rechten Naturordnung zu bringen wären, ver- lästert werden?
Begreiffen Sie nun nicht, daß sich dieser Rathschläge keine andere, als eben so ruinirte Leute anzumassen Fug und Macht haben? Soll denn aber alle Welt zu einem solchen Stall, zu einem solchen Lazareth, zu einem so allgemein inficirten Orte worden seyn? Thun diejenigen dem Apostel Paulo nicht zu viel, (der sich doch ohnehin in diesen Angstumständen gantz kümmer- lich ausdruckt, und v. 6. 7. 8. 10. allem Miß- verstand und Mißbrauch möglichst vorbeuget) und treten sie der Heiligkeit GOttes nicht zu na- he; ja achten sie ihre kostbare Erlösung nicht zu gering, und treten sie den Adel ihrer Seele und ih- res Leibes nicht mit Füssen, die eben diese Curen desperater Patienten an sich reissen wollen; und sind doch ihr Tage nicht so kranck gewesen, wa- ren in keinem solchen Hurennest als Corinth war, sind nicht von Jugend auf verführt und verderbet worden, als jene; nur daß sie zu faul sind, wieder ihre Lüste in der Kraft JEsu Chri- sti ernstlich zu streiten?
Wird es auch der ewige GOtt genehm hal- ten, wenn diejenigen, die seine Knechte seyn sollen, ohne Ueberlegung aller Umstände, bey ge- schehenen Anfragen so expedit seyn, dem alten Adam auszuweichen, den ungezähmten Lüsten so gut als Privilegia zu ertheilen, und den ehr- würdigen Ehestand zu einer Officin und Tum- melplatz der unreinen Geister zu machen? Jch halte, es sey eben darum in dem gantzen Wor-
te
Betrachtung der Unreinigkeit.
rechten Naturordnung zu bringen waͤren, ver- laͤſtert werden?
Begreiffen Sie nun nicht, daß ſich dieſer Rathſchlaͤge keine andere, als eben ſo ruinirte Leute anzumaſſen Fug und Macht haben? Soll denn aber alle Welt zu einem ſolchen Stall, zu einem ſolchen Lazareth, zu einem ſo allgemein inficirten Orte worden ſeyn? Thun diejenigen dem Apoſtel Paulo nicht zu viel, (der ſich doch ohnehin in dieſen Angſtumſtaͤnden gantz kuͤmmer- lich ausdruckt, und v. 6. 7. 8. 10. allem Miß- verſtand und Mißbrauch moͤglichſt vorbeuget) und treten ſie der Heiligkeit GOttes nicht zu na- he; ja achten ſie ihre koſtbare Erloͤſung nicht zu gering, und treten ſie den Adel ihrer Seele und ih- res Leibes nicht mit Fuͤſſen, die eben dieſe Curen deſperater Patienten an ſich reiſſen wollen; und ſind doch ihr Tage nicht ſo kranck geweſen, wa- ren in keinem ſolchen Hurenneſt als Corinth war, ſind nicht von Jugend auf verfuͤhrt und verderbet worden, als jene; nur daß ſie zu faul ſind, wieder ihre Luͤſte in der Kraft JEſu Chri- ſti ernſtlich zu ſtreiten?
