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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Abtödtung.
cken gelegt/ und den gantzen Tag getragen in seiner Zellen unter dem Psalmen
singen/ dadurch es geschehen/ daß die Lungen durch die stäts währende Nie-
dertrückung verderbt worden/ und er das Blut häuffig außspeyete: deß
Nachts aber/ als wann der Stein zur Abtödtung nicht gnug wäre/ hat er sei-
nen Stecken/ den er in der Hand zutragen pflegete/ oben mit zweyen Zaun-
Stecken gestützet/ unter das Kinn gesetzet/ damit er seinen Leib niemahls mit
dem Schlaff erquicken könte/ dahero haben viele/ die deß Nachts zu seinerOsber-
nus Mo-
nac in
vita.

Zellen gegangen/ die Music der Engelen gehöret. B. Elphegus, der auß einem
Münch ein Bischoff worden/ ist gewohnet gewesen/ im Frost und Eyß deß
Winters/ wann alle zu Nacht schlaffeten/ mit blosen Füssen/ mit einem eini-
gen Rock bekleidet vom Läger auffzustehen/ außzugehen/ und biß zur Mor-
genröthe dem Gebett abzuwarten. S. Radulphus ein Münch/ psallirte deß
Nachts/ obs gleich der strengste Winter war/ in blosen Füssen und Schen-
ckeln biß es Tag worden. S. Dominicus Loricatus ließ die Kleider nicht über
die Schienbein herab/ damit die Kälte die blosen Füsse verbrennete: was er ü-
ber das für Abtödtungen gebraucht/ kan man unter in seinem Leben sehen. S.Vine.
Bellov.
l. 19. c. 11.
Hieron.
Rubeus
in vita.
Lib. 4.
vit P. P.

Christianus ein Einsidler stunde im winter im kalten Wasser biß zum Halß
eingetuncket/ darnach schluge er sich biß die Ruthen zerrissen. S. Petrus Dami-
anus
ist gegen die Hitze der Geylheit deß Nachts vom Bett auffgestanden/ und
sich ins Wasser getuncket/ alß er gantz kalt worden und herauß gegangen/ hat
er sich nicht ins Bett/ sondern ins Gebett begeben. S. Orientius ein Einsidler
hat alle Tage im katten Wasser biß zum Nabel stehend deß Davids Psalmen
außgebettet/ welcher Abdödtung hat sich nicht auch S. Edmundus, Bi-
schoff zu Cantuarien unterworffen? dieser gebrauchte nicht allein härineOvid.
Surius in
ejus vita.

Gürtel/ sondern auch härine Hosen: er war mit Brod allein und mit einer
schlechten Speiß zu frieden/ er aß noch Fisch noch Fleich: den Durst leidete
er so weit/ daß die Lefftzen zersprungen: umb nächtliche Ruhe zu nehmen ge-
brauchte er noch Leinlacher/ noch Decken/ noch Haubt-Küssen/ sonder er sasse
mit seinen eigenen Kleidern bedecket/ und dieß setzte er fort 30. Jahr/ als er
auch zur Würde deß Ertz-Bischtumbs erhoben gewesen. Ferner alle Arten
der Abtödtungen fürzubringen/ was solte dieß für ein Last seyn?

6. Nichts desto weniger/ damit nicht einer meine/ daß dergleichen bey je-
tziger Zeit nicht könne gethan werden/ will ich einen Mann fürstellen/ welcher
in diesen Zeiten so streng gelebt/ daß er schiene die StrengigkeitIn ejus
vita quae
habetur
in Ere.
mo Aug.

der alten Vätter übertroffen zu haben/ und ist solcher unser Johan-
nes von S. Guillelmo, dieser in den hitzigsten Ländern wohnende
gieng im Sommer mit entblösetem Haubt in der Sonnen; im Winter

aber
E e e 2

Von der Abtoͤdtung.
cken gelegt/ und den gantzen Tag getragen in ſeiner Zellen unter dem Pſalmen
ſingen/ dadurch es geſchehen/ daß die Lungen durch die ſtaͤts waͤhrende Nie-
dertruͤckung verderbt worden/ und er das Blut haͤuffig außſpeyete: deß
Nachts aber/ als wann der Stein zur Abtoͤdtung nicht gnug waͤre/ hat er ſei-
nen Stecken/ den er in der Hand zutragen pflegete/ oben mit zweyen Zaun-
Stecken geſtuͤtzet/ unter das Kinn geſetzet/ damit er ſeinen Leib niemahls mit
dem Schlaff erquicken koͤnte/ dahero haben viele/ die deß Nachts zu ſeinerOsber-
nus Mo-
nac in
vita.

