und des HErrn Werck nicht lustig genug treiben möchte, gerade umkehret, und gegen ihn richtet.
§. 9.
Es ist aber nicht zu übergehen, was Jud. v. 3. stehet, als ein Merckmahl der abscheulichsten Menschen, daß sie träumende ihr Fleisch besudeln, mithin von der bösen Lust nicht gereiniget seyn; daß der Hurenteufel der Seelen Haus besitze; im Schlaf sein unflätiges Spiel darinnen habe, und die tief versteckte Unreinig- keit hervorziehe und rege mache. Dieser Leute ihr Proceß stehetgantz anders. Dagegen ein wahrer Christ auch im Schlaf von GOttes Geist geheiliget wird, von seinem Wort träumet, in der Gemeinschaft heiliger En- gel sich befindet; er wache oder schlaffe, so ist er des HErrn, und was er lebt auch im Fleisch, das lebt er im Glauben an den Sohn GOttes: denn er ist Fleisch von seinem Fleisch, und Bein von Christi Beinen. Er schläfft in den Armen des göttlichen Seelenbräutigams, in GOttes Schoos, und der Hüter Jsraels ist mit sei- nen starcken Helden um sein Bette her. Jn welchen seligen Stand kein läßiger Träumer und Faullentzer nie kommt. Summa es gibt wenig rechtschaffene Streiter um das wahre Kleinod recht gründlicher Keuschheit; wer die haben, mithin von heßlichen Nachtträumen unbesudelt bleiben will, der muß un- abläßig der Gnade folgen, und den gantzen Tag keinen unsauberen Gedancken bey sich einlassen, anbey sich ei- nes nüchternen Lebens sehr befleißigen.
§. 10.
Zur Sect. III. p. 217. sqq. die die höchsteSect. III. GOttes Haß gegen die Un- zucht. Verabscheuung GOttes gegen alle fleischliche Unreinig- keit in Exempeln vorstellet, ist folgendes merckwürdig. Wenn eines Priesters Tochter, die anfähet zu huren, mit Feuer soll verbrannt werden, als die ihren Vater geschändet hat, 3 Mos. 21, 9. Welch eine Angsthölle wird denn eingeheitzt werden einer Seele, die GOttes Tochter und Christi Verlobte seyn soll, wenn sie ihren innern Hertzensgrund nicht von aller unreinen Lust und hurischen Brunst treulich säubert? Wenn sich eine Dirne von einem andern zu seinem unkeuschen Wil-
len
der Unreinigkeit.
und des HErrn Werck nicht luſtig genug treiben moͤchte, gerade umkehret, und gegen ihn richtet.
§. 9.
Es iſt aber nicht zu uͤbergehen, was Jud. v. 3. ſtehet, als ein Merckmahl der abſcheulichſten Menſchen, daß ſie traͤumende ihr Fleiſch beſudeln, mithin von der boͤſen Luſt nicht gereiniget ſeyn; daß der Hurenteufel der Seelen Haus beſitze; im Schlaf ſein unflaͤtiges Spiel darinnen habe, und die tief verſteckte Unreinig- keit hervorziehe und rege mache. Dieſer Leute ihr Proceß ſtehetgantz anders. Dagegen ein wahrer Chriſt auch im Schlaf von GOttes Geiſt geheiliget wird, von ſeinem Wort traͤumet, in der Gemeinſchaft heiliger En- gel ſich befindet; er wache oder ſchlaffe, ſo iſt er des HErrn, und was er lebt auch im Fleiſch, das lebt er im Glauben an den Sohn GOttes: denn er iſt Fleiſch von ſeinem Fleiſch, und Bein von Chriſti Beinen. Er ſchlaͤfft in den Armen des goͤttlichen Seelenbraͤutigams, in GOttes Schoos, und der Huͤter Jſraels iſt mit ſei- nen ſtarcken Helden um ſein Bette her. Jn welchen ſeligen Stand kein laͤßiger Traͤumer und Faullentzer nie kommt. Summa es gibt wenig rechtſchaffene Streiter um das wahre Kleinod recht gruͤndlicher Keuſchheit; wer die haben, mithin von heßlichen Nachttraͤumen unbeſudelt bleiben will, der muß un- ablaͤßig der Gnade folgen, und den gantzen Tag keinen unſauberen Gedancken bey ſich einlaſſen, anbey ſich ei- nes nuͤchternen Lebens ſehr befleißigen.
