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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Betrachtung der Unreinigkeit.
rechten Naturordnung zu bringen wären, ver-
lästert werden?

Begreiffen Sie nun nicht, daß sich dieser
Rathschläge keine andere, als eben so ruinirte
Leute anzumassen Fug und Macht haben? Soll
denn aber alle Welt zu einem solchen Stall, zu
einem solchen Lazareth, zu einem so allgemein
inficirten Orte worden seyn? Thun diejenigen
dem Apostel Paulo nicht zu viel, (der sich doch
ohnehin in diesen Angstumständen gantz kümmer-
lich ausdruckt, und v. 6. 7. 8. 10. allem Miß-
verstand und Mißbrauch möglichst vorbeuget)
und treten sie der Heiligkeit GOttes nicht zu na-
he; ja achten sie ihre kostbare Erlösung nicht zu
gering, und treten sie den Adel ihrer Seele und ih-
res Leibes nicht mit Füssen, die eben diese Curen
desperater Patienten an sich reissen wollen; und
sind doch ihr Tage nicht so kranck gewesen, wa-
ren in keinem solchen Hurennest als Corinth
war, sind nicht von Jugend auf verführt und
verderbet worden, als jene; nur daß sie zu faul
sind, wieder ihre Lüste in der Kraft JEsu Chri-
sti ernstlich zu streiten?

Wird es auch der ewige GOtt genehm hal-
ten, wenn diejenigen, die seine Knechte seyn
sollen, ohne Ueberlegung aller Umstände, bey ge-
schehenen Anfragen so expedit seyn, dem alten
Adam auszuweichen, den ungezähmten Lüsten
so gut als Privilegia zu ertheilen, und den ehr-
würdigen Ehestand zu einer Officin und Tum-
melplatz der unreinen Geister zu machen? Jch
halte, es sey eben darum in dem gantzen Wor-

te

Betrachtung der Unreinigkeit.
rechten Naturordnung zu bringen waͤren, ver-
laͤſtert werden?

Begreiffen Sie nun nicht, daß ſich dieſer
Rathſchlaͤge keine andere, als eben ſo ruinirte
Leute anzumaſſen Fug und Macht haben? Soll
denn aber alle Welt zu einem ſolchen Stall, zu
einem ſolchen Lazareth, zu einem ſo allgemein
inficirten Orte worden ſeyn? Thun diejenigen
dem Apoſtel Paulo nicht zu viel, (der ſich doch
ohnehin in dieſen Angſtumſtaͤnden gantz kuͤmmer-
lich ausdruckt, und v. 6. 7. 8. 10. allem Miß-
verſtand und Mißbrauch moͤglichſt vorbeuget)
und treten ſie der Heiligkeit GOttes nicht zu na-
he; ja achten ſie ihre koſtbare Erloͤſung nicht zu
gering, und treten ſie den Adel ihrer Seele und ih-
res Leibes nicht mit Fuͤſſen, die eben dieſe Curen
deſperater Patienten an ſich reiſſen wollen; und
ſind doch ihr Tage nicht ſo kranck geweſen, wa-
ren in keinem ſolchen Hurenneſt als Corinth
war, ſind nicht von Jugend auf verfuͤhrt und
verderbet worden, als jene; nur daß ſie zu faul
ſind, wieder ihre Luͤſte in der Kraft JEſu Chri-
ſti ernſtlich zu ſtreiten?

Wird es auch der ewige GOtt genehm hal-
ten, wenn diejenigen, die ſeine Knechte ſeyn
ſollen, ohne Ueberlegung aller Umſtaͤnde, bey ge-
ſchehenen Anfragen ſo expedit ſeyn, dem alten
Adam auszuweichen, den ungezaͤhmten Luͤſten
ſo gut als Privilegia zu ertheilen, und den ehr-
wuͤrdigen Eheſtand zu einer Officin und Tum-
melplatz der unreinen Geiſter zu machen? Jch
halte, es ſey eben darum in dem gantzen Wor-

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[123/0143] Betrachtung der Unreinigkeit. rechten Naturordnung zu bringen waͤren, ver- laͤſtert werden? Begreiffen Sie nun nicht, daß ſich dieſer Rathſchlaͤge keine andere, als eben ſo ruinirte Leute anzumaſſen Fug und Macht haben? Soll denn aber alle Welt zu einem ſolchen Stall, zu einem ſolchen Lazareth, zu einem ſo allgemein inficirten Orte worden ſeyn? Thun diejenigen dem Apoſtel Paulo nicht zu viel, (der ſich doch ohnehin in dieſen Angſtumſtaͤnden gantz kuͤmmer- lich ausdruckt, und v. 6. 7. 8. 10. allem Miß- verſtand und Mißbrauch moͤglichſt vorbeuget) und treten ſie der Heiligkeit GOttes nicht zu na- he; ja achten ſie ihre koſtbare Erloͤſung nicht zu gering, und treten ſie den Adel ihrer Seele und ih- res Leibes nicht mit Fuͤſſen, die eben dieſe Curen deſperater Patienten an ſich reiſſen wollen; und ſind doch ihr Tage nicht ſo kranck geweſen, wa- ren in keinem ſolchen Hurenneſt als Corinth war, ſind nicht von Jugend auf verfuͤhrt und verderbet worden, als jene; nur daß ſie zu faul ſind, wieder ihre Luͤſte in der Kraft JEſu Chri- ſti ernſtlich zu ſtreiten? Wird es auch der ewige GOtt genehm hal- ten, wenn diejenigen, die ſeine Knechte ſeyn ſollen, ohne Ueberlegung aller Umſtaͤnde, bey ge- ſchehenen Anfragen ſo expedit ſeyn, dem alten Adam auszuweichen, den ungezaͤhmten Luͤſten ſo gut als Privilegia zu ertheilen, und den ehr- wuͤrdigen Eheſtand zu einer Officin und Tum- melplatz der unreinen Geiſter zu machen? Jch halte, es ſey eben darum in dem gantzen Wor- te

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/143>, abgerufen am 21.11.2024.