Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.(II. Th.) Theologische Betrachiung prächtigste Gebäue, eine Zierde grosser Städte; alsoist ein Christ nach der Schatzung und dem Anschlage, der im Himmelreich Mode ist, gar ein anderer Mann, als die grösten Potentaten: er ist eine Zierde und Seule der Welt. Der Heilige Geist stehet auf der Cantzel seines Hertzens, handelt bald von dieser, bald von jener Materie; bald bewegt er ihn, wenn er ihn seiner vo- rigen grossen Sünden erinnert, zu weinen, zur Trau- rigkeit nach GOtt, und zum Hunger nach Christo, Luc. 7. Er zeiget ihm seine Noth und Elend, und die jähen Oerter dahin er von etwa einer Sünde z. E. der Unkeuschheit bald wäre gestürtzet worden, wie in den Abgrund des Verderbens. Ein andermal spricht er ihm Freud und Muth ein, und tröstet ihn mit der Hoffnung einer vollendeten Heiligung und Reinigung von aller solchen Teufeley. Er betet und singt ihm auch vor wie es in allen Kirchen der Gebrauch ist. etc. Nur ist darinnen ein mächtiger Unterscheid; wann ein Tempel, der mit Menschen Händen gemacht, einmal ausgebauet ist, so bleibts dabey; aber die Glückselig- keit, Glorie und englische Reinigkeit eines GOtt ge- heiligten, und vom Heiligen Geist selbst eingeweiheten Leibes wächst allezeit bis in die himmlische Klarheit selbst; es gehet im unsichtbaren, wesentlichen und ewi- gen immer fort, und täglich weiter, auch so es treulich geht, und GOtt so beliebt, täglich leichter. Dort im äussern Kirchenregiment muß offt ein grosser Hauffe Volcks mit einem eintzelen Prediger vor lieb nehmen; dagegen alle, die durch den wahren und ernsthasten Glauben, in die Vorhöfe der paradistschen Welt hin- eingekommen sind, jede ihren eigenen Prediger im Hertzen, (wie Könige und Fürsten jedweder seinen Hof- prediger haben. O wol einen herrlichen, köstlichen und fürtreflichen Prediger, den Heiligen Geist selber, der sie alles lehret, 1 Joh. 2, 27. Jer. 31, 34. Jst das nicht eine überaus grosse Ehre? Ein aus GOtt geborner und mit Christi Geist gesalbter Mensch darf nicht weit lauffen: es mangle ihm Trost, Weißheit, Krafft,
(II. Th.) Theologiſche Betrachiung praͤchtigſte Gebaͤue, eine Zierde groſſer Staͤdte; alſoiſt ein Chriſt nach der Schatzung und dem Anſchlage, der im Himmelreich Mode iſt, gar ein anderer Mann, als die groͤſten Potentaten: er iſt eine Zierde und Seule der Welt. Der Heilige Geiſt ſtehet auf der Cantzel ſeines Hertzens, handelt bald von dieſer, bald von jener Materie; bald bewegt er ihn, wenn er ihn ſeiner vo- rigen groſſen Suͤnden erinnert, zu weinen, zur Trau- rigkeit nach GOtt, und zum Hunger nach Chriſto, Luc. 7. Er zeiget ihm ſeine Noth und Elend, und die jaͤhen Oerter dahin er von etwa einer Suͤnde z. E. der Unkeuſchheit bald waͤre geſtuͤrtzet worden, wie in den Abgrund des Verderbens. Ein andermal ſpricht er ihm Freud und Muth ein, und troͤſtet ihn mit der Hoffnung einer vollendeten Heiligung und Reinigung von aller ſolchen Teufeley. Er betet und ſingt ihm auch vor wie es in allen Kirchen der Gebrauch iſt. ꝛc. Nur iſt darinnen ein maͤchtiger Unterſcheid; wann ein Tempel, der mit Menſchen Haͤnden gemacht, einmal ausgebauet iſt, ſo bleibts