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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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(I. Th.) Anatomisch-Medicinische etc.

Noch einer einigen Sache muß ich Sie erinnern,
ehe ich diese Medicinische und aus dem natürlichen Zu-
stand unseres Leibes und Gemüths hergenommene Be-
trachtung schliesse. Eben dieser ihr Leib, den Sie so un-
verantwortlich mißhandeln, ist von dem ewigen Liebha-
ber ihres Lebens im verborgenen wunderbarlich formi-
ret worden. Des allmächtigen GOttes seine Hände
haben ihn gebildet, und gemacht, was er um und um ist;
GOtt hat Jhnen Jhre Haut und Fleisch angezogen;
GOtt selbst hat Sie mit Beinen und Adern zusammen
gefüget, und hat schon im Mutterleibe seine Aufsicht und
Wache über sie gehalten, damit sie kein Unfall berühren
möchte. Hiob 10, 8. sqq. Eben dieser ihr Leib ist von
Mutterleibe an durch die allernächsten Bedienten GOt-
tes selber, die Seraphinen (ihre Schutzengel,) bewahret,
bedienet und in Acht genommen worden, damit er nicht
zu Schaden käme. Eben dieser ihr Leib ist auf göttliche
Ordre von der Wiegen an, theils durch ihre Eltern, theils
durch so viele andere Personen, die Jhnen der HErr zum
Dienst bestimmet hatte, mit gröster Sorgfalt, Mühe
und vielen Kosten gepfleget, getragen, gewartet und
treulich in acht genommen worden damit er ja nicht be-
schädiget würde. Eben diesen Leib hat Jhnen der HErr,
der ewige GOtt, schon so viele Jahre gesund erhalten,
mit aller Nothdurft versorget, mit so vielem Aufwand
groß gezogen und brauchbar gemacht etc. weil er die göttli-
che Herrlichkeit nach dem Exempel JEsu Christi auf eine
annehmliche Weise an sich tragen solte. Eben dieser
ihr Leib wird nun auch zur gesetzten Zeit ins Grab nieder-
sincken, verfaulen, und den Würmern zur Speise werden:
Aber eben dieser Jhr Leib wird auch aus dem Grabe her-
vor und vor das Angesicht des grossen Richters aller
Welt, ja in die Gegenwart aller Creatur treten müssen;
da denn an ihm sichtbar genug seyn wird, wie er von ihnen
mißhandelt worden sey. Sagen Sie mir wie es möglich
sey, daß jemand bey redlicher Ueberlegung aller dieser und
vieler andern dergleichen Vorrechte und Umstände
seines Leibes ein sich selbst schimpfender Scla-
ve der Fleischeslüste bleiben könne?

An-
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche ꝛc.

