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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Betrachtung der Unreinigkeit.
wenn er wolte. 2) Daß dieser Tag nicht nach unserm eige-
nen Gefallen verlängert werden könnte. 3) Daß wir solchen
verschertzen möchten, und hernach wäre keine Hoffnung der
Barmhertzigkeit mehr übrig. 4) Daß GOtt keinen Gefal-
len am Verderben der Sünder hätte, sondern auch diejeni-
gen selbst bejammere, die sich seiner Gnade unwürdig gemacht
haben. 5) Führte er eine gantze Reihe solcher Sünden an,
welche den Menschen solche schwere Gerichte GOttes über
den Hals zögen. Wenn diese Predigt auf mich ins besonde-
re gerichtet, und niemand als mir allein gehalten worden
wäre, so hätte sie dem Zustande meiner Seelen nicht näher
kommen können; und ich erkannte die Wege GOttes dar-
aus, deren er sich bedienet, ehe er die Menschen in ihren ver-
kehrten Sinn dahin giebet. Wobey ich mich sehr wohl erin-
nerte, wie gnädig und langmüthig mein gütiger GOtt ge-
gen mich gewesen war, und wie oft er mich vor denjenigen
Gerichten gewarnet, die nun wieder mich herein zu brechen
begunten. O wie kränckte michs in der Seelen, wenn ich be-
dachte, daß ich durch meine Gottlosigkeit die Gnade desjeni-
gen verschertzet, der doch mich gerne selig haben wolte, und
mich im Gegentheil zu einem Sclaven des Satans gema-
chet, der gegen das gantze menschliche Geschlecht einen unver-
söhnlichen Haß träget, und sich angelegen seyn lässet, dasselbe
ins Verderben zu stürtzen. Es dürften sich vielleicht einige
junge und unerfahrne Leute darüber wundern; wie doch der
Teufel dieses thun könnte? Denn ich muß gestehen, ich habe
mich manchmal selbst darüber verwundert; weil ich mir
nicht einbilden konnte, wie es möglich sey, daß die bösen Geister
die Menschen versuchen und zur Sünde reitzen könnten, da sie
mit Ketten zur Höllen verstossen wären. Nun aber weiß ich
mehr als zu gewiß, daß sie in der Luft schweben, und sich dem
Menschen nahen könnten, ihm böse Gedancken einzugeben.
Wo aber die Gnade GOttes herrschet, da vermögen sie nichts
auszurichten. Denn es ist keine Sünde, versucht zu wer-
den,
dafern sich ein Mensch der Versuchung nur nicht er-
giebet.
Und der eintzige Weg solcher zu entgehen ist, daß
man GOtt um seine Gnade bitte. Denn ich glaube ge-
wiß, hätte ich mich so oft vor GOtt im Gebet und Flehen
finden lassen, als mir obgelegen wäre, der Teufel würde
nimmermehr so viel Mittel und Wege gefunden haben, mich
zu vor erzehlten Sünden zu verleiten. Allein so ist mehr als
zu gewiß, was die Gottesgelehrten sagen, daß ein Mensch, der
nicht betet, gar bald von aller Gnade entblöset wird. Ohne
Gebet, ohne Gnade GOttes.
Nun ist aber keine Sünde
der Gnade GOttes verhinderlicher, als die Selbstbefleckung,
als welche zum Himmel um Rache schreyet über den Thä-
ter: weil es eine Art des Mordes ist, und man durch diese

Sün-
I. Th. Betr. der Unreinigk. N

Betrachtung der Unreinigkeit.
wenn er wolte. 2) Daß dieſer Tag nicht nach unſerm eige-
nen Gefallen verlaͤngert werden koͤnnte. 3) Daß wir ſolchen
verſchertzen moͤchten, und hernach waͤre keine Hoffnung der
Barmhertzigkeit mehr uͤbrig. 4) Daß GOtt keinen Gefal-
len am Verderben der Suͤnder haͤtte, ſondern auch diejeni-
gen ſelbſt bejammere, die ſich ſeiner Gnade unwuͤrdig gemacht
haben. 5) Fuͤhrte er eine gantze Reihe ſolcher Suͤnden an,
welche den Menſchen ſolche ſchwere Gerichte GOttes uͤber
den Hals zoͤgen. Wenn dieſe Predigt auf mich ins beſonde-
re gerichtet, und niemand als mir allein gehalten worden
waͤre, ſo haͤtte ſie dem Zuſtande meiner Seelen nicht naͤher
kommen koͤnnen; und ich erkannte die Wege GOttes dar-
aus, deren er ſich bedienet, ehe er die Menſchen in ihren ver-
kehrten Sinn dahin giebet. Wobey ich mich ſehr wohl erin-
nerte, wie gnaͤdig und langmuͤthig mein guͤtiger GOtt ge-
gen mich geweſen war, und wie oft er mich vor denjenigen
Gerichten gewarnet, die nun wieder mich herein zu brechen
begunten. O wie kraͤnckte michs in der Seelen, wenn ich be-
dachte, daß ich durch meine Gottloſigkeit die Gnade desjeni-
gen verſchertzet, der doch mich gerne ſelig haben wolte, und
mich im Gegentheil zu einem Sclaven des Satans gema-
chet, der gegen das gantze menſchliche Geſchlecht einen unver-
ſoͤhnlichen Haß traͤget, und ſich angelegen ſeyn laͤſſet, daſſelbe
ins Verderben zu ſtuͤrtzen. Es duͤrften ſich vielleicht einige
junge und unerfahrne Leute daruͤber wundern; wie doch der
Teufel dieſes thun koͤnnte? Denn ich muß geſtehen, ich habe
mich manchmal ſelbſt daruͤber verwundert; weil ich mir
nicht einbilden konnte, wie es moͤglich ſey, daß die boͤſen Geiſter
die Menſchen verſuchen und zur Suͤnde reitzen koͤnnten, da ſie
mit Ketten zur Hoͤllen verſtoſſen waͤren. Nun aber weiß ich
mehr als zu gewiß, daß ſie in der Luft ſchweben, und ſich dem
Menſchen nahen koͤnnten, ihm boͤſe Gedancken einzugeben.
Wo aber die Gnade GOttes herrſchet, da vermoͤgen ſie nichts
auszurichten. Denn es iſt keine Suͤnde, verſucht zu wer-
den,
dafern ſich ein Menſch der Verſuchung nur nicht er-
giebet.
Und der eintzige Weg ſolcher zu entgehen iſt, daß
man GOtt um ſeine Gnade bitte. Denn ich glaube ge-
wiß, haͤtte ich mich ſo oft vor GOtt im Gebet und Flehen
finden laſſen, als mir obgelegen waͤre, der Teufel wuͤrde
nimmermehr ſo viel Mittel und Wege gefunden haben, mich
zu vor erzehlten Suͤnden zu verleiten. Allein ſo iſt mehr als
zu gewiß, was die Gottesgelehrten ſagen, daß ein Menſch, der
nicht betet, gar bald von aller Gnade entbloͤſet wird. Ohne
Gebet, ohne Gnade GOttes.
Nun iſt aber keine Suͤnde
der Gnade GOttes verhinderlicher, als die Selbſtbefleckung,
als welche zum Himmel um Rache ſchreyet uͤber den Thaͤ-
ter: weil es eine Art des Mordes iſt, und man durch dieſe