§. 10.
Zur Sect. III. p. 217. ſqq. die die hoͤchſteSect. III. GOttes Haß gegen die Un- zucht. Verabſcheuung GOttes gegen alle fleiſchliche Unreinig- keit in Exempeln vorſtellet, iſt folgendes merckwuͤrdig. Wenn eines Prieſters Tochter, die anfaͤhet zu huren, mit Feuer ſoll verbrannt werden, als die ihren Vater geſchaͤndet hat, 3 Moſ. 21, 9. Welch eine Angſthoͤlle wird denn eingeheitzt werden einer Seele, die GOttes Tochter und Chriſti Verlobte ſeyn ſoll, wenn ſie ihren innern Hertzensgrund nicht von aller unreinen Luſt und huriſchen Brunſt treulich ſaͤubert? Wenn ſich eine Dirne von einem andern zu ſeinem unkeuſchen Wil-
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der Unreinigkeit.
und des HErrn Werck nicht luſtig genug treiben moͤchte,
gerade umkehret, und gegen ihn richtet.
§. 9.Es iſt aber nicht zu uͤbergehen, was Jud. v. 3.
ſtehet, als ein Merckmahl der abſcheulichſten Menſchen,
daß ſie traͤumende ihr Fleiſch beſudeln, mithin von der
boͤſen Luſt nicht gereiniget ſeyn; daß der Hurenteufel
der Seelen Haus beſitze; im Schlaf ſein unflaͤtiges
Spiel darinnen habe, und die tief verſteckte Unreinig-
keit hervorziehe und rege mache. Dieſer Leute ihr
Proceß ſtehetgantz anders. Dagegen ein wahrer Chriſt
auch im Schlaf von GOttes Geiſt geheiliget wird, von
ſeinem Wort traͤumet, in der Gemeinſchaft heiliger En-
gel ſich befindet; er wache oder ſchlaffe, ſo iſt er des
HErrn, und was er lebt auch im Fleiſch, das lebt er
im Glauben an den Sohn GOttes: denn er iſt Fleiſch
von ſeinem Fleiſch, und Bein von Chriſti Beinen. Er
ſchlaͤfft in den Armen des goͤttlichen Seelenbraͤutigams,
in GOttes Schoos, und der Huͤter Jſraels iſt mit ſei-
nen ſtarcken Helden um ſein Bette her. Jn welchen
ſeligen Stand kein laͤßiger Traͤumer und Faullentzer
nie kommt. Summa es gibt wenig rechtſchaffene
Streiter um das wahre Kleinod recht gruͤndlicher
Keuſchheit; wer die haben, mithin von heßlichen
Nachttraͤumen unbeſudelt bleiben will, der muß un-
ablaͤßig der Gnade folgen, und den gantzen Tag keinen
unſauberen Gedancken bey ſich einlaſſen, anbey ſich ei-
nes nuͤchternen Lebens ſehr befleißigen.
§. 10.Zur Sect. III. p. 217. ſqq. die die hoͤchſte
Verabſcheuung GOttes gegen alle fleiſchliche Unreinig-
keit in Exempeln vorſtellet, iſt folgendes merckwuͤrdig.
Wenn eines Prieſters Tochter, die anfaͤhet zu huren,
mit Feuer ſoll verbrannt werden, als die ihren Vater
geſchaͤndet hat, 3 Moſ. 21, 9. Welch eine Angſthoͤlle
wird denn eingeheitzt werden einer Seele, die GOttes
Tochter und Chriſti Verlobte ſeyn ſoll, wenn ſie ihren
innern Hertzensgrund nicht von aller unreinen Luſt und
huriſchen Brunſt treulich ſaͤubert? Wenn ſich eine
Dirne von einem andern zu ſeinem unkeuſchen Wil-
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Sect. III.
GOttes
Haß gegen
die Un-
zucht.
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/319>, abgerufen am 21.11.2024.
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