Noch einer einigen Sache muß ich Sie erinnern,
ehe ich dieſe Mediciniſche und aus dem natuͤrlichen Zu-
ſtand unſeres Leibes und Gemuͤths hergenommene Be-
trachtung ſchlieſſe. Eben dieſer ihr Leib, den Sie ſo un-
verantwortlich mißhandeln, iſt von dem ewigen Liebha-
ber ihres Lebens im verborgenen wunderbarlich formi-
ret worden. Des allmaͤchtigen GOttes ſeine Haͤnde
haben ihn gebildet, und gemacht, was er um und um iſt;
GOtt hat Jhnen Jhre Haut und Fleiſch angezogen;
GOtt ſelbſt hat Sie mit Beinen und Adern zuſammen
gefuͤget, und hat ſchon im Mutterleibe ſeine Aufſicht und
Wache uͤber ſie gehalten, damit ſie kein Unfall beruͤhren
moͤchte. Hiob 10, 8. ſqq. Eben dieſer ihr Leib iſt von
Mutterleibe an durch die allernaͤchſten Bedienten GOt-
tes ſelber, die Seraphinen (ihre Schutzengel,) bewahret,
bedienet und in Acht genommen worden, damit er nicht
zu Schaden kaͤme. Eben dieſer ihr Leib iſt auf goͤttliche
Ordre von der Wiegen an, theils durch ihre Eltern, theils
durch ſo viele andere Perſonen, die Jhnen der HErr zum
Dienſt beſtimmet hatte, mit groͤſter Sorgfalt, Muͤhe
und vielen Koſten gepfleget, getragen, gewartet und
treulich in acht genommen worden damit er ja nicht be-
ſchaͤdiget wuͤrde. Eben dieſen Leib hat Jhnen der HErr,
der ewige GOtt, ſchon ſo viele Jahre geſund erhalten,
mit aller Nothdurft verſorget, mit ſo vielem Aufwand
groß gezogen und brauchbar gemacht ꝛc. weil er die goͤttli-
che Herrlichkeit nach dem Exempel JEſu Chriſti auf eine
annehmliche Weiſe an ſich tragen ſolte. Eben dieſer
ihr Leib wird nun auch zur geſetzten Zeit ins Grab nieder-
ſincken, verfaulen, und den Wuͤrmern zur Speiſe werden:
Aber eben dieſer Jhr Leib wird auch aus dem Grabe her-
vor und vor das Angeſicht des groſſen Richters aller
Welt, ja in die Gegenwart aller Creatur treten muͤſſen;
da denn an ihm ſichtbar genug ſeyn wird, wie er von ihnen
mißhandelt worden ſey. Sagen Sie mir wie es moͤglich
ſey, daß jemand bey redlicher Ueberlegung aller dieſer und
vieler andern dergleichen Vorrechte und Umſtaͤnde
ſeines Leibes ein ſich ſelbſt ſchimpfender Scla-
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[170/0190] (I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche ꝛc. Noch einer einigen Sache muß ich Sie erinnern, ehe ich dieſe Mediciniſche und aus dem natuͤrlichen Zu- ſtand unſeres Leibes und Gemuͤths hergenommene Be- trachtung ſchlieſſe. Eben dieſer ihr Leib, den Sie ſo un- verantwortlich mißhandeln, iſt von dem ewigen Liebha- ber ihres Lebens im verborgenen wunderbarlich formi- ret worden. Des allmaͤchtigen GOttes ſeine Haͤnde haben ihn gebildet, und gemacht, was er um und um iſt; GOtt hat Jhnen Jhre Haut und Fleiſch angezogen; GOtt ſelbſt hat Sie mit Beinen und Adern zuſammen gefuͤget, und hat ſchon im Mutterleibe ſeine Aufſicht und Wache uͤber ſie gehalten, damit ſie kein Unfall beruͤhren moͤchte. Hiob 10, 8. ſqq. Eben dieſer ihr Leib iſt von Mutterleibe an durch die allernaͤchſten Bedienten GOt- tes ſelber, die Seraphinen (ihre Schutzengel,) bewahret, bedienet und in Acht genommen worden, damit er nicht zu Schaden kaͤme. Eben dieſer ihr Leib iſt auf goͤttliche Ordre von der Wiegen an, theils durch ihre Eltern, theils durch ſo viele andere Perſonen, die Jhnen der HErr zum Dienſt beſtimmet hatte, mit groͤſter Sorgfalt, Muͤhe und vielen Koſten gepfleget, getragen, gewartet und treulich in acht genommen worden damit er ja nicht be- ſchaͤdiget wuͤrde. Eben dieſen Leib hat Jhnen der HErr, der ewige GOtt, ſchon ſo viele Jahre geſund erhalten, mit aller Nothdurft verſorget, mit ſo vielem Aufwand groß gezogen und brauchbar gemacht ꝛc. weil er die goͤttli- che Herrlichkeit nach dem Exempel JEſu Chriſti auf eine annehmliche Weiſe an ſich tragen ſolte. Eben dieſer ihr Leib wird nun auch zur geſetzten Zeit ins Grab nieder- ſincken, verfaulen, und den Wuͤrmern zur Speiſe werden: Aber eben dieſer Jhr Leib wird auch aus dem Grabe her- vor und vor das Angeſicht des groſſen Richters aller Welt, ja in die Gegenwart aller Creatur treten muͤſſen; da denn an ihm ſichtbar genug ſeyn wird, wie er von ihnen mißhandelt worden ſey. Sagen Sie mir wie es moͤglich ſey, daß jemand bey redlicher Ueberlegung aller dieſer und vieler andern dergleichen Vorrechte und Umſtaͤnde ſeines Leibes ein ſich ſelbſt ſchimpfender Scla- ve der Fleiſchesluͤſte bleiben koͤnne? An-

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/190>, abgerufen am 21.11.2024.