ihn in seinen Sinn so dahin gegeben hat, durch Trieb und Veranlassung seiner Wohllüste so gar weibisch zu werden, und sein gefange- nes und verwirrtes Gemüth vor aller Welt so öffentlich bloß zu geben, daß es auch bey allen Heiden zum Hohn und Spott gediehen ist? Denn wer nur davon hörete, muste sich entsetzen; weil es nicht zu be- greiffen ist, wie ein so weltberühmter Monarch durch die Lüste so gar hat übermocht werden, und seine gantze Hoheit, Weisheit, erlangten Ruhm und alles aufs höchste prostituiren kön- nen; durch Dinge, die vor einen vernünftigen Menschen, wenn er auch ein gemeiner Mann wäre, durchaus disreputirlich sind.
Nun dis war Gerichts und Straffe genug: Aber GOtt hat die Gerichte auch vor andern Menschen greiflicher machen müssen; um desto mehr, weil er ihm zweymal erschienen war, und ihn also seines vertraulicheren Umgangs und Gemeinschaft gewürdiget hatte, wie ers ihm v. 9. vor Augen stellet. Er hat nicht nur 3. Rebel- len auf einmal wider ihn erreget, die seinen Na- men Salomo oder Friederich, (auf welchen doch GOtt in seiner Verheissung sonderlich mit gese- hen hatte,) zu schanden machen musten; sondern kündigte ihm auch bald an, das Reich solte von ihm genommen werden: wiewol erst nach seinem Tode, um seines Vaters Davids willen, welcher es von gantzem Hertzen mit GOtt gehalten hat- te. Ohne Zweifel würde GOtt auch in den äusserlichen Gerichten viel plötzlicher und viel
wei-
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
ihn in ſeinen Sinn ſo dahin gegeben hat, durch Trieb und Veranlaſſung ſeiner Wohlluͤſte ſo gar weibiſch zu werden, und ſein gefange- nes und verwirrtes Gemuͤth vor aller Welt ſo oͤffentlich bloß zu geben, daß es auch bey allen Heiden zum Hohn und Spott gediehen iſt? Denn wer nur davon hoͤrete, muſte ſich entſetzen; weil es nicht zu be- greiffen iſt, wie ein ſo weltberuͤhmter Monarch durch die Luͤſte ſo gar hat uͤbermocht werden, und ſeine gantze Hoheit, Weisheit, erlangten Ruhm und alles aufs hoͤchſte proſtituiren koͤn- nen; durch Dinge, die vor einen vernuͤnftigen Menſchen, wenn er auch ein gemeiner Mann waͤre, durchaus disreputirlich ſind.
Nun dis war Gerichts und Straffe genug: Aber GOtt hat die Gerichte auch vor andern Menſchen greiflicher machen muͤſſen; um deſto mehr, weil er ihm zweymal erſchienen war, und ihn alſo ſeines vertraulicheren Umgangs und Gemeinſchaft gewuͤrdiget hatte, wie ers ihm v. 9. vor Augen ſtellet. Er hat nicht nur 3. Rebel- len auf einmal wider ihn erreget, die ſeinen Na- men Salomo oder Friederich, (auf welchen doch GOtt in ſeiner Verheiſſung ſonderlich mit geſe- hen hatte,) zu ſchanden machen muſten; ſondern kuͤndigte ihm auch bald an, das Reich ſolte von ihm genommen werden: wiewol erſt nach ſeinem Tode, um ſeines Vaters Davids willen, welcher es von gantzem Hertzen mit GOtt gehalten hat- te. Ohne Zweifel wuͤrde GOtt auch in den aͤuſſerlichen Gerichten viel ploͤtzlicher und viel
wei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0266"n="246"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">II.</hi> Th.) <hirendition="#b">Theologiſche Betrachtung</hi></fw><lb/>
ihn in ſeinen Sinn ſo dahin gegeben hat, durch<lb/>
Trieb und Veranlaſſung ſeiner Wohlluͤſte <hirendition="#fr">ſo gar<lb/>
