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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Acht und Viertzigste Geistliche Lection
Durst leyden/ Siehe/ meine Knecht werden frölig seyn/
und ihr werdet in Schanden stehen. Siehe/ meine Knecht
werden für Hertzen Freude frolockn/ und ihr werdet schrey-
en fur Hertzen-Leyd/ und für Angst deß Geists heulen.
Daher
gibt dir der Weyse Mann diesen Rath und sagt: Wircke Gerechtig-
Eccl. 14.
17.
keit für deinem Todt/ dann in der Höllen ist keine Speiß
zu finden.
Die siebente Peyn der Höllen ist das scharff-schneidende
Schwerd deß Dursts/ mit welchem der reiche Brassart gequälet wurde/ der
umb selbigen zu löschen ein eintziges Tröpfflein Wasser begehrte. Mit
dieser Peyn werden gecreutziget die Säuffer und versoffene Boltzen/ denen
der Prophet auß Befehl deß HErrn sagt: Wehe euch/ die ihr mor-
Is. 5. 11.gens fruhe auffstehet/ der Trunckenheit nachzugehen/ und
zu sauffen biß auff den Abend.
Der Salomon bleibt auch nicht
zuruck; sondern kombt auch mit seiner wohlmeinenden Ermahnung hervor
und sagt: Sey nicht bey den Gastmahlen der Sauffer/ noch
Prov. c.
23. 20.
bey den Schlemmereyen deren/ die Fleisch zu fressen mitbrin-
gen: Dann die dem Sauffen außwarten/ und Brasserey
anrichten/ werden außgezehret.
Auch werden mit dem Hunger
und Durst sonderlich gestrafft werden die Unbarmhertzige/ welchen die ar-
me hungerige Menschen nach ihrem Vermögen nicht speisen/ und die Dür-
stige nicht träncken: Derhalben ist dem unbarmhertzigen reichen Brassart
auch ein eintziges Tröpfflein Wasser abgeschlagen worden.

6. Endlich/ alle andere unzahlbare Peynen der Höllen zu verschweigen/
ist die gröste Peyn/ der Verlust deß Allerhöchsten Guts: Dann gleich
wie darin der Seelen vollkommneste und höchste Wohlfart bestehet/ daß sie
ihren GOtt und Erschöpffer von Angesicht zu Angesicht anschaue; Also ist
diese die allermeiste Unglückseeligkeit und gröster Schad deß Menschen/ daß
er der seeligen Anschauung seines GOttes beraubt werde. Dahero wird
die Entbehrung der seeligmachenden und seeligen Anschauung GOttes ei-
ne Peyn deß Verlusts bey den Verdambten genennet. Die Schmeryen
aber deß Feurs/ der Kälte und anderer höllischen Tormenten werden genen-
net werden Peynen deß Gefühls. Obwohln aber die Verdambte GOTT
nicht lieben/ sondern hoffen; und dieserthalben mit denselben nicht verlangen
vereiniget zu werden/ weder auch dessen zu geniessen; so viel dieses zu Ehren
und Lob GOttes gereichen würde: so wolten sie dannoch wohl gern im Him-
mel seyn/ dieweilen ihnen selbiges nützlich wäre/ und sie auch also von ihren

Pey-

Die Acht und Viertzigſte Geiſtliche Lection
Durſt leyden/ Siehe/ meine Knecht werden froͤlig ſeyn/
und ihr werdet in Schanden ſtehen. Siehe/ meine Knecht
werden für Hertzen Freude frolockn/ und ihr werdet ſchrey-
en fůr Hertzen-Leyd/ und für Angſt deß Geiſts heulen.
Daher
gibt dir der Weyſe Mann dieſen Rath und ſagt: Wircke Gerechtig-
Eccl. 14.
17.
keit für deinem Todt/ dann in der Hoͤllen iſt keine Speiß
zu finden.
Die ſiebente Peyn der Hoͤllen iſt das ſcharff-ſchneidende
Schwerd deß Durſts/ mit welchem der reiche Braſſart gequaͤlet wurde/ der
umb ſelbigen zu loͤſchen ein eintziges Troͤpfflein Waſſer begehrte. Mit
dieſer Peyn werden gecreutziget die Saͤuffer und verſoffene Boltzen/ denen
der Prophet auß Befehl deß HErrn ſagt: Wehe euch/ die ihr mor-
Iſ. 5. 11.gens frůhe auffſtehet/ der Trunckenheit nachzugehen/ und
zu ſauffen biß auff den Abend.
Der Salomon bleibt auch nicht
zuruck; ſondern kombt auch mit ſeiner wohlmeinenden Ermahnung hervor
und ſagt: Sey nicht bey den Gaſtmahlen der Sauffer/ noch
Prov. c.
23. 20.
bey den Schlem̃ereyen deren/ die Fleiſch zu freſſen mitbrin-
gen: Dann die dem Sauffen außwarten/ und Braſſerey
anrichten/ werden außgezehret.
Auch werden mit dem Hunger
und Durſt ſonderlich geſtrafft werden die Unbarmhertzige/ welchen die ar-
me hungerige Menſchen nach ihrem Vermoͤgen nicht ſpeiſen/ und die Duͤr-
ſtige nicht traͤncken: Derhalben iſt dem unbarmhertzigen reichen Braſſart
auch ein eintziges Troͤpfflein Waſſer abgeſchlagen worden.

