Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Fünff und Dreyssigste Geistliche Lection und zwar dem allerhöchsten Gut sich erfrewen: also ist auch die Glückseelig-keit deren/ die sich dem Willen GOTTES gäntzlich ergeben haben/ und in dem göttlichen Wohlgefallen sänfftiglich ruhen/ überauß/ ja unbeschreib- lich groß. Dahero weissaget recht und wohl von diesen der Königliche Pro- Ps. 82. v. 5.phet mit folgenden Worten: Seelig seynd/ O Herr/ die in deinem Hauß wohnen/ sie werden dich in alle Ewigkeit loben. So hat dann Gott sehr vernünfftlich gehandelt/ sagt der obgemeldte Laurentius, daß er die Gnad deß geistlichen Stands dem Menschen verborgen hat; da- mit nicht dieselbige in Erkäntnuß dieser Glückseeligkeit/ alle zu den Clöstern Engelgr. de Com. Confess.lauffen möchten: dieser Meinung stimmet auch bey die H. Scholastica, wel- che zu sagen pflegte; daß/ wann die annehmliche Süssigkeit/ so GOtt seinen Dienern verbirgt/ den Weltlichen kundbahr wäre/ die Clöster allen denen/ so Gott dienen wolten/ viel zu eng seyn würden. 2. Dieses bekräfftiget uns nicht wenig der fromme Kayser Carl der fünff- pflogener
Die Fuͤnff und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection und zwar dem allerhoͤchſten Gut ſich erfrewen: alſo iſt auch die Gluͤckſeelig-keit deren/ die ſich dem Willen GOTTES gaͤntzlich ergeben haben/ und in dem goͤttlichen Wohlgefallen ſaͤnfftiglich ruhen/ uͤberauß/ ja unbeſchreib- lich groß. Dahero weiſſaget recht und wohl von dieſen der Koͤnigliche Pro- Pſ. 82. v. 5.phet mit folgenden Worten: Seelig ſeynd/ O Herr/ die in deinem Hauß wohnen/ ſie werden dich in alle Ewigkeit loben. So hat dann Gott ſehr vernuͤnfftlich gehandelt/ ſagt der obgemeldte Laurentius, daß er die Gnad deß geiſtlichen Stands dem Menſchen verborgen hat; da- mit nicht dieſelbige in Erkaͤntnuß dieſer Gluͤckſeeligkeit/ alle zu den Cloͤſtern Engelgr. de Com. Confeſſ.lauffen moͤchten: dieſer Meinung ſtimmet auch bey die H. Scholaſtica, wel- che zu ſagen pflegte; daß/ wann die annehmliche Suͤſſigkeit/ ſo GOtt ſeinen Dienern verbirgt/ den Weltlichen kundbahr waͤre/ die Cloͤſter allen denen/ ſo Gott dienen wolten/ viel zu eng ſeyn wuͤrden. 2. Dieſes bekraͤfftiget uns nicht wenig der fromme Kayſer Carl der fuͤnff- pflogener
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Die Fuͤnff und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection
und zwar dem allerhoͤchſten Gut ſich erfrewen: alſo iſt auch die Gluͤckſeelig-
keit deren/ die ſich dem Willen GOTTES gaͤntzlich ergeben haben/ und
in dem goͤttlichen Wohlgefallen ſaͤnfftiglich ruhen/ uͤberauß/ ja unbeſchreib-
lich groß. Dahero weiſſaget recht und wohl von dieſen der Koͤnigliche Pro-
phet mit folgenden Worten: Seelig ſeynd/ O Herr/ die in deinem
Hauß wohnen/ ſie werden dich in alle Ewigkeit loben. So
hat dann Gott ſehr vernuͤnfftlich gehandelt/ ſagt der obgemeldte Laurentius,
daß er die Gnad deß geiſtlichen Stands dem Menſchen verborgen hat; da-
mit nicht dieſelbige in Erkaͤntnuß dieſer Gluͤckſeeligkeit/ alle zu den Cloͤſtern
lauffen moͤchten: dieſer Meinung ſtimmet auch bey die H. Scholaſtica, wel-
che zu ſagen pflegte; daß/ wann die annehmliche Suͤſſigkeit/ ſo GOtt ſeinen
Dienern verbirgt/ den Weltlichen kundbahr waͤre/ die Cloͤſter allen denen/ ſo
Gott dienen wolten/ viel zu eng ſeyn wuͤrden.
Pſ. 82. v. 5.
Engelgr.
de Com.
Confeſſ.
2. Dieſes bekraͤfftiget uns nicht wenig der fromme Kayſer Carl der fuͤnff-
te/ ſo da gern geſtanden/ daß er in ſeiner eintzigen geiſtlichen Ubung im Cloſter
deß Heil. Hieronymi in einem Tag mehr hertzlicher Vergnuͤgung/ und
auffrichtiger Frewde genoſſen/ als er auß allen Hoff-Wolluͤſten/ und allen
Siegen und Triumphen jemahl geſchoͤpffet habe. Suatocopius ein Koͤnig
in Boͤhmen und Maͤhren iſt vom Kayſer Arnulpho in einer Schlacht uͤber-
wunden worden; und nachdem er ſich kaum mit der Flucht ſalvirt hat; iſt er
in die Wuͤſten gangen/ und hat daſelbſt unter den Einſidlern die uͤbrige Zeit
ſeines Lebens zugebracht: da er nun zum Sterben kommen/ hat er den umb-
ſtehenden bekennet/ wer er ſeye/ und mit vielen Zaͤhren betauret/ daß alle
Gluͤckſeeligkeiten der irrdiſchen Koͤnigreichen der annehmlichen Ruhe und
Frewde der Einſambkeit billig weichen muͤſten: er habe in der Wuͤſten ein
wahres und lebwuͤrdiges/ in den Wuͤrden aber ein wuͤſtes und todtes Leben
gefuͤhret. Der Heil. Romualdus ſpricht alſo bey ſeinen zum End gefuͤhrten
Leb-Zeiten: Jch hab hundert Jahr im geiſtlichen Stand ge-
lebt/ und zwar in der groͤſten Strenge: zwantzig Jahr hab
ich in der Welt gelebt: aber/ ach wie lang und armſelig iſt
mir dieſe Zeit gefallen; und hergegen/ wie kurtz und an-
nehmlich iſt mir die Zeit meines geiſtlichen Wandels vor-
kommen! So ſagt dann recht und abermahl recht der ſeelige Laurentius
Juſtinianus, niemand kan der Gebuͤhr nach beſchreiben/ in was Frieden lebe/
mit was vor geiſtlichen Wolluͤſten erquicket; und mit wie herrlichem und
goͤttlichem Glantz der jenige taͤglich erleuchtet werde/ welcher mit vorher ge-
pflogener
Id. ibid.
Id ibid.
In lib. de
Obed. c.
18.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/454>, abgerufen am 16.07.2024. |