sen. Entsetzet euch denn dafür ihr Himmel, erschre- cket und erbebet sehr: sintemal ein Christ, der zum Hurer wird, eine zweyfache Sünde thut: einmal schnei- det er Christo eines von seinen Gliedern ab, welches böse Stück seine ärgsten Feinde nicht gethan haben, ja sie haben ihm auch nicht einmal ein Bein zerbrochen! Nächstdem hencket ers etwa einem stinckenden Fran- tzosenaas an. O welch eine Unsinnigkeit! eine so un- ermeßliche Glorie und Seligkeit mit dem garstigen Höllengestanck zu vertauschen: da er doch könte ein Geist mit GOtt werden; welches die höchste Staffel einer unausdencklichen Herrlichkeit ist, dahin ein Mensch gelangen kann; und welche zu erreichen Fürst- liche Personen unter den Malabaren sich in Wildnisse begeben, Tag und Nacht des Gebets warten, und in strenger Buße leben: und ein Christ wirft diese aller- köstlichste Krone des Reiches GOttes hinweg, der un- flätigen Hurenlust zu Liebe? v. 16. 17.
§. 50.
Alle Sünden, die der Mensch thut, sind ausser seinem Leibe. Er braucht Hand oder Zunge andere zu beschädigen; oder so zum Exempel ein Trunckenbold seiner Gesundheit Schaden thut, so braucht er etwas ausser sich dazu, Wein und starcke Geträncke: ein Hurer aber braucht zur Ausübung sei- ner boshaften und schändlichen Lust seinen eigenen Leib, und zwar gantz: er macht nicht nur die Augen und die Zunge zu Werckzeugen der Geilheit, sondern er schändet und versäuet den edlen Cörper, der ein so erstaunlich Meisterstück des Schöpfers ist; womit er dem armen Leibe wol übel bettet, wo nicht vor das Alter, doch für die Ewigkeit, da er erfahren wird, er hätte klüg- licher gehandelt, wann er seinen Leib entweder in ein Dorngebüsch und Ameisenhauffen geschmissen, oder auf eine Hechel gesetzt, oder in einem Mistlachen her- um geweltzet hätte, als daß er ihn dem unsaubern Sa- tan, als dem Urheber aller Geilheit, zu seinem schnö- den Mißbrauch so schnöde und selavisch hingeworfen und zugeeignet hat. Wann ein unsinniger sich selbst
wund
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
ſen. Entſetzet euch denn dafuͤr ihr Himmel, erſchre- cket und erbebet ſehr: ſintemal ein Chriſt, der zum Hurer wird, eine zweyfache Suͤnde thut: einmal ſchnei- det er Chriſto eines von ſeinen Gliedern ab, welches boͤſe Stuͤck ſeine aͤrgſten Feinde nicht gethan haben, ja ſie haben ihm auch nicht einmal ein Bein zerbrochen! Naͤchſtdem hencket ers etwa einem ſtinckenden Fran- tzoſenaas an. O welch eine Unſinnigkeit! eine ſo un- ermeßliche Glorie und Seligkeit mit dem garſtigen Hoͤllengeſtanck zu vertauſchen: da er doch koͤnte ein Geiſt mit GOtt werden; welches die hoͤchſte Staffel einer unausdencklichen Herrlichkeit iſt, dahin ein Menſch gelangen kann; und welche zu erreichen Fuͤrſt- liche Perſonen unter den Malabaren ſich in Wildniſſe begeben, Tag und Nacht des Gebets warten, und in ſtrenger Buße leben: und ein Chriſt wirft dieſe aller- koͤſtlichſte Krone des Reiches GOttes hinweg, der un- flaͤtigen Hurenluſt zu Liebe? v. 16. 17.
§. 50.
