Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.(I. Th.) Anatomisch-Medicinische Wahn können kömmen: es müsse wol derGesundheit zuträglich seyn, wenn man sich auf mo- derate Weise von dem Ueberfluß des Samens und dessen gewaltsamen Trieben entlediget. Zu- erst wirds nur ein kleiner Gedancke, eine furcht- same Muthmassung, eine Versuchung seyn: weiterhin machts der Satan seinen gehorsamen Dienern zum principio, daß sie es halb und halb glauben, um vor der Gewissenspein hinter diesem Schilde sicherer zu seyn. Sündigen sie dann doch wieder das ängstliche und mit Furcht zeugende Gewissen weiter fort: so nehmen sie es zuletzt für gantz allgemein und ausgemacht an, und suchen Gründe zum Erweis zusammen, so viel als möglich. Denn so wird das Gewissen nach und nach vom Thron gestürtzet, und der Verstand in geistlichen Dingen wahnsinnig und verkehrt, wie GOtt bezeuget Röm. 1, 28 - 32. Man denckt weiter nicht groß an die Folgen; er- klärt sich nicht, wie man das Ding eigentlich meine, und verstanden wissen wolle; zeigt nicht an, in welchen Fällen etwa dis monstreuse prin- cipium, desgleichen unter allen lebendigen Ge- schöpfen in vita animali aus keiner Observation oder Erfahrung zu erzwingen ist, könte entschul- digt werden. Nein! dergleichen ist nirgends nichts zu finden; man soll eine allgemeine Un- wahrheit und Verführung (aber ach wie theuer! mit was für einem grossen Aufwand und Ver- lust! zu was für einer grossen Prostitution des gantzen menschlichen Geschlechts!) nur so hin unerwiesen annehmen: Lügen, welche die gan- tze
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche Wahn koͤnnen koͤmmen: es muͤſſe wol derGeſundheit zutraͤglich ſeyn, wenn man ſich auf mo- derate Weiſe von dem Ueberfluß des Samens und deſſen gewaltſamen Trieben entlediget. Zu- erſt wirds nur ein kleiner Gedancke, eine furcht- ſame Muthmaſſung, eine Verſuchung ſeyn: weiterhin machts der Satan ſeinen gehorſamen Dienern zum principio, daß ſie es halb und halb glauben, um vor der Gewiſſenspein hinter dieſem Schilde ſicherer zu ſeyn. Suͤndigen ſie dann doch wieder das aͤngſtliche und mit Furcht zeugende Gewiſſen weiter fort: ſo nehmen ſie es zuletzt fuͤr gantz allgemein und ausgemacht an, und ſuchen Gruͤnde zum Erweis zuſammen, ſo viel als moͤglich. Denn ſo wird das Gewiſſen nach und nach vom Thron geſtuͤrtzet, und der Verſtand in geiſtlichen Dingen wahnſinnig und verkehrt, wie GOtt bezeuget Roͤm. 1, 28 ‒ 32. Man denckt weiter nicht groß an die Folgen; er- klaͤrt ſich nicht, wie man das Ding eigentlich meine, und verſtanden wiſſen wolle; zeigt nicht an, in welchen Faͤllen etwa dis monſtreuſe prin- cipium, desgleichen unter allen lebendigen Ge- ſchoͤpfen in vita animali aus keiner Obſervation oder Erfahrung zu erzwingen iſt, koͤnte entſchul- digt werden. Nein! dergleichen iſt nirgends nichts zu finden; man ſoll eine allgemeine Un- wahrheit und Verfuͤhrung (aber ach wie theuer! mit was fuͤr einem groſſen Aufwand und Ver- luſt! zu was fuͤr einer groſſen Proſtitution des gantzen menſchlichen Geſchlechts!) nur ſo hin unerwieſen annehmen: Luͤgen, welche die gan- tze
