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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Sacramentalischen Beicht.
und einfältige Beichts-Vätter und Seelen-Artzen zu erwehlen pflegen;
und hergegen/ wann der Leib erkräncket/ die aller beste und erfahrenste Medi-
cos gebrauchen. Höre nun hiervon die erschröckliche Geschicht/ so sich in
Welschland zugetragen/ und von P. Philippo D'outreman erzehlet wird.
Ein sicher Edelman in Jtalien ware dem ungerechten Wucher zugethan/
daß er auch dieserthalben bey jederman beruchtiget/ und übel gelitten wurde:In Pae-
dag. t. 1. p.
2. c. 14.
Historia.

da selbiger bey seinem Pfarrer so wohl/ als bey den Patribus der Societet Je-
su und anderen Geistlichen die absolution lang umbsonst begehret; hat er
endlich einen Kloster-Geistlichen gefunden der in sein Begehren gewilliget/
und ihnen von seinen Sünden so offt er gebeichtet/ loßgesprochen/ in Mei-
nung/ daß die andere Priester/ so ihme die Absolution geweigert/ gar zu
schrupuloß seyen. Dieser Gewissens-Richter ware dem Wücher sehr an-
genehm/ und wurde dahero von selbigem öffters sehr wohl und freygebig
tractiret. Hierüber träg sichs zu/ daß/ nach dem diese beyde miteinander
ein gutes Abendmal eingenommen/ der Adliche Wücher zu Nachts deß gä-
hen Todts erbleichet. Zu selbiger Zeit melden sich zwey Teuffelen in Gestalt
zweyen Diener beym Closter an/ und begehren/ der Beichts-Vatter/ wolle
doch alsbald zu ihrem sterbenden Herren kommen: dieser folget mit seinem
Gesellen gar hurtig. Da sie zum Marck kommen/ sehen sie den obgemel-
ten und kranck vermeinten Edelman in seinem Nachts-Rock daselbst spatzie-
ren; und in dem der Geistliche den vermeinten Dieneren vorwerffen wolte/
daß sie ihnen betrogen hätten; siehe da tritt das trawrige Gespänß hinzu und
sagt: Jch bin gestorben/ und werd anjetzt in der Höllen mit dem ewigen Fewr
gestraffet/ dieweilen ich in meinem garstigen Leben dem abschewlichen
Wucher zugethan/ die H. H. Sacramenten so offt zu entheiligen mich er-
kühnet hab. Und du Gottloser Priester/ sagt der Geist mit grausamber Stim/
hast mit mir durch die Finger gesehen/ der du mich deiner Schüldigkeit ge-
mäß hättest straffen sollen: derhalben/ der du meiner Lasteren bist gewesen ein
Gutheischer/ solst auch nun meiner Tormenten werden ein Mitgespan.
Nach vollendeter dieser Reden ergreiffen die Teufflische Diener beyde/
einer den Geistlichen/ der ander den Wucher/ und fahren mit selbigen zur
Höllen zu. Der Gesell deß Priesters wird vor Schröcken schier bist zum
Todt entrüstet/ und da er widerumb zu kräfften kommet/ kehret er widerumb
zum Closter und erzehlet/ was sich mit seinem Gesellen/ nemblich dem
Beichts-Vatter und seinem Beichts-Kind zugetragen habe.

9. Solche Beichts-Vätter werden gar recht von diesen Worten Christi
getroffen: Lasset sie fahren/ sie seynd blind/ und führer derMatt. 15.
14.

Blin-

Von der Sacramentaliſchen Beicht.
und einfaͤltige Beichts-Vaͤtter und Seelen-Artzen zu erwehlen pflegen;
und hergegen/ wann der Leib erkraͤncket/ die aller beſte und erfahrenſte Medi-
cos gebrauchen. Hoͤre nun hiervon die erſchroͤckliche Geſchicht/ ſo ſich in
Welſchland zugetragen/ und von P. Philippo D’outreman erzehlet wird.
Ein ſicher Edelman in Jtalien ware dem ungerechten Wucher zugethan/
daß er auch dieſerthalben bey jederman beruchtiget/ und uͤbel gelitten wurde:In Pæ-
dag. t. 1. p.
2. c. 14.
Hiſtoria.

