Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.Mercks Wienn. Ewigkeit; O süssester JESU/ du sträckest darum deine Armam Creutz aus/ damit du meine arme Seel umfangest/ O gü- tigster Heyland/ es seynd deine fünff purpurfarbe Heil. Wun- den/ fünff schöne rothe Petschier/ welche für mich bey dem Himmlischen Vatter gnugsame Bürgschafft leisten; O gütiger GOtt! der Baum an dem du hangest/ wird hoffentlich nur ein Steg und ein Weg seyn/ in die Glory: Fahre demnach aus/ O allerliebste Seel/ und beschleunige mit Freuden deinen Aus- gang/ aus dem Leib/ der nichts anders ist/ als ein Gefängnus/ und verdrießliche Arrest-Stuben/ zertrenne gern diese Gespan- schafft mit dem Leib/ in Erwegung/ daß dieser Spieß-Ge- sell am Jüngsten Tag mit unaussprechlicher Glory dir wird wieder vereiniget werden: Adio! behüt euch GOTT meine liebe Patres und Ordens-Mit-Brüder/ ist mir leyd/ daß/ ich euch wegen meiner abschenlichen Kranckheit nicht kan um das Bettl sehen/ nimm demnach Urlaub von euch/ vergebet mir um GOttes Willen von Hertzen/ so ich euch etwan im Kloster/ in dem Chor/ in dem Refectorio, oder in der Zel- len hätte beleydiget/ O wie hart dunckt es mich/ daß ich nicht kan mit meinen liebsten Ordens-Genossen ruhen und faulen in unser Grufften/ sondern an statt dero unter einer verdorrten Hollerstauden mein Grab etwann erwartet/ aber frisch auf meine Seel/ bekümmere dich dessen nicht so sehr/ die jenige so du anjetzo verlässest/ werden in der Glory unter einem Fahnen deß glorwürdigsten Ordens-Stiffter mit dir GOtt loben und benedeyen/ Adio! so seys dann O JEsu! dir leb ich/ O JEsu! dir stirb ich. Auf gleiche Weis seuffzte mancher geistreicher Religios Man hat sonsten in der Apothecken gewisse Zeltel/ die da Da
Mercks Wienn. Ewigkeit; O ſuͤſſeſter JESU/ du ſtraͤckeſt darum deine Armam Creutz aus/ damit du meine arme Seel umfangeſt/ O guͤ- tigſter Heyland/ es ſeynd deine fuͤnff purpurfarbe Heil. Wun- den/ fuͤnff ſchoͤne rothe Petſchier/ welche fuͤr mich bey dem Himmliſchen Vatter gnugſame Buͤrgſchafft leiſten; O guͤtiger GOtt! der Baum an dem du hangeſt/ wird hoffentlich nur ein Steg und ein Weg ſeyn/ in die Glory: Fahre demnach aus/ O allerliebſte Seel/ und beſchleunige mit Freuden deinen Aus- gang/ aus dem Leib/ der nichts anders iſt/ als ein Gefaͤngnus/ und verdrießliche Arreſt-Stuben/ zertrenne gern dieſe Geſpan- ſchafft mit dem Leib/ in Erwegung/ daß dieſer Spieß-Ge- ſell am Juͤngſten Tag mit unausſprechlicher Glory dir wird wieder vereiniget werden: Adio! behuͤt euch GOTT meine liebe Patres und Ordens-Mit-Bruͤder/ iſt mir leyd/ daß/ ich euch wegen meiner abſchenlichen Kranckheit nicht kan um das Bettl ſehen/ nimm demnach Urlaub von euch/ vergebet mir um GOttes Willen von Hertzen/ ſo ich euch etwan im Kloſter/ in dem Chor/ in dem Refectorio, oder in der Zel- len haͤtte beleydiget/ O wie hart dunckt es mich/ daß ich nicht kan mit meinen liebſten Ordens-Genoſſen ruhen und faulen in unſer Grufften/ ſondern an ſtatt dero unter einer verdorꝛten Hollerſtauden mein Grab etwann erwartet/ aber friſch auf meine Seel/ bekuͤmmere dich deſſen nicht ſo ſehr/ die jenige ſo du anjetzo verlaͤſſeſt/ werden in der Glory unter einem Fahnen deß glorwuͤrdigſten Ordens-Stiffter mit dir GOtt loben und benedeyen/ Adio! ſo ſeys dann O JEſu! dir leb ich/ O JEſu! dir ſtirb ich. Auf gleiche Weis ſeuffzte mancher geiſtreicher Religios Man hat ſonſten in der Apothecken gewiſſe Zeltel/ die da Da
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Mercks Wienn.
