sondern nur einige Menschen solche schändliche Sclaven der Unzucht sind: so sehen Sie ja, daß dis ein unverantwortliches und wahnsinniges Jmportuniren des allerheiligsten GOttes ist, ihm die disfällige Schuld zuwerfen zu wollen. Könte nicht ein Dieb, ein Mörder, oder sonsten ein Scelerat eben also raisonniren? und wird um deßwillen die Obrigkeit befugt seyn, Galgen und Rad abzubrechen, weils der Missethäter nicht begreiffen will, daß die Schuld seine sey?
Da nun die armen Menschen in allen ih- ren Begierden so zugerichtet sind: so hat es der heilige GOtt für unumgänglich nöthig befun- den, nicht nur überhaupt allen solchen Lüsten in der heil. Schrift Grentzen zu setzen, und ih- nen Zaum und Zügel anzulegen, sondern auch so gar den Stand der Ehe, als das Semina- rium des menschlichen Geschlechts selbst in allerhöchster Person einzurichten, und mit gewissen Gesetzen einzuschrencken, damit er nicht dem blossen Directorio der Ver- nunft überlassen würde. Einige solcher Gesetze sind bereits vor dem Fall in der ersten Ehestiftung festgestellet worden; andere aber hat der heilige GOtt erst nach dem Fall aus Noth uns zu gute hinzugethan, welche Gesetze denn alle Menschen in der Welt verbinden. Es ist aber ein gewaltiger Unterscheid zwischen dem Zustand des Menschen vor dem Falle, und zwi- schen dem, den wir nun nach dem Falle erfah- ren müssen. Vor dem Falle hätten zwar die Menschen bey dem Wercke der Fortpflan-
tzung
I. Th. Betracht. der Unreinigk. B
Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)
ſondern nur einige Menſchen ſolche ſchaͤndliche Sclaven der Unzucht ſind: ſo ſehen Sie ja, daß dis ein unverantwortliches und wahnſinniges Jmportuniren des allerheiligſten GOttes iſt, ihm die disfaͤllige Schuld zuwerfen zu wollen. Koͤnte nicht ein Dieb, ein Moͤrder, oder ſonſten ein Scelerat eben alſo raiſonniren? und wird um deßwillen die Obrigkeit befugt ſeyn, Galgen und Rad abzubrechen, weils der Miſſethaͤter nicht begreiffen will, daß die Schuld ſeine ſey?
Da nun die armen Menſchen in allen ih- ren Begierden ſo zugerichtet ſind: ſo hat es der heilige GOtt fuͤr unumgaͤnglich noͤthig befun- den, nicht nur uͤberhaupt allen ſolchen Luͤſten in der heil. Schrift Grentzen zu ſetzen, und ih- nen Zaum und Zuͤgel anzulegen, ſondern auch ſo gar den Stand der Ehe, als das Semina- rium des menſchlichen Geſchlechts ſelbſt in allerhoͤchſter Perſon einzurichten, und mit gewiſſen Geſetzen einzuſchrencken, damit er nicht dem bloſſen Directorio der Ver- nunft uͤberlaſſen wuͤrde. Einige ſolcher Geſetze ſind bereits vor dem Fall in der erſten Eheſtiftung feſtgeſtellet worden; andere aber hat der heilige GOtt erſt nach dem Fall aus Noth uns zu gute hinzugethan, welche Geſetze denn alle Menſchen in der Welt verbinden. Es iſt aber ein gewaltiger Unterſcheid zwiſchen dem Zuſtand des Menſchen vor dem Falle, und zwi- ſchen dem, den wir nun nach dem Falle erfah- ren muͤſſen. Vor dem Falle haͤtten zwar die Menſchen bey dem Wercke der Fortpflan-
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I. Th. Betracht. der Unreinigk. B
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Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)
ſondern nur einige Menſchen ſolche ſchaͤndliche
Sclaven der Unzucht ſind: ſo ſehen Sie ja, daß
dis ein unverantwortliches und wahnſinniges
Jmportuniren des allerheiligſten GOttes iſt, ihm
die disfaͤllige Schuld zuwerfen zu wollen. Koͤnte
nicht ein Dieb, ein Moͤrder, oder ſonſten ein
Scelerat eben alſo raiſonniren? und wird um
deßwillen die Obrigkeit befugt ſeyn, Galgen
und Rad abzubrechen, weils der Miſſethaͤter
nicht begreiffen will, daß die Schuld ſeine ſey?
Da nun die armen Menſchen in allen ih-
ren Begierden ſo zugerichtet ſind: ſo hat es der
heilige GOtt fuͤr unumgaͤnglich noͤthig befun-
den, nicht nur uͤberhaupt allen ſolchen Luͤſten in
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nen Zaum und Zuͤgel anzulegen, ſondern auch
ſo gar den Stand der Ehe, als das Semina-
rium des menſchlichen Geſchlechts ſelbſt
in allerhoͤchſter Perſon einzurichten, und mit
gewiſſen Geſetzen einzuſchrencken, damit
er nicht dem bloſſen Directorio der Ver-
nunft uͤberlaſſen wuͤrde. Einige ſolcher
Geſetze ſind bereits vor dem Fall in der erſten
Eheſtiftung feſtgeſtellet worden; andere aber hat
der heilige GOtt erſt nach dem Fall aus Noth
uns zu gute hinzugethan, welche Geſetze denn
alle Menſchen in der Welt verbinden. Es iſt
aber ein gewaltiger Unterſcheid zwiſchen dem
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/37>, abgerufen am 23.11.2024.
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