kommen, oder weil sie jenes für sehr ungesund, oder sehr unanständig hielten, der Enthaltung mit solchem Ernst unterzogen: was sollen denn wir Christen thun, um der ewigen Herrlichkeit wil- len? Wars den Heiden nicht unmöglich es auszuführen: wie wollen, können, und dürfen wir uns Christen denn über die unüber- steigliche Schwierigkeit der Sache so beschweren, bey der allmächtigen Kraft des Allerhöchsten, und bey der unauflößlichsten Verbindung des theuern Blutes JEsu Christi?
Wie hoch sie die er- sten Chri- sten hiel- ten.
Jedoch kann ich nicht umhin, mit ein paar Worten anzuzeigen, in welcher Hochach- tung die Keuschheit bey den ersten Chri- sten gewesen sey, davon Sie, wo sie einst be- lieben, in Arnolds seiner Abbildung der ersten Christen. L. 4. c. 5. p. 547. sqq. mehr lesen können. Ueberhaupt können Sie aus dem Minutio Felice, und des Tertulliani, Athena- gorae und Justini ihren Apologien für die Chri- sten und aus allen Martyrologiis sehen, daß sie dis zum Hauptargument der Wahrheit und Heiligkeit ihrer Religion machen, und eben da- her die Fürtreflichkeit der Lehre Christi erweisen, weil ihre Liebhaber so göttlich lebten, und auch leben könnten. Sie stellen auch aus eben dem Grunde vor, daß man sie um deßwillen, weil sie so genau und pünctlich keusch zu seyn suchten, un- billig so hinrichte und todtschlage: denn das sey ja gleichwol keine straffwürdige Sache. Sie sagen zum Exempel "Es hat uns niemand in so "langer Zeit erweisen können, daß unsere Lehre
"mit
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
kommen, oder weil ſie jenes fuͤr ſehr ungeſund, oder ſehr unanſtaͤndig hielten, der Enthaltung mit ſolchem Ernſt unterzogen: was ſollen denn wir Chriſten thun, um der ewigen Herrlichkeit wil- len? Wars den Heiden nicht unmoͤglich es auszufuͤhren: wie wollen, koͤnnen, und duͤrfen wir uns Chriſten denn uͤber die unuͤber- ſteigliche Schwierigkeit der Sache ſo beſchweren, bey der allmaͤchtigen Kraft des Allerhoͤchſten, und bey der unaufloͤßlichſten Verbindung des theuern Blutes JEſu Chriſti?
Wie hoch ſie die er- ſten Chri- ſten hiel- ten.
Jedoch kann ich nicht umhin, mit ein paar Worten anzuzeigen, in welcher Hochach- tung die Keuſchheit bey den erſten Chri- ſten geweſen ſey, davon Sie, wo ſie einſt be- lieben, in Arnolds ſeiner Abbildung der erſten Chriſten. L. 4. c. 5. p. 547. ſqq. mehr leſen koͤnnen. Ueberhaupt koͤnnen Sie aus dem Minutio Felice, und des Tertulliani, Athena- goræ und Juſtini ihren Apologien fuͤr die Chri- ſten und aus allen Martyrologiis ſehen, daß ſie dis zum Hauptargument der Wahrheit und Heiligkeit ihrer Religion machen, und eben da- her die Fuͤrtreflichkeit der Lehre Chriſti erweiſen, weil ihre Liebhaber ſo goͤttlich lebten, und auch leben koͤnnten. Sie ſtellen auch aus eben dem Grunde vor, daß man ſie um deßwillen, weil ſie ſo genau und puͤnctlich keuſch zu ſeyn ſuchten, un- billig ſo hinrichte und todtſchlage: denn das ſey ja gleichwol keine ſtraffwuͤrdige Sache. Sie ſagen zum Exempel „Es hat uns niemand in ſo „langer Zeit erweiſen koͤnnen, daß unſere Lehre
„mit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><list><item><pbfacs="#f0290"n="270"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">II.</hi> Th.) <hirendition="#b">Theologiſche Betrachtung</hi></fw><lb/>
kommen, oder weil ſie jenes fuͤr ſehr ungeſund, oder<lb/>ſehr unanſtaͤndig hielten, der Enthaltung mit<lb/>ſolchem Ernſt unterzogen: was ſollen denn wir<lb/>
