Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Allerheiligsten Sacrament deß Altars. Leyden Christi vornemmen: auff solche Weiß wirstu auß Anhörung der H.Meeß sehr grossen Nutzen schöpffen können. 12. Damit du noch mehr zum Meeßhören angetrieben werdest/ so muß ich dert Y y y 2
Von dem Allerheiligſten Sacrament deß Altars. Leyden Chriſti vornemmen: auff ſolche Weiß wirſtu auß Anhoͤrung der H.Meeß ſehr groſſen Nutzen ſchoͤpffen koͤnnen. 12. Damit du noch mehr zum Meeßhoͤren angetrieben werdeſt/ ſo muß ich dert Y y y 2
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Von dem Allerheiligſten Sacrament deß Altars.
Leyden Chriſti vornemmen: auff ſolche Weiß wirſtu auß Anhoͤrung der H.
Meeß ſehr groſſen Nutzen ſchoͤpffen koͤnnen.
12. Damit du noch mehr zum Meeßhoͤren angetrieben werdeſt/ ſo muß ich
dir einige groſſe und fuͤrnehme Wirckungen dieſes allerheiligſten Opffers
erzehlen. Jm Leben der H. Eliſabeht Koͤnigin in Portugall leſet man/ daß
dieſe Koͤnigin habe gehabt einen Edelknaben/ welcher mit allen Tugenten/
und ſonderbar der Trew gezieret geweſen; durch ſelbige pflegte ſie die All-
muſſen zu ſpendiren. Auch hat ſie hergegen gehabt einen anderen/ der im
Hertzen ein Boͤßwicht ware. Dieſer hat dem erſten die Gunſt ſeiner Koͤnigin
mißguͤnnet/ und derhalben die Koͤnigin bey ihrem Herren verklagt/ daß ſie/
wie man ſagt/ ein Aug auff ſelbigen geworffen habe: derhalben hat der Koͤnig
ſich alsbald vorgenommen den Edelknaben durch den Todt außm Weeg zu
raumen: dahero hat er einem ſeiner Kalck-Brenner befohlen/ daß er den
Edel-Knaben/ welchen er an einem ſicheren Tag und Stund zu ihm
ſenden werde; umb ihn zu fragen/ ob er dem Koͤniglichen Befelch ſeye
nachkommen/ alsbald mitten in dem brennenden Kalck-Ofen werffen ſolte/
und ſich verſicheren/ daß er ihm daran einen ſehr angenehmen Dienſt leiſten
werde. Dieſer gehaltener Abred gemaͤß/ ſchickt der Koͤnig den verdaͤchtigen
Edelknaben/ umb die abgeredete Stund zum Kalck-Brenner; dieweilen nun
ſelbiger Edelknab die gute Gewonheit gehabt/ daß/ wann er im voruͤber ge-
hen in den Kirchen das Zeichen zur Elevation gehoͤret/ pflegte hinein zuge-
hen/ und biß zum End der Meeß daſelbſt zu verharren; ſo hat ſich zugetra-
gen/ daß er auff dieſem Weeg das obgemelte Zeichen gehoͤrt/ und beſagter
maſſen ſich verhalten/ ja auch noch zwey andere Meſſen andaͤchtiglich gehoͤrt
hat. Der Koͤnig verlangt inzwiſchen zu vernemmen/ ob ſelbiger Edelknab
ſchon vom Kalck verzehret ſeye; ſchickt derhalben den anderen/ von dem der
erſte faͤlſchlich ware angeklagt worden/ und befilcht ihm/ er ſolle den Kalck-
Brenner fragen/ ob er dem Koͤniglichen Befelch ſeye nachkommen. Der
Kalck-Brenner in Meinung/ er habe den Rechten/ wirfft ſelbigen in den
brennenden Ofen/ ſo dan in aller geſchwindigkeit zu Aſchen verbrand iſt. Alſo/
alſo hat der himliſche Richter den Proceß fuͤr den unſchuͤldigen geſchlichtet/
indem er den Schuldigen geſtrafft; daß er alſo in die Strick/ die er einem
anderen gelegt hatte/ ſelbſt gefallen iſt/ welches bey dem Goͤttlichen Gericht
nichts neues iſt. Nach dieſem kombt der erſt geſendete Edelknab zū Kalck Bren-
ner/ und fragt/ ob er dem Befehl ſeines Koͤnigs ſeye nachkommen; und bekombt
zur Antwort/ es ſeye ſchon geſchehen/ was der Koͤnig befohlen habe. Mit
dieſer Antwort kombt er zum Koͤnig zuruck/ der ſich dan hoͤchlich verwun-
dert
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