Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

der Unreinigkeit.
Verlangen nach himmlischen Dingen durchaus
nicht aufkommen; ja so gar, wenn du auch
schon zum Kinde GOttes wiedergeboren bist,
und lässest nur in etwas der Liebe der Welt und
Eitelkeit Raum in deinem Hertzen: so stürtzest
du dich in die höchste Gefahr. Denn du
kannst dabey unmöglich GOtt bedie-
nen, noch Liebe zu ihm tragen: sondern
so viel du jener nachgiebest, so viel er-
stirbet diese in dir, und du kannst kein
Hertz zu GOtt, auch wahrlich keine Lust
an ihm haben.

Mein Hertzensfreund! Wenn Sie nur daran
dencken: müssen Sie denn nicht ohne einigen
Anstand mit dem Urtheil herausbrechen, und
bey sich ausmachen, was für eine saubere Sa-
che es um die Unreinigkeit sey? Wenn Sie ih-
ren Taufbund stehen und gültig seyn lassen: so wer-
den Sie ja unmöglich dran zweifeln können,
daß alle innerliche und äusserliche Keuschheit
und Reinigkeit, der Seelen so wohl als des Lei-
bes, von unumgänglicher und unleugbarer Noth-
wendigkeit sey. Denn ich frage Sie: Jsts denn
möglich, rechtschaffene Tugenden auszuüben, oh-
ne seine Lüste der Sinnen und des Fleisches zu
tödten und zu mäßigen? Diesen unumstößlichen
Grund wahrer Tugenden haben ja alle heidnische
Moralisten, ohne einigen Erweis davon zu for-
dern oder zu geben, als einen Grundsatz fest ge-
stellet. Jsts nicht wahr, daß das Fleisch alle-
zeit wieder den Geist, und der Geist allezeit wie-
der das Fleisch ist, und diese zwey allezeit gegen

ein-

der Unreinigkeit.
Verlangen nach himmliſchen Dingen durchaus
nicht aufkommen; ja ſo gar, wenn du auch
ſchon zum Kinde GOttes wiedergeboren biſt,
und laͤſſeſt nur in etwas der Liebe der Welt und
Eitelkeit Raum in deinem Hertzen: ſo ſtuͤrtzeſt
du dich in die hoͤchſte Gefahr. Denn du
kannſt dabey unmoͤglich GOtt bedie-
nen, noch Liebe zu ihm tragen: ſondern
ſo viel du jener nachgiebeſt, ſo viel er-
ſtirbet dieſe in dir, und du kannſt kein
Hertz zu GOtt, auch wahrlich keine Luſt
an ihm haben.

Mein Hertzensfreund! Wenn Sie nur daran
dencken: muͤſſen Sie denn nicht ohne einigen
Anſtand mit dem Urtheil herausbrechen, und
bey ſich ausmachen, was fuͤr eine ſaubere Sa-
che es um die Unreinigkeit ſey? Wenn Sie ih-
ren Taufbund ſtehen und guͤltig ſeyn laſſen: ſo wer-
den Sie ja unmoͤglich dran zweifeln koͤnnen,
daß alle innerliche und aͤuſſerliche Keuſchheit
und Reinigkeit, der Seelen ſo wohl als des Lei-
bes, von unumgaͤnglicher und unleugbarer Noth-
wendigkeit ſey. Denn ich frage Sie: Jſts denn
moͤglich, rechtſchaffene Tugenden auszuuͤben, oh-
ne ſeine Luͤſte der Sinnen und des Fleiſches zu
toͤdten und zu maͤßigen? Dieſen unumſtoͤßlichen
Grund wahrer Tugenden haben ja alle heidniſche
Moraliſten, ohne einigen Erweis davon zu for-
dern oder zu geben, als einen Grundſatz feſt ge-
ſtellet. Jſts nicht wahr, daß das Fleiſch alle-
zeit wieder den Geiſt, und der Geiſt allezeit wie-
der das Fleiſch iſt, und dieſe zwey allezeit gegen

