Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtung der Unreinigkeit.
blüt zu scharf und scorbutisch worden ist, und
vor sich selbst das Hertze beisset und brennet,)
ein abermaliger heftiger Anfall von Furcht und
Unruhe: so kann die Systole und Diastole des
Hertzens, die kurtz vorher gantz matt gegangen,
nun bald allzuheftig werden; sonderlich, wenn
irgend noch Zorn oder andere starcke Affecten
dazu schlagen: und das ist ein dermassen ge-
fährlicher Stand, daß ein solcher armer Sünder
beständig der Gefahr eines schnellen Todes, der
Schlagflüsse, der schweren Noth und gäntzlichen
Verderbens unterworfen seyn muß. Summa,
es ist keine Sünde in der Welt, die ihren
Nachrichter so augenscheinlich mit sich
führet, als die geile Brunst.

Lieber Freund! ach wollen Sie sich denn die
Sünde und alles Unglück, Jhr eigen Verder-
ben und den gerechtesten Todessententz so theuer
erkauffen? Wie? wollen Sie denn Jhre edlen
Leibes- und Lebenskräfte, die dem ewigen GOtt
geheiliget seyn sollen, um eines so liederlichen,
stinckenden und abscheulichen Dinges willen hin-
geben; welches, so bald es begangen, nichts als
eine jämmerliche Empfindung der Schuld, der
Schande und des Schadens nach sich ziehen
kann? Nun ists Zeit, daß Sie sich bedencken,
wozu sie sich resolviren wollen. "Da die Wohl-
"lust, saget Isidorus Pelusiota, ein Kirchenlehrer
"im 5. Seculo Lib. I. Ep. 135. et 433. so ge-
"wiß die Leibes-als die Seelenkräfte verdirbt
"und zu Grunde richtet; da sie ihre Sclaven
"jedermann zum Spott und Hohn (oft auch

zum

Betrachtung der Unreinigkeit.
bluͤt zu ſcharf und ſcorbutiſch worden iſt, und
vor ſich ſelbſt das Hertze beiſſet und brennet,)
ein abermaliger heftiger Anfall von Furcht und
Unruhe: ſo kann die Syſtole und Diaſtole des
Hertzens, die kurtz vorher gantz matt gegangen,
nun bald allzuheftig werden; ſonderlich, wenn
irgend noch Zorn oder andere ſtarcke Affecten
dazu ſchlagen: und das iſt ein dermaſſen ge-
faͤhrlicher Stand, daß ein ſolcher armer Suͤnder
beſtaͤndig der Gefahr eines ſchnellen Todes, der
Schlagfluͤſſe, der ſchweren Noth und gaͤntzlichen
Verderbens unterworfen ſeyn muß. Summa,
es iſt keine Suͤnde in der Welt, die ihren
Nachrichter ſo augenſcheinlich mit ſich
fuͤhret, als die geile Brunſt.

Lieber Freund! ach wollen Sie ſich denn die
Suͤnde und alles Ungluͤck, Jhr eigen Verder-
ben und den gerechteſten Todesſententz ſo theuer
erkauffen? Wie? wollen Sie denn Jhre edlen
Leibes- und Lebenskraͤfte, die dem ewigen GOtt
geheiliget ſeyn ſollen, um eines ſo liederlichen,
ſtinckenden und abſcheulichen Dinges willen hin-
geben; welches, ſo bald es begangen, nichts als
eine jaͤmmerliche Empfindung der Schuld, der
Schande und des Schadens nach ſich ziehen
kann? Nun iſts Zeit, daß Sie ſich bedencken,
wozu ſie ſich reſolviren wollen. „Da die Wohl-
„luſt, ſaget Iſidorus Peluſiota, ein Kirchenlehrer
„im 5. Seculo Lib. I. Ep. 135. et 433. ſo ge-
„wiß die Leibes-als die Seelenkraͤfte verdirbt
„und zu Grunde richtet; da ſie ihre Sclaven
„jedermann zum Spott und Hohn (oft auch

