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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Deß innerlichen Gebetts.
vorhero/ ehe du betrachten wilst/ lese du dir die Betrachtung vor/ nach dem
Rath deß H. Jgnatii: diese überlesene Betrachtung vertheile dir in drey
kurtz zusammen gezogene Puncten/ lerne selbige außwendiglich; und verges-
se nicht/ die Gnad und Hülff deß H. Geistes anzuruffen/ auff daß dir deine
Betrachtung immer besser und besser gedeyhen möge. Damit du aber in
der obangezogener Vertheilung der Puncten richtig verfahren mögest; so
kanstu dich folgender Art gebrauchen. Zum Exempel/ in der Betrachtung

Von einem Heiligen.

Erstlich kanstu bey dir erwegen/ welcher Gestalt GOtt diesen N. sei-
nen Diener erwehlet habe; wie er selbigen beruffen/ gerechtfertiget/ und zu
grosser Heiligkeit habe gereichen lassen. Zweytens wie dieser außerwähl-
te GOttes sich dessen Gnade gebraucht und mitgewirckt habe; durch welche
Mittel/ und durch welche Tugenden zum meisten. Drittens wie der
liebreiche GOtt denselben belohnet und geehret habe in diesem Zeitlichen
durch grosse Gaaben und Wunderwerck: im todt mit sonderbahrem Trost
und Zufriedenheit: und im andern ewigen Leben mit der Kron der Glory/
und erfreuligen Gesellschafft aller Außerwählten.

Jn der Betrachtung

Von einer Tugend oder Laster.

Erstlich überlege die Natur/ die Eigenschafften und Würckungen der
Tugend oder Laster: und was du für Hülff von der Gnad GOttes zu hof-
fen habest: was für ein Licht/ was für Antriebe und Gelegenheiten/ diese Tu-
gend zu üben/ oder dieses Laster zu fliehen und zu bessern/ dir an die Hand ge-
gegeben werden. Zweytens was massen Christus/ die Allerseeligste
Jungfrau Maria/ oder andere Heilige/ diese oder jene Tugend geübet: oder
wie selbige die Würckungen dieses oder jenen Fehlers gemeidet haben;
und welcher Gestalt sie müssen gemeidet werden. Drittens betrachte
die Antreibungen/ wie sie beschaffen seyen: Exempel Weiß: deren grossen
Nutzen/ so auß Ubung der Tugend: und den Schaden/ der auß dem Laster
entstehen wird/ so wohl im Leben/ als im Todt/ und nach diesen beyden/ in
der Ewigkeit.

Jn der Betrachtung

Von der Regul oder einem andern gemeinen Werck.

Erstlich Schaue zu/ zu was End die Regul gemacht; was sie bedeute/
und wie sie zu verstehen seye: auff welche Manier du dieses Werck vollkom-

ment-
N n n 2

Deß innerlichen Gebetts.
vorhero/ ehe du betrachten wilſt/ leſe du dir die Betrachtung vor/ nach dem
Rath deß H. Jgnatii: dieſe uͤberleſene Betrachtung vertheile dir in drey
kurtz zuſammen gezogene Puncten/ lerne ſelbige außwendiglich; und vergeſ-
ſe nicht/ die Gnad und Huͤlff deß H. Geiſtes anzuruffen/ auff daß dir deine
Betrachtung immer beſſer und beſſer gedeyhen moͤge. Damit du aber in
der obangezogener Vertheilung der Puncten richtig verfahren moͤgeſt; ſo
kanſtu dich folgender Art gebrauchen. Zum Exempel/ in der Betrachtung

Von einem Heiligen.

Erſtlich kanſtu bey dir erwegen/ welcher Geſtalt GOtt dieſen N. ſei-
nen Diener erwehlet habe; wie er ſelbigen beruffen/ gerechtfertiget/ und zu
groſſer Heiligkeit habe gereichen laſſen. Zweytens wie dieſer außerwaͤhl-
te GOttes ſich deſſen Gnade gebraucht und mitgewirckt habe; durch welche
Mittel/ und durch welche Tugenden zum meiſten. Drittens wie der
liebreiche GOtt denſelben belohnet und geehret habe in dieſem Zeitlichen
durch groſſe Gaaben und Wunderwerck: im todt mit ſonderbahrem Troſt
und Zufriedenheit: und im andern ewigen Leben mit der Kron der Glory/
und erfreuligen Geſellſchafft aller Außerwaͤhlten.

Jn der Betrachtung

Von einer Tugend oder Laſter.

