als mit Christo, und die lieber in Sünden dem Teufel gefallen, als Christo in der Heiligung. Darum wird der Richter auch billig zu ihnen sagen: Jch hatte euch Menschen zwar nicht ein ewiges Feuer sondern ein ewiges Leben bey mir zugedacht: nachdem ihr mir aber nicht habt wollen folgen, sondern meinen Rath verworfen, und euch (Trotz aller Warnung) vom Teu- fel habt führen lassen: so ists billig, daß ihr nun auch ewig bey ihm seyet, und nicht bey mir. Jch kann nicht dafür: ich meinte es gut mit euch; aber ihr habts so wollen haben, und mir die Hölle abgezwungen; ich kann meine Gerechtigkeit nicht verleugnen. Es ist so in der Ewigkeit beschlossen, daß wer zu GOtt durch mich nicht will, der muß zuletzt des Teufels Ziel mit schwe- rem Hertzen leiden.
§. 43.
Zuletzt kann noch folgende Begebenheit des Hrn. Auctoris angemercket werden, die er also erzehlet:
"(Einsmals spatzierte ich mit zweyen Jünglin- "gen in einem Wald, die beyde Theologanten "(Studiosi Theologiae) waren. Der eine war ein "demüthiger, gottseliger, keuscher Liebhaber "Christi: der andere aber war ein Schatten- "schnapper, taumelte sich gewaltig mit Schrif- "ten und Büchern herum und bemühete sich, den "Ruhm eines gelehrten Mannes zu erjagen. Die- "sen bearbeitete ich mich zu über eugen, daß "göttliche Güter und Wahrheiten anders nicht "als aus lebendigem Geschmack und Erfahrung "erkannt werden mögen; niemand könne mit "Grund und Nachdruck von Buße, Glauben, "Verleugnung, Liebe Christi, Rechtfertigung etc. "reden, als wer wircklich darinnen stebe etc. Als "ich nun sein Hertz von allen diesen Reden zuge- "schlossen fand; brach ich in diese Worte gegen "ihn aus, er habe den allerärgsten Teufel in sei- "nem Hertzen, der dem heiligen Geist allen Ein- "gang versperre, ich meinte den Hochmuth. Er "erschrack darob, nahm mich aber auf die Seite,
"und
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
als mit Chriſto, und die lieber in Suͤnden dem Teufel gefallen, als Chriſto in der Heiligung. Darum wird der Richter auch billig zu ihnen ſagen: Jch hatte euch Menſchen zwar nicht ein ewiges Feuer ſondern ein ewiges Leben bey mir zugedacht: nachdem ihr mir aber nicht habt wollen folgen, ſondern meinen Rath verworfen, und euch (Trotz aller Warnung) vom Teu- fel habt fuͤhren laſſen: ſo iſts billig, daß ihr nun auch ewig bey ihm ſeyet, und nicht bey mir. Jch kann nicht dafuͤr: ich meinte es gut mit euch; aber ihr habts ſo wollen haben, und mir die Hoͤlle abgezwungen; ich kann meine Gerechtigkeit nicht verleugnen. Es iſt ſo in der Ewigkeit beſchloſſen, daß wer zu GOtt durch mich nicht will, der muß zuletzt des Teufels Ziel mit ſchwe- rem Hertzen leiden.
§. 43.
Zuletzt kann noch folgende Begebenheit des Hrn. Auctoris angemercket werden, die er alſo erzehlet:
„(Einsmals ſpatzierte ich mit zweyen Juͤnglin- „gen in einem Wald, die beyde Theologanten „(Studioſi Theologiæ) waren. Der eine war ein „demuͤthiger, gottſeliger, keuſcher Liebhaber „Chriſti: der andere aber war ein Schatten- „ſchnapper, taumelte ſich gewaltig mit Schrif- „ten und Buͤchern herum und bemuͤhete ſich, den „Ruhm eines gelehrten Mannes zu erjagen. Die- „ſen bearbeitete ich mich zu uͤber eugen, daß „goͤttliche Guͤter und Wahrheiten anders nicht „als aus lebendigem Geſchmack und Erfahrung „erkannt werden moͤgen; niemand koͤnne mit „Grund und Nachdruck von Buße, Glauben, „Verleugnung, Liebe Chriſti, Rechtfertigung ꝛc. „reden, als wer wircklich darinnen ſtebe ꝛc. Als „ich nun ſein Hertz von allen dieſen Reden zuge- „ſchloſſen fand; brach ich in dieſe Worte gegen „ihn aus, er habe den alleraͤrgſten Teufel in ſei- „nem Hertzen, der dem heiligen Geiſt allen Ein- „gang verſperre, ich meinte den Hochmuth. Er „erſchrack darob, nahm mich aber auf die Seite,
„und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0354"n="334"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">II.</hi> Th.) <hirendition="#b">Theologiſche Betrachtung</hi></fw><lb/>
als mit Chriſto, und die lieber in Suͤnden dem Teufel<lb/>
gefallen, als Chriſto in der Heiligung. Darum wird<lb/>
der Richter auch billig zu ihnen ſagen: Jch hatte euch<lb/>
Menſchen zwar nicht ein ewiges Feuer ſondern ein<lb/>
