Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.der Unreinigkeit. überwunden, oder gar die Empörung der Sin-nen und Heftigkeit dieses Affects bereits der- massen unter den Fuß gebracht, daß man sich vor seinem Angriff nicht einmal mehr fürchtet! O in welcher sanften und süssen Stille lebet man, und bleibt in den geistlichen Uebungen ungestö- ret, erfähret auch immer mehr, wie sich GOtt in höchster Reinigkeit und heiligem Frieden, mit der Seelen auf die innigste und höchsterquicken- de| Weise verbindet! Man kann sich auf die Er- fahrung aller derjenigen beruffen, welche sich ie- mals hierinn Gewalt gethan, ihre Augen von etwas verführisches abgewendet, und ihrem Flei- sche was üppiges verweigert, daß es wahr und gewiß sey: ie säurer es im Streite hergegangen, ie froher sey die Seele worden, da es überstan- den, und um GOttes willen ein Kampf ge- wonnen war. e) Jch will nicht anführen, daß die5) Dem Leben selbst gleich ge- achtet. Keuschheit auch unter ehrbaren Leuten fast dem Leben gleich hochgeachtet wird; und daß es bey sehr vielen Moralisten eine ausgemachte Sache sey, man könne und solle einen gewaltigen Schänder derselben auch entleiben, um sich zu retten. Jch will auch nicht vie- le Exempel von einer verwunderungswürdigen Enthaltung einiger heidnischen Philosophen und vornehmer Leute in Ansehung dieser Tugend anführen, weil sie aus einem falschen Grunde herkam; schliesse aber doch billig daraus: haben sich die Heiden, um eine falsche Gemüthsruhe zu erlangen, oder in Ehre und Renommee zu kom-
der Unreinigkeit. uͤberwunden, oder gar die Empoͤrung der Sin-nen und Heftigkeit dieſes Affects bereits der- maſſen unter den Fuß gebracht, daß man ſich vor ſeinem Angriff nicht einmal mehr fuͤrchtet! O in welcher ſanften und ſuͤſſen Stille lebet man, und bleibt in den geiſtlichen Uebungen ungeſtoͤ- ret, erfaͤhret auch immer mehr, wie ſich GOtt in hoͤchſter Reinigkeit und heiligem Frieden, mit der Seelen auf die innigſte und hoͤchſterquicken- de| Weiſe verbindet! Man kann ſich auf die Er- fahrung aller derjenigen beruffen, welche ſich ie- mals hierinn Gewalt gethan, ihre Augen von etwas verfuͤhriſches abgewendet, und ihrem Flei- ſche was uͤppiges verweigert, daß es wahr und gewiß ſey: ie ſaͤurer es im Streite hergegangen, ie froher ſey die Seele worden, da es uͤberſtan- den, und um GOttes willen ein Kampf ge- wonnen war. e) Jch will nicht anfuͤhren, daß die5) Dem Leben ſelbſt gleich ge- achtet. Keuſchheit auch unter ehrbaren Leuten faſt dem Leben gleich hochgeachtet wird; und daß es bey ſehr vielen Moraliſten eine ausgemachte Sache ſey, man koͤnne und ſolle einen gewaltigen Schaͤnder derſelben auch entleiben, um ſich zu retten. Jch will auch nicht vie- le Exempel von einer verwunderungswuͤrdigen Enthaltung einiger heidniſchen Philoſophen und vornehmer Leute in Anſehung dieſer Tugend anfuͤhren, weil ſie aus einem falſchen Grunde herkam; ſchlieſſe aber doch billig daraus: haben ſich die Heiden, um eine falſche Gemuͤthsruhe zu erlangen, oder in Ehre und Renommee zu kom-
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der Unreinigkeit.
uͤberwunden, oder gar die Empoͤrung der Sin-
nen und Heftigkeit dieſes Affects bereits der-
maſſen unter den Fuß gebracht, daß man ſich
vor ſeinem Angriff nicht einmal mehr fuͤrchtet!
O in welcher ſanften und ſuͤſſen Stille lebet man,
und bleibt in den geiſtlichen Uebungen ungeſtoͤ-
ret, erfaͤhret auch immer mehr, wie ſich GOtt in
hoͤchſter Reinigkeit und heiligem Frieden, mit
der Seelen auf die innigſte und hoͤchſterquicken-
de| Weiſe verbindet! Man kann ſich auf die Er-
fahrung aller derjenigen beruffen, welche ſich ie-
mals hierinn Gewalt gethan, ihre Augen von
etwas verfuͤhriſches abgewendet, und ihrem Flei-
ſche was uͤppiges verweigert, daß es wahr und
gewiß ſey: ie ſaͤurer es im Streite hergegangen,
ie froher ſey die Seele worden, da es uͤberſtan-
den, und um GOttes willen ein Kampf ge-
wonnen war.
e) Jch will nicht anfuͤhren, daß die
Keuſchheit auch unter ehrbaren Leuten
faſt dem Leben gleich hochgeachtet
wird; und daß es bey ſehr vielen Moraliſten
eine ausgemachte Sache ſey, man koͤnne und
ſolle einen gewaltigen Schaͤnder derſelben auch
entleiben, um ſich zu retten. Jch will auch nicht vie-
le Exempel von einer verwunderungswuͤrdigen
Enthaltung einiger heidniſchen Philoſophen
und vornehmer Leute in Anſehung dieſer Tugend
anfuͤhren, weil ſie aus einem falſchen Grunde
herkam; ſchlieſſe aber doch billig daraus: haben
ſich die Heiden, um eine falſche Gemuͤthsruhe
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