rey Theothymi. Es läßt sich aber a priori, wenn gleich noch keine Erfahrung davon in der Welt vorhanden wäre, leicht begreiffen. Weil die Officin der Lebensgeister und des Samens einen unmittelbaren consensum mit einander haben; beyde liquores aus einerley Materie er- zeuget werden; und zu des Samens Erzeugung und Excretion eine sehr merckliche Portion der Lebensgeister angewendet wird: (kraft des 1. und 4ten Lehrsatzes) so muß ein grosser Theil der Le- bensgeister dem gantzen Cörper, und sonderlich dessen vornehmsten Theilen, dem Gehirn und al- len Sinnen, entgehen. Da nun aber die Schär- fe und Schwäche des Gesichtes von der Quan- tität und Qualität der Lebensgeister mit depen- diret, eben so wohl wie die Schärfe des Ver- standes: so ist je unleugbar, daß bey deren Ver- minderung und Corruption auch die Augen ver- derbt werden müssen.
Das Hertz muß in Jhrem Leibe den Umlauf des Geblütes, folglich die vornehmste Verrich- tung, so in einem lebendigen Leibe geschiehet, treiben und reguliren. Es hat und beweiset un- ausgesetzt eine so erstaunenswürdige Kraft, die allen Begrif übersteiget. Es ist die allerstärckste Wunderpresse, die die grösten Lasten forciret und forttreibet, und kehret niemals um, höret auch Zeit Lebens nicht auf. Soll die grosse Menge Bluts, die in Jhrem Leibe ist, alle Aederchen hindurch bey jedem Pulsschlag weiter fortgetrie- ben werden, und also ihr Leben vermittelst die- ses Kreislauffs stehen bleiben: so muß das Hertz
sich
Betrachtung der Unreinigkeit.
rey Theothymi. Es laͤßt ſich aber a priori, wenn gleich noch keine Erfahrung davon in der Welt vorhanden waͤre, leicht begreiffen. Weil die Officin der Lebensgeiſter und des Samens einen unmittelbaren conſenſum mit einander haben; beyde liquores aus einerley Materie er- zeuget werden; und zu des Samens Erzeugung und Excretion eine ſehr merckliche Portion der Lebensgeiſter angewendet wird: (kraft des 1. und 4ten Lehrſatzes) ſo muß ein groſſer Theil der Le- bensgeiſter dem gantzen Coͤrper, und ſonderlich deſſen vornehmſten Theilen, dem Gehirn und al- len Sinnen, entgehen. Da nun aber die Schaͤr- fe und Schwaͤche des Geſichtes von der Quan- titaͤt und Qualitaͤt der Lebensgeiſter mit depen- diret, eben ſo wohl wie die Schaͤrfe des Ver- ſtandes: ſo iſt je unleugbar, daß bey deren Ver- minderung und Corruption auch die Augen ver- derbt werden muͤſſen.
Das Hertz muß in Jhrem Leibe den Umlauf des Gebluͤtes, folglich die vornehmſte Verrich- tung, ſo in einem lebendigen Leibe geſchiehet, treiben und reguliren. Es hat und beweiſet un- ausgeſetzt eine ſo erſtaunenswuͤrdige Kraft, die allen Begrif uͤberſteiget. Es iſt die allerſtaͤrckſte Wunderpreſſe, die die groͤſten Laſten forciret und forttreibet, und kehret niemals um, hoͤret auch Zeit Lebens nicht auf. Soll die groſſe Menge Bluts, die in Jhrem Leibe iſt, alle Aederchen hindurch bey jedem Pulsſchlag weiter fortgetrie- ben werden, und alſo ihr Leben vermittelſt die- ſes Kreislauffs ſtehen bleiben: ſo muß das Hertz
ſich
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Betrachtung der Unreinigkeit.
rey Theothymi. Es laͤßt ſich aber a priori,
wenn gleich noch keine Erfahrung davon in der
Welt vorhanden waͤre, leicht begreiffen. Weil
die Officin der Lebensgeiſter und des Samens
einen unmittelbaren conſenſum mit einander
haben; beyde liquores aus einerley Materie er-
zeuget werden; und zu des Samens Erzeugung
und Excretion eine ſehr merckliche Portion der
Lebensgeiſter angewendet wird: (kraft des 1. und
4ten Lehrſatzes) ſo muß ein groſſer Theil der Le-
bensgeiſter dem gantzen Coͤrper, und ſonderlich
deſſen vornehmſten Theilen, dem Gehirn und al-
len Sinnen, entgehen. Da nun aber die Schaͤr-
fe und Schwaͤche des Geſichtes von der Quan-
titaͤt und Qualitaͤt der Lebensgeiſter mit depen-
diret, eben ſo wohl wie die Schaͤrfe des Ver-
ſtandes: ſo iſt je unleugbar, daß bey deren Ver-
minderung und Corruption auch die Augen ver-
derbt werden muͤſſen.
Das Hertz muß in Jhrem Leibe den Umlauf
des Gebluͤtes, folglich die vornehmſte Verrich-
tung, ſo in einem lebendigen Leibe geſchiehet,
treiben und reguliren. Es hat und beweiſet un-
ausgeſetzt eine ſo erſtaunenswuͤrdige Kraft, die
allen Begrif uͤberſteiget. Es iſt die allerſtaͤrckſte
Wunderpreſſe, die die groͤſten Laſten forciret und
forttreibet, und kehret niemals um, hoͤret auch
Zeit Lebens nicht auf. Soll die groſſe Menge
Bluts, die in Jhrem Leibe iſt, alle Aederchen
hindurch bey jedem Pulsſchlag weiter fortgetrie-
ben werden, und alſo ihr Leben vermittelſt die-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/111>, abgerufen am 21.11.2024.
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