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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Deß innerlichen Gebetts.

Die Freud wird erweckt auß erwegung der Göttlichen Majestät
und Herrligkeit/ welche ihrem GOtt und HErrn alle Creaturen zu geben
schuldig seynd: und das zwarn auff folgende/ oder dergleichen andere Weiß.
O mein Gott! du bist/ der du bist: und dieses gefallet mir sonderlich/ und
bin darüber höchstens erfreuet; daß du bist/ wer du bist/ unendlich/ vollkom-
men in der Weißheit/ in der Macht und Gütte. Dieß kan ich am besten
außsprechen durch die Wort deß Liebenden: wann du/ mein GOtt/ wärest
Augustinus; und ich Augustinus wäre GOtt: so wolte ich GOtt/ daß du
Augustinuß wärest GOtt: so wohl gefallet mir/ daß du bist du. Dahero
frohlocket mein Hertz und mein Fleisch in dir meinem lebendigen GOTT.
Jch springe für Freuden auß mir hinauß/ mein GOtt und HErr/ damit ich
komme zu dir.

Die Zerknirschung wird hervor gebracht auß Betrachtung der Grob-
und Bößheit einer jeden Sünde; auß Erwegung der verdienten Straffen/
der verlohrnen Güter; der vielfältigen Schmertzen/ welche Christus zur
Außtilgung derselben erlitten; der letzten von GOtt empfangenen Gna-
den/ &c. Auff folgende Weiß: Mein GOtt/ der du bist die allerhöch-
ste Gütigkeit/ und verdienest nicht allein von allen Creaturen; sondern auch
von dir selbst allein geliebet zu werden: mir ist von Hertzen Leyd/ daß ich
dich so unverschämbter Weiß erzürnet hab. Es ist mir leyd/ nicht darumb/
daß ich förchte/ sonderen weil ich liebe. Wann ich durch Vergiessung
meines Bluts kan machen/ daß du nicht beleidiget bist; siehe/ hier bin ich/ zer-
reisse mich: mein Hertz ist bereit/ mein Gott und Herr. Kan auch meine
Sünd durch die höllische Peinen vernichtiget werden; siehe/ da hastu mich:
kein Peyn in der Höllen ist/ die ich nicht verdienet hab. Sollestu anjetzo
sehen/ mein Gott/ der du alles sehest/ daß ich dich auch nach vielen Jahren er-
zürnen werde; so nehme mich lieber in diesem Augenblick/ auch durch den
erschröckligsten Todt hinweg/ als daß du zulassest/ daß ich biß zu solcher un-
glückseligen Zeit lebe.

Das Mit-Leiden wird erweckt auß der Gedächtnuß der bitteren
Schmertzen Christi/ auß der Blindheit/ Gefahr und der Straffen der zu
Grund eilenden Seelen/ welche durch das Blut Christi erlöset seynd &c.
Dieses Mit-Leiden muß geübet werden/ erstlich/ daß du mit deinem so un-
schüldigen Herren/ der umb deinetwillen so schmälich und bitterlich herge-
nommen wird/ ein hertzliches Mit-Leiden tragest/ und dir die jenige Ursachen
deß so grausamben Leidens/ als da seynd deine und anderer Sünden/ leid
seyen: zum anderen/ daß dich der Untergang so vieler Seelen betrübe: und

drittens
O o o
Deß innerlichen Gebetts.

Die Freud wird erweckt auß erwegung der Goͤttlichen Majeſtaͤt
und Herrligkeit/ welche ihrem GOtt und HErrn alle Creaturen zu geben
ſchuldig ſeynd: und das zwarn auff folgende/ oder dergleichen andere Weiß.
O mein Gott! du biſt/ der du biſt: und dieſes gefallet mir ſonderlich/ und
bin daruͤber hoͤchſtens erfreuet; daß du biſt/ wer du biſt/ unendlich/ vollkom-
men in der Weißheit/ in der Macht und Guͤtte. Dieß kan ich am beſten
außſprechen durch die Wort deß Liebenden: wann du/ mein GOtt/ waͤreſt
Auguſtinus; und ich Auguſtinus waͤre GOtt: ſo wolte ich GOtt/ daß du
Auguſtinuß waͤreſt GOtt: ſo wohl gefallet mir/ daß du biſt du. Dahero
frohlocket mein Hertz und mein Fleiſch in dir meinem lebendigen GOTT.
Jch ſpringe fuͤr Freuden auß mir hinauß/ mein GOtt und HErr/ damit ich
komme zu dir.

Die Zerknirſchung wird hervor gebracht auß Betrachtung der Grob-
und Boͤßheit einer jeden Suͤnde; auß Erwegung der verdienten Straffen/
der verlohrnen Guͤter; der vielfaͤltigen Schmertzen/ welche Chriſtus zur
Außtilgung derſelben erlitten; der letzten von GOtt empfangenen Gna-
den/ &c. Auff folgende Weiß: Mein GOtt/ der du biſt die allerhoͤch-
ſte Guͤtigkeit/ und verdieneſt nicht allein von allen Creaturen; ſondern auch
von dir ſelbſt allein geliebet zu werden: mir iſt von Hertzen Leyd/ daß ich
dich ſo unverſchaͤmbter Weiß erzuͤrnet hab. Es iſt mir leyd/ nicht darumb/
daß ich foͤrchte/ ſonderen weil ich liebe. Wann ich durch Vergieſſung
meines Bluts kan machen/ daß du nicht beleidiget biſt; ſiehe/ hier bin ich/ zer-
reiſſe mich: mein Hertz iſt bereit/ mein Gott und Herr. Kan auch meine
Suͤnd durch die hoͤlliſche Peinen vernichtiget werden; ſiehe/ da haſtu mich:
kein Peyn in der Hoͤllen iſt/ die ich nicht verdienet hab. Solleſtu anjetzo
ſehen/ mein Gott/ der du alles ſeheſt/ daß ich dich auch nach vielen Jahren er-
zuͤrnen werde; ſo nehme mich lieber in dieſem Augenblick/ auch durch den
erſchroͤckligſten Todt hinweg/ als daß du zulaſſeſt/ daß ich biß zu ſolcher un-
gluͤckſeligen Zeit lebe.

