Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Buß.
Ermahnung deß heiligen Augustini: Bessere/ mein Christ/ dein Leben/ da
dir Zeit gegeben wird: erbitte die Hülff GOttes/ da dir deine Sünden
zu beweinen Platz gegeben wird: nicht verlängere die Buß/ dicweil du in
der jenigen Zeit lebest/ in welcher allein die Frucht der Buß-fertigkeit nütz-Serm. 58.
de San-
ctis.

lich ist. Wiewohl nun einige im letzten Hinscheiden den Ancker der Buß
er greiffen[;] so höre doch/ mein Christliche Seel/ mit wie vielen Gefahren
solche Buß umbgeben seye/ auß dem Mund deß offtgemeldten heiligen Au-
gustini; der also spricht; Wann einer in der cussersten Noth seiner Krauck-
heit die Buß ergreiffen will/ auch würcklich ergreiffet/ und also mit dem
lieben GOtt versöhnet wird/ und von hinnen scheidet: so muß ich auch
gestehen/ daß wir ihm nicht absprechen/ was er begehr[e]t; gleichwohl
können wir uns nicht versicheren/ und außtrücklich sagen/ daß er wohl
gestorben seye. Ob er sicher von hinnen gescheiden/ weiß ich nicht: wir können
ihm Zeugnuß geben von der Buß/ nit aber von der Sicherheit. Jch sage zwar
nit/ daß er verdambt werde: aber ich sage auch nit/ er wird der Verdamnuß
entgehen. Wilstu dann von diesem Zweiffel befreyet seyn? so halte das Gewisse
und lasse das Ungewisse fahren Thue Buß/ weilen du gesundt bist; wann
du es also machest/ so sage ich dir/ daß du sicher seyest; dann du hast Buß
gethan zu derselben Zeit/ da du hast können sündigen. Wilstu aber Buß
thun zu der Zeit/ in welcher du nicht vermagst zu sündigen; so haben
dich die Sünden verlassen/ und du sie nicht. Dieses seynd die Wort
deß obgemeldten heiligen Kirchen-Lehrers/ darauß wir unterwiesen wer-
den/ in was grosse Gefahren sich stellen die jenige/ so die Besserung ihrer
bösen Sitten von Tag zu Tag verlängeren: und ob zwarn villeicht viele
derselbigen in ihrer letzten Kranckheit die heiligen Sacramenten der Kirchen
empfangen; so haben wir doch oben gehöret/ wie voller Gefahren diese
Bußfertigkeit seye. Derhalben bitte ich dich/ mein Christliche Seel/
verschiebe nicht/ und auch so gar biß auff den andern Tag nicht die Besse-
rung deines Lebens: sondern sage mit dem Königlichen Propheten: Jch
habs gesagt/ jetzt hab ich angefangen;
von dieser Stund an
will ich mein Leben besseren: ja/ von diesem Augenblick an will ich alle
Trägheit von mir verbannen durch die Gnad GOttes/ und will demsel-
ben eifferiger dienen/ als ich jemahlen gethan hab. Wann du dir solche
Vorhaben machest/ und in denselben beständiglich verharrest/ so wirstu
einen viel grösseren und bessern Lohn darvon tragen/ als du
dir wirst einbilden können.

Die
F

Von der Buß.
Ermahnung deß heiligen Auguſtini: Beſſere/ mein Chriſt/ dein Leben/ da
dir Zeit gegeben wird: erbitte die Huͤlff GOttes/ da dir deine Suͤnden
zu beweinen Platz gegeben wird: nicht verlaͤngere die Buß/ dicweil du in
der jenigen Zeit lebeſt/ in welcher allein die Frucht der Buß-fertigkeit nuͤtz-Serm. 58.
de San-
ctis.

