Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Ein und Dreissigste Geistliche Lection Gedancken/ welche mich entweder zu einer eytelen Frewde oder unfruchtbah-ren Trawrigkeit treiben werden? wie viel Tage wird die Erinnerung derer/ die geschrieben/ die Meinung meines Gemüths von der vorgesetzten Be- schawung abhalten? was wirds mir nutzen/ daß ich die Frewde mit dem Leib verlassen habe/ aber nicht mit dem Hertzen? als er dieses im Gemüth überleget/ hat er beschlossen/ nit allein keinen Brieff zu eröffnen/ sondern auch den Pack nicht/ nemblich/ damit nicht die Meinung seines Geists auff hielte/ wann er der Schreibenden Nahmen erzehlete/ oder sich ihrer Gesichter erinnerte; der- wegen wie er den Pack zugebunden empfangen/ hat er ihn dem Feuer zu bren- nen gegeben/ sagende Gehet hin ihr Gedancken deß Vatterlands/ werdet auch verbrandt/ damit ihr mich nicht wieder dahin zu ziehen versuchet/ welches ich geflohen. Gleich wie auch Theodorus deß H. Pachomii Lehr-Jünger/ die Welt verachtet habe/ ist in dem Leben St Pachomii zulesen. Mehr andere Exempel von der Verachtung der Welt wirst du überall in diesem Buch finden/ welche ich hier vorbey gehe/ damit ich eben dasselbe nicht widerhole. Folge derowegen diesen und jenen nach auff dem Weeg/ damit du mit allen Verachtern der Welt dich mögest frewem im Vatterland. Lebe wol! Die Ein und Dreissigste Geistliche 1. Cor. 12.LECTION Von der Geistlichen Vollkommenheit. 31. AEmulamini charismata meliora: & adhuc excellentio- Eifert aber nach den besten Gaben: So will ich euch Der Erste Theil. 1. GLeich wie von demjenigen/ welcher die schwere Bürden/ Kleider sondern
Die Ein und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection Gedancken/ welche mich entweder zu einer eytelen Frewde oder unfruchtbah-ren Trawrigkeit treiben werden? wie viel Tage wird die Erinnerung derer/ die geſchrieben/ die Meinung meines Gemuͤths von der vorgeſetzten Be- ſchawung abhalten? was wirds mir nutzen/ daß ich die Frewde mit dem Leib verlaſſen habe/ aber nicht mit dem Hertzen? als er dieſes im Gemuͤth uͤberleget/ hat er beſchloſſen/ nit allein keinen Brieff zu eroͤffnen/ ſondern auch den Pack nicht/ nemblich/ damit nicht die Meinung ſeines Geiſts auff hielte/ wann er der Schreibenden Nahmen erzehlete/ oder ſich ihrer Geſichter erinnerte; der- wegen wie er den Pack zugebunden empfangen/ hat er ihn dem Feuer zu bren- nen gegeben/ ſagende Gehet hin ihr Gedancken deß Vatterlands/ werdet auch verbrandt/ damit ihr mich nicht wieder dahin zu ziehen verſuchet/ welches ich geflohen. Gleich wie auch Theodorus deß H. Pachomii Lehr-Juͤnger/ die Welt verachtet habe/ iſt in dem Leben St Pachomii zuleſen. Mehr andere Exempel von der Verachtung der Welt wirſt du uͤberall in dieſem Buch finden/ welche ich hier vorbey gehe/ damit ich eben daſſelbe nicht widerhole. Folge derowegen dieſen und jenen nach auff dem Weeg/ damit du mit allen Verachtern der Welt dich moͤgeſt frewem im Vatterland. Lebe wol! Die Ein und Dreiſſigſte Geiſtliche 1. Cor. 12.LECTION Von der Geiſtlichen Vollkommenheit. 31. Æmulamini chariſmata meliora: & adhuc excellentio- Eifert aber nach den beſten Gaben: So will ich euch Der Erſte Theil. 1. GLeich wie von demjenigen/ welcher die ſchwere Buͤrden/ Kleider ſondern
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Die Ein und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection
Gedancken/ welche mich entweder zu einer eytelen Frewde oder unfruchtbah-
ren Trawrigkeit treiben werden? wie viel Tage wird die Erinnerung derer/
die geſchrieben/ die Meinung meines Gemuͤths von der vorgeſetzten Be-
ſchawung abhalten? was wirds mir nutzen/ daß ich die Frewde mit dem Leib
verlaſſen habe/ aber nicht mit dem Hertzen? als er dieſes im Gemuͤth uͤberleget/
hat er beſchloſſen/ nit allein keinen Brieff zu eroͤffnen/ ſondern auch den Pack
nicht/ nemblich/ damit nicht die Meinung ſeines Geiſts auff hielte/ wann er
der Schreibenden Nahmen erzehlete/ oder ſich ihrer Geſichter erinnerte; der-
wegen wie er den Pack zugebunden empfangen/ hat er ihn dem Feuer zu bren-
nen gegeben/ ſagende Gehet hin ihr Gedancken deß Vatterlands/ werdet auch
verbrandt/ damit ihr mich nicht wieder dahin zu ziehen verſuchet/ welches ich
geflohen. Gleich wie auch Theodorus deß H. Pachomii Lehr-Juͤnger/ die
Welt verachtet habe/ iſt in dem Leben St Pachomii zuleſen. Mehr andere
Exempel von der Verachtung der Welt wirſt du uͤberall in dieſem Buch
finden/ welche ich hier vorbey gehe/ damit ich eben daſſelbe nicht widerhole.
Folge derowegen dieſen und jenen nach auff dem Weeg/ damit du mit allen
Verachtern der Welt dich moͤgeſt frewem im Vatterland. Lebe wol!
Die Ein und Dreiſſigſte Geiſtliche
LECTION
Von der
Geiſtlichen Vollkommenheit.
Æmulamini chariſmata meliora: & adhuc excellentio-
nem meam vobis monſtro.
Eifert aber nach den beſten Gaben: So will ich euch
noch einen fůrtrefflichern Weg zeigen.
Der Erſte Theil.
1. GLeich wie von demjenigen/ welcher die ſchwere Buͤrden/ Kleider
und andere Hindernuͤſſen weglegende ſich entlaſſet/ nicht geſagt
wird daß er auffgeſtiegen/ oder auff dem Gipffel deß Bergs ſeye/
ſondern
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/408>, abgerufen am 16.07.2024. |