weibiſch zu werden, und ſein gefange-<lb/>
nes und verwirrtes Gemuͤth vor aller<lb/>
Welt ſo oͤffentlich bloß zu geben, daß es<lb/>
auch bey allen Heiden zum Hohn und<lb/>
Spott gediehen iſt?</hi> Denn wer nur davon<lb/>
hoͤrete, muſte ſich entſetzen; weil es nicht zu be-<lb/>
greiffen iſt, wie ein ſo weltberuͤhmter Monarch<lb/>
durch die Luͤſte ſo gar hat uͤbermocht werden,<lb/>
und ſeine gantze Hoheit, Weisheit, erlangten<lb/>
Ruhm und alles aufs hoͤchſte proſtituiren koͤn-<lb/>
nen; durch Dinge, die vor einen vernuͤnftigen<lb/>
Menſchen, wenn er auch ein gemeiner Mann<lb/>
waͤre, durchaus disreputirlich ſind.</p><lb/><p>Nun dis war Gerichts und Straffe genug:<lb/>
Aber GOtt hat die Gerichte auch vor andern<lb/>
Menſchen greiflicher machen muͤſſen; um deſto<lb/>
mehr, weil er ihm zweymal erſchienen war, und<lb/>
ihn alſo ſeines vertraulicheren Umgangs und<lb/>
Gemeinſchaft gewuͤrdiget hatte, wie ers ihm v. 9.<lb/>
vor Augen ſtellet. Er hat nicht nur 3. Rebel-<lb/>
len auf einmal wider ihn erreget, die ſeinen Na-<lb/>
men Salomo oder Friederich, (auf welchen doch<lb/>
GOtt in ſeiner Verheiſſung ſonderlich mit geſe-<lb/>
hen hatte,) zu ſchanden machen muſten; ſondern<lb/>
kuͤndigte ihm auch bald an, das Reich ſolte von<lb/>
ihm genommen werden: wiewol erſt nach ſeinem<lb/>
Tode, um ſeines Vaters Davids willen, welcher<lb/>
es von gantzem Hertzen mit GOtt gehalten hat-<lb/>
te. Ohne Zweifel wuͤrde GOtt auch in den<lb/>
aͤuſſerlichen Gerichten viel ploͤtzlicher und viel<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wei-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[246/0266]
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
ihn in ſeinen Sinn ſo dahin gegeben hat, durch
Trieb und Veranlaſſung ſeiner Wohlluͤſte ſo gar
weibiſch zu werden, und ſein gefange-
nes und verwirrtes Gemuͤth vor aller
Welt ſo oͤffentlich bloß zu geben, daß es
auch bey allen Heiden zum Hohn und
Spott gediehen iſt? Denn wer nur davon
hoͤrete, muſte ſich entſetzen; weil es nicht zu be-
greiffen iſt, wie ein ſo weltberuͤhmter Monarch
durch die Luͤſte ſo gar hat uͤbermocht werden,
und ſeine gantze Hoheit, Weisheit, erlangten
Ruhm und alles aufs hoͤchſte proſtituiren koͤn-
nen; durch Dinge, die vor einen vernuͤnftigen
Menſchen, wenn er auch ein gemeiner Mann
waͤre, durchaus disreputirlich ſind.
Nun dis war Gerichts und Straffe genug:
Aber GOtt hat die Gerichte auch vor andern
Menſchen greiflicher machen muͤſſen; um deſto
mehr, weil er ihm zweymal erſchienen war, und
ihn alſo ſeines vertraulicheren Umgangs und
Gemeinſchaft gewuͤrdiget hatte, wie ers ihm v. 9.
vor Augen ſtellet. Er hat nicht nur 3. Rebel-
len auf einmal wider ihn erreget, die ſeinen Na-
men Salomo oder Friederich, (auf welchen doch
GOtt in ſeiner Verheiſſung ſonderlich mit geſe-
hen hatte,) zu ſchanden machen muſten; ſondern
kuͤndigte ihm auch bald an, das Reich ſolte von
ihm genommen werden: wiewol erſt nach ſeinem
Tode, um ſeines Vaters Davids willen, welcher
es von gantzem Hertzen mit GOtt gehalten hat-
te. Ohne Zweifel wuͤrde GOtt auch in den
aͤuſſerlichen Gerichten viel ploͤtzlicher und viel
wei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/266>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.