Alle Suͤnden, die der Menſch thut, ſind auſſer ſeinem Leibe. Er braucht Hand oder Zunge andere zu beſchaͤdigen; oder ſo zum Exempel ein Trunckenbold ſeiner Geſundheit Schaden thut, ſo braucht er etwas auſſer ſich dazu, Wein und ſtarcke Getraͤncke: ein Hurer aber braucht zur Ausuͤbung ſei- ner boshaften und ſchaͤndlichen Luſt ſeinen eigenen Leib, und zwar gantz: er macht nicht nur die Augen und die Zunge zu Werckzeugen der Geilheit, ſondern er ſchaͤndet und verſaͤuet den edlen Coͤrper, der ein ſo erſtaunlich Meiſterſtuͤck des Schoͤpfers iſt; womit er dem armen Leibe wol uͤbel bettet, wo nicht vor das Alter, doch fuͤr die Ewigkeit, da er erfahren wird, er haͤtte kluͤg- licher gehandelt, wann er ſeinen Leib entweder in ein Dorngebuͤſch und Ameiſenhauffen geſchmiſſen, oder auf eine Hechel geſetzt, oder in einem Miſtlachen her- um geweltzet haͤtte, als daß er ihn dem unſaubern Sa- tan, als dem Urheber aller Geilheit, zu ſeinem ſchnoͤ- den Mißbrauch ſo ſchnoͤde und ſelaviſch hingeworfen und zugeeignet hat. Wann ein unſinniger ſich ſelbſt
wund
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
ſen. Entſetzet euch denn dafuͤr ihr Himmel, erſchre-
cket und erbebet ſehr: ſintemal ein Chriſt, der zum
Hurer wird, eine zweyfache Suͤnde thut: einmal ſchnei-
det er Chriſto eines von ſeinen Gliedern ab, welches
boͤſe Stuͤck ſeine aͤrgſten Feinde nicht gethan haben, ja
ſie haben ihm auch nicht einmal ein Bein zerbrochen!
Naͤchſtdem hencket ers etwa einem ſtinckenden Fran-
tzoſenaas an. O welch eine Unſinnigkeit! eine ſo un-
ermeßliche Glorie und Seligkeit mit dem garſtigen
Hoͤllengeſtanck zu vertauſchen: da er doch koͤnte ein
Geiſt mit GOtt werden; welches die hoͤchſte Staffel
einer unausdencklichen Herrlichkeit iſt, dahin ein
Menſch gelangen kann; und welche zu erreichen Fuͤrſt-
liche Perſonen unter den Malabaren ſich in Wildniſſe
begeben, Tag und Nacht des Gebets warten, und in
ſtrenger Buße leben: und ein Chriſt wirft dieſe aller-
koͤſtlichſte Krone des Reiches GOttes hinweg, der un-
flaͤtigen Hurenluſt zu Liebe? v. 16. 17.
§. 50.Alle Suͤnden, die der Menſch thut,
ſind auſſer ſeinem Leibe. Er braucht Hand oder
Zunge andere zu beſchaͤdigen; oder ſo zum Exempel ein
Trunckenbold ſeiner Geſundheit Schaden thut, ſo
braucht er etwas auſſer ſich dazu, Wein und ſtarcke
Getraͤncke: ein Hurer aber braucht zur Ausuͤbung ſei-
ner boshaften und ſchaͤndlichen Luſt ſeinen eigenen Leib,
und zwar gantz: er macht nicht nur die Augen und die
Zunge zu Werckzeugen der Geilheit, ſondern er ſchaͤndet
und verſaͤuet den edlen Coͤrper, der ein ſo erſtaunlich
Meiſterſtuͤck des Schoͤpfers iſt; womit er dem armen
Leibe wol uͤbel bettet, wo nicht vor das Alter, doch
fuͤr die Ewigkeit, da er erfahren wird, er haͤtte kluͤg-
licher gehandelt, wann er ſeinen Leib entweder in ein
Dorngebuͤſch und Ameiſenhauffen geſchmiſſen, oder
auf eine Hechel geſetzt, oder in einem Miſtlachen her-
um geweltzet haͤtte, als daß er ihn dem unſaubern Sa-
tan, als dem Urheber aller Geilheit, zu ſeinem ſchnoͤ-
den Mißbrauch ſo ſchnoͤde und ſelaviſch hingeworfen
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/360>, abgerufen am 21.11.2024.
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