Das Mit-Leiden wird erweckt auß der Gedaͤchtnuß der bitteren
Schmertzen Chriſti/ auß der Blindheit/ Gefahr und der Straffen der zu
Grund eilenden Seelen/ welche durch das Blut Chriſti erloͤſet ſeynd &c.
Dieſes Mit-Leiden muß geuͤbet werden/ erſtlich/ daß du mit deinem ſo un-
ſchuͤldigen Herren/ der umb deinetwillen ſo ſchmaͤlich und bitterlich herge-
nommen wird/ ein hertzliches Mit-Leiden trageſt/ und dir die jenige Urſachen
deß ſo grauſamben Leidens/ als da ſeynd deine und anderer Suͤnden/ leid
ſeyen: zum anderen/ daß dich der Untergang ſo vieler Seelen betruͤbe: und

drittens
O o o
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[473/0501] Deß innerlichen Gebetts. Die Freud wird erweckt auß erwegung der Goͤttlichen Majeſtaͤt und Herrligkeit/ welche ihrem GOtt und HErrn alle Creaturen zu geben ſchuldig ſeynd: und das zwarn auff folgende/ oder dergleichen andere Weiß. O mein Gott! du biſt/ der du biſt: und dieſes gefallet mir ſonderlich/ und bin daruͤber hoͤchſtens erfreuet; daß du biſt/ wer du biſt/ unendlich/ vollkom- men in der Weißheit/ in der Macht und Guͤtte. Dieß kan ich am beſten außſprechen durch die Wort deß Liebenden: wann du/ mein GOtt/ waͤreſt Auguſtinus; und ich Auguſtinus waͤre GOtt: ſo wolte ich GOtt/ daß du Auguſtinuß waͤreſt GOtt: ſo wohl gefallet mir/ daß du biſt du. Dahero frohlocket mein Hertz und mein Fleiſch in dir meinem lebendigen GOTT. Jch ſpringe fuͤr Freuden auß mir hinauß/ mein GOtt und HErr/ damit ich komme zu dir. Die Zerknirſchung wird hervor gebracht auß Betrachtung der Grob- und Boͤßheit einer jeden Suͤnde; auß Erwegung der verdienten Straffen/ der verlohrnen Guͤter; der vielfaͤltigen Schmertzen/ welche Chriſtus zur Außtilgung derſelben erlitten; der letzten von GOtt empfangenen Gna- den/ &c. Auff folgende Weiß: Mein GOtt/ der du biſt die allerhoͤch- ſte Guͤtigkeit/ und verdieneſt nicht allein von allen Creaturen; ſondern auch von dir ſelbſt allein geliebet zu werden: mir iſt von Hertzen Leyd/ daß ich dich ſo unverſchaͤmbter Weiß erzuͤrnet hab. Es iſt mir leyd/ nicht darumb/ daß ich foͤrchte/ ſonderen weil ich liebe. Wann ich durch Vergieſſung meines Bluts kan machen/ daß du nicht beleidiget biſt; ſiehe/ hier bin ich/ zer- reiſſe mich: mein Hertz iſt bereit/ mein Gott und Herr. Kan auch meine Suͤnd durch die hoͤlliſche Peinen vernichtiget werden; ſiehe/ da haſtu mich: kein Peyn in der Hoͤllen iſt/ die ich nicht verdienet hab. Solleſtu anjetzo ſehen/ mein Gott/ der du alles ſeheſt/ daß ich dich auch nach vielen Jahren er- zuͤrnen werde; ſo nehme mich lieber in dieſem Augenblick/ auch durch den erſchroͤckligſten Todt hinweg/ als daß du zulaſſeſt/ daß ich biß zu ſolcher un- gluͤckſeligen Zeit lebe. Das Mit-Leiden wird erweckt auß der Gedaͤchtnuß der bitteren Schmertzen Chriſti/ auß der Blindheit/ Gefahr und der Straffen der zu Grund eilenden Seelen/ welche durch das Blut Chriſti erloͤſet ſeynd &c. Dieſes Mit-Leiden muß geuͤbet werden/ erſtlich/ daß du mit deinem ſo un- ſchuͤldigen Herren/ der umb deinetwillen ſo ſchmaͤlich und bitterlich herge- nommen wird/ ein hertzliches Mit-Leiden trageſt/ und dir die jenige Urſachen deß ſo grauſamben Leidens/ als da ſeynd deine und anderer Suͤnden/ leid ſeyen: zum anderen/ daß dich der Untergang ſo vieler Seelen betruͤbe: und drittens O o o

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/501>, abgerufen am 22.11.2024.