beym Verlust der ewigen Seligkeit befiehlet, Sie möchten sich enthalten von den fleischlichen Lüsten, welche wieder ihre eigene Seele streiten; 1 Petr. 2, 11. Sie aber wagens, und bleiben ihm muthwillig ungehorsam: was wird doch dieser Richter der gantzen Welt, (o helfe dencken, wer dencken kann!) mit einem solchen monströsen Unmenschen thun?
Oder können Sie etwa prätendiren, er sol- le und müsse, weil er GOtt ist, mehr Geduld be- weisen, mehr übersehen und ertragen von sei- nem eignen Geschöpfe, als Sie selbst nicht ein- mal von ihres gleichen thun wollen? Ey! ich glaube nicht, daß der dümmeste Heide gegen sei- nen Block und Klotz so einen seltsamen Glau- ben und eine solche Grobheit im Hertzen hegen kann. Wir wissen es ja, daß die Eigenschaften GOttes alle zugleich und auf gleiche Weise mit einander unendlich sind, eine so wohl ohne Gren- tzen wie die andere. Wie nun GOtt unend- lich allwissend, unendlich seliger, unendlich mäch- tiger, unendlich herrlicher und gloriöser ist, als wir verachtenswürdige Menschen alle auf einem Hauffen zusammen: so ist er eben so sehr unend- lich gerechter und heiliger denn wir; folglich ge- bühret ihm unendlich mehr über alle Sünde zu eifern, und sie unendlich mehr zu bestraffen als einem Menschen; welcher ohne dem nie kein Gesetzgeber, sondern allezeit ein Uebelthäter ist.
Zu dem sind wir auch um deßwillen unaus- bleiblich verpflichtet, den Willen des Allerhöch- sten zu respectiren und ihm zu folgen, weil er so
gut,
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
beym Verluſt der ewigen Seligkeit befiehlet, Sie moͤchten ſich enthalten von den fleiſchlichen Luͤſten, welche wieder ihre eigene Seele ſtreiten; 1 Petr. 2, 11. Sie aber wagens, und bleiben ihm muthwillig ungehorſam: was wird doch dieſer Richter der gantzen Welt, (o helfe dencken, wer dencken kann!) mit einem ſolchen monſtroͤſen Unmenſchen thun?
Oder koͤnnen Sie etwa praͤtendiren, er ſol- le und muͤſſe, weil er GOtt iſt, mehr Geduld be- weiſen, mehr uͤberſehen und ertragen von ſei- nem eignen Geſchoͤpfe, als Sie ſelbſt nicht ein- mal von ihres gleichen thun wollen? Ey! ich glaube nicht, daß der duͤmmeſte Heide gegen ſei- nen Block und Klotz ſo einen ſeltſamen Glau- ben und eine ſolche Grobheit im Hertzen hegen kann. Wir wiſſen es ja, daß die Eigenſchaften GOttes alle zugleich und auf gleiche Weiſe mit einander unendlich ſind, eine ſo wohl ohne Gren- tzen wie die andere. Wie nun GOtt unend- lich allwiſſend, unendlich ſeliger, unendlich maͤch- tiger, unendlich herrlicher und glorioͤſer iſt, als wir verachtenswuͤrdige Menſchen alle auf einem Hauffen zuſammen: ſo iſt er eben ſo ſehr unend- lich gerechter und heiliger denn wir; folglich ge- buͤhret ihm unendlich mehr uͤber alle Suͤnde zu eifern, und ſie unendlich mehr zu beſtraffen als einem Menſchen; welcher ohne dem nie kein Geſetzgeber, ſondern allezeit ein Uebelthaͤter iſt.
Zu dem ſind wir auch um deßwillen unaus- bleiblich verpflichtet, den Willen des Allerhoͤch- ſten zu reſpectiren und ihm zu folgen, weil er ſo
gut,
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
beym Verluſt der ewigen Seligkeit befiehlet, Sie
moͤchten ſich enthalten von den fleiſchlichen Luͤſten,
welche wieder ihre eigene Seele ſtreiten; 1 Petr.
2, 11. Sie aber wagens, und bleiben ihm
muthwillig ungehorſam: was wird doch dieſer
Richter der gantzen Welt, (o helfe dencken, wer
dencken kann!) mit einem ſolchen monſtroͤſen
Unmenſchen thun?
Oder koͤnnen Sie etwa praͤtendiren, er ſol-
le und muͤſſe, weil er GOtt iſt, mehr Geduld be-
weiſen, mehr uͤberſehen und ertragen von ſei-
nem eignen Geſchoͤpfe, als Sie ſelbſt nicht ein-
mal von ihres gleichen thun wollen? Ey! ich
glaube nicht, daß der duͤmmeſte Heide gegen ſei-
nen Block und Klotz ſo einen ſeltſamen Glau-
ben und eine ſolche Grobheit im Hertzen hegen
kann. Wir wiſſen es ja, daß die Eigenſchaften
GOttes alle zugleich und auf gleiche Weiſe mit
einander unendlich ſind, eine ſo wohl ohne Gren-
tzen wie die andere. Wie nun GOtt unend-
lich allwiſſend, unendlich ſeliger, unendlich maͤch-
tiger, unendlich herrlicher und glorioͤſer iſt, als
wir verachtenswuͤrdige Menſchen alle auf einem
Hauffen zuſammen: ſo iſt er eben ſo ſehr unend-
lich gerechter und heiliger denn wir; folglich ge-
buͤhret ihm unendlich mehr uͤber alle Suͤnde zu
eifern, und ſie unendlich mehr zu beſtraffen als
einem Menſchen; welcher ohne dem nie kein
Geſetzgeber, ſondern allezeit ein Uebelthaͤter iſt.
Zu dem ſind wir auch um deßwillen unaus-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/250>, abgerufen am 22.11.2024.
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