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I. Th. Betr. der Unreinigk. N
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[193/0213] Betrachtung der Unreinigkeit. wenn er wolte. 2) Daß dieſer Tag nicht nach unſerm eige- nen Gefallen verlaͤngert werden koͤnnte. 3) Daß wir ſolchen verſchertzen moͤchten, und hernach waͤre keine Hoffnung der Barmhertzigkeit mehr uͤbrig. 4) Daß GOtt keinen Gefal- len am Verderben der Suͤnder haͤtte, ſondern auch diejeni- gen ſelbſt bejammere, die ſich ſeiner Gnade unwuͤrdig gemacht haben. 5) Fuͤhrte er eine gantze Reihe ſolcher Suͤnden an, welche den Menſchen ſolche ſchwere Gerichte GOttes uͤber den Hals zoͤgen. Wenn dieſe Predigt auf mich ins beſonde- re gerichtet, und niemand als mir allein gehalten worden waͤre, ſo haͤtte ſie dem Zuſtande meiner Seelen nicht naͤher kommen koͤnnen; und ich erkannte die Wege GOttes dar- aus, deren er ſich bedienet, ehe er die Menſchen in ihren ver- kehrten Sinn dahin giebet. Wobey ich mich ſehr wohl erin- nerte, wie gnaͤdig und langmuͤthig mein guͤtiger GOtt ge- gen mich geweſen war, und wie oft er mich vor denjenigen Gerichten gewarnet, die nun wieder mich herein zu brechen begunten. O wie kraͤnckte michs in der Seelen, wenn ich be- dachte, daß ich durch meine Gottloſigkeit die Gnade desjeni- gen verſchertzet, der doch mich gerne ſelig haben wolte, und mich im Gegentheil zu einem Sclaven des Satans gema- chet, der gegen das gantze menſchliche Geſchlecht einen unver- ſoͤhnlichen Haß traͤget, und ſich angelegen ſeyn laͤſſet, daſſelbe ins Verderben zu ſtuͤrtzen. Es duͤrften ſich vielleicht einige junge und unerfahrne Leute daruͤber wundern; wie doch der Teufel dieſes thun koͤnnte? Denn ich muß geſtehen, ich habe mich manchmal ſelbſt daruͤber verwundert; weil ich mir nicht einbilden konnte, wie es moͤglich ſey, daß die boͤſen Geiſter die Menſchen verſuchen und zur Suͤnde reitzen koͤnnten, da ſie mit Ketten zur Hoͤllen verſtoſſen waͤren. Nun aber weiß ich mehr als zu gewiß, daß ſie in der Luft ſchweben, und ſich dem Menſchen nahen koͤnnten, ihm boͤſe Gedancken einzugeben. Wo aber die Gnade GOttes herrſchet, da vermoͤgen ſie nichts auszurichten. Denn es iſt keine Suͤnde, verſucht zu wer- den, dafern ſich ein Menſch der Verſuchung nur nicht er- giebet. Und der eintzige Weg ſolcher zu entgehen iſt, daß man GOtt um ſeine Gnade bitte. Denn ich glaube ge- wiß, haͤtte ich mich ſo oft vor GOtt im Gebet und Flehen finden laſſen, als mir obgelegen waͤre, der Teufel wuͤrde nimmermehr ſo viel Mittel und Wege gefunden haben, mich zu vor erzehlten Suͤnden zu verleiten. Allein ſo iſt mehr als zu gewiß, was die Gottesgelehrten ſagen, daß ein Menſch, der nicht betet, gar bald von aller Gnade entbloͤſet wird. Ohne Gebet, ohne Gnade GOttes. Nun iſt aber keine Suͤnde der Gnade GOttes verhinderlicher, als die Selbſtbefleckung, als welche zum Himmel um Rache ſchreyet uͤber den Thaͤ- ter: weil es eine Art des Mordes iſt, und man durch dieſe Suͤn- I. Th. Betr. der Unreinigk. N

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/213>, abgerufen am 23.11.2024.