da ſelbiger bey ſeinem Pfarrer ſo wohl/ als bey den Patribus der Societet Je-
ſu und anderen Geiſtlichen die abſolution lang umbſonſt begehret; hat er
endlich einen Kloſter-Geiſtlichen gefunden der in ſein Begehren gewilliget/
und ihnen von ſeinen Suͤnden ſo offt er gebeichtet/ loßgeſprochen/ in Mei-
nung/ daß die andere Prieſter/ ſo ihme die Abſolution geweigert/ gar zu
ſchrupuloß ſeyen. Dieſer Gewiſſens-Richter ware dem Wuͤcher ſehr an-
genehm/ und wurde dahero von ſelbigem oͤffters ſehr wohl und freygebig
tractiret. Hieruͤber traͤg ſichs zu/ daß/ nach dem dieſe beyde miteinander
ein gutes Abendmal eingenommen/ der Adliche Wuͤcher zu Nachts deß gaͤ-
hen Todts erbleichet. Zu ſelbiger Zeit melden ſich zwey Teuffelen in Geſtalt
zweyen Diener beym Cloſter an/ und begehren/ der Beichts-Vatter/ wolle
doch alsbald zu ihrem ſterbenden Herren kommen: dieſer folget mit ſeinem
Geſellen gar hurtig. Da ſie zum Marck kommen/ ſehen ſie den obgemel-
ten und kranck vermeinten Edelman in ſeinem Nachts-Rock daſelbſt ſpatzie-
ren; und in dem der Geiſtliche den vermeinten Dieneren vorwerffen wolte/
daß ſie ihnen betrogen haͤtten; ſiehe da tritt das trawrige Geſpaͤnß hinzu und
ſagt: Jch bin geſtorben/ und werd anjetzt in der Hoͤllen mit dem ewigen Fewr
geſtraffet/ dieweilen ich in meinem garſtigen Leben dem abſchewlichen
Wucher zugethan/ die H. H. Sacramenten ſo offt zu entheiligen mich er-
kuͤhnet hab. Und du Gottloſer Prieſter/ ſagt der Geiſt mit grauſamber Stim/
haſt mit mir durch die Finger geſehen/ der du mich deiner Schuͤldigkeit ge-
maͤß haͤtteſt ſtraffen ſollen: derhalben/ der du meiner Laſteren biſt geweſen ein
Gutheiſcher/ ſolſt auch nun meiner Tormenten werden ein Mitgeſpan.
Nach vollendeter dieſer Reden ergreiffen die Teuffliſche Diener beyde/
einer den Geiſtlichen/ der ander den Wucher/ und fahren mit ſelbigen zur
Hoͤllen zu. Der Geſell deß Prieſters wird vor Schroͤcken ſchier biſt zum
Todt entruͤſtet/ und da er widerumb zu kraͤfften kommet/ kehret er widerumb
zum Cloſter und erzehlet/ was ſich mit ſeinem Geſellen/ nemblich dem
Beichts-Vatter und ſeinem Beichts-Kind zugetragen habe.

9. Solche Beichts-Vaͤtter werden gar recht von dieſen Worten Chriſti
getroffen: Laſſet ſie fahren/ ſie ſeynd blind/ und führer derMatt. 15.
14.

Blin-
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[511/0539] Von der Sacramentaliſchen Beicht. und einfaͤltige Beichts-Vaͤtter und Seelen-Artzen zu erwehlen pflegen; und hergegen/ wann der Leib erkraͤncket/ die aller beſte und erfahrenſte Medi- cos gebrauchen. Hoͤre nun hiervon die erſchroͤckliche Geſchicht/ ſo ſich in Welſchland zugetragen/ und von P. Philippo D’outreman erzehlet wird. Ein ſicher Edelman in Jtalien ware dem ungerechten Wucher zugethan/ daß er auch dieſerthalben bey jederman beruchtiget/ und uͤbel gelitten wurde: da ſelbiger bey ſeinem Pfarrer ſo wohl/ als bey den Patribus der Societet Je- ſu und anderen Geiſtlichen die abſolution lang umbſonſt begehret; hat er endlich einen Kloſter-Geiſtlichen gefunden der in ſein Begehren gewilliget/ und ihnen von ſeinen Suͤnden ſo offt er gebeichtet/ loßgeſprochen/ in Mei- nung/ daß die andere Prieſter/ ſo ihme die Abſolution geweigert/ gar zu ſchrupuloß ſeyen. Dieſer Gewiſſens-Richter ware dem Wuͤcher ſehr an- genehm/ und wurde dahero von ſelbigem oͤffters ſehr wohl und freygebig tractiret. Hieruͤber traͤg ſichs zu/ daß/ nach dem dieſe beyde miteinander ein gutes Abendmal eingenommen/ der Adliche Wuͤcher zu Nachts deß gaͤ- hen Todts erbleichet. Zu ſelbiger Zeit melden ſich zwey Teuffelen in Geſtalt zweyen Diener beym Cloſter an/ und begehren/ der Beichts-Vatter/ wolle doch alsbald zu ihrem ſterbenden Herren kommen: dieſer folget mit ſeinem Geſellen gar hurtig. Da ſie zum Marck kommen/ ſehen ſie den obgemel- ten und kranck vermeinten Edelman in ſeinem Nachts-Rock daſelbſt ſpatzie- ren; und in dem der Geiſtliche den vermeinten Dieneren vorwerffen wolte/ daß ſie ihnen betrogen haͤtten; ſiehe da tritt das trawrige Geſpaͤnß hinzu und ſagt: Jch bin geſtorben/ und werd anjetzt in der Hoͤllen mit dem ewigen Fewr geſtraffet/ dieweilen ich in meinem garſtigen Leben dem abſchewlichen Wucher zugethan/ die H. H. Sacramenten ſo offt zu entheiligen mich er- kuͤhnet hab. Und du Gottloſer Prieſter/ ſagt der Geiſt mit grauſamber Stim/ haſt mit mir durch die Finger geſehen/ der du mich deiner Schuͤldigkeit ge- maͤß haͤtteſt ſtraffen ſollen: derhalben/ der du meiner Laſteren biſt geweſen ein Gutheiſcher/ ſolſt auch nun meiner Tormenten werden ein Mitgeſpan. Nach vollendeter dieſer Reden ergreiffen die Teuffliſche Diener beyde/ einer den Geiſtlichen/ der ander den Wucher/ und fahren mit ſelbigen zur Hoͤllen zu. Der Geſell deß Prieſters wird vor Schroͤcken ſchier biſt zum Todt entruͤſtet/ und da er widerumb zu kraͤfften kommet/ kehret er widerumb zum Cloſter und erzehlet/ was ſich mit ſeinem Geſellen/ nemblich dem Beichts-Vatter und ſeinem Beichts-Kind zugetragen habe. In Pæ- dag. t. 1. p. 2. c. 14. Hiſtoria. 9. Solche Beichts-Vaͤtter werden gar recht von dieſen Worten Chriſti getroffen: Laſſet ſie fahren/ ſie ſeynd blind/ und führer der Blin- Matt. 15. 14.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/539>, abgerufen am 22.11.2024.