Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(II. Th.) Theologische Betrachtung
sen. Entsetzet euch denn dafür ihr Himmel, erschre-
cket und erbebet sehr: sintemal ein Christ, der zum
Hurer wird, eine zweyfache Sünde thut: einmal schnei-
det er Christo eines von seinen Gliedern ab, welches
böse Stück seine ärgsten Feinde nicht gethan haben, ja
sie haben ihm auch nicht einmal ein Bein zerbrochen!
Nächstdem hencket ers etwa einem stinckenden Fran-
tzosenaas an. O welch eine Unsinnigkeit! eine so un-
ermeßliche Glorie und Seligkeit mit dem garstigen
Höllengestanck zu vertauschen: da er doch könte ein
Geist mit GOtt werden; welches die höchste Staffel
einer unausdencklichen Herrlichkeit ist, dahin ein
Mensch gelangen kann; und welche zu erreichen Fürst-
liche Personen unter den Malabaren sich in Wildnisse
begeben, Tag und Nacht des Gebets warten, und in
strenger Buße leben: und ein Christ wirft diese aller-
köstlichste Krone des Reiches GOttes hinweg, der un-
flätigen Hurenlust zu Liebe? v. 16. 17.

§. 50.

Alle Sünden, die der Mensch thut,
sind ausser seinem Leibe.
Er braucht Hand oder
Zunge andere zu beschädigen; oder so zum Exempel ein
Trunckenbold seiner Gesundheit Schaden thut, so
braucht er etwas ausser sich dazu, Wein und starcke
Geträncke: ein Hurer aber braucht zur Ausübung sei-
ner boshaften und schändlichen Lust seinen eigenen Leib,
und zwar gantz: er macht nicht nur die Augen und die
Zunge zu Werckzeugen der Geilheit, sondern er schändet
und versäuet den edlen Cörper, der ein so erstaunlich
Meisterstück des Schöpfers ist; womit er dem armen
Leibe wol übel bettet, wo nicht vor das Alter, doch
für die Ewigkeit, da er erfahren wird, er hätte klüg-
licher gehandelt, wann er seinen Leib entweder in ein
Dorngebüsch und Ameisenhauffen geschmissen, oder
auf eine Hechel gesetzt, oder in einem Mistlachen her-
um geweltzet hätte, als daß er ihn dem unsaubern Sa-
tan, als dem Urheber aller Geilheit, zu seinem schnö-
den Mißbrauch so schnöde und selavisch hingeworfen
und zugeeignet hat. Wann ein unsinniger sich selbst

wund

(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
ſen. Entſetzet euch denn dafuͤr ihr Himmel, erſchre-
cket und erbebet ſehr: ſintemal ein Chriſt, der zum
Hurer wird, eine zweyfache Suͤnde thut: einmal ſchnei-
det er Chriſto eines von ſeinen Gliedern ab, welches
boͤſe Stuͤck ſeine aͤrgſten Feinde nicht gethan haben, ja
ſie haben ihm auch nicht einmal ein Bein zerbrochen!
Naͤchſtdem hencket ers etwa einem ſtinckenden Fran-
tzoſenaas an. O welch eine Unſinnigkeit! eine ſo un-
ermeßliche Glorie und Seligkeit mit dem garſtigen
Hoͤllengeſtanck zu vertauſchen: da er doch koͤnte ein
Geiſt mit GOtt werden; welches die hoͤchſte Staffel
einer unausdencklichen Herrlichkeit iſt, dahin ein
Menſch gelangen kann; und welche zu erreichen Fuͤrſt-
liche Perſonen unter den Malabaren ſich in Wildniſſe
begeben, Tag und Nacht des Gebets warten, und in
ſtrenger Buße leben: und ein Chriſt wirft dieſe aller-
koͤſtlichſte Krone des Reiches GOttes hinweg, der un-
flaͤtigen Hurenluſt zu Liebe? v. 16. 17.

§. 50.