Chriſten thun, um der ewigen Herrlichkeit wil-<lb/>
len? <hirendition="#fr">Wars den Heiden nicht unmoͤglich<lb/>
es auszufuͤhren:</hi> wie wollen, koͤnnen, und<lb/>
duͤrfen wir uns Chriſten denn uͤber die unuͤber-<lb/>ſteigliche Schwierigkeit der Sache ſo beſchweren,<lb/>
bey der allmaͤchtigen Kraft des Allerhoͤchſten,<lb/>
und bey der unaufloͤßlichſten Verbindung des<lb/>
theuern Blutes JEſu Chriſti?</item></list><lb/><noteplace="left">Wie hoch<lb/>ſie die er-<lb/>ſten Chri-<lb/>ſten hiel-<lb/>
ten.</note><p>Jedoch kann ich nicht umhin, mit ein paar<lb/>
Worten anzuzeigen, <hirendition="#fr">in welcher Hochach-<lb/>
tung die Keuſchheit bey den erſten Chri-<lb/>ſten geweſen ſey,</hi> davon Sie, wo ſie einſt be-<lb/>
lieben, in Arnolds ſeiner Abbildung der erſten<lb/>
Chriſten. <hirendition="#aq">L. 4. c. 5. p. 547. ſqq.</hi> mehr leſen<lb/>
koͤnnen. Ueberhaupt koͤnnen Sie aus dem<lb/><hirendition="#aq">Minutio Felice,</hi> und des <hirendition="#aq">Tertulliani, Athena-<lb/>
goræ</hi> und <hirendition="#aq">Juſtini</hi> ihren Apologien fuͤr die Chri-<lb/>ſten und aus allen <hirendition="#aq">Martyrologiis</hi>ſehen, daß<lb/>ſie dis zum Hauptargument der Wahrheit und<lb/>
Heiligkeit ihrer Religion machen, und eben da-<lb/>
her die Fuͤrtreflichkeit der Lehre Chriſti erweiſen,<lb/>
weil ihre Liebhaber ſo goͤttlich lebten, und auch<lb/>
leben koͤnnten. Sie ſtellen auch aus eben dem<lb/>
Grunde vor, daß man ſie um deßwillen, weil ſie<lb/>ſo genau und puͤnctlich keuſch zu ſeyn ſuchten, un-<lb/>
billig ſo hinrichte und todtſchlage: denn das ſey<lb/>
ja gleichwol keine ſtraffwuͤrdige Sache. Sie<lb/>ſagen zum Exempel „Es hat uns niemand in ſo<lb/>„langer Zeit erweiſen koͤnnen, daß unſere Lehre<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„mit</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[270/0290]
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
kommen, oder weil ſie jenes fuͤr ſehr ungeſund, oder
ſehr unanſtaͤndig hielten, der Enthaltung mit
ſolchem Ernſt unterzogen: was ſollen denn wir
Chriſten thun, um der ewigen Herrlichkeit wil-
len? Wars den Heiden nicht unmoͤglich
es auszufuͤhren: wie wollen, koͤnnen, und
duͤrfen wir uns Chriſten denn uͤber die unuͤber-
ſteigliche Schwierigkeit der Sache ſo beſchweren,
bey der allmaͤchtigen Kraft des Allerhoͤchſten,
und bey der unaufloͤßlichſten Verbindung des
theuern Blutes JEſu Chriſti?
Jedoch kann ich nicht umhin, mit ein paar
Worten anzuzeigen, in welcher Hochach-
tung die Keuſchheit bey den erſten Chri-
ſten geweſen ſey, davon Sie, wo ſie einſt be-
lieben, in Arnolds ſeiner Abbildung der erſten
Chriſten. L. 4. c. 5. p. 547. ſqq. mehr leſen
koͤnnen. Ueberhaupt koͤnnen Sie aus dem
Minutio Felice, und des Tertulliani, Athena-
goræ und Juſtini ihren Apologien fuͤr die Chri-
ſten und aus allen Martyrologiis ſehen, daß
ſie dis zum Hauptargument der Wahrheit und
Heiligkeit ihrer Religion machen, und eben da-
her die Fuͤrtreflichkeit der Lehre Chriſti erweiſen,
weil ihre Liebhaber ſo goͤttlich lebten, und auch
leben koͤnnten. Sie ſtellen auch aus eben dem
Grunde vor, daß man ſie um deßwillen, weil ſie
ſo genau und puͤnctlich keuſch zu ſeyn ſuchten, un-
billig ſo hinrichte und todtſchlage: denn das ſey
ja gleichwol keine ſtraffwuͤrdige Sache. Sie
ſagen zum Exempel „Es hat uns niemand in ſo
„langer Zeit erweiſen koͤnnen, daß unſere Lehre
„mit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/290>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.