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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Mercks Wienn.
ten Kuchl/ so dann wüntscht ihm mancher/ sein Kopff wä-
re in einer Münch-Kappen gesteckt/ würde also leichter
sterben.

Ein Schlemmer stirbt nicht wol; Ein solcher ist ge-
west der reiche Prasser/ der nur darum gelebt/ damit er
essen könt/ und nicht darum gessen/ damit er leben möcht/
dem das Maul stets feucht ware wie ein Badschwam/ der
einen Magen gehabt/ wie dieselbe Thier/ welche den Lamml
ihre Peltz zertrennen/ der aus dem Tag ein Nacht gemacht/
verstehe Faßnacht/ der aus der Nacht ein Tag gemacht/ ver-
stehe Kirchtag: Ein solcher ist auch gewest Clodius Albinus,
von deme Sabellicus l. 20. notiret/ daß er Keller und Kuchl
für seinen Himmel gehalten/ den Schmeerbauch aber für
seinen Abgott/ welchem er nur gar zu häuffig geopffert/
absonderlich dazumal/ als er in einer Mahlzeit neben andern
Speisen fünffhundert Austern/ und zehen Capauner geschlickt;
Ein solcher stirbt nicht wol/ aber ein Geistlicher stirbt wol/
der allzeit seiner Seelen ein Vatter/ dem Leib aber ein
Stieffvatter abgeben/ der fast alle Tag zu Freytag gemacht/
damit er desto gewisser einen ewigen Sabbath oder Ruhe
zu hoffen hätt/ der sich der Nüchterkeit befliessen/ wol wis-
send/ wann ein Schiffl überladen/ daß selbiges nechst bey
dem Untergang seye; Es ist demnach wol höchst zu betauren/
daß so viel Geistliche und GOtt gewidmete Priesterschafft
dem ohnmilden Tod in die Händ gerathen/ absonderlich
weil dieselbige der Stadt und ihren Heiligen Orden zu fer-
nerem Nutzen wären wol angestanden: weilen sie aber wol
gestorben/ und das zeitliche Leben mit dem Ewigen ver-
tauscht/ ist mehr Ursach zu frolocken als trauren; O wie
mancher frommer Religios seuffzte auf seinem Todtbettl fol-
gender Gestalt:

O GOtt! ich verlasse gern das jenige/ auf das sich niemand
verlassen kan: Jst doch die Welt nichts als ein Eisen/ so allbe-
reits gar zu rostig/ ist sie doch nichts als ein Eyß/ auf deme man-
cher so unbehutsam geschlipffert/ ist doch die Welt nichts/ als ein
Stadt/ dero Ringmauer Elend und Jammer/ ist doch die Welt
nichts als ein Gestad/ so gantz untergraben und gefährlich/ ist
doch die Welt nichts als ein Schlingen/ vor dessen Gefahren sich
schier niemand retten kan/ ist doch die Welt nichts als ein Schlan-
gen/ die da voller Gifft/ A dio wie gern dann reise ich in die

Ewig-

Mercks Wienn.
ten Kuchl/ ſo dann wuͤntſcht ihm mancher/ ſein Kopff waͤ-
re in einer Muͤnch-Kappen geſteckt/ wuͤrde alſo leichter
ſterben.

Ein Schlemmer ſtirbt nicht wol; Ein ſolcher iſt ge-
weſt der reiche Praſſer/ der nur darum gelebt/ damit er
eſſen koͤnt/ und nicht darum geſſen/ damit er leben moͤcht/
dem das Maul ſtets feucht ware wie ein Badſchwam/ der
einen Magen gehabt/ wie dieſelbe Thier/ welche den Lamml
ihre Peltz zertrennen/ der aus dem Tag ein Nacht gemacht/
verſtehe Faßnacht/ der aus der Nacht ein Tag gemacht/ ver-
ſtehe Kirchtag: Ein ſolcher iſt auch geweſt Clodius Albinus,
von deme Sabellicus l. 20. notiret/ daß er Keller und Kuchl
fuͤr ſeinen Himmel gehalten/ den Schmeerbauch aber fuͤr
ſeinen Abgott/ welchem er nur gar zu haͤuffig geopffert/
abſonderlich dazumal/ als er in einer Mahlzeit neben andern
Speiſen fuͤnffhundert Auſtern/ und zehen Capauner geſchlickt;
Ein ſolcher ſtirbt nicht wol/ aber ein Geiſtlicher ſtirbt wol/
der allzeit ſeiner Seelen ein Vatter/ dem Leib aber ein
Stieffvatter abgeben/ der faſt alle Tag zu Freytag gemacht/
damit er deſto gewiſſer einen ewigen Sabbath oder Ruhe
zu hoffen haͤtt/ der ſich der Nuͤchterkeit beflieſſen/ wol wiſ-
ſend/ wann ein Schiffl uͤberladen/ daß ſelbiges nechſt bey
dem Untergang ſeye; Es iſt demnach wol hoͤchſt zu betauren/
daß ſo viel Geiſtliche und GOtt gewidmete Prieſterſchafft
dem ohnmilden Tod in die Haͤnd gerathen/ abſonderlich
weil dieſelbige der Stadt und ihren Heiligen Orden zu fer-
nerem Nutzen waͤren wol angeſtanden: weilen ſie aber wol
geſtorben/ und das zeitliche Leben mit dem Ewigen ver-
tauſcht/ iſt mehr Urſach zu frolocken als trauren; O wie
mancher frommer Religios ſeuffzte auf ſeinem Todtbettl fol-
gender Geſtalt:

