Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.der Unreinigkeit. Mosis und des Lammes singen, daß er entrunnen, wie einVögelein aus dem Stricke des Voglers. Unkeuschheit ist der unsaubere Geist Matth. 9. dessen Verwegenheit und Unverschämtheit so greulich, daß wenn ein Mensch in sei- nem Christenthum schon so weit gekommen, daß er nun- mehr seinen Geist in die Stille zu Christi Füssen gebracht hat: er sich gleichwol unterstehet, denselben unter den Au- gen der göttlichen Majestät selbst zu quälen und hinzu- reissen; also daß sich der nackete und arme Geist des Menschen als ein Wurm voller Greuel mit äusserster Scham vor GOtt und allen heiligen Engeln winden muß. Unkeuschheit ist das wütende Meer voll hölli- scher Sturmwinde, das sich nicht scheuet das Hertzens- Schiflein, darinnen doch Christus selbst fähret und ru- het, zu verunruhigen. Kein Wehren und rudern der ge- genseitigen guten Gedancken und Vorsätze, und keine einige menschlich mögliche Bemübung, das Hertz dem HErrn Christo rein, trocken, sauber und ruhig zu be- wahren, hilft hier nichts, bis der Mensch an allem sei- nem Thun und Vornehmen, Streit und Gegenwehr verzagt und sich ängstig und demüthig zu C[h]risti Füs- sen hinwirft; bis derjenige erwachet, der die Schlüssel hat der Hölle und des Todes, und der allein diese Un- thiere tödten, in die Hölle verschliessen, und alles To- ben der Natur stillen kann. Unkeuschheit ist tausend- mal ärger als die feindseligsten Türcken, über welche alle Christen Zeter und Mordio schreyen, wenn sie se- hen, die Tempel zu Pferdeställen machen, und den hei- ligen Kelch mit Menschen Harn erfüllen: denn die Un- keuschheit macht das durch Christi theures Blut erkaufte Hertz zum Stall unsauberer Teufel; und die Einbil- dungskraft, darinnen der Freudenwein göttlicher Wahrheit und heiliger Liebe allein seyn solte, erfüllet sie mit dem Unflath des höllischen Drachens, macht sie vor GOtt abscheulich stinckend, und GOTT zum Verdruß, Christo zur grösseren Schmach, den heiligen Engeln zum Eckel, und den Seelen selbst zu einem ver- zweiffelten Schaden. Unkeusch- X 2
der Unreinigkeit. Moſis und des Lammes ſingen, daß er entrunnen, wie einVoͤgelein aus dem Stricke des Voglers. Unkeuſchheit iſt der unſaubere Geiſt Matth. 9. deſſen Verwegenheit und Unverſchaͤmtheit ſo greulich, daß wenn ein Menſch in ſei- nem Chriſtenthum ſchon ſo weit gekommen, daß er nun- mehr ſeinen Geiſt in die Stille zu Chriſti Fuͤſſen gebracht hat: er ſich gleichwol unterſtehet, denſelben unter den Au- gen der goͤttlichen Majeſtaͤt ſelbſt zu quaͤlen und hinzu- reiſſen; alſo daß ſich der nackete und arme Geiſt des Menſchen als ein Wurm voller Greuel mit aͤuſſerſter Scham vor GOtt und allen heiligen Engeln winden muß. Unkeuſchheit iſt das wuͤtende Meer voll hoͤlli- ſcher Sturmwinde, das ſich nicht ſcheuet das Hertzens- Schiflein, darinnen doch Chriſtus ſelbſt faͤhret und ru- het, zu verunruhigen. Kein Wehren und rudern der ge- genſeitigen guten Gedancken und Vorſaͤtze, und keine einige menſchlich moͤgliche Bemuͤbung, das Hertz dem HErrn Chriſto rein, trocken, ſauber und ruhig zu be- wahren, hilft hier nichts, bis der Menſch an allem ſei- nem Thun und Vornehmen, Streit und Gegenwehr verzagt und ſich aͤngſtig und demuͤthig zu C[h]riſti Fuͤſ- ſen hinwirft; bis derjenige erwachet, der die Schluͤſſel hat der Hoͤlle und des Todes, und der allein