lich iſt. Wiewohl nun einige im letzten Hinſcheiden den Ancker der Buß
er greiffen[;] ſo hoͤre doch/ mein Chriſtliche Seel/ mit wie vielen Gefahren
ſolche Buß umbgeben ſeye/ auß dem Mund deß offtgemeldten heiligen Au-
guſtini; der alſo ſpricht; Wann einer in der cuſſerſten Noth ſeiner Krauck-
heit die Buß ergreiffen will/ auch wuͤrcklich ergreiffet/ und alſo mit dem
lieben GOtt verſoͤhnet wird/ und von hinnen ſcheidet: ſo muß ich auch
geſtehen/ daß wir ihm nicht abſprechen/ was er begehr[e]t; gleichwohl
koͤnnen wir uns nicht verſicheren/ und außtruͤcklich ſagen/ daß er wohl
geſtorben ſeye. Ob er ſicher von hinnen geſcheiden/ weiß ich nicht: wir koͤnnen
ihm Zeugnuß geben von der Buß/ nit aber von der Sicherheit. Jch ſage zwar
nit/ daß er verdambt werde: aber ich ſage auch nit/ er wird der Verdamnuß
entgehen. Wilſtu dann von dieſem Zweiffel befreyet ſeyn? ſo halte das Gewiſſe
und laſſe das Ungewiſſe fahren Thue Buß/ weilen du geſundt biſt; wann
du es alſo macheſt/ ſo ſage ich dir/ daß du ſicher ſeyeſt; dann du haſt Buß
gethan zu derſelben Zeit/ da du haſt koͤnnen ſuͤndigen. Wilſtu aber Buß
thun zu der Zeit/ in welcher du nicht vermagſt zu ſuͤndigen; ſo haben
dich die Suͤnden verlaſſen/ und du ſie nicht. Dieſes ſeynd die Wort
deß obgemeldten heiligen Kirchen-Lehrers/ darauß wir unterwieſen wer-
den/ in was groſſe Gefahren ſich ſtellen die jenige/ ſo die Beſſerung ihrer
boͤſen Sitten von Tag zu Tag verlaͤngeren: und ob zwarn villeicht viele
derſelbigen in ihrer letzten Kranckheit die heiligen Sacramenten der Kirchen
empfangen; ſo haben wir doch oben gehoͤret/ wie voller Gefahren dieſe
Bußfertigkeit ſeye. Derhalben bitte ich dich/ mein Chriſtliche Seel/
verſchiebe nicht/ und auch ſo gar biß auff den andern Tag nicht die Beſſe-
rung deines Lebens: ſondern ſage mit dem Koͤniglichen Propheten: Jch
habs geſagt/ jetzt hab ich angefangen;
von dieſer Stund an
will ich mein Leben beſſeren: ja/ von dieſem Augenblick an will ich alle
Traͤgheit von mir verbannen durch die Gnad GOttes/ und will demſel-
ben eifferiger dienen/ als ich jemahlen gethan hab. Wann du dir ſolche
Vorhaben macheſt/ und in denſelben beſtaͤndiglich verharreſt/ ſo wirſtu
einen viel groͤſſeren und beſſern Lohn darvon tragen/ als du
dir wirſt einbilden koͤnnen.

