Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(II Th.) Theologische Betrachtung
lesenen Stücke dieser Paradisischen Aloe nach den 8. Se-
ctionen, oder Anmerckungen, die unser Verfasser in
seinem 2ten Theil gemacht, ordentlich zusammenlesen
und hersetzen. So gehöret demnach zur I. Section
Sect. I.
Keusch-
heit
im
Ehestand.
p. 210. darinnen der Sechswöchnerinnen ihre Gese-
tze berühret werden, folgendes vom Ehestande, und der
so allgemeinen Noth der Menschenkinder, auch in Ab-
sicht auf den Ehestand und das Sündenjoch, so man
bey demselben mit tragen muß, z. E. folgendes: Lu-
therus rathet jungen Leuten, sie sollen sich nicht allzu-
späte verheyrathen, damit der Unlust, Sorge und Be-
dürfniß des Ehestandes den Kitzel, wo nicht gantz ver-
treibe, doch mindere. Denn es ist gewißlich wahr,
daß die wüsten und schändlichen Phantaseyen eine un-
selige und verfluchte Hinderniß der Weisheit und al-
les guten sind, bey allen durchgehends, doch vornem-
lich bey jungen Leuten. Ja, je anmuthiger, lustiger
und süsser der Fleischeskitzel zu seyn scheinet, je
schädlicher und giftiger ist er der Seelen, und greuli-
cher als das giftigste Eitergeschwär. Dagegen kan
nun der beschwerliche Ehestand eine gesegnete Hinder-
niß vieles Muthwillens seyn, und der hungrigen Kin-
der ihr Geschrey wird traun ein Antrieb zum Gebet
und GOttesfurcht. Keuschheit ist eine rare seltene
Blum, wächst nicht in jedwedem Hertzensgarten, rie-
chet aber desto lieblicher; daher auch der Ehestand
mit so mancherley Unlust versaltzen ist, auf daß wir
auch in diesem Stand Keuschheit üben lernen. Denn
man trägt ein wüstes Nest der Sünden am Halse,
das den Geist schändlich u. unverschämt weckt und reitzet,
quälet und verunruhiget: es gehört Macht dazu, immer
Herr und König darüber zu seyn. Daher sich manche Chri-
sten unter andern auch darum so sehnlich und kindlich
aufs ewige Leben freuen, weil sie auch von dergleichen
jämmerlichen Beschwerlichkeiten des Ehestandes wer-
den befreyet werden.

§. 6.

Ach! wer solte nicht ihm selbst feind werden, ja
Tag und Nacht darüber trauren, daß die edlen Glie-

der,

(II Th.) Theologiſche Betrachtung
leſenen Stuͤcke dieſer Paradiſiſchen Aloe nach den 8. Se-
ctionen, oder Anmerckungen, die unſer Verfaſſer in
ſeinem 2ten Theil gemacht, ordentlich zuſammenleſen
und herſetzen. So gehoͤret demnach zur I. Section
Sect. I.
Keuſch-
heit
im
Eheſtand.
p. 210. darinnen der Sechswoͤchnerinnen ihre Geſe-
tze beruͤhret werden, folgendes vom Eheſtande, und der
ſo allgemeinen Noth der Menſchenkinder, auch in Ab-
ſicht auf den Eheſtand und das Suͤndenjoch, ſo man
bey demſelben mit tragen muß, z. E. folgendes: Lu-
therus rathet jungen Leuten, ſie ſollen ſich nicht allzu-
ſpaͤte verheyrathen, damit der Unluſt, Sorge und Be-
duͤrfniß des Eheſtandes den Kitzel, wo nicht gantz ver-
treibe, doch mindere. Denn es iſt gewißlich wahr,
daß die wuͤſten und ſchaͤndlichen Phantaſeyen eine un-
ſelige und verfluchte Hinderniß der Weisheit und al-
les guten ſind, bey allen durchgehends, doch vornem-
lich bey jungen Leuten. Ja, je anmuthiger, luſtiger
und ſuͤſſer der Fleiſcheskitzel zu ſeyn ſcheinet, je
ſchaͤdlicher und giftiger iſt er der Seelen, und greuli-
cher als das giftigſte Eitergeſchwaͤr. Dagegen kan
nun der beſchwerliche Eheſtand eine geſegnete Hinder-
niß vieles Muthwillens ſeyn, und der hungrigen Kin-
der ihr Geſchrey wird traun ein Antrieb zum Gebet
und GOttesfurcht. Keuſchheit iſt eine rare ſeltene
Blum, waͤchſt nicht in jedwedem Hertzensgarten, rie-
chet aber deſto lieblicher; daher auch der Eheſtand
mit ſo mancherley Unluſt verſaltzen iſt, auf daß wir
auch in dieſem Stand Keuſchheit uͤben lernen. Denn
man traͤgt ein wuͤſtes Neſt der Suͤnden am Halſe,
das den Geiſt ſchaͤndlich u. unverſchaͤmt weckt und reitzet,
quaͤlet und verunruhiget: es gehoͤrt Macht dazu, immer
Herr und Koͤnig daruͤber zu ſeyn. Daher ſich manche Chri-
ſten unter andern auch darum ſo ſehnlich und kindlich
aufs ewige Leben freuen, weil ſie auch von dergleichen
jaͤmmerlichen Beſchwerlichkeiten des Eheſtandes wer-
den befreyet werden.