Wird es auch der ewige GOtt genehm hal- ten, wenn diejenigen, die ſeine Knechte ſeyn ſollen, ohne Ueberlegung aller Umſtaͤnde, bey ge- ſchehenen Anfragen ſo expedit ſeyn, dem alten Adam auszuweichen, den ungezaͤhmten Luͤſten ſo gut als Privilegia zu ertheilen, und den ehr- wuͤrdigen Eheſtand zu einer Officin und Tum- melplatz der unreinen Geiſter zu machen? Jch halte, es ſey eben darum in dem gantzen Wor-
te
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0143"n="123"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Betrachtung der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
rechten Naturordnung zu bringen waͤren, ver-<lb/>
laͤſtert werden?</p><lb/><p>Begreiffen Sie nun nicht, daß ſich dieſer<lb/>
Rathſchlaͤge keine andere, als eben ſo ruinirte<lb/>
Leute anzumaſſen Fug und Macht haben? Soll<lb/>
denn aber alle Welt zu einem ſolchen Stall, zu<lb/>
einem ſolchen Lazareth, zu einem ſo allgemein<lb/>
inficirten Orte worden ſeyn? Thun diejenigen<lb/>
dem Apoſtel Paulo nicht zu viel, (der ſich doch<lb/>
ohnehin in dieſen Angſtumſtaͤnden gantz kuͤmmer-<lb/>
lich ausdruckt, und v. 6. 7. 8. 10. allem Miß-<lb/>
verſtand und Mißbrauch moͤglichſt vorbeuget)<lb/>
und treten ſie der Heiligkeit GOttes nicht zu na-<lb/>
he; ja achten ſie ihre koſtbare Erloͤſung nicht zu<lb/>
gering, und treten ſie den Adel ihrer Seele und ih-<lb/>
res Leibes nicht mit Fuͤſſen, die eben dieſe Curen<lb/>
deſperater Patienten an ſich reiſſen wollen; und<lb/>ſind doch ihr Tage nicht ſo kranck geweſen, wa-<lb/>
ren in keinem ſolchen Hurenneſt als Corinth<lb/>
war, ſind nicht von Jugend auf verfuͤhrt und<lb/>
verderbet worden, als jene; nur daß ſie zu faul<lb/>ſind, wieder ihre Luͤſte in der Kraft JEſu Chri-<lb/>ſti ernſtlich zu ſtreiten?</p><lb/><p>Wird es auch der ewige GOtt genehm hal-<lb/>
ten, wenn diejenigen, die ſeine Knechte ſeyn<lb/>ſollen, ohne Ueberlegung aller Umſtaͤnde, bey ge-<lb/>ſchehenen Anfragen ſo <hirendition="#aq">expedit</hi>ſeyn, dem alten<lb/>
Adam auszuweichen, den ungezaͤhmten Luͤſten<lb/>ſo gut als Privilegia zu ertheilen, und den ehr-<lb/>
wuͤrdigen Eheſtand zu einer Officin und Tum-<lb/>
melplatz der unreinen Geiſter zu machen? Jch<lb/>
halte, es ſey eben darum in dem gantzen Wor-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">te</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[123/0143]
Betrachtung der Unreinigkeit.
rechten Naturordnung zu bringen waͤren, ver-
laͤſtert werden?
Begreiffen Sie nun nicht, daß ſich dieſer
Rathſchlaͤge keine andere, als eben ſo ruinirte
Leute anzumaſſen Fug und Macht haben? Soll
denn aber alle Welt zu einem ſolchen Stall, zu
einem ſolchen Lazareth, zu einem ſo allgemein
inficirten Orte worden ſeyn? Thun diejenigen
dem Apoſtel Paulo nicht zu viel, (der ſich doch
ohnehin in dieſen Angſtumſtaͤnden gantz kuͤmmer-
lich ausdruckt, und v. 6. 7. 8. 10. allem Miß-
verſtand und Mißbrauch moͤglichſt vorbeuget)
und treten ſie der Heiligkeit GOttes nicht zu na-
he; ja achten ſie ihre koſtbare Erloͤſung nicht zu
gering, und treten ſie den Adel ihrer Seele und ih-
res Leibes nicht mit Fuͤſſen, die eben dieſe Curen
deſperater Patienten an ſich reiſſen wollen; und
ſind doch ihr Tage nicht ſo kranck geweſen, wa-
ren in keinem ſolchen Hurenneſt als Corinth
war, ſind nicht von Jugend auf verfuͤhrt und
verderbet worden, als jene; nur daß ſie zu faul
ſind, wieder ihre Luͤſte in der Kraft JEſu Chri-
ſti ernſtlich zu ſtreiten?
Wird es auch der ewige GOtt genehm hal-
ten, wenn diejenigen, die ſeine Knechte ſeyn
ſollen, ohne Ueberlegung aller Umſtaͤnde, bey ge-
ſchehenen Anfragen ſo expedit ſeyn, dem alten
Adam auszuweichen, den ungezaͤhmten Luͤſten
ſo gut als Privilegia zu ertheilen, und den ehr-
wuͤrdigen Eheſtand zu einer Officin und Tum-
melplatz der unreinen Geiſter zu machen? Jch
halte, es ſey eben darum in dem gantzen Wor-
te
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/143>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.