Die
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0069" n="41"/><fw place="top" type="header">Von der Buß.</fw><lb/>
Ermahnung deß heiligen Augu&#x017F;tini: Be&#x017F;&#x017F;ere/ mein Chri&#x017F;t/ dein Leben/ da<lb/>
dir Zeit gegeben wird: erbitte die Hu&#x0364;lff GOttes/ da dir deine Su&#x0364;nden<lb/>
zu beweinen Platz gegeben wird: nicht verla&#x0364;ngere die Buß/ dicweil du in<lb/>
der jenigen Zeit lebe&#x017F;t/ in welcher allein die Frucht der Buß-fertigkeit nu&#x0364;tz-<note place="right"><hi rendition="#aq">Serm. 58.<lb/>
de San-<lb/>
ctis.</hi></note><lb/>
lich i&#x017F;t. Wiewohl nun einige im letzten Hin&#x017F;cheiden den Ancker der Buß<lb/>
er greiffen<supplied>;</supplied> &#x017F;o ho&#x0364;re doch/ mein Chri&#x017F;tliche Seel/ mit wie vielen Gefahren<lb/>
&#x017F;olche Buß umbgeben &#x017F;eye/ auß dem Mund deß offtgemeldten heiligen Au-<lb/>
gu&#x017F;tini; der al&#x017F;o &#x017F;pricht; Wann einer in der cu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Noth &#x017F;einer Krauck-<lb/>
heit die Buß ergreiffen will/ auch wu&#x0364;rcklich ergreiffet/ und al&#x017F;o mit dem<lb/>
lieben GOtt ver&#x017F;o&#x0364;hnet wird/ und von hinnen &#x017F;cheidet: &#x017F;o muß ich auch<lb/>
ge&#x017F;tehen/ daß wir ihm nicht ab&#x017F;prechen/ was er begehr<supplied>e</supplied>t; gleichwohl<lb/>
ko&#x0364;nnen wir uns nicht ver&#x017F;icheren/ und außtru&#x0364;cklich &#x017F;agen/ daß er wohl<lb/>
ge&#x017F;torben &#x017F;eye. Ob er &#x017F;icher von hinnen ge&#x017F;cheiden/ weiß ich nicht: wir ko&#x0364;nnen<lb/>
ihm Zeugnuß geben von der Buß/ nit aber von der Sicherheit. Jch &#x017F;age zwar<lb/>
nit/ daß er verdambt werde: aber ich &#x017F;age auch nit/ er wird der Verdamnuß<lb/>
entgehen. Wil&#x017F;tu dann von die&#x017F;em Zweiffel befreyet &#x017F;eyn? &#x017F;o halte das Gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
und la&#x017F;&#x017F;e das Ungewi&#x017F;&#x017F;e fahren Thue Buß/ weilen du ge&#x017F;undt bi&#x017F;t; wann<lb/>
du es al&#x017F;o mache&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;age ich dir/ daß du &#x017F;icher &#x017F;eye&#x017F;t; dann du ha&#x017F;t Buß<lb/>
gethan zu der&#x017F;elben Zeit/ da du ha&#x017F;t ko&#x0364;nnen &#x017F;u&#x0364;ndigen. Wil&#x017F;tu aber Buß<lb/>
thun zu der Zeit/ in welcher du nicht vermag&#x017F;t zu &#x017F;u&#x0364;ndigen; &#x017F;o haben<lb/>
dich die Su&#x0364;nden verla&#x017F;&#x017F;en/ und du &#x017F;ie nicht. Die&#x017F;es &#x017F;eynd die Wort<lb/>
deß obgemeldten heiligen Kirchen-Lehrers/ darauß wir unterwie&#x017F;en wer-<lb/>
den/ in was gro&#x017F;&#x017F;e Gefahren &#x017F;ich &#x017F;tellen die jenige/ &#x017F;o die Be&#x017F;&#x017F;erung ihrer<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en Sitten von Tag zu Tag verla&#x0364;ngeren: und ob zwarn villeicht viele<lb/>
der&#x017F;elbigen in ihrer letzten Kranckheit die heiligen Sacramenten der Kirchen<lb/>
empfangen; &#x017F;o haben wir doch oben geho&#x0364;ret/ wie voller Gefahren die&#x017F;e<lb/>
Bußfertigkeit &#x017F;eye. Derhalben bitte ich dich/ mein Chri&#x017F;tliche <hi rendition="#fr">S</hi>eel/<lb/>
ver&#x017F;chiebe nicht/ und auch &#x017F;o gar biß auff den andern Tag nicht die Be&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rung deines Lebens: &#x017F;ondern &#x017F;age mit dem Ko&#x0364;niglichen Propheten: <hi rendition="#fr">Jch<lb/>
habs ge&#x017F;agt/ jetzt hab ich angefangen;</hi> von die&#x017F;er <hi rendition="#fr">S</hi>tund an<lb/>
