ entkommet dem Verderben sehr
selten. Jst dir nun/ mein Christliche Seel/ die Verschweigung in
Warheit angenehm; verlangst du die schädliche Reden zu meiden; hast
du Lust zu gebührlicher Zeit und Orth mit geistlichem Gespräch deinen
Nechsten zu aufferbawen; wilst du in der Lehr CHRJSTJ unter-
wiesen werden/ und auff dem Weeg der geistlichen Vollkommenheit

glück-
G g 2
Von der Einſambkeit.


Die Zwantzigſte Geiſtliche
LECTION
Von der Einſambkeit.
Ducam eam in Solitudinem, & loquar ad cor ejus.Oſeæ. c.
2. v.
14.

Jch will ſie in die Wůſte fůhren/ und in ihr Hertz
teden.

Der Erſte Theil.

1. AUß den vorhergehenden Lectionen erhellet/ wie noͤtig dem jenigẽ ſeye
das Schweigen/ dem zum heylbringenden Fortgang deß Gei-
ſtes duͤrſtet. Auch iſt zum theilkundbahr worden/ wie groſſes Miß-
fallen die goͤttliche Majeſtaͤt an dem eitelen Geſchwaͤtz trage: und endlich ha-
ben wir auch geſehen/ wie ſich der liebe GOTT uͤber die Geiſtliche/
ſo ihre Geſpraͤch von den himmliſchen Dingen halten/ erfrewe/ und wie ſie
dieſerthalben ſo reichlich belohnet werden: ſo wirds dann der Muͤhe wohl
werth ſeyn/ daß wir auff ſolche Mittel bedacht ſeyen/ durch welche wir zu
dieſen Tugenden gelangen moͤgen: deren das beſte und kraͤfftigſte iſt/ die
heilige und GOtt gefaͤllige Einſambkeit: zumahlen der jenige/ ſo ohne Noth-
wendigkeit ſeiner Zellen den Ruͤcken offt zu kehrenpfleget/ das gebuͤhrliche
Stillſchweigen mit nichten haltet/ und beſudlet ſich mit ſchaͤdlichem Reden
gar leichtlich; dann der die Gefahr liebet/ entkommet dem Verderben ſehr
ſelten. Jſt dir nun/ mein Chriſtliche Seel/ die Verſchweigung in
Warheit angenehm; verlangſt du die ſchaͤdliche Reden zu meiden; haſt
du Luſt zu gebuͤhrlicher Zeit und Orth mit geiſtlichem Geſpraͤch deinen
Nechſten zu aufferbawen; wilſt du in der Lehr CHRJSTJ unter-
wieſen werden/ und auff dem Weeg der geiſtlichen Vollkommenheit

gluͤck-
G g 2
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[235/0263] Von der Einſambkeit. Die Zwantzigſte Geiſtliche LECTION Von der Einſambkeit. Ducam eam in Solitudinem, & loquar ad cor ejus. Jch will ſie in die Wůſte fůhren/ und in ihr Hertz teden. Der Erſte Theil. 1. AUß den vorhergehenden Lectionen erhellet/ wie noͤtig dem jenigẽ ſeye das Schweigen/ dem zum heylbringenden Fortgang deß Gei- ſtes duͤrſtet. Auch iſt zum theilkundbahr worden/ wie groſſes Miß- fallen die goͤttliche Majeſtaͤt an dem eitelen Geſchwaͤtz trage: und endlich ha- ben wir auch geſehen/ wie ſich der liebe GOTT uͤber die Geiſtliche/ ſo ihre Geſpraͤch von den himmliſchen Dingen halten/ erfrewe/ und wie ſie dieſerthalben ſo reichlich belohnet werden: ſo wirds dann der Muͤhe wohl werth ſeyn/ daß wir auff ſolche Mittel bedacht ſeyen/ durch welche wir zu dieſen Tugenden gelangen moͤgen: deren das beſte und kraͤfftigſte iſt/ die heilige und GOtt gefaͤllige Einſambkeit: zumahlen der jenige/ ſo ohne Noth- wendigkeit ſeiner Zellen den Ruͤcken offt zu kehrenpfleget/ das gebuͤhrliche Stillſchweigen mit nichten haltet/ und beſudlet ſich mit ſchaͤdlichem Reden gar leichtlich; dann der die Gefahr liebet/ entkommet dem Verderben ſehr ſelten. Jſt dir nun/ mein Chriſtliche Seel/ die Verſchweigung in Warheit angenehm; verlangſt du die ſchaͤdliche Reden zu meiden; haſt du Luſt zu gebuͤhrlicher Zeit und Orth mit geiſtlichem Geſpraͤch deinen Nechſten zu aufferbawen; wilſt du in der Lehr CHRJSTJ unter- wieſen werden/ und auff dem Weeg der geiſtlichen Vollkommenheit gluͤck- G g 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/263>, abgerufen am 24.11.2024.