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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Fünffte Geistliche Lection


Die Fünffte Geistliche
LECTION

Von der
Dritten Theologischen Tugend/ nemblich der
LJEBE.
Joan. 14.
[I].
23.
Siquis diligit me, sermonem meum servabit, & Pater
meus diliget eum, & ad eum veniemus, & mansionem
apud eum faciemus.

So mich jemand liebet/ der wird mein Wort halten/
und mein Vatter wird ihn lieben: und wir werden zu ihm
kommen/ und eine Wohnung bey ihm machen.
Der Erste Theil.

1. DEmnach wir das Fundament unseres geistlichen Baws gelegt/
auch über solches die stärckeste Mauer der Theologischen
Hoffnung auffgerichtet/ und was zu Bevestigung dieser gött-
lichen Tugend verhülfflich seyn kan/ herbey geschafft haben; als ist nun übrig/
daß wir diesem Baw den letzten Zierath und nöthiges Tachwerck auffsetzen/
als nemblich von der Liebe zu handlen aufangen: zumahlen nach Meynung
Serm. 22.deß H. Augustini/ die Spitze und Vollkommenheit dieses Baws die Liebe
ist/ derhalben redet er in seiner 22. Sermon also: Das Hauß GOttes wird
durch die Liebe begrundvestiget/ durch die Hoffnung auffgerichtet/ und durch
die Liebe zur Vollkommenheit gebracht. So ist dann die Liebe ein wahres
Kleinod der Tugenden/ von der die andere gemacht/ und mit ihr vergesell-
schafftet/ ihren Zierath und Glantz/ und endlieh ihre Vollkommenheit em-
pfangen. Diese ist das bunte Kleid des Jsraelitischen Josephs/ so mit den
schönsten Farben allerhand Tugenden gezieret. Von dem der gelehrte Hugo
De-laude
char.
also schreibet: Die Liebe vertreibt alle Schwachheit der Seelen/ die Lieb rot-
tet auß die Wurtzeln aller Lastern/ die Lieb ist aller Tugenden Ursprung/ die
Lieb er leuchtet den Verstand/ reiniget das Gewissen/ erfreuet die Seel des

Men-
Die Fuͤnffte Geiſtliche Lection


Die Fuͤnffte Geiſtliche
LECTION

Von der
Dritten Theologiſchen Tugend/ nemblich der
LJEBE.
Joan. 14.
[I].
23.
Siquis diligit me, ſermonem meum ſervabit, & Pater
meus diliget eum, & ad eum veniemus, & manſionem
apud eum faciemus.

So mich jemand liebet/ der wird mein Wort halten/
und mein Vatter wird ihn lieben: und wir werden zu ihm
kommen/ und eine Wohnung bey ihm machen.
Der Erſte Theil.

1. DEmnach wir das Fundament unſeres geiſtlichen Baws gelegt/
auch uͤber ſolches die ſtaͤrckeſte Mauer der Theologiſchen
Hoffnung auffgerichtet/ und was zu Beveſtigung dieſer goͤtt-
lichen Tugend verhuͤlfflich ſeyn kan/ herbey geſchafft haben; als iſt nun uͤbrig/
daß wir dieſem Baw den letzten Zierath und noͤthiges Tachwerck auffſetzen/
als nemblich von der Liebe zu handlen aufangen: zumahlen nach Meynung
Serm. 22.deß H. Auguſtini/ die Spitze und Vollkommenheit dieſes Baws die Liebe
iſt/ derhalben redet er in ſeiner 22. Sermon alſo: Das Hauß GOttes wird
durch die Liebe begrundveſtiget/ durch die Hoffnung auffgerichtet/ und durch
die Liebe zur Vollkommenheit gebracht. So iſt dann die Liebe ein wahres
Kleinod der Tugenden/ von der die andere gemacht/ und mit ihr vergeſell-
ſchafftet/ ihren Zierath und Glantz/ und endlieh ihre Vollkommenheit em-
pfangen. Dieſe iſt das bunte Kleid des Jſraelitiſchen Joſephs/ ſo mit den
ſchoͤnſten Farben allerhand Tugenden gezieret. Von dem der gelehrte Hugo
De-laude
char.
alſo ſchreibet: Die Liebe vertreibt alle Schwachheit der Seelen/ die Lieb rot-
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Lieb er leuchtet den Verſtand/ reiniget das Gewiſſen/ erfreuet die Seel des

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[42/0070] Die Fuͤnffte Geiſtliche Lection Die Fuͤnffte Geiſtliche LECTION Von der Dritten Theologiſchen Tugend/ nemblich der LJEBE. Siquis diligit me, ſermonem meum ſervabit, & Pater meus diliget eum, & ad eum veniemus, & manſionem apud eum faciemus. So mich jemand liebet/ der wird mein Wort halten/ und mein Vatter wird ihn lieben: und wir werden zu ihm kommen/ und eine Wohnung bey ihm machen. Der Erſte Theil. 1. DEmnach wir das Fundament unſeres geiſtlichen Baws gelegt/ auch uͤber ſolches die ſtaͤrckeſte Mauer der Theologiſchen Hoffnung auffgerichtet/ und was zu Beveſtigung dieſer goͤtt- lichen Tugend verhuͤlfflich ſeyn kan/ herbey geſchafft haben; als iſt nun uͤbrig/ daß wir dieſem Baw den letzten Zierath und noͤthiges Tachwerck auffſetzen/ als nemblich von der Liebe zu handlen aufangen: zumahlen nach Meynung deß H. Auguſtini/ die Spitze und Vollkommenheit dieſes Baws die Liebe iſt/ derhalben redet er in ſeiner 22. Sermon alſo: Das Hauß GOttes wird durch die Liebe begrundveſtiget/ durch die Hoffnung auffgerichtet/ und durch die Liebe zur Vollkommenheit gebracht. So iſt dann die Liebe ein wahres Kleinod der Tugenden/ von der die andere gemacht/ und mit ihr vergeſell- ſchafftet/ ihren Zierath und Glantz/ und endlieh ihre Vollkommenheit em- pfangen. Dieſe iſt das bunte Kleid des Jſraelitiſchen Joſephs/ ſo mit den ſchoͤnſten Farben allerhand Tugenden gezieret. Von dem der gelehrte Hugo alſo ſchreibet: Die Liebe vertreibt alle Schwachheit der Seelen/ die Lieb rot- tet auß die Wurtzeln aller Laſtern/ die Lieb iſt aller Tugenden Urſprung/ die Lieb er leuchtet den Verſtand/ reiniget das Gewiſſen/ erfreuet die Seel des Men- Serm. 22. De-laude char.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/70>, abgerufen am 26.11.2024.