Zellen gegangen/ die Muſic der Engelen gehoͤret. B. Elphegus, der auß einem
Muͤnch ein Biſchoff worden/ iſt gewohnet geweſen/ im Froſt und Eyß deß
Winters/ wann alle zu Nacht ſchlaffeten/ mit bloſen Fuͤſſen/ mit einem eini-
gen Rock bekleidet vom Laͤger auffzuſtehen/ außzugehen/ und biß zur Mor-
genroͤthe dem Gebett abzuwarten. S. Radulphus ein Muͤnch/ pſallirte deß
Nachts/ obs gleich der ſtrengſte Winter war/ in bloſen Fuͤſſen und Schen-
ckeln biß es Tag worden. S. Dominicus Loricatus ließ die Kleider nicht uͤber
die Schienbein herab/ damit die Kaͤlte die bloſen Fuͤſſe verbrennete: was er uͤ-
ber das fuͤr Abtoͤdtungen gebraucht/ kan man unter in ſeinem Leben ſehen. S.Vine.
Bellov.
l. 19. c. 11.
Hieron.
Rubeus
in vita.
Lib. 4.
vit P. P.

Chriſtianus ein Einſidler ſtunde im winter im kalten Waſſer biß zum Halß
eingetuncket/ darnach ſchluge er ſich biß die Ruthen zerriſſen. S. Petrus Dami-
anus
iſt gegen die Hitze der Geylheit deß Nachts vom Bett auffgeſtandẽ/ und
ſich ins Waſſer getuncket/ alß er gantz kalt worden und herauß gegangen/ hat
er ſich nicht ins Bett/ ſondern ins Gebett begeben. S. Orientius ein Einſidler
hat alle Tage im katten Waſſer biß zum Nabel ſtehend deß Davids Pſalmen
außgebettet/ welcher Abdoͤdtung hat ſich nicht auch S. Edmundus, Bi-
ſchoff zu Cantuarien unterworffen? dieſer gebrauchte nicht allein haͤrineOvid.
Surius in
ejus vita.

Guͤrtel/ ſondern auch haͤrine Hoſen: er war mit Brod allein und mit einer
ſchlechten Speiß zu frieden/ er aß noch Fiſch noch Fleich: den Durſt leidete
er ſo weit/ daß die Lefftzen zerſprungen: umb naͤchtliche Ruhe zu nehmen ge-
brauchte er noch Leinlacher/ noch Decken/ noch Haubt-Kuͤſſen/ ſonder er ſaſſe
mit ſeinen eigenen Kleidern bedecket/ und dieß ſetzte er fort 30. Jahr/ als er
auch zur Wuͤrde deß Ertz-Biſchtumbs erhoben geweſen. Ferner alle Arten
der Abtoͤdtungen fuͤrzubringen/ was ſolte dieß fuͤr ein Laſt ſeyn?

6. Nichts deſto weniger/ damit nicht einer meine/ daß dergleichen bey je-
tziger Zeit nicht koͤnne gethan werden/ will ich einen Mann fuͤrſtellen/ welcher
in dieſen Zeiten ſo ſtreng gelebt/ daß er ſchiene die StrengigkeitIn ejus
vita quæ
habetur
in Ere.
mo Aug.

