wund schlägt, oder mit Feuer und Gift Leid thut: so weinen wir; aber wenn der Hurenteufel einen Men- schen an Leib und Seel verwüstet, so lacht man wol dazu; da doch des Teufels Wunden ungleich schädli- cher sind, als alle die ein Mensch sich selber, oder an- dern anthun kan.
§. 51.
Wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von GOtt. und daß ihr nicht euer selbst seyd? Es ist einem Christen nicht genug, daß er durch Buße und Glauben den Befleckungen der Welt entflohen sey, und sich im Brunnen Jerusalems Zach. 13. gewaschen habe: Es ist auch nicht genug, daß er bloß auf seine Seele sehe, und darin z. E. be- trachte das grosse Werck GOttes, daß er ihn durch seinen Geist heilige, und seine grosse Gnade, daß er ihn | gerecht gesprochen, und Christi Absicht in dem allen, daß wir nemlich sein, und er unser eigen sey, und daß wir zu dem Ende in die innigste Vereinigung mit ihm als dem Haupt treten dürfen und sollen: son- dern er muß anbey auch die unbeschreibliche Ehre und Herrlichkeit erwegen, daran der Leib theil hat, dage- gen aller Monarchen Pracht ein eitler Schaum und Schatten ist. Nemlich daß der Christen Leib ein so heiliger Ort sey, daß auch der Heilige Geist dariunen bleiben, wohnen, wircken, mit seiner Majestät und göttlicher Pracht sich gegenwärtig bezeugen, und alles mit Heiligkeit zieren wolle. Wer demnach nicht weiß, ob der Heilige Geist in ihm sey, der hat ihn noch nicht, sintemal Paulus fragt: oder wisset ihr nicht? das soll ja bey euch eine ausgemachte und ungezwei- felte Sache seyn!
§. 52.
Erlaube mir hier mein lieber Leser, etwas von der herrlichen Majestät und Gewalt der Christen zu reden, wie sie des Heiligen Geistes sein Schloß, Paradis und Tempel seyn; dagegen aller Kayser, Kö- nige und Fürsten Palläste wie elende und zerrissene Bettel-Hütten sind. Tempel sind die erhabenste und
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der Unreinigkeit.
wund ſchlaͤgt, oder mit Feuer und Gift Leid thut: ſo weinen wir; aber wenn der Hurenteufel einen Men- ſchen an Leib und Seel verwuͤſtet, ſo lacht man wol dazu; da doch des Teufels Wunden ungleich ſchaͤdli- cher ſind, als alle die ein Menſch ſich ſelber, oder an- dern anthun kan.
§. 51.
Wiſſet ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geiſtes iſt, der in euch iſt, welchen ihr habt von GOtt. und daß ihr nicht euer ſelbſt ſeyd? Es iſt einem Chriſten nicht genug, daß er durch Buße und Glauben den Befleckungen der Welt entflohen ſey, und ſich im Brunnen Jeruſalems Zach. 13. gewaſchen habe: Es iſt auch nicht genug, daß er bloß auf ſeine Seele ſehe, und darin z. E. be- trachte das groſſe Werck GOttes, daß er ihn durch ſeinen Geiſt heilige, und ſeine groſſe Gnade, daß er ihn | gerecht geſprochen, und Chriſti Abſicht in dem allen, daß wir nemlich ſein, und er unſer eigen ſey, und daß wir zu dem Ende in die innigſte Vereinigung mit ihm als dem Haupt treten duͤrfen und ſollen: ſon- dern er muß anbey auch die unbeſchreibliche Ehre und Herrlichkeit erwegen, daran der Leib theil hat, dage- gen aller Monarchen Pracht ein eitler Schaum und Schatten iſt. Nemlich daß der Chriſten Leib ein ſo heiliger Ort ſey, daß auch der Heilige Geiſt dariunen bleiben, wohnen, wircken, mit ſeiner Majeſtaͤt und goͤttlicher Pracht ſich gegenwaͤrtig bezeugen, und alles mit Heiligkeit zieren wolle. Wer demnach nicht weiß, ob der Heilige Geiſt in ihm ſey, der hat ihn noch nicht, ſintemal Paulus fragt: oder wiſſet ihr nicht? das ſoll ja bey euch eine ausgemachte und ungezwei- felte Sache ſeyn!
§. 52.
Erlaube mir hier mein lieber Leſer, etwas von der herrlichen Majeſtaͤt und Gewalt der Chriſten zu reden, wie ſie des Heiligen Geiſtes ſein Schloß, Paradis und Tempel ſeyn; dagegen aller Kayſer, Koͤ- nige und Fuͤrſten Pallaͤſte wie elende und zerriſſene Bettel-Huͤtten ſind. Tempel ſind die erhabenſte und
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dazu; da doch des Teufels Wunden ungleich ſchaͤdli-
cher ſind, als alle die ein Menſch ſich ſelber, oder an-
dern anthun kan.
§. 51.Wiſſet ihr nicht, daß euer Leib ein
Tempel des Heiligen Geiſtes iſt, der in euch iſt,
welchen ihr habt von GOtt. und daß ihr nicht
euer ſelbſt ſeyd? Es iſt einem Chriſten nicht genug,
daß er durch Buße und Glauben den Befleckungen der
Welt entflohen ſey, und ſich im Brunnen Jeruſalems
Zach. 13. gewaſchen habe: Es iſt auch nicht genug,
daß er bloß auf ſeine Seele ſehe, und darin z. E. be-
trachte das groſſe Werck GOttes, daß er ihn durch
ſeinen Geiſt heilige, und ſeine groſſe Gnade, daß er
ihn | gerecht geſprochen, und Chriſti Abſicht in dem
allen, daß wir nemlich ſein, und er unſer eigen ſey,
und daß wir zu dem Ende in die innigſte Vereinigung
mit ihm als dem Haupt treten duͤrfen und ſollen: ſon-
dern er muß anbey auch die unbeſchreibliche Ehre und
Herrlichkeit erwegen, daran der Leib theil hat, dage-
gen aller Monarchen Pracht ein eitler Schaum und
Schatten iſt. Nemlich daß der Chriſten Leib ein ſo
heiliger Ort ſey, daß auch der Heilige Geiſt dariunen
bleiben, wohnen, wircken, mit ſeiner Majeſtaͤt und
goͤttlicher Pracht ſich gegenwaͤrtig bezeugen, und alles
mit Heiligkeit zieren wolle. Wer demnach nicht weiß,
ob der Heilige Geiſt in ihm ſey, der hat ihn noch
nicht, ſintemal Paulus fragt: oder wiſſet ihr nicht?
das ſoll ja bey euch eine ausgemachte und ungezwei-
felte Sache ſeyn!
§. 52.Erlaube mir hier mein lieber Leſer, etwas
von der herrlichen Majeſtaͤt und Gewalt der Chriſten
zu reden, wie ſie des Heiligen Geiſtes ſein Schloß,
Paradis und Tempel ſeyn; dagegen aller Kayſer, Koͤ-
nige und Fuͤrſten Pallaͤſte wie elende und zerriſſene
Bettel-Huͤtten ſind. Tempel ſind die erhabenſte und
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/361>, abgerufen am 24.11.2024.
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