seligkeit dermassen ausgezieret war, daß sie nicht anders als wie sichtbare und be- lebte Engel waren, und durften, (konten auch nicht) wegen der heiligen Neigung und Kraft, die zur Fortpflantzung ihres Geschlechts diente, und ihnen als ein theures Kleinod und grosse Zierde gegeben war, nie auf einige Wei- se schamroth werden, ob sie gleich nackend gin- gen; ja es konten bey einer solchen Unschuld nicht einmal einige Gedancken oder Vorstellun- gen davon in ihr Gemüth kommen, was das eigentlich heisse: sich vor GOtt oder auch vor seines gleichen schämen. 1 Mos. 2, 25.
Nun sagen Sie mir, geliebter Freund, ob mein allerliebster GOtt darum zu urthei- len sey, daß er auch hierinfalls so aus- nehmende Proben seiner Freundlichkeit 4)am Menschen gewiesen hat? Wenn Sie mir zum Exempel ein köstliches Wasser oder ei- ne andere Artzney zur Erquickung und Belu- stigung verehret hätten, und mir noch dazu ernst- lich anbefohlen, ich möchte es sorgfältig bewah- ren, daß nicht etwas giftiges hineinkomme, son- sten würde es völlig verderbet werden, und mich selbst leichtlich zu Grunde richten; ich hätte aber aus eigner Schuld bemeldte Artzney wircklich vergiften lassen, mir auch schon manchmal da- mit geschadet: sagen Sie mir, ob es Jhnen gefallen würde, wenn ich Jhnen die Schuld beymessen, oder Sie wol gar schelten und Jhnen irgend eine Treulosigkeit und Bos- heit anrechnen möchte? Wenn ich nun vollends
sprä-
Anatomiſch-Mediciniſche
ſeligkeit dermaſſen ausgezieret war, daß ſie nicht anders als wie ſichtbare und be- lebte Engel waren, und durften, (konten auch nicht) wegen der heiligen Neigung und Kraft, die zur Fortpflantzung ihres Geſchlechts diente, und ihnen als ein theures Kleinod und groſſe Zierde gegeben war, nie auf einige Wei- ſe ſchamroth werden, ob ſie gleich nackend gin- gen; ja es konten bey einer ſolchen Unſchuld nicht einmal einige Gedancken oder Vorſtellun- gen davon in ihr Gemuͤth kommen, was das eigentlich heiſſe: ſich vor GOtt oder auch vor ſeines gleichen ſchaͤmen. 1 Moſ. 2, 25.
Nun ſagen Sie mir, geliebter Freund, ob mein allerliebſter GOtt darum zu urthei- len ſey, daß er auch hierinfalls ſo aus- nehmende Proben ſeiner Freundlichkeit 4)am Menſchen gewieſen hat? Wenn Sie mir zum Exempel ein koͤſtliches Waſſer oder ei- ne andere Artzney zur Erquickung und Belu- ſtigung verehret haͤtten, und mir noch dazu ernſt- lich anbefohlen, ich moͤchte es ſorgfaͤltig bewah- ren, daß nicht etwas giftiges hineinkomme, ſon- ſten wuͤrde es voͤllig verderbet werden, und mich ſelbſt leichtlich zu Grunde richten; ich haͤtte aber aus eigner Schuld bemeldte Artzney wircklich vergiften laſſen, mir auch ſchon manchmal da- mit geſchadet: ſagen Sie mir, ob es Jhnen gefallen wuͤrde, wenn ich Jhnen die Schuld beymeſſen, oder Sie wol gar ſchelten und Jhnen irgend eine Treuloſigkeit und Bos- heit anrechnen moͤchte? Wenn ich nun vollends
ſpraͤ-
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Anatomiſch-Mediciniſche
ſeligkeit dermaſſen ausgezieret war, daß ſie
nicht anders als wie ſichtbare und be-
lebte Engel waren, und durften, (konten
auch nicht) wegen der heiligen Neigung und
Kraft, die zur Fortpflantzung ihres Geſchlechts
diente, und ihnen als ein theures Kleinod und
groſſe Zierde gegeben war, nie auf einige Wei-
ſe ſchamroth werden, ob ſie gleich nackend gin-
gen; ja es konten bey einer ſolchen Unſchuld
nicht einmal einige Gedancken oder Vorſtellun-
gen davon in ihr Gemuͤth kommen, was das
eigentlich heiſſe: ſich vor GOtt oder auch vor
ſeines gleichen ſchaͤmen. 1 Moſ. 2, 25.
Nun ſagen Sie mir, geliebter Freund, ob
mein allerliebſter GOtt darum zu urthei-
len ſey, daß er auch hierinfalls ſo aus-
nehmende Proben ſeiner Freundlichkeit
am Menſchen gewieſen hat? Wenn Sie
mir zum Exempel ein koͤſtliches Waſſer oder ei-
ne andere Artzney zur Erquickung und Belu-
ſtigung verehret haͤtten, und mir noch dazu ernſt-
lich anbefohlen, ich moͤchte es ſorgfaͤltig bewah-
ren, daß nicht etwas giftiges hineinkomme, ſon-
ſten wuͤrde es voͤllig verderbet werden, und mich
ſelbſt leichtlich zu Grunde richten; ich haͤtte aber
aus eigner Schuld bemeldte Artzney wircklich
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/34>, abgerufen am 21.11.2024.
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