"Bey demselben blieb ich auf 14. Tage, und weil "er einen frommen Contubernalem bey sich hatte, "nahm ich Gelegenheit, demselben den elenden Zu- "stand meiner Seelen zu entdecken. Dieser gab "mir zur Antwort; Jch habe leider! diese Sünde "in meiner Jugend auch begangen, da ich von an- "dern greulichen Menschen damit inficiret worden "war. Nachdem ich nun, aus Trieb meines Ge- "wissens, diese abscheuliche Sünde unterlassen habe; "so habe ich beständige Kopfschmertzen, als eine "wohlverdiente Straffe GOttes bisher empfinden "müssen; doch will ich ihm dawieder einige remedia "an die Hand geben:
1) Bete er fleißig zu GOtt, daß er ihn aus die- ser Sünde erlösen wolle, und ihm dieselbe gnädig vergebe.
2) Sey er nicht viel allein.
3) Warte er seine Geschäfte fleißig ab.
4) Des Nachts decke er sich nicht allzu "warm zu; oder wenn er merckt, daß die Hi- "tze im Bette den Leib zur Wohllust treibt, so thue "er das Deckbette beyseit, damit ein Theil der Hi- "tze hinausgetrieben werde. Diese guten monita "nahm ich an, und danckte GOtt vor dieselben von "gantzem Hertzen. Mein Bruder, welcher nichts "davon wuste, ließ sich diese meine Seelennoth sehr "zu Hertzen gehen, und betete fleißig für mich.
"Von der Zeit an konte der Satan meine von "seinen Stricken aufgelösete Hände nicht wieder bin- "den, sondern ich war durch göttliche Gnade in dem "Stande seinen Reitzungen mächtiglich zu wiederste- "hen. Bin auch bis hieher (davor GOtt ewig Lob "und Danck sey) vor dieser abscheulichen Sünde "bewahret worden. Jch beklage nur noch hiebey, "daß ich die Gnade GOttes, welche mein Hertz, "ehe ich noch in diese Sünde gefallen, gesuchet, und "mit ungemeinen Liebesblicken zu sich gezogen, nicht "besser zu meiner Seelen Heyl gebrauchet habe!
"Doch
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
„Bey demſelben blieb ich auf 14. Tage, und weil „er einen frommen Contubernalem bey ſich hatte, „nahm ich Gelegenheit, demſelben den elenden Zu- „ſtand meiner Seelen zu entdecken. Dieſer gab „mir zur Antwort; Jch habe leider! dieſe Suͤnde „in meiner Jugend auch begangen, da ich von an- „dern greulichen Menſchen damit inficiret worden „war. Nachdem ich nun, aus Trieb meines Ge- „wiſſens, dieſe abſcheuliche Suͤnde unterlaſſen habe; „ſo habe ich beſtaͤndige Kopfſchmertzen, als eine „wohlverdiente Straffe GOttes bisher empfinden „muͤſſen; doch will ich ihm dawieder einige remedia „an die Hand geben:
1) Bete er fleißig zu GOtt, daß er ihn aus die- ſer Suͤnde erloͤſen wolle, und ihm dieſelbe gnaͤdig vergebe.
2) Sey er nicht viel allein.
3) Warte er ſeine Geſchaͤfte fleißig ab.
4) Des Nachts decke er ſich nicht allzu „warm zu; oder wenn er merckt, daß die Hi- „tze im Bette den Leib zur Wohlluſt treibt, ſo thue „er das Deckbette beyſeit, damit ein Theil der Hi- „tze hinausgetrieben werde. Dieſe guten monita „nahm ich an, und danckte GOtt vor dieſelben von „gantzem Hertzen. Mein Bruder, welcher nichts „davon wuſte, ließ ſich dieſe meine Seelennoth ſehr „zu Hertzen gehen, und betete fleißig fuͤr mich.
„Von der Zeit an konte der Satan meine von „ſeinen Stricken aufgeloͤſete Haͤnde nicht wieder bin- „den, ſondern ich war durch goͤttliche Gnade in dem „Stande ſeinen Reitzungen maͤchtiglich zu wiederſte- „hen. Bin auch bis hieher (davor GOtt ewig Lob „und Danck ſey) vor dieſer abſcheulichen Suͤnde „bewahret worden. Jch beklage nur noch hiebey, „daß ich die Gnade GOttes, welche mein Hertz, „ehe ich noch in dieſe Suͤnde gefallen, geſuchet, und „mit ungemeinen Liebesblicken zu ſich gezogen, nicht „beſſer zu meiner Seelen Heyl gebrauchet habe!
„Doch
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
„Bey demſelben blieb ich auf 14. Tage, und weil
„er einen frommen Contubernalem bey ſich hatte,
„nahm ich Gelegenheit, demſelben den elenden Zu-
„ſtand meiner Seelen zu entdecken. Dieſer gab
„mir zur Antwort; Jch habe leider! dieſe Suͤnde
„in meiner Jugend auch begangen, da ich von an-
„dern greulichen Menſchen damit inficiret worden
„war. Nachdem ich nun, aus Trieb meines Ge-
„wiſſens, dieſe abſcheuliche Suͤnde unterlaſſen habe;
„ſo habe ich beſtaͤndige Kopfſchmertzen, als eine
„wohlverdiente Straffe GOttes bisher empfinden
„muͤſſen; doch will ich ihm dawieder einige remedia
„an die Hand geben:
1) Bete er fleißig zu GOtt, daß er ihn aus die-
ſer Suͤnde erloͤſen wolle, und ihm dieſelbe gnaͤdig
vergebe.
2) Sey er nicht viel allein.
3) Warte er ſeine Geſchaͤfte fleißig ab.
4) Des Nachts decke er ſich nicht allzu
„warm zu; oder wenn er merckt, daß die Hi-
„tze im Bette den Leib zur Wohlluſt treibt, ſo thue
„er das Deckbette beyſeit, damit ein Theil der Hi-
„tze hinausgetrieben werde. Dieſe guten monita
„nahm ich an, und danckte GOtt vor dieſelben von
„gantzem Hertzen. Mein Bruder, welcher nichts
„davon wuſte, ließ ſich dieſe meine Seelennoth ſehr
„zu Hertzen gehen, und betete fleißig fuͤr mich.
„Von der Zeit an konte der Satan meine von
„ſeinen Stricken aufgeloͤſete Haͤnde nicht wieder bin-
„den, ſondern ich war durch goͤttliche Gnade in dem
„Stande ſeinen Reitzungen maͤchtiglich zu wiederſte-
„hen. Bin auch bis hieher (davor GOtt ewig Lob
„und Danck ſey) vor dieſer abſcheulichen Suͤnde
„bewahret worden. Jch beklage nur noch hiebey,
„daß ich die Gnade GOttes, welche mein Hertz,
„ehe ich noch in dieſe Suͤnde gefallen, geſuchet, und
„mit ungemeinen Liebesblicken zu ſich gezogen, nicht
„beſſer zu meiner Seelen Heyl gebrauchet habe!
„Doch
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/284>, abgerufen am 21.11.2024.
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