Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.Mercks Wienn. es phantasirte der übermühtige Printz/ daß die guldene Cronmöcht weit schöner stehen/ auf seinen goldfarben Haaren/ als auf dem nunmehr kahlen Kopff seines Vatters: Aber Kinder Untreu gegen den Eltern/ hat noch nie nichts als eignes Un- heil gespunnen; es kommt die Sach zum Degen/ Absolon lieffert ein Schlacht/ es ware ihme aber das sonsten wan- ckelmühtige Kriegs-Glück nicht willfährig/ also/ daß der junge Herr aus zwingender Noth muste sich in die Flucht be- geben/ in dero er ungefähr unter einem Eichbaum durch- sprengt/ und weiß nicht/ ist dieser zu nieder gewest/ oder er der Absolon zu hoch/ ich glaube das andere; wenigst war er hochmühtig/ ist geschehen/ daß er mit den Haarlocken an dem Baum hangen geblieben/ und das Maulthier unter ihm durchgangen/ welches etwann ein paar Feldwegs geloffen/ und von einem Bauren ersehen worden/ der dann die gute Gelegenheit nicht wolte mißbrauchen/ sondern mit einem Büschel Hen dieses stoltz-gezierte Maulthier zu sich gelockt/ ihme den guldenen Zaum ausgezogen/ den mit Gold und Sil- ber gestickten Sattel abgenommen/ die mit Rubin versetzte Stegreiff ausgelöst/ die silberne Fußsohlen abgezwickt/ daß der arme Lang-Ohr nunmehr muste barfuß gehen. Es hat ihm dieser Bauer die Haut voll eingelacht/ daß er also unverhoffter Weis/ zu einer solchen Erbschafft gelanget/ und ist ja wunder- lich/ daß der Schatz deß Absolons in die Händ eines solchen Feld-Limmel gerathen ist. Solche Begebenheiten hat man auch allhie zu dieser Geld-
Mercks Wienn. es phantaſirte der uͤbermuͤhtige Printz/ daß die guldene Cronmoͤcht weit ſchoͤner ſtehen/ auf ſeinen goldfarben Haaren/ als auf dem nunmehr kahlen Kopff ſeines Vatters: Aber Kinder Untreu gegen den Eltern/ hat noch nie nichts als eignes Un- heil geſpunnen; es kommt die Sach zum Degen/ Abſolon lieffert ein Schlacht/ es ware ihme aber das ſonſten wan- ckelmuͤhtige Kriegs-Gluͤck nicht willfaͤhrig/ alſo/ daß der junge Herꝛ aus zwingender Noth muſte ſich in die Flucht be- geben/ in dero er ungefaͤhr unter einem Eichbaum durch- ſprengt/ und weiß nicht/ iſt dieſer zu nieder geweſt/ oder er der Abſolon zu hoch/ ich glaube das andere; wenigſt war er hochmuͤhtig/ iſt geſchehen/ daß er mit den Haarlocken an dem Baum hangen geblieben/ und das Maulthier unter ihm durchgangen/ welches etwann ein paar Feldwegs geloffen/ und von einem Bauren erſehen worden/ der dann die gute Gelegenheit nicht wolte mißbrauchen/ ſondern mit einem Buͤſchel Hen dieſes ſtoltz-gezierte Maulthier zu ſich gelockt/ ihme den guldenen Zaum ausgezogen/ den mit Gold und Sil- ber geſtickten Sattel abgenommen/ die mit Rubin verſetzte Stegreiff ausgeloͤſt/ die ſilberne Fußſohlen abgezwickt/ daß der arme Lang-Ohr nunmehr muſte barfuß gehen. Es hat ihm dieſer Bauer die Haut voll eingelacht/ daß er alſo unverhoffter Weis/ zu einer ſolchen Erbſchafft gelanget/ und iſt ja wunder- lich/ daß der Schatz deß Abſolons in die Haͤnd eines ſolchen Feld-Limmel gerathen iſt. Solche Begebenheiten hat man auch allhie zu dieſer Geld-
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Mercks Wienn.
es phantaſirte der uͤbermuͤhtige Printz/ daß die guldene Cron
moͤcht weit ſchoͤner ſtehen/ auf ſeinen goldfarben Haaren/ als
auf dem nunmehr kahlen Kopff ſeines Vatters: Aber Kinder
Untreu gegen den Eltern/ hat noch nie nichts als eignes Un-
heil geſpunnen; es kommt die Sach zum Degen/ Abſolon
lieffert ein Schlacht/ es ware ihme aber das ſonſten wan-
ckelmuͤhtige Kriegs-Gluͤck nicht willfaͤhrig/ alſo/ daß der
junge Herꝛ aus zwingender Noth muſte ſich in die Flucht be-
geben/ in dero er ungefaͤhr unter einem Eichbaum durch-
ſprengt/ und weiß nicht/ iſt dieſer zu nieder geweſt/ oder er
der Abſolon zu hoch/ ich glaube das andere; wenigſt war er
hochmuͤhtig/ iſt geſchehen/ daß er mit den Haarlocken an dem
Baum hangen geblieben/ und das Maulthier unter ihm
durchgangen/ welches etwann ein paar Feldwegs geloffen/
und von einem Bauren erſehen worden/ der dann die gute
Gelegenheit nicht wolte mißbrauchen/ ſondern mit einem
Buͤſchel Hen dieſes ſtoltz-gezierte Maulthier zu ſich gelockt/
ihme den guldenen Zaum ausgezogen/ den mit Gold und Sil-
ber geſtickten Sattel abgenommen/ die mit Rubin verſetzte
Stegreiff ausgeloͤſt/ die ſilberne Fußſohlen abgezwickt/ daß der
arme Lang-Ohr nunmehr muſte barfuß gehen. Es hat ihm
dieſer Bauer die Haut voll eingelacht/ daß er alſo unverhoffter
Weis/ zu einer ſolchen Erbſchafft gelanget/ und iſt ja wunder-
lich/ daß der Schatz deß Abſolons in die Haͤnd eines ſolchen
Feld-Limmel gerathen iſt.
Solche Begebenheiten hat man auch allhie zu dieſer
Peſt-Zeit wargenommen/ dann ein mancher hatte entweder
durch vaͤtterliche Verlaſſenſchafft/ oder durch ſilberne Hey-
rath/ oder durch wol eintragendes Amt/ oder durch eigene
Emſigkeit/ oder wol auch durch Partitiſche Vortheil groſſe
Reichthum zuſammen geſamlet/ der aber ohngefaͤhr bey dieſer
elenden Zeit dem Todt in die Schlingen gangen/ auch ihme ſeine
Kinder an der Seiten hinweg geſtorben/ weil nun die rechte
Verwandten wegen obſtehender Gefahr nicht beyhanden/ iſt
geſchehen/ daß ſein Geld und Schatz in die Haͤnd eines ſchlech-
ten Menſchen kommen/ deme ſein Lebtag nicht getraumet hat
von einem ſolchen Vogel-Neſt/ ja was das ſaubere Geſind zu
weilen geuͤbriget/ haben die Todtentrager und Todtenfuͤhrer
ohne Scruyel eingeſacket/ und ſeynd ſie zu weilen zu ſolchen
Geld-
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