lich und zuwieder macht, als das Geisseln selber, wel- ches sonst die alten Christen zu einem Gegengift wieder diese Schandsünde zu gebrauchen pflegten. (Als einmals der heilige Bernhardus ein Weib steif ansahe, und ihm vielleicht ein unartiger Gedancken aufgestiegen war, straffte er sich darnach selbst gar hart. Freylich möchte viel Böses unterbleiben, wo man sich iedesmal dar- über scharf bis aufs Blut selbst geisselte, den Kitzel zu vertreiben: doch ist kein Mittel zulänglich, wo nicht ein starcker Glaub und Zuversicht göttlicher Huld da- bey ist.)
ein grossesLeiden.
§. 8.
Dis Elend menschlicher Natur hielte GOtt vor eine sehr grobe Unreinigkeit unter Jsrael, 5 Mos. 23, 10. 11. Ein solcher muste vor das Lager hinaus gehen, sich untüchtig und unrein erkennen zum Erb- theil der Heiligen im Licht, (wie man denn in der That zu solcher Zeit zu allem unlustiger und unge- schickter ist;) sich mit Wasser baden etc. Und so ists allerdings nothwendig. Man muß sich in Christi Blut und heiligen Reinigkeit waschen; in wahrer Her- tzensbuß und Zerknirschung seine Noth mit bitteren Klagen vor JEsu ausschütten; nicht ins Lager hinein kommen, bis die Sonne untergangen: selbigen Tag nichts thun, als was man nothwendig muß; sich un- würdig achten unter die gesalbete Jünger GOttes ge- rechnet zu werden etc. bis die Brunst, so von der Be- fleckung überblieben, mit einem glaubigen Gebet aus- gelöschet, und durch den Schlaf in der folgenden Nacht gestillet ist. Anbey ists allerdings das Beste, selbigen Tag an statt des Unmuths durchaus in GOt- tes Lob zuzubringen, und einen Tag des Lobes, des Danckes, und der Anbetung daraus zu machen: so ist die Zeit dennoch nicht verloren, wenn du sonst doch nicht viel erhebliches ausrichten kannst. Auf diese Weise wird der Geist der Unreinigkeit in seinem Vor- haben mächtig zu schanden, daß man ihm sein Werck, da er den Menschen mit schändlichen Träumen zu be- flecken, u. zu verunruhigen trachtete, damit er matt würde,
und
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
lich und zuwieder macht, als das Geiſſeln ſelber, wel- ches ſonſt die alten Chriſten zu einem Gegengift wieder dieſe Schandſuͤnde zu gebrauchen pflegten. (Als einmals der heilige Bernhardus ein Weib ſteif anſahe, und ihm vielleicht ein unartiger Gedancken aufgeſtiegen war, ſtraffte er ſich darnach ſelbſt gar hart. Freylich moͤchte viel Boͤſes unterbleiben, wo man ſich iedesmal dar- uͤber ſcharf bis aufs Blut ſelbſt geiſſelte, den Kitzel zu vertreiben: doch iſt kein Mittel zulaͤnglich, wo nicht ein ſtarcker Glaub und Zuverſicht goͤttlicher Huld da- bey iſt.)
ein groſſesLeiden.
§. 8.
