Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Drey und Zwantzistge Geistliche Lection wollest selbige hundertfältiglich vergrössern/ wans dir also gefällig ist: danndieses wird mir angenehm seyn/ wann du in denen mir zugefügten Schmer- tzen/ meiner nicht verschönest: zumahlen auß der Erfüllung deines göttlichen Willens mir eine unaußsprechliche Frewd erwachset Dieser und andere gott- selige Manner wusten wohl/ daß die eusserste Leibs-Schwachheiten und an- dere von dem Allerhöchsten überschickte Beschwernüssen ein wahres Kenn- Zeichen der Liebe GOTTES seye; derhalben waren ihre gröste Schmer- tzen ihre höchste Wollusten. 10. Und wann sie nicht mit Creutz und Elend von GOtt unauffhörlich ist/
Die Drey und Zwantziſtge Geiſtliche Lection wolleſt ſelbige hundertfaͤltiglich vergroͤſſern/ wans dir alſo gefaͤllig iſt: danndieſes wird mir angenehm ſeyn/ wann du in denen mir zugefuͤgten Schmer- tzen/ meiner nicht verſchoͤneſt: zumahlen auß der Erfuͤllung deines goͤttlichen Willens mir eine unaußſprechliche Frewd erwachſet Dieſer und andere gott- ſelige Manner wuſten wohl/ daß die euſſerſte Leibs-Schwachheiten und an- dere von dem Allerhoͤchſten uͤberſchickte Beſchwernuͤſſen ein wahres Kenn- Zeichen der Liebe GOTTES ſeye; derhalben waren ihre groͤſte Schmer- tzen ihre hoͤchſte Wolluſten. 10. Und wann ſie nicht mit Creutz und Elend von GOtt unauffhoͤrlich iſt/
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Die Drey und Zwantziſtge Geiſtliche Lection
wolleſt ſelbige hundertfaͤltiglich vergroͤſſern/ wans dir alſo gefaͤllig iſt: dann
dieſes wird mir angenehm ſeyn/ wann du in denen mir zugefuͤgten Schmer-
tzen/ meiner nicht verſchoͤneſt: zumahlen auß der Erfuͤllung deines goͤttlichen
Willens mir eine unaußſprechliche Frewd erwachſet Dieſer und andere gott-
ſelige Manner wuſten wohl/ daß die euſſerſte Leibs-Schwachheiten und an-
dere von dem Allerhoͤchſten uͤberſchickte Beſchwernuͤſſen ein wahres Kenn-
Zeichen der Liebe GOTTES ſeye; derhalben waren ihre groͤſte Schmer-
tzen ihre hoͤchſte Wolluſten.
10. Und wann ſie nicht mit Creutz und Elend von GOtt unauffhoͤrlich
heimgeſucht worden/ vermeinten ſie/ daß derſelbe einen Widerwillen gegen ſie
geſchoͤpffet haͤtte/ wie neben andern an unſerm gottſelichen Joanne à S. Guili-
elmo zu ſehen geweſen; welcher alle Jahr mit einer ſehr ſchweren Kranckheit
behafftet wurde; und wann er zu Zeiten ein Jahr ohne Leibs Schmertzen
zugebracht hatte/ hielte er gaͤntzlich darfuͤr/ Gott habe ihn verlaſſen/ derhalben
ſeufftzet und Weinete er ſo hefftig/ daß er von Niemand koͤnte getroͤſtet werden:
derhalben hat ihn Gott auff ſein Begehren noch mahlen mit allerhand ſchwaͤ-
ren Zuſtaͤnden und Kranckheiten/ mit gifftigen Fiebern/ mit Schwindel/ mit
der rothen Ruhr/ mit Magen-Wehe/ und andern Schmertzen/ als ſeinen gu-
Freund und treuen Diener beſeeliget; in denen allen er ſeinem Herrn unauff-
hoͤrlichen Danck ſagte/ und annebenſt eyfferig bettete/ daß er in ſolchem leiden
lang verharren moͤchte. Servulus ein Bettler/ und die gantze Zeit ſeines Le-
bens ſo gichtbruͤchtig/ daß er ſich im geringſten nicht bewegen koͤnnen/ hat im-
mer und allzeit fuͤr ſolche groſſe Gnaden gedanckt; und ſo offt zu dieſen zweyen
Zuſtaͤnden noch andere zugeſtoſſen/ hat er das Lob Gottes verdoppelt; dahero
er auch gewuͤrdiget worden/ in ſeinem Todt das hinunliſche Geſang der En-
gelen zu hoͤren; auß deſſen Leib ein koͤſtlicher Geruch entſtanden. Die H. Lyd.
vvina hat acht und dreiſſig Jahr nach einander ſo ungemeine und groſſe
Schmertzen gelitten/ daß ſie weder vom Bett auffſtehen/ weder mit einem Fuß
die Erd beruͤhren koͤnnen: in ſolcher Zeit aber iſt ſie mit den hoͤchſten Gaben
von Gott begnaͤdiget worden. Wie koͤnnen dann die leibliche Schwachheiten
groſſe Beſchwernuͤſſen genennet werden/ wann ſie dergeſtalt von Gott belo-
net werden? recht ſagt dahero der H. Gregorius: die Krancke ſoll man ermah-
nen/ daß ſie betrachten/ was ein groſſe Gnad ſeye die Kranckheit deß Leibs/
krafft dero die begangene Suͤnden außgetilget/ und die jenige/ ſo der Krancke
haͤtte begehen koͤnnen/ gehemmet werden. Derhalben hat der H. Einſidler Jo-
annes, da er erſucht worden/ daß einem ſichern Menſchen von dem drey taͤgi-
gen Fieber befreyen moͤchte; geantwortet: du wilſt eine Sach/ ſo dir noͤthig
iſt/
In vita.
Marulus
L. 5. c. 4.
P. 3. Paſt.
Admon.
3.
Ruff. in
vit. Jois.
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