Alle Suͤnden, die der Menſch thut,
ſind auſſer ſeinem Leibe.
Er braucht Hand oder
Zunge andere zu beſchaͤdigen; oder ſo zum Exempel ein
Trunckenbold ſeiner Geſundheit Schaden thut, ſo
braucht er etwas auſſer ſich dazu, Wein und ſtarcke
Getraͤncke: ein Hurer aber braucht zur Ausuͤbung ſei-
ner boshaften und ſchaͤndlichen Luſt ſeinen eigenen Leib,
und zwar gantz: er macht nicht nur die Augen und die
Zunge zu Werckzeugen der Geilheit, ſondern er ſchaͤndet
und verſaͤuet den edlen Coͤrper, der ein ſo erſtaunlich
Meiſterſtuͤck des Schoͤpfers iſt; womit er dem armen
Leibe wol uͤbel bettet, wo nicht vor das Alter, doch
fuͤr die Ewigkeit, da er erfahren wird, er haͤtte kluͤg-
licher gehandelt, wann er ſeinen Leib entweder in ein
Dorngebuͤſch und Ameiſenhauffen geſchmiſſen, oder
auf eine Hechel geſetzt, oder in einem Miſtlachen her-
um geweltzet haͤtte, als daß er ihn dem unſaubern Sa-
tan, als dem Urheber aller Geilheit, zu ſeinem ſchnoͤ-
den Mißbrauch ſo ſchnoͤde und ſelaviſch hingeworfen
und zugeeignet hat. Wann ein unſinniger ſich ſelbſt