Dis Elend menſchlicher Natur hielte GOtt vor eine ſehr grobe Unreinigkeit unter Jſrael, 5 Moſ. 23, 10. 11. Ein ſolcher muſte vor das Lager hinaus gehen, ſich untuͤchtig und unrein erkennen zum Erb- theil der Heiligen im Licht, (wie man denn in der That zu ſolcher Zeit zu allem unluſtiger und unge- ſchickter iſt;) ſich mit Waſſer baden ꝛc. Und ſo iſts allerdings nothwendig. Man muß ſich in Chriſti Blut und heiligen Reinigkeit waſchen; in wahrer Her- tzensbuß und Zerknirſchung ſeine Noth mit bitteren Klagen vor JEſu ausſchuͤtten; nicht ins Lager hinein kommen, bis die Sonne untergangen: ſelbigen Tag nichts thun, als was man nothwendig muß; ſich un- wuͤrdig achten unter die geſalbete Juͤnger GOttes ge- rechnet zu werden ꝛc. bis die Brunſt, ſo von der Be- fleckung uͤberblieben, mit einem glaubigen Gebet aus- geloͤſchet, und durch den Schlaf in der folgenden Nacht geſtillet iſt. Anbey iſts allerdings das Beſte, ſelbigen Tag an ſtatt des Unmuths durchaus in GOt- tes Lob zuzubringen, und einen Tag des Lobes, des Danckes, und der Anbetung daraus zu machen: ſo iſt die Zeit dennoch nicht verloren, wenn du ſonſt doch nicht viel erhebliches ausrichten kannſt. Auf dieſe Weiſe wird der Geiſt der Unreinigkeit in ſeinem Vor- haben maͤchtig zu ſchanden, daß man ihm ſein Werck, da er den Menſchen mit ſchaͤndlichen Traͤumen zu be- flecken, u. zu verunruhigen trachtete, damit er matt wuͤrde,
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
lich und zuwieder macht, als das Geiſſeln ſelber, wel-
ches ſonſt die alten Chriſten zu einem Gegengift wieder
dieſe Schandſuͤnde zu gebrauchen pflegten. (Als einmals
der heilige Bernhardus ein Weib ſteif anſahe, und
ihm vielleicht ein unartiger Gedancken aufgeſtiegen war,
ſtraffte er ſich darnach ſelbſt gar hart. Freylich moͤchte
viel Boͤſes unterbleiben, wo man ſich iedesmal dar-
uͤber ſcharf bis aufs Blut ſelbſt geiſſelte, den Kitzel zu
vertreiben: doch iſt kein Mittel zulaͤnglich, wo nicht
ein ſtarcker Glaub und Zuverſicht goͤttlicher Huld da-
bey iſt.)
§. 8.Dis Elend menſchlicher Natur hielte GOtt
vor eine ſehr grobe Unreinigkeit unter Jſrael, 5 Moſ.
23, 10. 11. Ein ſolcher muſte vor das Lager hinaus
gehen, ſich untuͤchtig und unrein erkennen zum Erb-
theil der Heiligen im Licht, (wie man denn in der
That zu ſolcher Zeit zu allem unluſtiger und unge-
ſchickter iſt;) ſich mit Waſſer baden ꝛc. Und ſo iſts
allerdings nothwendig. Man muß ſich in Chriſti
Blut und heiligen Reinigkeit waſchen; in wahrer Her-
tzensbuß und Zerknirſchung ſeine Noth mit bitteren
Klagen vor JEſu ausſchuͤtten; nicht ins Lager hinein
kommen, bis die Sonne untergangen: ſelbigen Tag
nichts thun, als was man nothwendig muß; ſich un-
wuͤrdig achten unter die geſalbete Juͤnger GOttes ge-
rechnet zu werden ꝛc. bis die Brunſt, ſo von der Be-
fleckung uͤberblieben, mit einem glaubigen Gebet aus-
geloͤſchet, und durch den Schlaf in der folgenden
Nacht geſtillet iſt. Anbey iſts allerdings das Beſte,
ſelbigen Tag an ſtatt des Unmuths durchaus in GOt-
tes Lob zuzubringen, und einen Tag des Lobes, des
Danckes, und der Anbetung daraus zu machen: ſo iſt
die Zeit dennoch nicht verloren, wenn du ſonſt doch
nicht viel erhebliches ausrichten kannſt. Auf dieſe
Weiſe wird der Geiſt der Unreinigkeit in ſeinem Vor-
haben maͤchtig zu ſchanden, daß man ihm ſein Werck,
da er den Menſchen mit ſchaͤndlichen Traͤumen zu be-
flecken, u. zu verunruhigen trachtete, damit er matt wuͤrde,
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/318>, abgerufen am 24.11.2024.
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