Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.Mercks Wienn. heit nicht nur hundert/ nicht nur tausend/ sondern viel tau-send junge Mägdlein in die Gruben geworffen. Muß bekennen/ daß bald kein kleiners Gassel allhier zu Moyses nach dem er von dem Berg Sinai herab gestie- zu
Mercks Wienn. heit nicht nur hundert/ nicht nur tauſend/ ſondern viel tau-ſend junge Maͤgdlein in die Gruben geworffen. Muß bekennen/ daß bald kein kleiners Gaſſel allhier zu Moyſes nach dem er von dem Berg Sinai herab geſtie- zu
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Mercks Wienn.
heit nicht nur hundert/ nicht nur tauſend/ ſondern viel tau-
ſend junge Maͤgdlein in die Gruben geworffen.
Muß bekennen/ daß bald kein kleiners Gaſſel allhier zu
Wienn/ als das Jungfrau-Gaſſel/ aus dem aber folgt
nicht/ daß ſolche Lilien-Zahl ſoll gering ſeyn/ ſondern glaub-
lich/ daß wir auch mit der Heil. Urſula ſamt ihrer weiſſen
Armee koͤnten zaͤhlen/ und findt man annoch viel adeliche
und unadeliche Toͤchter/ bey denen Zucht und Erbarkeit das
beſte Kleinod/ und die ſilber-weiſſe Ehr der groͤſſte Schatz/
nit weniger viel Erbare Matronen/ die auch Tugend halber
der Roͤmiſchen Lucretia nicht viel nachgeben/ weil aber noch
wenig Gaͤrten ſeynd gefunden worden/ in denen nicht auch un-
nuͤtze Brenneſſel ſeynd aufgewachſen/ und haͤlt auch das beſte
Wein-Faß truͤbes Boden-Gleger/ ſo kan mans auch dem
Himmel vorrupffen/ daß nicht lauter gute Engel darinn ge-
weſen ſeyn/ was iſt dann Wunder/ daß nicht manche Haupt-
Stadt frey iſt/ von gar zu freyen Leuten; und kan nicht ge-
laugnet werden/ daß nicht zuchtloſe Schleppſaͤck und einige
verfuͤhrende Hoͤll-Zeiſel in Wienn anzutreffen geweſt/ die
aber der emſige Todt meiſterlich auf die Seiten geraumt/ und
iſt nur diß zu thauren/ daß in einer Gruben manche Tugend-
volle Jungfrau muß auf der Seiten eines ſolchen geilen Miſt-
hammels verfaulen.
Moyſes nach dem er von dem Berg Sinai herab geſtie-
gen/ fande nicht ohne abſonderliche Gemuͤts-Beſtuͤrtzung/
daß ſeinem Volck der Wuͤrbel in den Kopff gerathen/ in dem
dieſe Mammelucken ein guldes Kalb fůr einen GOtt angebet-
ten/ O Ochſen-Koͤpff! wie kans euch doch einfallen/ daß ein
Kalb euer GOtt ſoll ſeyn/ dahero der Eyfer-volle Mann
GOttes alsbald die ſteinerne Tafel zertruͤmmert/ und auf
ſolche Weis der erſte geweſt/ der die Zehen Gebot gebrochen/
nachgehends das guldene Kalb gantz zu Aſchen verbrennt;
Wann ich waͤre gegenwaͤrtig geweſt/ ſo haͤtte ich dem heiligen
Mann gantz glimpflich eingerathen/ er wolle diß guldene Kalb
nicht zwar dem Fleiſchhacker/ wol aber dem Muͤntzmeiſter
einhaͤndigen/ damit er bahres Geld daraus brackte/ worvon
den armen Leuten koͤnte Behylff geleiſt werden/ es iſt ja immer
Schad/ daß ſolches koſtbares Metall in unnutzbaren Aſchen
ſolle gelegt werden: Moyſes aber hatte hierinn ein weit an-
ders Ausſehen/ und verbrannte darum dieſes guldene Kalb
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