ewiges Leben bey mir zugedacht: nachdem ihr mir<lb/>
aber nicht habt wollen folgen, ſondern meinen Rath<lb/>
verworfen, und euch (Trotz aller Warnung) vom Teu-<lb/>
fel habt fuͤhren laſſen: ſo iſts billig, daß ihr nun auch<lb/>
ewig bey ihm ſeyet, und nicht bey mir. Jch kann nicht<lb/>
dafuͤr: ich meinte es gut mit euch; aber ihr habts ſo<lb/>
wollen haben, und mir die Hoͤlle abgezwungen; ich kann<lb/>
meine Gerechtigkeit nicht verleugnen. Es iſt ſo in der<lb/>
Ewigkeit beſchloſſen, daß wer zu GOtt durch mich<lb/>
nicht will, der muß zuletzt des Teufels Ziel mit ſchwe-<lb/>
rem Hertzen leiden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 43.</head><p>Zuletzt kann noch folgende Begebenheit des<lb/>
Hrn. <hirendition="#aq">Auctoris</hi> angemercket werden, die er alſo erzehlet:</p><lb/><p>„(<hirendition="#fr">Einsmals ſpatzierte ich mit zweyen Juͤnglin-<lb/>„gen in einem Wald, die beyde Theologanten</hi><lb/>„(<hirendition="#aq">Studioſi Theologiæ</hi>) <hirendition="#fr">waren. Der eine war ein<lb/>„demuͤthiger, gottſeliger, keuſcher Liebhaber<lb/>„Chriſti: der andere aber war ein Schatten-<lb/>„ſchnapper, taumelte ſich gewaltig mit Schrif-<lb/>„ten und Buͤchern herum und bemuͤhete ſich, den<lb/>„Ruhm eines gelehrten Mannes zu erjagen. Die-<lb/>„ſen bearbeitete ich mich zu uͤber eugen, daß<lb/>„goͤttliche Guͤter und Wahrheiten anders nicht<lb/>„als aus lebendigem Geſchmack und Erfahrung<lb/>„erkannt werden moͤgen; niemand koͤnne mit<lb/>„Grund und Nachdruck von Buße, Glauben,<lb/>„Verleugnung, Liebe Chriſti, Rechtfertigung ꝛc.<lb/>„reden, als wer wircklich darinnen ſtebe ꝛc. Als<lb/>„ich nun ſein Hertz von allen dieſen Reden zuge-<lb/>„ſchloſſen fand; brach ich in dieſe Worte gegen<lb/>„ihn aus, er habe den alleraͤrgſten Teufel in ſei-<lb/>„nem Hertzen, der dem heiligen Geiſt allen Ein-<lb/>„gang verſperre, ich meinte den</hi> Hochmuth. <hirendition="#fr">Er<lb/>„erſchrack darob, nahm mich aber auf die Seite,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">„<hirendition="#fr">und</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[334/0354]
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
als mit Chriſto, und die lieber in Suͤnden dem Teufel
gefallen, als Chriſto in der Heiligung. Darum wird
der Richter auch billig zu ihnen ſagen: Jch hatte euch
Menſchen zwar nicht ein ewiges Feuer ſondern ein
ewiges Leben bey mir zugedacht: nachdem ihr mir
aber nicht habt wollen folgen, ſondern meinen Rath
verworfen, und euch (Trotz aller Warnung) vom Teu-
fel habt fuͤhren laſſen: ſo iſts billig, daß ihr nun auch
ewig bey ihm ſeyet, und nicht bey mir. Jch kann nicht
dafuͤr: ich meinte es gut mit euch; aber ihr habts ſo
wollen haben, und mir die Hoͤlle abgezwungen; ich kann
meine Gerechtigkeit nicht verleugnen. Es iſt ſo in der
Ewigkeit beſchloſſen, daß wer zu GOtt durch mich
nicht will, der muß zuletzt des Teufels Ziel mit ſchwe-
rem Hertzen leiden.
§. 43.Zuletzt kann noch folgende Begebenheit des
Hrn. Auctoris angemercket werden, die er alſo erzehlet:
„(Einsmals ſpatzierte ich mit zweyen Juͤnglin-
„gen in einem Wald, die beyde Theologanten
„(Studioſi Theologiæ) waren. Der eine war ein
„demuͤthiger, gottſeliger, keuſcher Liebhaber
„Chriſti: der andere aber war ein Schatten-
„ſchnapper, taumelte ſich gewaltig mit Schrif-
„ten und Buͤchern herum und bemuͤhete ſich, den
„Ruhm eines gelehrten Mannes zu erjagen. Die-
„ſen bearbeitete ich mich zu uͤber eugen, daß
„goͤttliche Guͤter und Wahrheiten anders nicht
„als aus lebendigem Geſchmack und Erfahrung
„erkannt werden moͤgen; niemand koͤnne mit
„Grund und Nachdruck von Buße, Glauben,
„Verleugnung, Liebe Chriſti, Rechtfertigung ꝛc.
„reden, als wer wircklich darinnen ſtebe ꝛc. Als
„ich nun ſein Hertz von allen dieſen Reden zuge-
„ſchloſſen fand; brach ich in dieſe Worte gegen
„ihn aus, er habe den alleraͤrgſten Teufel in ſei-
„nem Hertzen, der dem heiligen Geiſt allen Ein-
„gang verſperre, ich meinte den Hochmuth. Er
„erſchrack darob, nahm mich aber auf die Seite,
„und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/354>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.