Sünde die Fortpflantzung vernichtet. Denn es könnte eben ein solcher Mensch daraus werden und leben wie wir sind. Es ist eine Sünde, die man nicht abscheulich ge- nug vorstellen kann. Und der Verfasser ist zu loben, daß er ein solches Buch, wie das Avertissement zu erkennen giebet, heraus gegeben hat. Denn ich habe das Buch selbst noch nicht gesehen, sondern nur gehöret, daß ein solches heraus seyn soll. Jch halte aber dafür, wenn es wohlfeiler wäre, so würde es von dem gemeinen Hauffen, unter welchem die- se Sünde gar sehr im Schwange gehet, eher gesucht und an- genommen werden. Jch verlange, daß dasjenige, was ich hier geschrieben habe, von dem Autore zu Ende seines Buchs einen Platz finden möge. Und wenn nicht alles so wohl an einander hänget, wie es seyn solte, so mag es eine geschicktere Feder nach Gefallen ändern. Jedoch wünsche ich, daß der Verstand und Jnhalt behalten werde: weil es der Wahrheit gemäß ist, und ich alles aus eigener Erfahrung also befun- den habe. Wobey mein demüthiges Bitten ist, daß alle fromme und rechtschaffene Christen Mitleiden mit meinem Zustande haben, und mich in ihr andächtiges Gebet mit ein- schliessen, und GOtt anrufen mögen, sich meiner zu erbar- men, und mich von dem erschrecklichem Gerichte, worunter ich seufze, zu erlösen.
III.
Begegnet der Autor den leichtsinnigen Zweifeln derer, die da gedencken: Sie hätten dergleichen Schaden an Seele und Leib noch nicht an sich wahrgenommen; vielleicht komme es nicht bey allen so etc. an sehr verschie- denen Orten des Buchs. Er spricht zum Exempel p. 27. Es giebt viele erschreckliche Missethäter, die recht in der Sünde erhärtet sind, und ohne alle Busse und Reue immer in ihren weltlichen Ergetzlichkeiten fortfahren, Allein die wenigsten gehen endlich so ruhig zu Grabe. Die meisten groben Sünder fühlen, ehe sie sterben, eine bittre Reue, und werden mit scharfen Gewissensstichen gequälet, die ihnen ihre Schuld vorrücken, und solche in ihren eigentlichen Far- ben und erschrecklichsten Gestalten vor Augen stellen. Wie muß einem Menschen zu Muthe seyn, wenn er an die ver- gangenen Thaten seines Lebens gedencket, und kaum zu der Helfte des Alters gelanget, wozu er gar vernünftig hätte ge- langen können? Nun aber findet er sich durch die Gewohn- heit der Selbstbefleckung gantz entkräftet, seine Geister nie- dergeschlagen, seinen Leib abgezehret, und seine Stärcke ver- fallen. Wobey er inunaufhörlicher Gefahr stehet, sich gezwun- gen zu sehen, seinen unreinen Odem bey der geringsten Stren-
gig-
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
Suͤnde die Fortpflantzung vernichtet. Denn es koͤnnte eben ein ſolcher Menſch daraus werden und leben wie wir ſind. Es iſt eine Suͤnde, die man nicht abſcheulich ge- nug vorſtellen kann. Und der Verfaſſer iſt zu loben, daß er ein ſolches Buch, wie das Avertiſſement zu erkennen giebet, heraus gegeben hat. Denn ich habe das Buch ſelbſt noch nicht geſehen, ſondern nur gehoͤret, daß ein ſolches heraus ſeyn ſoll. Jch halte aber dafuͤr, wenn es wohlfeiler waͤre, ſo wuͤrde es von dem gemeinen Hauffen, unter welchem die- ſe Suͤnde gar ſehr im Schwange gehet, eher geſucht und an- genommen werden. Jch verlange, daß dasjenige, was ich hier geſchrieben habe, von dem Autore zu Ende ſeines Buchs einen Platz finden moͤge. Und wenn nicht alles ſo wohl an einander haͤnget, wie es ſeyn ſolte, ſo mag es eine geſchicktere Feder nach Gefallen aͤndern. Jedoch wuͤnſche ich, daß der Verſtand und Jnhalt behalten werde: weil es der Wahrheit gemaͤß iſt, und ich alles aus eigener Erfahrung alſo befun- den habe. Wobey mein demuͤthiges Bitten iſt, daß alle fromme und rechtſchaffene Chriſten Mitleiden mit meinem Zuſtande haben, und mich in ihr andaͤchtiges Gebet mit ein- ſchlieſſen, und GOtt anrufen moͤgen, ſich meiner zu erbar- men, und mich von dem erſchrecklichem Gerichte, worunter ich ſeufze, zu erloͤſen.
III.