dabey; aber die Gluͤckſelig- keit, Glorie und engliſche Reinigkeit eines GOtt ge- heiligten, und vom Heiligen Geiſt ſelbſt eingeweiheten Leibes waͤchſt allezeit bis in die himmliſche Klarheit ſelbſt; es gehet im unſichtbaren, weſentlichen und ewi- gen immer fort, und taͤglich weiter, auch ſo es treulich geht, und GOtt ſo beliebt, taͤglich leichter. Dort im aͤuſſern Kirchenregiment muß offt ein groſſer Hauffe Volcks mit einem eintzelen Prediger vor lieb nehmen; dagegen alle, die durch den wahren und ernſthaſten Glauben, in die Vorhoͤfe der paradiſtſchen Welt hin- eingekommen ſind, jede ihren eigenen Prediger im Hertzen, (wie Koͤnige und Fuͤrſten jedweder ſeinen Hof- prediger haben. O wol einen herrlichen, koͤſtlichen und fuͤrtreflichen Prediger, den Heiligen Geiſt ſelber, der ſie alles lehret, 1 Joh. 2, 27. Jer. 31, 34. Jſt das nicht eine uͤberaus groſſe Ehre? Ein aus GOtt geborner und mit Chriſti Geiſt geſalbter Menſch darf nicht weit lauffen: es mangle ihm Troſt, Weißheit, Krafft,
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(II. Th.) Theologiſche Betrachiung
praͤchtigſte Gebaͤue, eine Zierde groſſer Staͤdte; alſo
iſt ein Chriſt nach der Schatzung und dem Anſchlage,
der im Himmelreich Mode iſt, gar ein anderer Mann,
als die groͤſten Potentaten: er iſt eine Zierde und Seule
der Welt. Der Heilige Geiſt ſtehet auf der Cantzel
ſeines Hertzens, handelt bald von dieſer, bald von jener
Materie; bald bewegt er ihn, wenn er ihn ſeiner vo-
rigen groſſen Suͤnden erinnert, zu weinen, zur Trau-
rigkeit nach GOtt, und zum Hunger nach Chriſto,
Luc. 7. Er zeiget ihm ſeine Noth und Elend, und
die jaͤhen Oerter dahin er von etwa einer Suͤnde z. E.
der Unkeuſchheit bald waͤre geſtuͤrtzet worden, wie in
den Abgrund des Verderbens. Ein andermal ſpricht
er ihm Freud und Muth ein, und troͤſtet ihn mit der
Hoffnung einer vollendeten Heiligung und Reinigung
von aller ſolchen Teufeley. Er betet und ſingt ihm
auch vor wie es in allen Kirchen der Gebrauch iſt. ꝛc.
Nur iſt darinnen ein maͤchtiger Unterſcheid; wann
ein Tempel, der mit Menſchen Haͤnden gemacht, einmal
ausgebauet iſt, ſo bleibts dabey; aber die Gluͤckſelig-
keit, Glorie und engliſche Reinigkeit eines GOtt ge-
heiligten, und vom Heiligen Geiſt ſelbſt eingeweiheten
Leibes waͤchſt allezeit bis in die himmliſche Klarheit
ſelbſt; es gehet im unſichtbaren, weſentlichen und ewi-
gen immer fort, und taͤglich weiter, auch ſo es treulich
geht, und GOtt ſo beliebt, taͤglich leichter. Dort im
aͤuſſern Kirchenregiment muß offt ein groſſer Hauffe
Volcks mit einem eintzelen Prediger vor lieb nehmen;
dagegen alle, die durch den wahren und ernſthaſten
Glauben, in die Vorhoͤfe der paradiſtſchen Welt hin-
eingekommen ſind, jede ihren eigenen Prediger im
Hertzen, (wie Koͤnige und Fuͤrſten jedweder ſeinen Hof-
prediger haben. O wol einen herrlichen, koͤſtlichen
und fuͤrtreflichen Prediger, den Heiligen Geiſt ſelber,
der ſie alles lehret, 1 Joh. 2, 27. Jer. 31, 34. Jſt
das nicht eine uͤberaus groſſe Ehre? Ein aus GOtt
geborner und mit Chriſti Geiſt geſalbter Menſch darf
nicht weit lauffen: es mangle ihm Troſt, Weißheit,
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