der alten Vaͤtter uͤbertroffen zu haben/ und iſt ſolcher unſer Johan-
nes von S. Guillelmo, dieſer in den hitzigſten Laͤndern wohnende
gieng im Sommer mit entbloͤſetem Haubt in der Sonnen; im Winter

aber
E e e 2
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[403/0431] Von der Abtoͤdtung. cken gelegt/ und den gantzen Tag getragen in ſeiner Zellen unter dem Pſalmen ſingen/ dadurch es geſchehen/ daß die Lungen durch die ſtaͤts waͤhrende Nie- dertruͤckung verderbt worden/ und er das Blut haͤuffig außſpeyete: deß Nachts aber/ als wann der Stein zur Abtoͤdtung nicht gnug waͤre/ hat er ſei- nen Stecken/ den er in der Hand zutragen pflegete/ oben mit zweyen Zaun- Stecken geſtuͤtzet/ unter das Kinn geſetzet/ damit er ſeinen Leib niemahls mit dem Schlaff erquicken koͤnte/ dahero haben viele/ die deß Nachts zu ſeiner Zellen gegangen/ die Muſic der Engelen gehoͤret. B. Elphegus, der auß einem Muͤnch ein Biſchoff worden/ iſt gewohnet geweſen/ im Froſt und Eyß deß Winters/ wann alle zu Nacht ſchlaffeten/ mit bloſen Fuͤſſen/ mit einem eini- gen Rock bekleidet vom Laͤger auffzuſtehen/ außzugehen/ und biß zur Mor- genroͤthe dem Gebett abzuwarten. S. Radulphus ein Muͤnch/ pſallirte deß Nachts/ obs gleich der ſtrengſte Winter war/ in bloſen Fuͤſſen und Schen- ckeln biß es Tag worden. S. Dominicus Loricatus ließ die Kleider nicht uͤber die Schienbein herab/ damit die Kaͤlte die bloſen Fuͤſſe verbrennete: was er uͤ- ber das fuͤr Abtoͤdtungen gebraucht/ kan man unter in ſeinem Leben ſehen. S. Chriſtianus ein Einſidler ſtunde im winter im kalten Waſſer biß zum Halß eingetuncket/ darnach ſchluge er ſich biß die Ruthen zerriſſen. S. Petrus Dami- anus iſt gegen die Hitze der Geylheit deß Nachts vom Bett auffgeſtandẽ/ und ſich ins Waſſer getuncket/ alß er gantz kalt worden und herauß gegangen/ hat er ſich nicht ins Bett/ ſondern ins Gebett begeben. S. Orientius ein Einſidler hat alle Tage im katten Waſſer biß zum Nabel ſtehend deß Davids Pſalmen außgebettet/ welcher Abdoͤdtung hat ſich nicht auch S. Edmundus, Bi- ſchoff zu Cantuarien unterworffen? dieſer gebrauchte nicht allein haͤrine Guͤrtel/ ſondern auch haͤrine Hoſen: er war mit Brod allein und mit einer ſchlechten Speiß zu frieden/ er aß noch Fiſch noch Fleich: den Durſt leidete er ſo weit/ daß die Lefftzen zerſprungen: umb naͤchtliche Ruhe zu nehmen ge- brauchte er noch Leinlacher/ noch Decken/ noch Haubt-Kuͤſſen/ ſonder er ſaſſe mit ſeinen eigenen Kleidern bedecket/ und dieß ſetzte er fort 30. Jahr/ als er auch zur Wuͤrde deß Ertz-Biſchtumbs erhoben geweſen. Ferner alle Arten der Abtoͤdtungen fuͤrzubringen/ was ſolte dieß fuͤr ein Laſt ſeyn? Osber- nus Mo- nac in vita. Vine. Bellov. l. 19. c. 11. Hieron. Rubeus in vita. Lib. 4. vit P. P. Ovid. Surius in ejus vita. 6. Nichts deſto weniger/ damit nicht einer meine/ daß dergleichen bey je- tziger Zeit nicht koͤnne gethan werden/ will ich einen Mann fuͤrſtellen/ welcher in dieſen Zeiten ſo ſtreng gelebt/ daß er ſchiene die Strengigkeit der alten Vaͤtter uͤbertroffen zu haben/ und iſt ſolcher unſer Johan- nes von S. Guillelmo, dieſer in den hitzigſten Laͤndern wohnende gieng im Sommer mit entbloͤſetem Haubt in der Sonnen; im Winter aber In ejus vita quæ habetur in Ere. mo Aug. E e e 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/431>, abgerufen am 22.11.2024.