§. 6.

Ach! wer ſolte nicht ihm ſelbſt feind werden, ja
Tag und Nacht daruͤber trauren, daß die edlen Glie-

der,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0316" n="296"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">II</hi> Th.) <hi rendition="#b">Theologi&#x017F;che Betrachtung</hi></fw><lb/>
le&#x017F;enen Stu&#x0364;cke die&#x017F;er Paradi&#x017F;i&#x017F;chen Aloe nach den 8. Se-<lb/>
ctionen, oder Anmerckungen, die un&#x017F;er Verfa&#x017F;&#x017F;er in<lb/>
&#x017F;einem 2ten Theil gemacht, ordentlich zu&#x017F;ammenle&#x017F;en<lb/>
und her&#x017F;etzen. So geho&#x0364;ret demnach zur <hi rendition="#aq">I.</hi> Section<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Sect. I.</hi><lb/><hi rendition="#g">Keu&#x017F;ch-<lb/>
heit</hi> im<lb/>
Ehe&#x017F;tand.</note><hi rendition="#aq">p.</hi> 210. darinnen der Sechswo&#x0364;chnerinnen ihre Ge&#x017F;e-<lb/>
tze beru&#x0364;hret werden, folgendes vom Ehe&#x017F;tande, und der<lb/>
&#x017F;o allgemeinen Noth der Men&#x017F;chenkinder, auch in Ab-<lb/>
&#x017F;icht auf den Ehe&#x017F;tand und das Su&#x0364;ndenjoch, &#x017F;o man<lb/>
bey dem&#x017F;elben mit tragen muß, z. E. folgendes: Lu-<lb/>
therus rathet jungen Leuten, &#x017F;ie &#x017F;ollen &#x017F;ich nicht allzu-<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;te verheyrathen, damit der Unlu&#x017F;t, Sorge und Be-<lb/>
du&#x0364;rfniß des Ehe&#x017F;tandes den Kitzel, wo nicht gantz ver-<lb/>
treibe, doch mindere. Denn es i&#x017F;t gewißlich wahr,<lb/>
daß die wu&#x0364;&#x017F;ten und &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Phanta&#x017F;eyen eine un-<lb/>
&#x017F;elige und verfluchte Hinderniß der Weisheit und al-<lb/>
les guten &#x017F;ind, bey allen durchgehends, doch vornem-<lb/>
lich bey jungen Leuten. Ja, je anmuthiger, lu&#x017F;tiger<lb/>
und &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er der Flei&#x017F;cheskitzel zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinet, je<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlicher und giftiger i&#x017F;t er der Seelen, und greuli-<lb/>
cher als das giftig&#x017F;te Eiterge&#x017F;chwa&#x0364;r. Dagegen kan<lb/>
nun der be&#x017F;chwerliche Ehe&#x017F;tand eine ge&#x017F;egnete Hinder-<lb/>
niß vieles Muthwillens &#x017F;eyn, und der hungrigen Kin-<lb/>
der ihr Ge&#x017F;chrey wird traun ein Antrieb zum Gebet<lb/>
und GOttesfurcht. Keu&#x017F;chheit i&#x017F;t eine rare &#x017F;eltene<lb/>
Blum, wa&#x0364;ch&#x017F;t nicht in jedwedem Hertzensgarten, rie-<lb/>
chet aber de&#x017F;to lieblicher; daher auch der Ehe&#x017F;tand<lb/>
mit &#x017F;o mancherley Unlu&#x017F;t ver&#x017F;altzen i&#x017F;t, auf daß wir<lb/>
auch in die&#x017F;em Stand Keu&#x017F;chheit u&#x0364;ben lernen. Denn<lb/>
man tra&#x0364;gt ein wu&#x0364;&#x017F;tes Ne&#x017F;t der Su&#x0364;nden am Hal&#x017F;e,<lb/>
das den Gei&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;ndlich u. unver&#x017F;cha&#x0364;mt weckt und reitzet,<lb/>
