blüt zu scharf und scorbutisch worden ist, und vor sich selbst das Hertze beisset und brennet,) ein abermaliger heftiger Anfall von Furcht und Unruhe: so kann die Systole und Diastole des Hertzens, die kurtz vorher gantz matt gegangen, nun bald allzuheftig werden; sonderlich, wenn irgend noch Zorn oder andere starcke Affecten dazu schlagen: und das ist ein dermassen ge- fährlicher Stand, daß ein solcher armer Sünder beständig der Gefahr eines schnellen Todes, der Schlagflüsse, der schweren Noth und gäntzlichen Verderbens unterworfen seyn muß. Summa, es ist keine Sünde in der Welt, die ihren Nachrichter so augenscheinlich mit sich führet, als die geile Brunst.
Lieber Freund! ach wollen Sie sich denn die Sünde und alles Unglück, Jhr eigen Verder- ben und den gerechtesten Todessententz so theuer erkauffen? Wie? wollen Sie denn Jhre edlen Leibes- und Lebenskräfte, die dem ewigen GOtt geheiliget seyn sollen, um eines so liederlichen, stinckenden und abscheulichen Dinges willen hin- geben; welches, so bald es begangen, nichts als eine jämmerliche Empfindung der Schuld, der Schande und des Schadens nach sich ziehen kann? Nun ists Zeit, daß Sie sich bedencken, wozu sie sich resolviren wollen. "Da die Wohl- "lust, saget Isidorus Pelusiota, ein Kirchenlehrer "im 5. Seculo Lib. I. Ep. 135. et 433. so ge- "wiß die Leibes-als die Seelenkräfte verdirbt "und zu Grunde richtet; da sie ihre Sclaven "jedermann zum Spott und Hohn (oft auch
zum
Betrachtung der Unreinigkeit.
bluͤt zu ſcharf und ſcorbutiſch worden iſt, und vor ſich ſelbſt das Hertze beiſſet und brennet,) ein abermaliger heftiger Anfall von Furcht und Unruhe: ſo kann die Syſtole und Diaſtole des Hertzens, die kurtz vorher gantz matt gegangen, nun bald allzuheftig werden; ſonderlich, wenn irgend noch Zorn oder andere ſtarcke Affecten dazu ſchlagen: und das iſt ein dermaſſen ge- faͤhrlicher Stand, daß ein ſolcher armer Suͤnder beſtaͤndig der Gefahr eines ſchnellen Todes, der Schlagfluͤſſe, der ſchweren Noth und gaͤntzlichen Verderbens unterworfen ſeyn muß. Summa, es iſt keine Suͤnde in der Welt, die ihren Nachrichter ſo augenſcheinlich mit ſich fuͤhret, als die geile Brunſt.
Lieber Freund! ach wollen Sie ſich denn die Suͤnde und alles Ungluͤck, Jhr eigen Verder- ben und den gerechteſten Todesſententz ſo theuer erkauffen? Wie? wollen Sie denn Jhre edlen Leibes- und Lebenskraͤfte, die dem ewigen GOtt geheiliget ſeyn ſollen, um eines ſo liederlichen, ſtinckenden und abſcheulichen Dinges willen hin- geben; welches, ſo bald es begangen, nichts als eine jaͤmmerliche Empfindung der Schuld, der Schande und des Schadens nach ſich ziehen kann? Nun iſts Zeit, daß Sie ſich bedencken, wozu ſie ſich reſolviren wollen. „Da die Wohl- „luſt, ſaget Iſidorus Peluſiota, ein Kirchenlehrer „im 5. Seculo Lib. I. Ep. 135. et 433. ſo ge- „wiß die Leibes-als die Seelenkraͤfte verdirbt „und zu Grunde richtet; da ſie ihre Sclaven „jedermann zum Spott und Hohn (oft auch
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Betrachtung der Unreinigkeit.
bluͤt zu ſcharf und ſcorbutiſch worden iſt, und
vor ſich ſelbſt das Hertze beiſſet und brennet,)
ein abermaliger heftiger Anfall von Furcht und
Unruhe: ſo kann die Syſtole und Diaſtole des
Hertzens, die kurtz vorher gantz matt gegangen,
nun bald allzuheftig werden; ſonderlich, wenn
irgend noch Zorn oder andere ſtarcke Affecten
dazu ſchlagen: und das iſt ein dermaſſen ge-
faͤhrlicher Stand, daß ein ſolcher armer Suͤnder
beſtaͤndig der Gefahr eines ſchnellen Todes, der
Schlagfluͤſſe, der ſchweren Noth und gaͤntzlichen
Verderbens unterworfen ſeyn muß. Summa,
es iſt keine Suͤnde in der Welt, die ihren
Nachrichter ſo augenſcheinlich mit ſich
fuͤhret, als die geile Brunſt.
Lieber Freund! ach wollen Sie ſich denn die
Suͤnde und alles Ungluͤck, Jhr eigen Verder-
ben und den gerechteſten Todesſententz ſo theuer
erkauffen? Wie? wollen Sie denn Jhre edlen
Leibes- und Lebenskraͤfte, die dem ewigen GOtt
geheiliget ſeyn ſollen, um eines ſo liederlichen,
ſtinckenden und abſcheulichen Dinges willen hin-
geben; welches, ſo bald es begangen, nichts als
eine jaͤmmerliche Empfindung der Schuld, der
Schande und des Schadens nach ſich ziehen
kann? Nun iſts Zeit, daß Sie ſich bedencken,
wozu ſie ſich reſolviren wollen. „Da die Wohl-
„luſt, ſaget Iſidorus Peluſiota, ein Kirchenlehrer
„im 5. Seculo Lib. I. Ep. 135. et 433. ſo ge-
„wiß die Leibes-als die Seelenkraͤfte verdirbt
„und zu Grunde richtet; da ſie ihre Sclaven
„jedermann zum Spott und Hohn (oft auch
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/115>, abgerufen am 21.11.2024.
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