dieſe Un- thiere toͤdten, in die Hoͤlle verſchlieſſen, und alles To- ben der Natur ſtillen kann. Unkeuſchheit iſt tauſend- mal aͤrger als die feindſeligſten Tuͤrcken, uͤber welche alle Chriſten Zeter und Mordio ſchreyen, wenn ſie ſe- hen, die Tempel zu Pferdeſtaͤllen machen, und den hei- ligen Kelch mit Menſchen Harn erfuͤllen: denn die Un- keuſchheit macht das durch Chriſti theures Blut erkaufte Hertz zum Stall unſauberer Teufel; und die Einbil- dungskraft, darinnen der Freudenwein goͤttlicher Wahrheit und heiliger Liebe allein ſeyn ſolte, erfuͤllet ſie mit dem Unflath des hoͤlliſchen Drachens, macht ſie vor GOtt abſcheulich ſtinckend, und GOTT zum Verdruß, Chriſto zur groͤſſeren Schmach, den heiligen Engeln zum Eckel, und den Seelen ſelbſt zu einem ver- zweiffelten Schaden. Unkeuſch- X 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0343" n="323"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/> Moſis und des Lammes ſingen, daß er entrunnen, wie ein<lb/> Voͤgelein aus dem Stricke des Voglers. Unkeuſchheit iſt<lb/> der unſaubere Geiſt Matth. 9. deſſen Verwegenheit und<lb/> Unverſchaͤmtheit ſo greulich, daß wenn ein Menſch in ſei-<lb/> nem Chriſtenthum ſchon ſo weit gekommen, daß er nun-<lb/> mehr ſeinen Geiſt in die Stille zu Chriſti Fuͤſſen gebracht<lb/> hat: er ſich gleichwol unterſtehet, denſelben unter den Au-<lb/> gen der goͤttlichen Majeſtaͤt ſelbſt zu quaͤlen und hinzu-<lb/> reiſſen; alſo daß ſich der nackete und arme Geiſt des<lb/> Menſchen als ein Wurm voller Greuel mit aͤuſſerſter<lb/> Scham vor GOtt und allen heiligen Engeln winden<lb/> muß. Unkeuſchheit iſt das wuͤtende Meer voll hoͤlli-<lb/> ſcher Sturmwinde, das ſich nicht ſcheuet das Hertzens-<lb/> Schiflein, darinnen doch Chriſtus ſelbſt faͤhret und ru-<lb/> het, zu verunruhigen. Kein Wehren und rudern der ge-<lb/> genſeitigen guten Gedancken und Vorſaͤtze, und keine<lb/> einige menſchlich moͤgliche Bemuͤbung, das Hertz dem<lb/> HErrn Chriſto rein, trocken, ſauber und ruhig zu be-<lb/> wahren, hilft hier nichts, bis der Menſch an allem ſei-<lb/> nem Thun und Vornehmen, Streit und Gegenwehr<lb/> verzagt und ſich aͤngſtig und demuͤthig zu C<supplied>h</supplied>riſti Fuͤſ-<lb/> ſen hinwirft; bis derjenige erwachet, der die Schluͤſſel<lb/> hat der Hoͤlle und des Todes, und der allein dieſe Un-<lb/> thiere toͤdten, in die Hoͤlle verſchlieſſen, und alles To-<lb/> ben der Natur ſtillen kann. Unkeuſchheit iſt tauſend-<lb/> mal aͤrger als die feindſeligſten Tuͤrcken, uͤber welche<lb/> alle Chriſten Zeter und Mordio ſchreyen, wenn ſie ſe-<lb/> hen, die Tempel zu Pferdeſtaͤllen machen, und den hei-<lb/> ligen Kelch mit Menſchen Harn erfuͤllen: denn die Un-<lb/> keuſchheit macht das durch Chriſti theures Blut erkaufte<lb/> Hertz zum Stall unſauberer Teufel; und die Einbil-<lb/> dungskraft, darinnen der Freudenwein goͤttlicher<lb/> Wahrheit und heiliger Liebe allein ſeyn ſolte, erfuͤllet<lb/> ſie mit dem Unflath des hoͤlliſchen Drachens, macht<lb/> ſie vor GOtt abſcheulich ſtinckend, und GOTT zum<lb/> Verdruß, Chriſto zur groͤſſeren Schmach, den heiligen<lb/> Engeln zum Eckel, und den Seelen ſelbſt zu einem ver-<lb/> zweiffelten Schaden.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">X 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Unkeuſch-</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [323/0343]
der Unreinigkeit.