qua&#x0364;let und verunruhiget: es geho&#x0364;rt Macht dazu, immer<lb/>
Herr und Ko&#x0364;nig daru&#x0364;ber zu &#x017F;eyn. Daher &#x017F;ich manche Chri-<lb/>
&#x017F;ten unter andern auch darum &#x017F;o &#x017F;ehnlich und kindlich<lb/>
aufs ewige Leben freuen, weil &#x017F;ie auch von dergleichen<lb/>
ja&#x0364;mmerlichen Be&#x017F;chwerlichkeiten des Ehe&#x017F;tandes wer-<lb/>
den befreyet werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.</head>
            <p>Ach! wer &#x017F;olte nicht ihm &#x017F;elb&#x017F;t feind werden, ja<lb/>
Tag und Nacht daru&#x0364;ber trauren, daß die edlen Glie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0316] (II Th.) Theologiſche Betrachtung leſenen Stuͤcke dieſer Paradiſiſchen Aloe nach den 8. Se- ctionen, oder Anmerckungen, die unſer Verfaſſer in ſeinem 2ten Theil gemacht, ordentlich zuſammenleſen und herſetzen. So gehoͤret demnach zur I. Section p. 210. darinnen der Sechswoͤchnerinnen ihre Geſe- tze beruͤhret werden, folgendes vom Eheſtande, und der ſo allgemeinen Noth der Menſchenkinder, auch in Ab- ſicht auf den Eheſtand und das Suͤndenjoch, ſo man bey demſelben mit tragen muß, z. E. folgendes: Lu- therus rathet jungen Leuten, ſie ſollen ſich nicht allzu- ſpaͤte verheyrathen, damit der Unluſt, Sorge und Be- duͤrfniß des Eheſtandes den Kitzel, wo nicht gantz ver- treibe, doch mindere. Denn es iſt gewißlich wahr, daß die wuͤſten und ſchaͤndlichen Phantaſeyen eine un- ſelige und verfluchte Hinderniß der Weisheit und al- les guten ſind, bey allen durchgehends, doch vornem- lich bey jungen Leuten. Ja, je anmuthiger, luſtiger und ſuͤſſer der Fleiſcheskitzel zu ſeyn ſcheinet, je ſchaͤdlicher und giftiger iſt er der Seelen, und greuli- cher als das giftigſte Eitergeſchwaͤr. Dagegen kan nun der beſchwerliche Eheſtand eine geſegnete Hinder- niß vieles Muthwillens ſeyn, und der hungrigen Kin- der ihr Geſchrey wird traun ein Antrieb zum Gebet und GOttesfurcht. Keuſchheit iſt eine rare ſeltene Blum, waͤchſt nicht in jedwedem Hertzensgarten, rie- chet aber deſto lieblicher; daher auch der Eheſtand mit ſo mancherley Unluſt verſaltzen iſt, auf daß wir auch in dieſem Stand Keuſchheit uͤben lernen. Denn man traͤgt ein wuͤſtes Neſt der Suͤnden am Halſe, das den Geiſt ſchaͤndlich u. unverſchaͤmt weckt und reitzet, quaͤlet und verunruhiget: es gehoͤrt Macht dazu, immer Herr und Koͤnig daruͤber zu ſeyn. Daher ſich manche Chri- ſten unter andern auch darum ſo ſehnlich und kindlich aufs ewige Leben freuen, weil ſie auch von dergleichen jaͤmmerlichen Beſchwerlichkeiten des Eheſtandes wer- den befreyet werden. Sect. I. Keuſch- heit im Eheſtand. §. 6.Ach! wer ſolte nicht ihm ſelbſt feind werden, ja Tag und Nacht daruͤber trauren, daß die edlen Glie- der,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/316
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/316>, abgerufen am 10.11.2024.