Erſtlich uͤberlege die Natur/ die Eigenſchafften und Wuͤrckungen der
Tugend oder Laſter: und was du fuͤr Huͤlff von der Gnad GOttes zu hof-
fen habeſt: was fuͤr ein Licht/ was fuͤr Antriebe und Gelegenheiten/ dieſe Tu-
gend zu uͤben/ oder dieſes Laſter zu fliehen und zu beſſern/ dir an die Hand ge-
gegeben werden. Zweytens was maſſen Chriſtus/ die Allerſeeligſte
Jungfrau Maria/ oder andere Heilige/ dieſe oder jene Tugend geuͤbet: oder
wie ſelbige die Wuͤrckungen dieſes oder jenen Fehlers gemeidet haben;
und welcher Geſtalt ſie muͤſſen gemeidet werden. Drittens betrachte
die Antreibungen/ wie ſie beſchaffen ſeyen: Exempel Weiß: deren groſſen
Nutzen/ ſo auß Ubung der Tugend: und den Schaden/ der auß dem Laſter
entſtehen wird/ ſo wohl im Leben/ als im Todt/ und nach dieſen beyden/ in
der Ewigkeit.

Jn der Betrachtung

Von der Regul oder einem andern gemeinen Werck.

Erſtlich Schaue zu/ zu was End die Regul gemacht; was ſie bedeute/
und wie ſie zu verſtehen ſeye: auff welche Manier du dieſes Werck vollkom-

ment-
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[467/0495] Deß innerlichen Gebetts. vorhero/ ehe du betrachten wilſt/ leſe du dir die Betrachtung vor/ nach dem Rath deß H. Jgnatii: dieſe uͤberleſene Betrachtung vertheile dir in drey kurtz zuſammen gezogene Puncten/ lerne ſelbige außwendiglich; und vergeſ- ſe nicht/ die Gnad und Huͤlff deß H. Geiſtes anzuruffen/ auff daß dir deine Betrachtung immer beſſer und beſſer gedeyhen moͤge. Damit du aber in der obangezogener Vertheilung der Puncten richtig verfahren moͤgeſt; ſo kanſtu dich folgender Art gebrauchen. Zum Exempel/ in der Betrachtung Von einem Heiligen. Erſtlich kanſtu bey dir erwegen/ welcher Geſtalt GOtt dieſen N. ſei- nen Diener erwehlet habe; wie er ſelbigen beruffen/ gerechtfertiget/ und zu groſſer Heiligkeit habe gereichen laſſen. Zweytens wie dieſer außerwaͤhl- te GOttes ſich deſſen Gnade gebraucht und mitgewirckt habe; durch welche Mittel/ und durch welche Tugenden zum meiſten. Drittens wie der liebreiche GOtt denſelben belohnet und geehret habe in dieſem Zeitlichen durch groſſe Gaaben und Wunderwerck: im todt mit ſonderbahrem Troſt und Zufriedenheit: und im andern ewigen Leben mit der Kron der Glory/ und erfreuligen Geſellſchafft aller Außerwaͤhlten. Jn der Betrachtung Von einer Tugend oder Laſter. Erſtlich uͤberlege die Natur/ die Eigenſchafften und Wuͤrckungen der Tugend oder Laſter: und was du fuͤr Huͤlff von der Gnad GOttes zu hof- fen habeſt: was fuͤr ein Licht/ was fuͤr Antriebe und Gelegenheiten/ dieſe Tu- gend zu uͤben/ oder dieſes Laſter zu fliehen und zu beſſern/ dir an die Hand ge- gegeben werden. Zweytens was maſſen Chriſtus/ die Allerſeeligſte Jungfrau Maria/ oder andere Heilige/ dieſe oder jene Tugend geuͤbet: oder wie ſelbige die Wuͤrckungen dieſes oder jenen Fehlers gemeidet haben; und welcher Geſtalt ſie muͤſſen gemeidet werden. Drittens betrachte die Antreibungen/ wie ſie beſchaffen ſeyen: Exempel Weiß: deren groſſen Nutzen/ ſo auß Ubung der Tugend: und den Schaden/ der auß dem Laſter entſtehen wird/ ſo wohl im Leben/ als im Todt/ und nach dieſen beyden/ in der Ewigkeit. Jn der Betrachtung Von der Regul oder einem andern gemeinen Werck. Erſtlich Schaue zu/ zu was End die Regul gemacht; was ſie bedeute/ und wie ſie zu verſtehen ſeye: auff welche Manier du dieſes Werck vollkom- ment- N n n 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/495>, abgerufen am 22.11.2024.