O GOtt! ich verlaſſe gern das jenige/ auf das ſich niemand
verlaſſen kan: Jſt doch die Welt nichts als ein Eiſen/ ſo allbe-
reits gar zu roſtig/ iſt ſie doch nichts als ein Eyß/ auf deme man-
cher ſo unbehutſam geſchlipffert/ iſt doch die Welt nichts/ als ein
Stadt/ dero Ringmauer Elend und Jammer/ iſt doch die Welt
nichts als ein Geſtad/ ſo gantz untergraben und gefaͤhrlich/ iſt
doch die Welt nichts als ein Schlingen/ vor deſſen Gefahren ſich
ſchier niemand rettẽ kan/ iſt doch die Welt nichts als ein Schlan-
gen/ die da voller Gifft/ A dio wie gern dann reiſe ich in die

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[45/0055] Mercks Wienn. ten Kuchl/ ſo dann wuͤntſcht ihm mancher/ ſein Kopff waͤ- re in einer Muͤnch-Kappen geſteckt/ wuͤrde alſo leichter ſterben. Ein Schlemmer ſtirbt nicht wol; Ein ſolcher iſt ge- weſt der reiche Praſſer/ der nur darum gelebt/ damit er eſſen koͤnt/ und nicht darum geſſen/ damit er leben moͤcht/ dem das Maul ſtets feucht ware wie ein Badſchwam/ der einen Magen gehabt/ wie dieſelbe Thier/ welche den Lamml ihre Peltz zertrennen/ der aus dem Tag ein Nacht gemacht/ verſtehe Faßnacht/ der aus der Nacht ein Tag gemacht/ ver- ſtehe Kirchtag: Ein ſolcher iſt auch geweſt Clodius Albinus, von deme Sabellicus l. 20. notiret/ daß er Keller und Kuchl fuͤr ſeinen Himmel gehalten/ den Schmeerbauch aber fuͤr ſeinen Abgott/ welchem er nur gar zu haͤuffig geopffert/ abſonderlich dazumal/ als er in einer Mahlzeit neben andern Speiſen fuͤnffhundert Auſtern/ und zehen Capauner geſchlickt; Ein ſolcher ſtirbt nicht wol/ aber ein Geiſtlicher ſtirbt wol/ der allzeit ſeiner Seelen ein Vatter/ dem Leib aber ein Stieffvatter abgeben/ der faſt alle Tag zu Freytag gemacht/ damit er deſto gewiſſer einen ewigen Sabbath oder Ruhe zu hoffen haͤtt/ der ſich der Nuͤchterkeit beflieſſen/ wol wiſ- ſend/ wann ein Schiffl uͤberladen/ daß ſelbiges nechſt bey dem Untergang ſeye; Es iſt demnach wol hoͤchſt zu betauren/ daß ſo viel Geiſtliche und GOtt gewidmete Prieſterſchafft dem ohnmilden Tod in die Haͤnd gerathen/ abſonderlich weil dieſelbige der Stadt und ihren Heiligen Orden zu fer- nerem Nutzen waͤren wol angeſtanden: weilen ſie aber wol geſtorben/ und das zeitliche Leben mit dem Ewigen ver- tauſcht/ iſt mehr Urſach zu frolocken als trauren; O wie mancher frommer Religios ſeuffzte auf ſeinem Todtbettl fol- gender Geſtalt: O GOtt! ich verlaſſe gern das jenige/ auf das ſich niemand verlaſſen kan: Jſt doch die Welt nichts als ein Eiſen/ ſo allbe- reits gar zu roſtig/ iſt ſie doch nichts als ein Eyß/ auf deme man- cher ſo unbehutſam geſchlipffert/ iſt doch die Welt nichts/ als ein Stadt/ dero Ringmauer Elend und Jammer/ iſt doch die Welt nichts als ein Geſtad/ ſo gantz untergraben und gefaͤhrlich/ iſt doch die Welt nichts als ein Schlingen/ vor deſſen Gefahren ſich ſchier niemand rettẽ kan/ iſt doch die Welt nichts als ein Schlan- gen/ die da voller Gifft/ A dio wie gern dann reiſe ich in die Ewig-

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/55>, abgerufen am 21.11.2024.