Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Drey und Dreissigste Geistliche Lection Die Schlangen seynd deine Laster: zernichte die Schlangen der Bößheit/ sowirst du mehr nach dem Brunnen der Warheit verlangen. Und wiederumb Serm. 3. de Ascens.sagt er: lasset uns nach ihm auffsteigen durch die Laster und unsere Gemüths- Bewegungen. Wir machen ein Leiter auß unsern Lastern/ wann wir die La- ster (durch die Abtödtung) tretten/ dann sie werden uns in die Höhe auff he- ben/ wann sie unter uns seyn werden. Patr. 4. Als einer auß den alten Vättern keine Maß seinen Leib zu tödten hiel- 5. S. Lupi[e]inus hatte in seiner Zellen einen grossen Stein/ welchen wohl cken
Die Drey und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection Die Schlangen ſeynd deine Laſter: zernichte die Schlangen der Boͤßheit/ ſowirſt du mehr nach dem Brunnen der Warheit verlangen. Und wiederumb Serm. 3. de Aſcenſ.ſagt er: laſſet uns nach ihm auffſteigen durch die Laſter und unſere Gemuͤths- Bewegungen. Wir machen ein Leiter auß unſern Laſtern/ wann wir die La- ſter (durch die Abtoͤdtung) tretten/ dann ſie werden uns in die Hoͤhe auff he- ben/ wann ſie unter uns ſeyn werden. Patr. 4. Als einer auß den alten Vaͤttern keine Maß ſeinen Leib zu toͤdten hiel- 5. S. Lupi[e]inus hatte in ſeiner Zellen einen groſſen Stein/ welchen wohl cken
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Die Drey und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection
Die Schlangen ſeynd deine Laſter: zernichte die Schlangen der Boͤßheit/ ſo
wirſt du mehr nach dem Brunnen der Warheit verlangen. Und wiederumb
ſagt er: laſſet uns nach ihm auffſteigen durch die Laſter und unſere Gemuͤths-
Bewegungen. Wir machen ein Leiter auß unſern Laſtern/ wann wir die La-
ſter (durch die Abtoͤdtung) tretten/ dann ſie werden uns in die Hoͤhe auff he-
ben/ wann ſie unter uns ſeyn werden.
Serm. 3.
de
Aſcenſ.
4. Als einer auß den alten Vaͤttern keine Maß ſeinen Leib zu toͤdten hiel-
te/ und deßwegen von andern ermahnet wurde/ dieſe Strengigkeit zu maͤſſi-
gen/ hat er geantwortet: glaubet mir/ Kinder! wann der Orth und Stand
und Beſchaffenheit der ſeeligen im Himmel einen Schmertzen zulieſſe/ und
eines Mißfallens faͤhig waͤre/ ſolte ihnen warhafftig dieß einige am meiſten
leid ſeyn/ daß ſie nicht mehrer und ſchwaͤrere Gelegenheiten ſich abzutoͤdten
geſucht haͤtten. Dieſes iſt den heiligen Maͤnnern nicht unbewuſt geweſen/
welche von dem Geiſt GOttes angeblaſen ſich ſolchen Bußwercken und Ab-
toͤdtungen unterworffen/ daß es geſchienen hat/ daß ſie die menſchliche Kraͤff-
ten weit uͤbertreffeten. Simeon Stylites iſt auff unterſchiedlichen Seulen uͤ-
ber 50. Jahr allezeit geſtanden/ und ein gantzes Jahr nur auff einen Fuß ſte-
hend. S. Moyſes der Mohr iſt 6. Jahr deß Nachts geſtanden/ damit er ſeinen
Schlaff brechete. Siſinius hat 3. Jahr im Grab zugebracht/ Tag und Nacht
niemahls ſitzend/ oder ſich anlehnend oder liegend oder herauß gehend. S. Elpi-
dius hat alle Nacht ſtehend und pſallirend zugebracht mit ſolcher Beſtaͤn-
digkeit/ daß ihn auch kein Scorpion hat bewegen koͤnnen. S. Welphus hat von
ſich ſagen koͤnnen: Jch habe eine Seule geſetzet/ auff welcher ich mit groſſer
Peinigung ohne Fuß-Decke ſtunde: als die Winters-Zeit angekommen/
wurde ich von der harten Kaͤlt alſo gebrennet/ daß die Strenge der Kaͤltemir
oͤffters die Naͤgel auß den Fuͤſſen ſtoſſete/ und in meinem Bart das Waſſer
durch die Kaͤlte zuſammen gefroren als Liecht-Kertzen herunter hienge. So
Zoërardus hat ſo lang eine kupfferne Ketten auff dem bloſen Leib getragen/
biß ſie nach dem verfaulten Fleiſch mit der Haut uͤberzogen war/ und ſolte die-
ſe Marter verborgen geblieben ſeyn/ wo nicht nach dem Todt bey dem Nabel
die Knotten deß bindender. Metalls erſchienen waͤren/ welches/ indem es auß
deß todten Leib gezogen worden/ iſt ein Gethoͤn der außgeſtoſſenen Rippen
gehoͤret worden. Deß jetzt gedachten H. Simeon Stylitæ Fuß mit einer eiſer-
ne Ketten gebunden/ iſt alſo verfaulet/ daß Wuͤrm darauß wuchſen/ welche/
wann ſie ungefehr außfielen/ legte er wieder in die Geſchwaͤre/ ſagend: eſſet/
was euch der Herr gegeben.
Creg.
Turon. l.
8.
Hiſtor.
Franc. c.
15.
Maurus
Epiſ. in
Greg.
Tuton.
ſup. c. 7.
5. S. Lupieinus hatte in ſeiner Zellen einen groſſen Stein/ welchen wohl
nicht zwey Menſchen ſolten auffgehoben haben/ dieſen hat er auff ſeinen Na-
cken
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