Moſis und des Lammes ſingen, daß er entrunnen, wie ein
Voͤgelein aus dem Stricke des Voglers. Unkeuſchheit iſt
der unſaubere Geiſt Matth. 9. deſſen Verwegenheit und
Unverſchaͤmtheit ſo greulich, daß wenn ein Menſch in ſei-
nem Chriſtenthum ſchon ſo weit gekommen, daß er nun-
mehr ſeinen Geiſt in die Stille zu Chriſti Fuͤſſen gebracht
hat: er ſich gleichwol unterſtehet, denſelben unter den Au-
gen der goͤttlichen Majeſtaͤt ſelbſt zu quaͤlen und hinzu-
reiſſen; alſo daß ſich der nackete und arme Geiſt des
Menſchen als ein Wurm voller Greuel mit aͤuſſerſter
Scham vor GOtt und allen heiligen Engeln winden
muß. Unkeuſchheit iſt das wuͤtende Meer voll hoͤlli-
ſcher Sturmwinde, das ſich nicht ſcheuet das Hertzens-
Schiflein, darinnen doch Chriſtus ſelbſt faͤhret und ru-
het, zu verunruhigen. Kein Wehren und rudern der ge-
genſeitigen guten Gedancken und Vorſaͤtze, und keine
einige menſchlich moͤgliche Bemuͤbung, das Hertz dem
HErrn Chriſto rein, trocken, ſauber und ruhig zu be-
wahren, hilft hier nichts, bis der Menſch an allem ſei-
nem Thun und Vornehmen, Streit und Gegenwehr
verzagt und ſich aͤngſtig und demuͤthig zu Chriſti Fuͤſ-
ſen hinwirft; bis derjenige erwachet, der die Schluͤſſel
hat der Hoͤlle und des Todes, und der allein dieſe Un-
thiere toͤdten, in die Hoͤlle verſchlieſſen, und alles To-
ben der Natur ſtillen kann. Unkeuſchheit iſt tauſend-
mal aͤrger als die feindſeligſten Tuͤrcken, uͤber welche
alle Chriſten Zeter und Mordio ſchreyen, wenn ſie ſe-
hen, die Tempel zu Pferdeſtaͤllen machen, und den hei-
ligen Kelch mit Menſchen Harn erfuͤllen: denn die Un-
keuſchheit macht das durch Chriſti theures Blut erkaufte
Hertz zum Stall unſauberer Teufel; und die Einbil-
dungskraft, darinnen der Freudenwein goͤttlicher
Wahrheit und heiliger Liebe allein ſeyn ſolte, erfuͤllet
ſie mit dem Unflath des hoͤlliſchen Drachens, macht
ſie vor GOtt abſcheulich ſtinckend, und GOTT zum
Verdruß, Chriſto zur groͤſſeren Schmach, den heiligen
Engeln zum Eckel, und den Seelen ſelbſt zu einem ver-
zweiffelten Schaden.
Unkeuſch-
X 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |