Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Ergebung in den Willen Gottes. len das Hertz nicht; sondern seynd nur Stirn-Frewden/die sich allein eusserlich zeigen: sie seynd leicht und gering: es seye dann/ daß du vielleicht vermeinest/ der jenige erfreue sich/ welcher lachet. Das Gemuth muß frisch/ fröhlig und verträwlich seyn/ und uber dieses alles/ muß es auch auff- richtig seyn. Glaube du mir/ daß die wahre Frewd deß Menschen ein erustliche Sach seye. O güldene Wort! diese also entworffene Frewd wir am meisten erworben/ wann man sich in allem dem göttlichen Willen ergibt; zumahlen wir durch sothane Resignation alles bekommen/ was Gott wilt: dieses aber (wie oben gemeldet ist) kan anders nicht/ als gut seyn: daß also der Heil. Dorotheus nicht uneben gesprochen;Serm. de obed. daß der jenige/ welcher der göttlichen Fürsichtigkeit sich in allem bequemet/ mit allen seinen Creutzern auff einem Wagen gefahren werde: andere aber/ denen diese Manier zu reisen unbekandt ist/ zu Fuß nachfolgen/ ihre schwäre Creutzer langsam und verdrießlich schleiffen/ und mühesamlich tragen musten: und gleich wie denen drey Knaben im Babylonischen Fewer-Ofen die hitzige Flammen anders nicht als ein kühler Wind seynd vorkommen/ und derhalben Gott gelobet haben; also gedüncket den jenigen alle Widerwärtigkeiten gantz süß und annehmlich zu seyn/ und preisen darfür die göttliche Gütigkeit/ wel- che ihren Willen mit dem Willen Gottes immer vereinigt halten. 10. Brocardus ein sehr glaubwürdiger Schribent erzehlet/ daß man denDrexel. auch U u
Von der Ergebung in den Willen Gottes. len das Hertz nicht; ſondern ſeynd nur Stirn-Frewden/die ſich allein euſſerlich zeigen: ſie ſeynd leicht und gering: es ſeye dann/ daß du vielleicht vermeineſt/ der jenige erfreue ſich/ welcher lachet. Das Gemůth muß friſch/ froͤhlig und vertraͤwlich ſeyn/ und ůber dieſes alles/ muß es auch auff- richtig ſeyn. Glaube du mir/ daß die wahre Frewd deß Menſchen ein eruſtliche Sach ſeye. O guͤldene Wort! dieſe alſo entworffene Frewd wir am meiſten erworben/ wann man ſich in allem dem goͤttlichen Willen ergibt; zumahlen wir durch ſothane Reſignation alles bekommen/ was Gott wilt: dieſes aber (wie oben gemeldet iſt) kan anders nicht/ als gut ſeyn: daß alſo der Heil. Dorotheus nicht uneben geſprochen;Serm. de obed. daß der jenige/ welcher der goͤttlichen Fuͤrſichtigkeit ſich in allem bequemet/ mit allen ſeinen Creutzern auff einem Wagen gefahren werde: andere aber/ denen dieſe Manier zu reiſen unbekandt iſt/ zu Fuß nachfolgen/ ihre ſchwaͤre Creutzer langſam und verdrießlich ſchleiffen/ und muͤheſamlich tragen muſtẽ: und gleich wie denen drey Knaben im Babyloniſchen Fewer-Ofen die hitzige Flammen anders nicht als ein kuͤhler Wind ſeynd vorkommen/ und derhalben Gott gelobet haben; alſo geduͤncket den jenigen alle Widerwaͤrtigkeiten gantz ſuͤß und annehmlich zu ſeyn/ und preiſen darfuͤr die goͤttliche Guͤtigkeit/ wel- che ihren Willen mit dem Willen Gottes immer vereinigt halten. 10. Brocardus ein ſehr glaubwuͤrdiger Schribent erzehlet/ daß man denDrexel. auch U u
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Von der Ergebung in den Willen Gottes.
len das Hertz nicht; ſondern ſeynd nur Stirn-Frewden/
die ſich allein euſſerlich zeigen: ſie ſeynd leicht und gering:
es ſeye dann/ daß du vielleicht vermeineſt/ der jenige erfreue
ſich/ welcher lachet. Das Gemůth muß friſch/ froͤhlig und
vertraͤwlich ſeyn/ und ůber dieſes alles/ muß es auch auff-
richtig ſeyn. Glaube du mir/ daß die wahre Frewd deß
Menſchen ein eruſtliche Sach ſeye. O guͤldene Wort! dieſe alſo
entworffene Frewd wir am meiſten erworben/ wann man ſich in allem dem
goͤttlichen Willen ergibt; zumahlen wir durch ſothane Reſignation alles
bekommen/ was Gott wilt: dieſes aber (wie oben gemeldet iſt) kan anders
nicht/ als gut ſeyn: daß alſo der Heil. Dorotheus nicht uneben geſprochen;
daß der jenige/ welcher der goͤttlichen Fuͤrſichtigkeit ſich in allem bequemet/
mit allen ſeinen Creutzern auff einem Wagen gefahren werde: andere aber/
denen dieſe Manier zu reiſen unbekandt iſt/ zu Fuß nachfolgen/ ihre ſchwaͤre
Creutzer langſam und verdrießlich ſchleiffen/ und muͤheſamlich tragen muſtẽ:
und gleich wie denen drey Knaben im Babyloniſchen Fewer-Ofen die hitzige
Flammen anders nicht als ein kuͤhler Wind ſeynd vorkommen/ und derhalben
Gott gelobet haben; alſo geduͤncket den jenigen alle Widerwaͤrtigkeiten gantz
ſuͤß und annehmlich zu ſeyn/ und preiſen darfuͤr die goͤttliche Guͤtigkeit/ wel-
che ihren Willen mit dem Willen Gottes immer vereinigt halten.
Serm. de
obed.
10. Brocardus ein ſehr glaubwuͤrdiger Schribent erzehlet/ daß man den
Buͤhel/ auff welchem Chriſtus dem Volck vor der Statt Jeruſalem gepre-
diget/ und das Weib geſtanden/ ſo mitten in der Predig außgeſchriehen:
Seelig iſt der Leib &c. niemahlen mit Sand bedecket ſehe; obſchon der-
ſelbige alldort wie Schnee von dem Wind herumb getrieben werde; und be-
haltet dieſer Orth Sommer und Winter ſeinen gruͤnen Waſen: dieſem Buͤ-
hel wird der jenige billig verglichen/ welcher nichts anders will/ als was Gott
will: ein ſolcher wird von dem Sand der Truͤbſalen niemahlen uͤberſchuͤttet:
es kan einem ſolchen frommen Menſchen niemalen ſo uͤbel gehen/ daß er nicht
ſeinen Gott lobe/ und der goͤttlichen Fuͤrſichtigkeit ſich zumahlen ergebe: ein
ſolcher ware der Chariton, von welchem Metaphraſtes meldet/ daß er auff
ſeiner Jeruſalemiſchen Reiſe durch die Straſſen-Raͤuber auffgefangen/ und
in ihre Moͤrder-Gruben hinein gezogen/ und mit Ketten angebunden wor-
den als ſie nun nach ſolchem wider auffs Rauben hinauß gegangen/ hat Cha-
riton nichts anders gethan/ als Gott loben und preiſen/ hat die unverſchene
Verhaͤngnuß Gottes bey ſich ſelbſt erwogen; dem liebreichen himmliſchen
Vatter hoͤchſten Danck geſagt/ und ſich ihme inbruͤnſtiglich befohlen: hat
auch
Drexel.
in Heli-
otr. l. 3. c.
5. §. 2.
Diexel.
in Heli-
otr. l 5. c.
8. §. 3.
Hiſtoria.
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