Begegnet der Autor den leichtſinnigen Zweifeln derer, die da gedencken: Sie haͤtten dergleichen Schaden an Seele und Leib noch nicht an ſich wahrgenommen; vielleicht komme es nicht bey allen ſo ꝛc. an ſehr verſchie- denen Orten des Buchs. Er ſpricht zum Exempel p. 27. Es giebt viele erſchreckliche Miſſethaͤter, die recht in der Suͤnde erhaͤrtet ſind, und ohne alle Buſſe und Reue immer in ihren weltlichen Ergetzlichkeiten fortfahren, Allein die wenigſten gehen endlich ſo ruhig zu Grabe. Die meiſten groben Suͤnder fuͤhlen, ehe ſie ſterben, eine bittre Reue, und werden mit ſcharfen Gewiſſensſtichen gequaͤlet, die ihnen ihre Schuld vorruͤcken, und ſolche in ihren eigentlichen Far- ben und erſchrecklichſten Geſtalten vor Augen ſtellen. Wie muß einem Menſchen zu Muthe ſeyn, wenn er an die ver- gangenen Thaten ſeines Lebens gedencket, und kaum zu der Helfte des Alters gelanget, wozu er gar vernuͤnftig haͤtte ge- langen koͤnnen? Nun aber findet er ſich durch die Gewohn- heit der Selbſtbefleckung gantz entkraͤftet, ſeine Geiſter nie- dergeſchlagen, ſeinen Leib abgezehret, und ſeine Staͤrcke ver- fallen. Wobey er inunaufhoͤrlicher Gefahr ſtehet, ſich gezwun- gen zu ſehen, ſeinen unreinen Odem bey der geringſten Stren-
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Suͤnde die Fortpflantzung vernichtet. Denn es koͤnnte eben
ein ſolcher Menſch daraus werden und leben wie wir
ſind. Es iſt eine Suͤnde, die man nicht abſcheulich ge-
nug vorſtellen kann. Und der Verfaſſer iſt zu loben, daß er
ein ſolches Buch, wie das Avertiſſement zu erkennen giebet,
heraus gegeben hat. Denn ich habe das Buch ſelbſt noch
nicht geſehen, ſondern nur gehoͤret, daß ein ſolches heraus
ſeyn ſoll. Jch halte aber dafuͤr, wenn es wohlfeiler waͤre,
ſo wuͤrde es von dem gemeinen Hauffen, unter welchem die-
ſe Suͤnde gar ſehr im Schwange gehet, eher geſucht und an-
genommen werden. Jch verlange, daß dasjenige, was ich
hier geſchrieben habe, von dem Autore zu Ende ſeines Buchs
einen Platz finden moͤge. Und wenn nicht alles ſo wohl an
einander haͤnget, wie es ſeyn ſolte, ſo mag es eine geſchicktere
Feder nach Gefallen aͤndern. Jedoch wuͤnſche ich, daß der
Verſtand und Jnhalt behalten werde: weil es der Wahrheit
gemaͤß iſt, und ich alles aus eigener Erfahrung alſo befun-
den habe. Wobey mein demuͤthiges Bitten iſt, daß alle
fromme und rechtſchaffene Chriſten Mitleiden mit meinem
Zuſtande haben, und mich in ihr andaͤchtiges Gebet mit ein-
ſchlieſſen, und GOtt anrufen moͤgen, ſich meiner zu erbar-
men, und mich von dem erſchrecklichem Gerichte, worunter
ich ſeufze, zu erloͤſen.
III.
Begegnet der Autor den leichtſinnigen Zweifeln derer,
die da gedencken: Sie haͤtten dergleichen Schaden an
Seele und Leib noch nicht an ſich wahrgenommen;
vielleicht komme es nicht bey allen ſo ꝛc. an ſehr verſchie-
denen Orten des Buchs. Er ſpricht zum Exempel p. 27.
Es giebt viele erſchreckliche Miſſethaͤter, die recht in der
Suͤnde erhaͤrtet ſind, und ohne alle Buſſe und Reue immer
in ihren weltlichen Ergetzlichkeiten fortfahren, Allein die
wenigſten gehen endlich ſo ruhig zu Grabe. Die meiſten
groben Suͤnder fuͤhlen, ehe ſie ſterben, eine bittre Reue, und
werden mit ſcharfen Gewiſſensſtichen gequaͤlet, die ihnen
ihre Schuld vorruͤcken, und ſolche in ihren eigentlichen Far-
ben und erſchrecklichſten Geſtalten vor Augen ſtellen. Wie
muß einem Menſchen zu Muthe ſeyn, wenn er an die ver-
gangenen Thaten ſeines Lebens gedencket, und kaum zu der
Helfte des Alters gelanget, wozu er gar vernuͤnftig haͤtte ge-
langen koͤnnen? Nun aber findet er ſich durch die Gewohn-
heit der Selbſtbefleckung gantz entkraͤftet, ſeine Geiſter nie-
dergeſchlagen, ſeinen Leib abgezehret, und ſeine Staͤrcke ver-
fallen. Wobey er inunaufhoͤrlicher Gefahr ſtehet, ſich gezwun-
gen zu ſehen, ſeinen unreinen Odem bey der geringſten Stren-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/214>, abgerufen am 16.07.2024.
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