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0118" n="98"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">I.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Anatomiſch-Mediciniſche</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Wahn koͤnnen koͤmmen:</hi> es muͤſſe wol der<lb/> Geſundheit zutraͤglich ſeyn, wenn man ſich auf mo-<lb/> derate Weiſe von dem Ueberfluß des Samens<lb/> und deſſen gewaltſamen Trieben entlediget. Zu-<lb/> erſt wirds nur ein kleiner Gedancke, eine furcht-<lb/> ſame Muthmaſſung, eine Verſuchung ſeyn:<lb/> weiterhin machts der Satan ſeinen gehorſamen<lb/> Dienern zum <hi rendition="#aq">principio,</hi> daß ſie es halb und<lb/> halb glauben, um vor der Gewiſſenspein hinter<lb/> dieſem Schilde ſicherer zu ſeyn. Suͤndigen ſie<lb/> dann doch wieder das aͤngſtliche und mit Furcht<lb/> zeugende Gewiſſen weiter fort: ſo nehmen ſie<lb/> es zuletzt fuͤr gantz allgemein und ausgemacht an,<lb/> und ſuchen Gruͤnde zum Erweis zuſammen, ſo<lb/> viel als moͤglich. Denn ſo wird das Gewiſſen<lb/> nach und nach vom Thron geſtuͤrtzet, und der<lb/> Verſtand in geiſtlichen Dingen wahnſinnig und<lb/> verkehrt, wie GOtt bezeuget Roͤm. 1, 28 ‒ 32.<lb/> Man denckt weiter nicht groß an die Folgen; er-<lb/> klaͤrt ſich nicht, wie man das Ding eigentlich<lb/> meine, und verſtanden wiſſen wolle; zeigt nicht<lb/> an, in welchen Faͤllen etwa dis monſtreuſe <hi rendition="#aq">prin-<lb/> cipium,</hi> desgleichen unter allen lebendigen Ge-<lb/> ſchoͤpfen in <hi rendition="#aq">vita animali</hi> aus keiner Obſervation<lb/> oder Erfahrung zu erzwingen iſt, koͤnte entſchul-<lb/> digt werden. Nein! dergleichen iſt nirgends<lb/> nichts zu finden; man ſoll eine allgemeine Un-<lb/> wahrheit und Verfuͤhrung (aber ach wie theuer!<lb/> mit was fuͤr einem groſſen Aufwand und Ver-<lb/> luſt! zu was fuͤr einer groſſen Proſtitution<lb/> des gantzen menſchlichen Geſchlechts!) nur ſo<lb/> hin unerwieſen annehmen: Luͤgen, welche die gan-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">tze</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0118]
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
Wahn koͤnnen koͤmmen: es muͤſſe wol der
Geſundheit zutraͤglich ſeyn, wenn man ſich auf mo-
derate Weiſe von dem Ueberfluß des Samens
und deſſen gewaltſamen Trieben entlediget. Zu-
erſt wirds nur ein kleiner Gedancke, eine furcht-
ſame Muthmaſſung, eine Verſuchung ſeyn:
weiterhin machts der Satan ſeinen gehorſamen
Dienern zum principio, daß ſie es halb und
halb glauben, um vor der Gewiſſenspein hinter
dieſem Schilde ſicherer zu ſeyn. Suͤndigen ſie
dann doch wieder das aͤngſtliche und mit Furcht
zeugende Gewiſſen weiter fort: ſo nehmen ſie
es zuletzt fuͤr gantz allgemein und ausgemacht an,
und ſuchen Gruͤnde zum Erweis zuſammen, ſo
viel als moͤglich. Denn ſo wird das Gewiſſen
nach und nach vom Thron geſtuͤrtzet, und der
Verſtand in geiſtlichen Dingen wahnſinnig und
verkehrt, wie GOtt bezeuget Roͤm. 1, 28 ‒ 32.
Man denckt weiter nicht groß an die Folgen; er-
klaͤrt ſich nicht, wie man das Ding eigentlich
meine, und verſtanden wiſſen wolle; zeigt nicht
an, in welchen Faͤllen etwa dis monſtreuſe prin-
cipium, desgleichen unter allen lebendigen Ge-
ſchoͤpfen in vita animali aus keiner Obſervation
oder Erfahrung zu erzwingen iſt, koͤnte entſchul-
digt werden. Nein! dergleichen iſt nirgends
nichts zu finden; man ſoll eine allgemeine Un-
wahrheit und Verfuͤhrung (aber ach wie theuer!
mit was fuͤr einem groſſen Aufwand und Ver-
luſt! zu was fuͤr einer groſſen Proſtitution
des gantzen menſchlichen Geſchlechts!) nur ſo
hin unerwieſen annehmen: Luͤgen, welche die gan-
tze
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |