Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

DEDICATIO.
den Menschen-Mörder den Todt so natür-
lich/ daß der Kunstreicheste Mahler
Fivizan
selbst also daran erschrocken/ daß ihme der
Pinsel entfallen und er uhrplötzlich dahin ge-
storben: Wessenthalben der Poet bey seiner
Leich-Begängnus neben andern Sinn-Ge-
mähl/ auch obberührtes Todten-Bild ange-
zogen/ mit beygefügten Vers:

Viva igitur sum Mors, non mortua Mor-
tis imago,
Si fungor, quo Mors fungitur Officio.
Bey Leib nenn mich ein Todts-Bild nicht/
Dann ich der Todt selbsten bin/
Weil ich deß Todts-Amt verricht/
Und raub deß Menschen Leben hin.

Diesem Mahler kan ich es in der Kunst
nicht nachthun/ habe mich aber gleichwol un-
terfangen/ den Wiennerischen Todt nach
meiner Geringfügkeit zu entwerffen/ dann
es duncket mich/ als tauge gar wol das Elend
zu beschreiben ein elender Scribent/ muß
aber beynebenst nicht verschweigen die gu-
te Meinung/ so mich hierzu veranlasset
hat; Es ist zuweilen der Mensch in einer
Sach den langsamen Schnecken nicht un-
gleich/ dieser abgeschmacke Maurkriecher
läst nicht ein einiges mal ein Stimm hö-
ren/ sondern bleibt allzeit ein schmutziger
Stumm/ und stumme Schmutzer/ so man
ihn aber auf ein Glut leget/ fanget er an
zu kirren und zu pfeiffen/
Urget silentia maeror:
Wir arme elende Adams-Kinder seynd offt

also
A 2

DEDICATIO.
den Menſchen-Moͤrder den Todt ſo natuͤr-
lich/ daß der Kunſtreicheſte Mahler
Fivizan
ſelbſt alſo daran erſchrocken/ daß ihme der
Pinſel entfallen und er uhrploͤtzlich dahin ge-
ſtorben: Weſſenthalben der Poet bey ſeiner
Leich-Begaͤngnus neben andern Sinn-Ge-
maͤhl/ auch obberuͤhrtes Todten-Bild ange-
zogen/ mit beygefuͤgten Vers:

Viva igitur ſum Mors, non mortua Mor-
tis imago,
Si fungor, quo Mors fungitur Officio.
Bey Leib nenn mich ein Todts-Bild nicht/
Dann ich der Todt ſelbſten bin/
Weil ich deß Todts-Amt verricht/
Und raub deß Menſchen Leben hin.

Dieſem Mahler kan ich es in der Kunſt
nicht nachthun/ habe mich aber gleichwol un-
terfangen/ den Wienneriſchen Todt nach
meiner Geringfuͤgkeit zu entwerffen/ dann
es duncket mich/ als tauge gar wol das Elend
zu beſchreiben ein elender Scribent/ muß
aber beynebenſt nicht verſchweigen die gu-
te Meinung/ ſo mich hierzu veranlaſſet
hat; Es iſt zuweilen der Menſch in einer
Sach den langſamen Schnecken nicht un-
gleich/ dieſer abgeſchmacke Maurkriecher
laͤſt nicht ein einiges mal ein Stimm hoͤ-
ren/ ſondern bleibt allzeit ein ſchmutziger
Stumm/ und ſtumme Schmutzer/ ſo man
ihn aber auf ein Glut leget/ fanget er an
zu kirren und zu pfeiffen/
Urget ſilentia mæror:
Wir arme elende Adams-Kinder ſeynd offt