will ich mein Leben be&#x017F;&#x017F;eren: ja/ von die&#x017F;em Augenblick an will ich alle<lb/>
Tra&#x0364;gheit von mir verbannen durch die Gnad GOttes/ und will dem&#x017F;el-<lb/>
ben eifferiger dienen/ als ich jemahlen gethan hab. Wann du dir &#x017F;olche<lb/>
Vorhaben mache&#x017F;t/ und in den&#x017F;elben be&#x017F;ta&#x0364;ndiglich verharre&#x017F;t/ &#x017F;o wir&#x017F;tu<lb/><hi rendition="#c">einen viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren und be&#x017F;&#x017F;ern Lohn darvon tragen/ als du<lb/>
dir wir&#x017F;t einbilden ko&#x0364;nnen.</hi></p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">F</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0069] Von der Buß. Ermahnung deß heiligen Auguſtini: Beſſere/ mein Chriſt/ dein Leben/ da dir Zeit gegeben wird: erbitte die Huͤlff GOttes/ da dir deine Suͤnden zu beweinen Platz gegeben wird: nicht verlaͤngere die Buß/ dicweil du in der jenigen Zeit lebeſt/ in welcher allein die Frucht der Buß-fertigkeit nuͤtz- lich iſt. Wiewohl nun einige im letzten Hinſcheiden den Ancker der Buß er greiffen; ſo hoͤre doch/ mein Chriſtliche Seel/ mit wie vielen Gefahren ſolche Buß umbgeben ſeye/ auß dem Mund deß offtgemeldten heiligen Au- guſtini; der alſo ſpricht; Wann einer in der cuſſerſten Noth ſeiner Krauck- heit die Buß ergreiffen will/ auch wuͤrcklich ergreiffet/ und alſo mit dem lieben GOtt verſoͤhnet wird/ und von hinnen ſcheidet: ſo muß ich auch geſtehen/ daß wir ihm nicht abſprechen/ was er begehret; gleichwohl koͤnnen wir uns nicht verſicheren/ und außtruͤcklich ſagen/ daß er wohl geſtorben ſeye. Ob er ſicher von hinnen geſcheiden/ weiß ich nicht: wir koͤnnen ihm Zeugnuß geben von der Buß/ nit aber von der Sicherheit. Jch ſage zwar nit/ daß er verdambt werde: aber ich ſage auch nit/ er wird der Verdamnuß entgehen. Wilſtu dann von dieſem Zweiffel befreyet ſeyn? ſo halte das Gewiſſe und laſſe das Ungewiſſe fahren Thue Buß/ weilen du geſundt biſt; wann du es alſo macheſt/ ſo ſage ich dir/ daß du ſicher ſeyeſt; dann du haſt Buß gethan zu derſelben Zeit/ da du haſt koͤnnen ſuͤndigen. Wilſtu aber Buß thun zu der Zeit/ in welcher du nicht vermagſt zu ſuͤndigen; ſo haben dich die Suͤnden verlaſſen/ und du ſie nicht. Dieſes ſeynd die Wort deß obgemeldten heiligen Kirchen-Lehrers/ darauß wir unterwieſen wer- den/ in was groſſe Gefahren ſich ſtellen die jenige/ ſo die Beſſerung ihrer boͤſen Sitten von Tag zu Tag verlaͤngeren: und ob zwarn villeicht viele derſelbigen in ihrer letzten Kranckheit die heiligen Sacramenten der Kirchen empfangen; ſo haben wir doch oben gehoͤret/ wie voller Gefahren dieſe Bußfertigkeit ſeye. Derhalben bitte ich dich/ mein Chriſtliche Seel/ verſchiebe nicht/ und auch ſo gar biß auff den andern Tag nicht die Beſſe- rung deines Lebens: ſondern ſage mit dem Koͤniglichen Propheten: Jch habs geſagt/ jetzt hab ich angefangen; von dieſer Stund an will ich mein Leben beſſeren: ja/ von dieſem Augenblick an will ich alle Traͤgheit von mir verbannen durch die Gnad GOttes/ und will demſel- ben eifferiger dienen/ als ich jemahlen gethan hab. Wann du dir ſolche Vorhaben macheſt/ und in denſelben beſtaͤndiglich verharreſt/ ſo wirſtu einen viel groͤſſeren und beſſern Lohn darvon tragen/ als du dir wirſt einbilden koͤnnen. Serm. 58. de San- ctis. Die F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/69
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/69>, abgerufen am 26.11.2024.