Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Barmhertzigkeit gegen die Abgestorbene. daß du in solchem Fall gern würdest geholffen seyn; so thue dann andern/was du wollest/ daß dir geschehe. Jm widrigen Fall/ hastu zu beförchten/ daß dir widerfahre/ was sich mit einem Geistlichen auß dem heiligen Fran- ciscaner Orden hat zu getragen; welcher nach einiger von seinem Todt ver- flossener Zeit einem seiner Mit-Brüder erschienen ist/ und hat gesagt/ daß er dieserthalben sehr grosse Schmertzen im Feg-Feur außstehe/ daß er bey Leb-Zeiten für die Abgestorbene zu betten nachlässig gewesen seye; und daß das Gebett und H. Meeß-Opffer/ so bißhero für ihn verrichtet worden/ ihme nicht zum Nutzen kommen seye; sondern GOTT habe selbiges zur Straff seiner Nachlässigkeit/ andern Seelen geschencket. So sagt dann recht der gelehrte Cajetanus: Welcher in diesem Leben der Ab- gestorbenen vergessen/ denselben wird aller Genoß der guten Wercke und Gebetts im Feg-Feurentzogen werden; ob schon viel Guts für selbige allhier geschehe: dann also vergeltet die Göttliche Gerechtigkeit dergleichen Vnbarm- hertzigkeit und unbillige Härtigkeit deß Gemüts. So ist dann wahr und abermahl wahr/ was die Heil. Schrifft meldet: Heilig und heilsamb ist das Gedencken/ für die Abge- storbene zu betten/ daß sie von ihren Sün- den auffgelöset werden. Die
Von der Barmhertzigkeit gegen die Abgeſtorbene. daß du in ſolchem Fall gern wuͤrdeſt geholffen ſeyn; ſo thue dann andern/was du wolleſt/ daß dir geſchehe. Jm widrigen Fall/ haſtu zu befoͤrchten/ daß dir widerfahre/ was ſich mit einem Geiſtlichen auß dem heiligen Fran- ciſcaner Orden hat zu getragen; welcher nach einiger von ſeinem Todt ver- floſſener Zeit einem ſeiner Mit-Bruͤder erſchienen iſt/ und hat geſagt/ daß er dieſerthalben ſehr groſſe Schmertzen im Feg-Feur außſtehe/ daß er bey Leb-Zeiten fuͤr die Abgeſtorbene zu betten nachlaͤſſig geweſen ſeye; und daß das Gebett und H. Meeß-Opffer/ ſo bißhero fuͤr ihn verrichtet worden/ ihme nicht zum Nutzen kommen ſeye; ſondern GOTT habe ſelbiges zur Straff ſeiner Nachlaͤſſigkeit/ andern Seelen geſchencket. So ſagt dann recht der gelehrte Cajetanus: Welcher in dieſem Leben der Ab- geſtorbenen vergeſſen/ denſelben wird aller Genoß der guten Wercke und Gebetts im Feg-Feurentzogen werden; ob ſchon viel Guts für ſelbige allhier geſchehe: dann alſo vergeltet die Goͤttliche Gerechtigkeit dergleichen Vnbarm- hertzigkeit und unbillige Haͤrtigkeit deß Gemüts. So iſt dann wahr und abermahl wahr/ was die Heil. Schrifft meldet: Heilig und heilſamb iſt das Gedencken/ für die Abge- ſtorbene zu betten/ daß ſie von ihren Sün- den auffgeloͤſet werden. Die
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Von der Barmhertzigkeit gegen die Abgeſtorbene.
daß du in ſolchem Fall gern wuͤrdeſt geholffen ſeyn; ſo thue dann andern/
was du wolleſt/ daß dir geſchehe. Jm widrigen Fall/ haſtu zu befoͤrchten/
daß dir widerfahre/ was ſich mit einem Geiſtlichen auß dem heiligen Fran-
ciſcaner Orden hat zu getragen; welcher nach einiger von ſeinem Todt ver-
floſſener Zeit einem ſeiner Mit-Bruͤder erſchienen iſt/ und hat geſagt/ daß
er dieſerthalben ſehr groſſe Schmertzen im Feg-Feur außſtehe/ daß er bey
Leb-Zeiten fuͤr die Abgeſtorbene zu betten nachlaͤſſig geweſen ſeye; und daß
das Gebett und H. Meeß-Opffer/ ſo bißhero fuͤr ihn verrichtet worden/
ihme nicht zum Nutzen kommen ſeye; ſondern GOTT habe ſelbiges zur
Straff ſeiner Nachlaͤſſigkeit/ andern Seelen geſchencket. So ſagt dann
recht der gelehrte Cajetanus: Welcher in dieſem Leben der Ab-
geſtorbenen vergeſſen/ denſelben wird aller Genoß der
guten Wercke und Gebetts im Feg-Feurentzogen werden;
ob ſchon viel Guts für ſelbige allhier geſchehe: dann alſo
vergeltet die Goͤttliche Gerechtigkeit dergleichen Vnbarm-
hertzigkeit und unbillige Haͤrtigkeit deß Gemüts. So
iſt dann wahr und abermahl wahr/ was die Heil. Schrifft meldet:
Heilig und heilſamb iſt das Gedencken/ für die Abge-
ſtorbene zu betten/ daß ſie von ihren Sün-
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