alſo
A 2
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <p>
          <pb facs="#f0013" n="[3]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DEDICATIO</hi>.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">den Men&#x017F;chen-Mo&#x0364;rder den Todt &#x017F;o natu&#x0364;r-<lb/>
lich/ daß der Kun&#x017F;treiche&#x017F;te Mahler</hi> <hi rendition="#aq">Fivizan</hi><lb/> <hi rendition="#fr">&#x017F;elb&#x017F;t al&#x017F;o daran er&#x017F;chrocken/ daß ihme der<lb/>
Pin&#x017F;el entfallen und er uhrplo&#x0364;tzlich dahin ge-<lb/>
&#x017F;torben: We&#x017F;&#x017F;enthalben der Poet bey &#x017F;einer<lb/>
Leich-Bega&#x0364;ngnus neben andern Sinn-Ge-<lb/>
ma&#x0364;hl/ auch obberu&#x0364;hrtes Todten-Bild ange-<lb/>
zogen/ mit beygefu&#x0364;gten Vers:</hi> </p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Viva igitur &#x017F;um Mors, non mortua Mor-</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#et">tis imago,</hi> </hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#et">Si fungor, quo Mors fungitur Officio.</hi> </hi> </l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Bey Leib nenn mich ein Todts-Bild nicht/</l><lb/>
          <l>Dann ich der Todt &#x017F;elb&#x017F;ten bin/</l><lb/>
          <l>Weil ich deß Todts-Amt verricht/</l><lb/>
          <l>Und raub deß Men&#x017F;chen Leben hin.</l>
        </lg><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Die&#x017F;em Mahler kan ich es in der Kun&#x017F;t<lb/>
nicht nachthun/ habe mich aber gleichwol un-<lb/>
terfangen/ den Wienneri&#x017F;chen Todt nach<lb/>
meiner Geringfu&#x0364;gkeit zu entwerffen/ dann<lb/>
es duncket mich/ als tauge gar wol das Elend<lb/>
zu be&#x017F;chreiben ein elender Scribent/ muß<lb/>
aber beyneben&#x017F;t nicht ver&#x017F;chweigen die gu-<lb/>
te Meinung/ &#x017F;o mich hierzu veranla&#x017F;&#x017F;et<lb/>
hat; Es i&#x017F;t zuweilen der Men&#x017F;ch in einer<lb/>
Sach den lang&#x017F;amen Schnecken nicht un-<lb/>
gleich/ die&#x017F;er abge&#x017F;chmacke Maurkriecher<lb/>
la&#x0364;&#x017F;t nicht ein einiges mal ein Stimm ho&#x0364;-<lb/>
ren/ &#x017F;ondern bleibt allzeit ein &#x017F;chmutziger<lb/>
Stumm/ und &#x017F;tumme Schmutzer/ &#x017F;o man<lb/>
ihn aber auf ein Glut leget/ fanget er an<lb/>
zu kirren und zu pfeiffen/</hi> <hi rendition="#aq">Urget &#x017F;ilentia mæror:</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Wir arme elende Adams-Kinder &#x017F;eynd offt</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A</hi> 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">al&#x017F;o</hi> </fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[[3]/0013] DEDICATIO. den Menſchen-Moͤrder den Todt ſo natuͤr- lich/ daß der Kunſtreicheſte Mahler Fivizan ſelbſt alſo daran erſchrocken/ daß ihme der Pinſel entfallen und er uhrploͤtzlich dahin ge- ſtorben: Weſſenthalben der Poet bey ſeiner Leich-Begaͤngnus neben andern Sinn-Ge- maͤhl/ auch obberuͤhrtes Todten-Bild ange- zogen/ mit beygefuͤgten Vers: Viva igitur ſum Mors, non mortua Mor- tis imago, Si fungor, quo Mors fungitur Officio. Bey Leib nenn mich ein Todts-Bild nicht/ Dann ich der Todt ſelbſten bin/ Weil ich deß Todts-Amt verricht/ Und raub deß Menſchen Leben hin. Dieſem Mahler kan ich es in der Kunſt nicht nachthun/ habe mich aber gleichwol un- terfangen/ den Wienneriſchen Todt nach meiner Geringfuͤgkeit zu entwerffen/ dann es duncket mich/ als tauge gar wol das Elend zu beſchreiben ein elender Scribent/ muß aber beynebenſt nicht verſchweigen die gu- te Meinung/ ſo mich hierzu veranlaſſet hat; Es iſt zuweilen der Menſch in einer Sach den langſamen Schnecken nicht un- gleich/ dieſer abgeſchmacke Maurkriecher laͤſt nicht ein einiges mal ein Stimm hoͤ- ren/ ſondern bleibt allzeit ein ſchmutziger Stumm/ und ſtumme Schmutzer/ ſo man ihn aber auf ein Glut leget/ fanget er an zu kirren und zu pfeiffen/ Urget ſilentia mæror: Wir arme elende Adams-Kinder ſeynd offt alſo A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/13
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/13>, abgerufen am 03.12.2024.