6. Endlich/ alle andere unzahlbare Peynen der Hoͤllen zu verſchweigen/
iſt die groͤſte Peyn/ der Verluſt deß Allerhoͤchſten Guts: Dann gleich
wie darin der Seelen vollkommneſte und hoͤchſte Wohlfart beſtehet/ daß ſie
ihren GOtt und Erſchoͤpffer von Angeſicht zu Angeſicht anſchaue; Alſo iſt
dieſe die allermeiſte Ungluͤckſeeligkeit und groͤſter Schad deß Menſchen/ daß
er der ſeeligen Anſchauung ſeines GOttes beraubt werde. Dahero wird
die Entbehrung der ſeeligmachenden und ſeeligen Anſchauung GOttes ei-
ne Peyn deß Verluſts bey den Verdambten genennet. Die Schmeryen
aber deß Feurs/ der Kaͤlte und anderer hoͤlliſchen Tormenten werden genen-
net werden Peynen deß Gefuͤhls. Obwohln aber die Verdambte GOTT
nicht lieben/ ſondern hoffen; und dieſerthalben mit denſelben nicht verlangen
vereiniget zu werden/ weder auch deſſen zu genieſſen; ſo viel dieſes zu Ehren
und Lob GOttes gereichen wuͤrde: ſo wolten ſie dannoch wohl gern im Him-
mel ſeyn/ dieweilen ihnen ſelbiges nuͤtzlich waͤre/ und ſie auch alſo von ihren

Pey-
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[610/0638] Die Acht und Viertzigſte Geiſtliche Lection Durſt leyden/ Siehe/ meine Knecht werden froͤlig ſeyn/ und ihr werdet in Schanden ſtehen. Siehe/ meine Knecht werden für Hertzen Freude frolockn/ und ihr werdet ſchrey- en fůr Hertzen-Leyd/ und für Angſt deß Geiſts heulen. Daher gibt dir der Weyſe Mann dieſen Rath und ſagt: Wircke Gerechtig- keit für deinem Todt/ dann in der Hoͤllen iſt keine Speiß zu finden. Die ſiebente Peyn der Hoͤllen iſt das ſcharff-ſchneidende Schwerd deß Durſts/ mit welchem der reiche Braſſart gequaͤlet wurde/ der umb ſelbigen zu loͤſchen ein eintziges Troͤpfflein Waſſer begehrte. Mit dieſer Peyn werden gecreutziget die Saͤuffer und verſoffene Boltzen/ denen der Prophet auß Befehl deß HErrn ſagt: Wehe euch/ die ihr mor- gens frůhe auffſtehet/ der Trunckenheit nachzugehen/ und zu ſauffen biß auff den Abend. Der Salomon bleibt auch nicht zuruck; ſondern kombt auch mit ſeiner wohlmeinenden Ermahnung hervor und ſagt: Sey nicht bey den Gaſtmahlen der Sauffer/ noch bey den Schlem̃ereyen deren/ die Fleiſch zu freſſen mitbrin- gen: Dann die dem Sauffen außwarten/ und Braſſerey anrichten/ werden außgezehret. Auch werden mit dem Hunger und Durſt ſonderlich geſtrafft werden die Unbarmhertzige/ welchen die ar- me hungerige Menſchen nach ihrem Vermoͤgen nicht ſpeiſen/ und die Duͤr- ſtige nicht traͤncken: Derhalben iſt dem unbarmhertzigen reichen Braſſart auch ein eintziges Troͤpfflein Waſſer abgeſchlagen worden. Eccl. 14. 17. Iſ. 5. 11. Prov. c. 23. 20. 6. Endlich/ alle andere unzahlbare Peynen der Hoͤllen zu verſchweigen/ iſt die groͤſte Peyn/ der Verluſt deß Allerhoͤchſten Guts: Dann gleich wie darin der Seelen vollkommneſte und hoͤchſte Wohlfart beſtehet/ daß ſie ihren GOtt und Erſchoͤpffer von Angeſicht zu Angeſicht anſchaue; Alſo iſt dieſe die allermeiſte Ungluͤckſeeligkeit und groͤſter Schad deß Menſchen/ daß er der ſeeligen Anſchauung ſeines GOttes beraubt werde. Dahero wird die Entbehrung der ſeeligmachenden und ſeeligen Anſchauung GOttes ei- ne Peyn deß Verluſts bey den Verdambten genennet. Die Schmeryen aber deß Feurs/ der Kaͤlte und anderer hoͤlliſchen Tormenten werden genen- net werden Peynen deß Gefuͤhls. Obwohln aber die Verdambte GOTT nicht lieben/ ſondern hoffen; und dieſerthalben mit denſelben nicht verlangen vereiniget zu werden/ weder auch deſſen zu genieſſen; ſo viel dieſes zu Ehren und Lob GOttes gereichen wuͤrde: ſo wolten ſie dannoch wohl gern im Him- mel ſeyn/ dieweilen ihnen ſelbiges nuͤtzlich waͤre/ und ſie auch alſo von ihren Pey-

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/638>, abgerufen am 22.11.2024.