wund
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0360" n="337"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">II.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Theologi&#x017F;che Betrachtung</hi></fw><lb/>
&#x017F;en. Ent&#x017F;etzet euch denn dafu&#x0364;r ihr Himmel, er&#x017F;chre-<lb/>
cket und erbebet &#x017F;ehr: &#x017F;intemal ein Chri&#x017F;t, der zum<lb/>
Hurer wird, eine zweyfache Su&#x0364;nde thut: einmal &#x017F;chnei-<lb/>
det er Chri&#x017F;to eines von &#x017F;einen Gliedern ab, welches<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e Stu&#x0364;ck &#x017F;eine a&#x0364;rg&#x017F;ten Feinde nicht gethan haben, ja<lb/>
&#x017F;ie haben ihm auch nicht einmal ein Bein zerbrochen!<lb/>
Na&#x0364;ch&#x017F;tdem hencket ers etwa einem &#x017F;tinckenden Fran-<lb/>
tzo&#x017F;enaas an. O welch eine Un&#x017F;innigkeit! eine &#x017F;o un-<lb/>
ermeßliche Glorie und Seligkeit mit dem gar&#x017F;tigen<lb/>
Ho&#x0364;llenge&#x017F;tanck zu vertau&#x017F;chen: da er doch ko&#x0364;nte ein<lb/>
Gei&#x017F;t mit GOtt werden; welches die ho&#x0364;ch&#x017F;te Staffel<lb/>
einer unausdencklichen Herrlichkeit i&#x017F;t, dahin ein<lb/>
Men&#x017F;ch gelangen kann; und welche zu erreichen Fu&#x0364;r&#x017F;t-<lb/>
liche Per&#x017F;onen unter den Malabaren &#x017F;ich in Wildni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
begeben, Tag und Nacht des Gebets warten, und in<lb/>
&#x017F;trenger Buße leben: und ein Chri&#x017F;t wirft die&#x017F;e aller-<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;te Krone des Reiches GOttes hinweg, der un-<lb/>
fla&#x0364;tigen Hurenlu&#x017F;t zu Liebe? v. 16. 17.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 50.</head>
            <p><hi rendition="#fr">Alle Su&#x0364;nden, die der Men&#x017F;ch thut,<lb/>
&#x017F;ind au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;einem Leibe.</hi> Er braucht Hand oder<lb/>
Zunge andere zu be&#x017F;cha&#x0364;digen; oder &#x017F;o zum Exempel ein<lb/>
Trunckenbold &#x017F;einer Ge&#x017F;undheit Schaden thut, &#x017F;o<lb/>
braucht er etwas au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich dazu, Wein und &#x017F;tarcke<lb/>
Getra&#x0364;ncke: ein Hurer aber braucht zur Ausu&#x0364;bung &#x017F;ei-<lb/>
ner boshaften und &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Lu&#x017F;t &#x017F;einen eigenen Leib,<lb/>
und zwar gantz: er macht nicht nur die Augen und die<lb/>
Zunge zu Werckzeugen der Geilheit, &#x017F;ondern er &#x017F;cha&#x0364;ndet<lb/>
und ver&#x017F;a&#x0364;uet den edlen Co&#x0364;rper, der ein &#x017F;o er&#x017F;taunlich<lb/>
Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck des Scho&#x0364;pfers i&#x017F;t; womit er dem armen<lb/>
Leibe wol u&#x0364;bel bettet, wo nicht vor das Alter, doch<lb/>
fu&#x0364;r die Ewigkeit, da er erfahren wird, er ha&#x0364;tte klu&#x0364;g-<lb/>
licher gehandelt, wann er &#x017F;einen Leib entweder in ein<lb/>
Dorngebu&#x0364;&#x017F;ch und Amei&#x017F;enhauffen ge&#x017F;chmi&#x017F;&#x017F;en, oder<lb/>
auf eine Hechel ge&#x017F;etzt, oder in einem Mi&#x017F;tlachen her-<lb/>
um geweltzet ha&#x0364;tte, als daß er ihn dem un&#x017F;aubern Sa-<lb/>
tan, als dem Urheber aller Geilheit, zu &#x017F;einem &#x017F;chno&#x0364;-<lb/>
den Mißbrauch &#x017F;o &#x017F;chno&#x0364;de und &#x017F;elavi&#x017F;ch hingeworfen<lb/>
und zugeeignet hat. Wann ein un&#x017F;inniger &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wund</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[337/0360] (II. Th.) Theologiſche Betrachtung ſen. Entſetzet euch denn dafuͤr ihr Himmel, erſchre- cket und erbebet ſehr: ſintemal ein Chriſt, der zum Hurer wird, eine zweyfache Suͤnde thut: einmal ſchnei- det er Chriſto eines von ſeinen Gliedern ab, welches boͤſe Stuͤck ſeine aͤrgſten Feinde nicht gethan haben, ja ſie haben ihm auch nicht einmal ein Bein zerbrochen! Naͤchſtdem hencket ers etwa einem ſtinckenden Fran- tzoſenaas an. O welch eine Unſinnigkeit! eine ſo un- ermeßliche Glorie und Seligkeit mit dem garſtigen Hoͤllengeſtanck zu vertauſchen: da er doch koͤnte ein Geiſt mit GOtt werden; welches die hoͤchſte Staffel einer unausdencklichen Herrlichkeit iſt, dahin ein Menſch gelangen kann; und welche zu erreichen Fuͤrſt- liche Perſonen unter den Malabaren ſich in Wildniſſe begeben, Tag und Nacht des Gebets warten, und in ſtrenger Buße leben: und ein Chriſt wirft dieſe aller- koͤſtlichſte Krone des Reiches GOttes hinweg, der un- flaͤtigen Hurenluſt zu Liebe? v. 16. 17. §. 50.Alle Suͤnden, die der Menſch thut, ſind auſſer ſeinem Leibe. Er braucht Hand oder Zunge andere zu beſchaͤdigen; oder ſo zum Exempel ein Trunckenbold ſeiner Geſundheit Schaden thut, ſo braucht er etwas auſſer ſich dazu, Wein und ſtarcke Getraͤncke: ein Hurer aber braucht zur Ausuͤbung ſei- ner boshaften und ſchaͤndlichen Luſt ſeinen eigenen Leib, und zwar gantz: er macht nicht nur die Augen und die Zunge zu Werckzeugen der Geilheit, ſondern er ſchaͤndet und verſaͤuet den edlen Coͤrper, der ein ſo erſtaunlich Meiſterſtuͤck des Schoͤpfers iſt; womit er dem armen Leibe wol uͤbel bettet, wo nicht vor das Alter, doch fuͤr die Ewigkeit, da er erfahren wird, er haͤtte kluͤg- licher gehandelt, wann er ſeinen Leib entweder in ein Dorngebuͤſch und Ameiſenhauffen geſchmiſſen, oder auf eine Hechel geſetzt, oder in einem Miſtlachen her- um geweltzet haͤtte, als daß er ihn dem unſaubern Sa- tan, als dem Urheber aller Geilheit, zu ſeinem ſchnoͤ- den Mißbrauch ſo ſchnoͤde und ſelaviſch hingeworfen und zugeeignet hat. Wann ein unſinniger ſich ſelbſt wund

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/360
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/360>, abgerufen am 16.07.2024.