ein-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0243" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
Verlangen nach himmli&#x017F;chen Dingen durchaus<lb/>
nicht aufkommen; ja &#x017F;o gar, wenn du auch<lb/>
&#x017F;chon zum Kinde GOttes wiedergeboren bi&#x017F;t,<lb/>
und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t nur in etwas der Liebe der Welt und<lb/>
Eitelkeit Raum in deinem Hertzen: &#x017F;o &#x017F;tu&#x0364;rtze&#x017F;t<lb/>
du dich in die ho&#x0364;ch&#x017F;te Gefahr. <hi rendition="#fr">Denn du<lb/>
kann&#x017F;t dabey unmo&#x0364;glich GOtt bedie-<lb/>
nen, noch Liebe zu ihm tragen: &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;o viel du jener nachgiebe&#x017F;t, &#x017F;o viel er-<lb/>
&#x017F;tirbet die&#x017F;e in dir, und du kann&#x017F;t kein<lb/>
Hertz zu GOtt, auch wahrlich keine Lu&#x017F;t<lb/>
an ihm haben.</hi></p><lb/>
          <p>Mein Hertzensfreund! Wenn Sie nur daran<lb/>
dencken: mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Sie denn nicht ohne einigen<lb/>
An&#x017F;tand mit dem Urtheil herausbrechen, und<lb/>
bey &#x017F;ich ausmachen, was fu&#x0364;r eine &#x017F;aubere Sa-<lb/>
che es um die Unreinigkeit &#x017F;ey? Wenn Sie ih-<lb/>
ren Taufbund &#x017F;tehen und gu&#x0364;ltig &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en: &#x017F;o wer-<lb/>
den Sie ja unmo&#x0364;glich dran zweifeln ko&#x0364;nnen,<lb/>
daß alle innerliche und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Keu&#x017F;chheit<lb/>
und Reinigkeit, der Seelen &#x017F;o wohl als des Lei-<lb/>
bes, von unumga&#x0364;nglicher und unleugbarer Noth-<lb/>
wendigkeit &#x017F;ey. Denn ich frage Sie: J&#x017F;ts denn<lb/>
mo&#x0364;glich, recht&#x017F;chaffene Tugenden auszuu&#x0364;ben, oh-<lb/>
ne &#x017F;eine Lu&#x0364;&#x017F;te der Sinnen und des Flei&#x017F;ches zu<lb/>
to&#x0364;dten und zu ma&#x0364;ßigen? Die&#x017F;en unum&#x017F;to&#x0364;ßlichen<lb/>
Grund wahrer Tugenden haben ja alle heidni&#x017F;che<lb/>
Morali&#x017F;ten, ohne einigen Erweis davon zu for-<lb/>
dern oder zu geben, als einen Grund&#x017F;atz fe&#x017F;t ge-<lb/>
&#x017F;tellet. J&#x017F;ts nicht wahr, daß das Flei&#x017F;ch alle-<lb/>
zeit wieder den Gei&#x017F;t, und der Gei&#x017F;t allezeit wie-<lb/>
der das Flei&#x017F;ch i&#x017F;t, und die&#x017F;e zwey allezeit gegen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0243] der Unreinigkeit. Verlangen nach himmliſchen Dingen durchaus nicht aufkommen; ja ſo gar, wenn du auch ſchon zum Kinde GOttes wiedergeboren biſt, und laͤſſeſt nur in etwas der Liebe der Welt und Eitelkeit Raum in deinem Hertzen: ſo ſtuͤrtzeſt du dich in die hoͤchſte Gefahr. Denn du kannſt dabey unmoͤglich GOtt bedie- nen, noch Liebe zu ihm tragen: ſondern ſo viel du jener nachgiebeſt, ſo viel er- ſtirbet dieſe in dir, und du kannſt kein Hertz zu GOtt, auch wahrlich keine Luſt an ihm haben. Mein Hertzensfreund! Wenn Sie nur daran dencken: muͤſſen Sie denn nicht ohne einigen Anſtand mit dem Urtheil herausbrechen, und bey ſich ausmachen, was fuͤr eine ſaubere Sa- che es um die Unreinigkeit ſey? Wenn Sie ih- ren Taufbund ſtehen und guͤltig ſeyn laſſen: ſo wer- den Sie ja unmoͤglich dran zweifeln koͤnnen, daß alle innerliche und aͤuſſerliche Keuſchheit und Reinigkeit, der Seelen ſo wohl als des Lei- bes, von unumgaͤnglicher und unleugbarer Noth- wendigkeit ſey. Denn ich frage Sie: Jſts denn moͤglich, rechtſchaffene Tugenden auszuuͤben, oh- ne ſeine Luͤſte der Sinnen und des Fleiſches zu toͤdten und zu maͤßigen? Dieſen unumſtoͤßlichen Grund wahrer Tugenden haben ja alle heidniſche Moraliſten, ohne einigen Erweis davon zu for- dern oder zu geben, als einen Grundſatz feſt ge- ſtellet. Jſts nicht wahr, daß das Fleiſch alle- zeit wieder den Geiſt, und der Geiſt allezeit wie- der das Fleiſch iſt, und dieſe zwey allezeit gegen ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/243
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/243>, abgerufen am 27.11.2024.