zum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0115" n="95"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Betrachtung der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
blu&#x0364;t zu &#x017F;charf und &#x017F;corbuti&#x017F;ch worden i&#x017F;t, und<lb/>
vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t das Hertze bei&#x017F;&#x017F;et und brennet,)<lb/>
ein abermaliger heftiger Anfall von Furcht und<lb/>
Unruhe: &#x017F;o kann die <hi rendition="#aq">Sy&#x017F;tole</hi> und <hi rendition="#aq">Dia&#x017F;tole</hi> des<lb/>
Hertzens, die kurtz vorher gantz matt gegangen,<lb/>
nun bald allzuheftig werden; &#x017F;onderlich, wenn<lb/>
irgend noch Zorn oder andere &#x017F;tarcke Affecten<lb/>
dazu &#x017F;chlagen: und das i&#x017F;t ein derma&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
fa&#x0364;hrlicher Stand, daß ein &#x017F;olcher armer Su&#x0364;nder<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndig der Gefahr eines &#x017F;chnellen Todes, der<lb/>
Schlagflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, der &#x017F;chweren Noth und ga&#x0364;ntzlichen<lb/>
Verderbens unterworfen &#x017F;eyn muß. Summa,<lb/><hi rendition="#fr">es i&#x017F;t keine Su&#x0364;nde in der Welt, die ihren<lb/>
Nachrichter &#x017F;o augen&#x017F;cheinlich mit &#x017F;ich<lb/>
fu&#x0364;hret, als die geile Brun&#x017F;t.</hi></p><lb/>
          <p>Lieber Freund! ach wollen Sie &#x017F;ich denn die<lb/>
Su&#x0364;nde und alles Unglu&#x0364;ck, Jhr eigen Verder-<lb/>
ben und den gerechte&#x017F;ten Todes&#x017F;ententz &#x017F;o theuer<lb/>
erkauffen? Wie? wollen Sie denn Jhre edlen<lb/>
Leibes- und Lebenskra&#x0364;fte, die dem ewigen GOtt<lb/>
geheiliget &#x017F;eyn &#x017F;ollen, um eines &#x017F;o liederlichen,<lb/>
&#x017F;tinckenden und ab&#x017F;cheulichen Dinges willen hin-<lb/>
geben; welches, &#x017F;o bald es begangen, nichts als<lb/>
eine ja&#x0364;mmerliche Empfindung der Schuld, der<lb/>
Schande und des Schadens nach &#x017F;ich ziehen<lb/>
kann? Nun i&#x017F;ts Zeit, daß Sie &#x017F;ich bedencken,<lb/>
wozu &#x017F;ie &#x017F;ich re&#x017F;olviren wollen. &#x201E;Da die Wohl-<lb/>
&#x201E;lu&#x017F;t, &#x017F;aget <hi rendition="#aq">I&#x017F;idorus Pelu&#x017F;iota,</hi> ein Kirchenlehrer<lb/>
&#x201E;im 5. Seculo <hi rendition="#aq">Lib. I. Ep. 135. et</hi> 433. &#x017F;o ge-<lb/>
&#x201E;wiß die Leibes-als die Seelenkra&#x0364;fte verdirbt<lb/>
&#x201E;und zu Grunde richtet; da &#x017F;ie ihre Sclaven<lb/>
&#x201E;jedermann zum Spott und Hohn (oft auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0115] Betrachtung der Unreinigkeit. bluͤt zu ſcharf und ſcorbutiſch worden iſt, und vor ſich ſelbſt das Hertze beiſſet und brennet,) ein abermaliger heftiger Anfall von Furcht und Unruhe: ſo kann die Syſtole und Diaſtole des Hertzens, die kurtz vorher gantz matt gegangen, nun bald allzuheftig werden; ſonderlich, wenn irgend noch Zorn oder andere ſtarcke Affecten dazu ſchlagen: und das iſt ein dermaſſen ge- faͤhrlicher Stand, daß ein ſolcher armer Suͤnder beſtaͤndig der Gefahr eines ſchnellen Todes, der Schlagfluͤſſe, der ſchweren Noth und gaͤntzlichen Verderbens unterworfen ſeyn muß. Summa, es iſt keine Suͤnde in der Welt, die ihren Nachrichter ſo augenſcheinlich mit ſich fuͤhret, als die geile Brunſt. Lieber Freund! ach wollen Sie ſich denn die Suͤnde und alles Ungluͤck, Jhr eigen Verder- ben und den gerechteſten Todesſententz ſo theuer erkauffen? Wie? wollen Sie denn Jhre edlen Leibes- und Lebenskraͤfte, die dem ewigen GOtt geheiliget ſeyn ſollen, um eines ſo liederlichen, ſtinckenden und abſcheulichen Dinges willen hin- geben; welches, ſo bald es begangen, nichts als eine jaͤmmerliche Empfindung der Schuld, der Schande und des Schadens nach ſich ziehen kann? Nun iſts Zeit, daß Sie ſich bedencken, wozu ſie ſich reſolviren wollen. „Da die Wohl- „luſt, ſaget Iſidorus Peluſiota, ein Kirchenlehrer „im 5. Seculo Lib. I. Ep. 135. et 433. ſo ge- „wiß die Leibes-als die Seelenkraͤfte verdirbt „und zu Grunde richtet; da ſie ihre Sclaven „jedermann zum Spott und Hohn (oft auch zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/115
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/115>, abgerufen am 21.11.2024.