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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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der Unreinigkeit.
der, die GOttes Kunst, Weisheit und Güte so schön
geschaffen, zu solchen Teufelsnestern, ja gar Höl-
lenpforten worden sind | Wann sonsten nichts wäre,
das einem das zeitliche Leben verhasset machen solte:
so wäre das verdammte Sündenwesen Materie genug
dazu; und müste ein frommes Hertz wol darüber när-
risch werden und gar verzweifeln, wenn nicht der all-
mächtig gnädige GOtt so grosse und reiche Hülfe da-
wieder in CHristo geordnet hätte; ja auch aus diesem
grausamen Gift eine gesegnete Artzney der Seelen be-
reitete und unser Bestes dadurch beförderte. Der gu-
te GOtt verbirgt dadurch sein Gnadenleben in uns
vor unserer Eigenliebe, damit wir uns desselben nicht
überheben, mit einem geringen Anfang des Christen-
thums uns nicht begnügen, und nicht sicher und lau
werden: sondern uns billig für die schnödesten Men-
schen achten, uns vor GOtt und allen Leuten schä-
men, unten an sitzen, und desto demüthiger nach de-
nen Gütern und Früchten des heiligen Geistes, dar-
unter die Keuschheit nicht die mindeste ist, inniglich
seufzen. Auf diese Weise muß alles (auch die Sün-
de) zur Seligkeit mitwircken denen, die auch in den
heiligsten Dingen GOttes heiligen Willen und allein
weisen Rath ihrem eigenen Gutdüncken und Wahl vor-
ziehen. Röm. 8, 28.

§. 7.

Zur Sect. II p. 211 sqq. darin die Befehle GOt-
tes an die ohne Willen Unreinwordenen angezeiget
werden, gehöret folgendes zur Erläuterung. Ein
groß Ungemach, so von allzunehrhaften oder ge-Sect. II.
pollutio
nocturna

würtzten Speisen, starckem Wein und andern hitzigen
Geträncken, allermeist aber von unreinen Einfällen
verursachet wird, ist die nächtliche Befleckung, wel-
ches manchem fast unleidlich ist, weilen es die Na-
tur gewaltig schwächet; nam plus exhaurit virium,
quam sex dierum labor.
Es nimmt oft allen Muth
und Freudigkeit hinweg, und ist den kämpfenden See-
len gewiß eine rechte Geissel, so alle unkeusche Ge-
dancken sehr verleidet, wenigstens eben so beschwer-

lich
T 5

der Unreinigkeit.
der, die GOttes Kunſt, Weisheit und Guͤte ſo ſchoͤn
geſchaffen, zu ſolchen Teufelsneſtern, ja gar Hoͤl-
lenpforten worden ſind | Wann ſonſten nichts waͤre,
das einem das zeitliche Leben verhaſſet machen ſolte:
ſo waͤre das verdammte Suͤndenweſen Materie genug
dazu; und muͤſte ein frommes Hertz wol daruͤber naͤr-
riſch werden und gar verzweifeln, wenn nicht der all-
maͤchtig gnaͤdige GOtt ſo groſſe und reiche Huͤlfe da-
wieder in CHriſto geordnet haͤtte; ja auch aus dieſem
grauſamen Gift eine geſegnete Artzney der Seelen be-
reitete und unſer Beſtes dadurch befoͤrderte. Der gu-
te GOtt verbirgt dadurch ſein Gnadenleben in uns
vor unſerer Eigenliebe, damit wir uns deſſelben nicht
uͤberheben, mit einem geringen Anfang des Chriſten-
thums uns nicht begnuͤgen, und nicht ſicher und lau
werden: ſondern uns billig fuͤr die ſchnoͤdeſten Men-
ſchen achten, uns vor GOtt und allen Leuten ſchaͤ-
men, unten an ſitzen, und deſto demuͤthiger nach de-
nen Guͤtern und Fruͤchten des heiligen Geiſtes, dar-
unter die Keuſchheit nicht die mindeſte iſt, inniglich
ſeufzen. Auf dieſe Weiſe muß alles (auch die Suͤn-
de) zur Seligkeit mitwircken denen, die auch in den
heiligſten Dingen GOttes heiligen Willen und allein
weiſen Rath ihrem eigenen Gutduͤncken und Wahl vor-
ziehen. Roͤm. 8, 28.