Ewigkeit; O ſuͤſſeſter JESU/ du ſtraͤckeſt darum deine Arm
am Creutz aus/ damit du meine arme Seel umfangeſt/ O guͤ-
tigſter Heyland/ es ſeynd deine fuͤnff purpurfarbe Heil. Wun-
den/ fuͤnff ſchoͤne rothe Petſchier/ welche fuͤr mich bey dem
Himmliſchen Vatter gnugſame Buͤrgſchafft leiſten; O guͤtiger
GOtt! der Baum an dem du hangeſt/ wird hoffentlich nur
ein Steg und ein Weg ſeyn/ in die Glory: Fahre demnach aus/
O allerliebſte Seel/ und beſchleunige mit Freuden deinen Aus-
gang/ aus dem Leib/ der nichts anders iſt/ als ein Gefaͤngnus/ und
verdrießliche Arreſt-Stuben/ zertrenne gern dieſe Geſpan-
ſchafft mit dem Leib/ in Erwegung/ daß dieſer Spieß-Ge-
ſell am Juͤngſten Tag mit unausſprechlicher Glory dir wird
wieder vereiniget werden: Adio! behuͤt euch GOTT meine
liebe Patres und Ordens-Mit-Bruͤder/ iſt mir leyd/ daß/
ich euch wegen meiner abſchenlichen Kranckheit nicht kan um
das Bettl ſehen/ nimm demnach Urlaub von euch/ vergebet
mir um GOttes Willen von Hertzen/ ſo ich euch etwan im
Kloſter/ in dem Chor/ in dem Refectorio, oder in der Zel-
len haͤtte beleydiget/ O wie hart dunckt es mich/ daß ich nicht
kan mit meinen liebſten Ordens-Genoſſen ruhen und faulen in
unſer Grufften/ ſondern an ſtatt dero unter einer verdorꝛten
Hollerſtauden mein Grab etwann erwartet/ aber friſch auf
meine Seel/ bekuͤmmere dich deſſen nicht ſo ſehr/ die jenige
ſo du anjetzo verlaͤſſeſt/ werden in der Glory unter einem
Fahnen deß glorwuͤrdigſten Ordens-Stiffter mit dir GOtt
loben und benedeyen/ Adio! ſo ſeys dann O JEſu! dir leb
ich/ O JEſu! dir ſtirb ich.
Auf gleiche Weis ſeuffzte mancher geiſtreicher Religios
und Prieſter/ und ware ſeine einige Hertzſtaͤrck der ſuͤſſeſte
Nahmen JEſus und Maria.
Man hat ſonſten in der Apothecken gewiſſe Zeltel/ die da
Manus Chriſti, das iſt/ Haͤnd Chriſti genennet werden/ wer
ihnen den Nahmen hat geben/ muß ein Naſenwitziger Tropff
und Gewiſſenloſer Geſell geweſen ſeyn/ ſeytemalen ſie nur von
Zucker und Roſenwaſſer gemeiniglich zugericht werden/ ſol-
che Manus Chriſti haͤtten fuͤrwahr manchem Geiſtlichen eine
geringe Labnus geben/ wofern ſie nicht anderſt geſtaͤrckt haͤt-
ten die wahre Haͤnd GOttes/ in die ſie ſich ſamt Leib und
Seel befohlen/ welcher alle in iſt der jenige/ der alle Be-
truͤbte kan troͤſten.
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