§. 7.

Zur Sect. II p. 211 ſqq. darin die Befehle GOt-
tes an die ohne Willen Unreinwordenen angezeiget
werden, gehoͤret folgendes zur Erlaͤuterung. Ein
groß Ungemach, ſo von allzunehrhaften oder ge-Sect. II.
pollutio
nocturna

wuͤrtzten Speiſen, ſtarckem Wein und andern hitzigen
Getraͤncken, allermeiſt aber von unreinen Einfaͤllen
verurſachet wird, iſt die naͤchtliche Befleckung, wel-
ches manchem faſt unleidlich iſt, weilen es die Na-
tur gewaltig ſchwaͤchet; nam plus exhaurit virium,
quam ſex dierum labor.
Es nimmt oft allen Muth
und Freudigkeit hinweg, und iſt den kaͤmpfenden See-
len gewiß eine rechte Geiſſel, ſo alle unkeuſche Ge-
dancken ſehr verleidet, wenigſtens eben ſo beſchwer-

lich
T 5
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[297/0317] der Unreinigkeit. der, die GOttes Kunſt, Weisheit und Guͤte ſo ſchoͤn geſchaffen, zu ſolchen Teufelsneſtern, ja gar Hoͤl- lenpforten worden ſind | Wann ſonſten nichts waͤre, das einem das zeitliche Leben verhaſſet machen ſolte: ſo waͤre das verdammte Suͤndenweſen Materie genug dazu; und muͤſte ein frommes Hertz wol daruͤber naͤr- riſch werden und gar verzweifeln, wenn nicht der all- maͤchtig gnaͤdige GOtt ſo groſſe und reiche Huͤlfe da- wieder in CHriſto geordnet haͤtte; ja auch aus dieſem grauſamen Gift eine geſegnete Artzney der Seelen be- reitete und unſer Beſtes dadurch befoͤrderte. Der gu- te GOtt verbirgt dadurch ſein Gnadenleben in uns vor unſerer Eigenliebe, damit wir uns deſſelben nicht uͤberheben, mit einem geringen Anfang des Chriſten- thums uns nicht begnuͤgen, und nicht ſicher und lau werden: ſondern uns billig fuͤr die ſchnoͤdeſten Men- ſchen achten, uns vor GOtt und allen Leuten ſchaͤ- men, unten an ſitzen, und deſto demuͤthiger nach de- nen Guͤtern und Fruͤchten des heiligen Geiſtes, dar- unter die Keuſchheit nicht die mindeſte iſt, inniglich ſeufzen. Auf dieſe Weiſe muß alles (auch die Suͤn- de) zur Seligkeit mitwircken denen, die auch in den heiligſten Dingen GOttes heiligen Willen und allein weiſen Rath ihrem eigenen Gutduͤncken und Wahl vor- ziehen. Roͤm. 8, 28. §. 7.Zur Sect. II p. 211 ſqq. darin die Befehle GOt- tes an die ohne Willen Unreinwordenen angezeiget werden, gehoͤret folgendes zur Erlaͤuterung. Ein groß Ungemach, ſo von allzunehrhaften oder ge- wuͤrtzten Speiſen, ſtarckem Wein und andern hitzigen Getraͤncken, allermeiſt aber von unreinen Einfaͤllen verurſachet wird, iſt die naͤchtliche Befleckung, wel- ches manchem faſt unleidlich iſt, weilen es die Na- tur gewaltig ſchwaͤchet; nam plus exhaurit virium, quam ſex dierum labor. Es nimmt oft allen Muth und Freudigkeit hinweg, und iſt den kaͤmpfenden See- len gewiß eine rechte Geiſſel, ſo alle unkeuſche Ge- dancken ſehr verleidet, wenigſtens eben ſo beſchwer- lich Sect. II. pollutio nocturna T 5

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/317>, abgerufen am 21.11.2024.