tzung eine natürliche Beliebung eben al- so empfunden, als sie beym Genuß der Speisen durch den Geschmack, oder durch den Geruch empfunden haben; aber kei- ne eigentlich moralische Lust, das ist: keine sündhafte und ungeordnete Be- gierde, nach dieser Lust, dieselbe ohne die Absicht, wozu sie GOtt gegeben, und mit Hintansetzung der göttlichen Befeh- le zu empfinden. Denn gleichwie sie niemals zur Wollust oder aus blosser unordentlicher Be- gierde geessen und getruncken haben: so hätten sie auch nie solcher Wercke zur blossen Lust und aus einem unordentlichen Trie- be gepflogen, weil sie solche bey dem Ebenbilde GOttes nicht hatten.*
Nun ist aber alles umgekehrt: Weil die Menschen zur Schwelgerey und Unmäßigkeit nicht nur so geneigt sind, sondern sich derselben gröstentheils auch ergeben: so muß eine Wol- lust die andere hervorbringen, und ist nun natürlicher Weise unmöglich, daß die Unmaßigkeit nicht eine Geilheit er-
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* Auctor hat hier kurtz abbrechen, und diese wich- tige Sache dem Zweck gemäß nur zur Noth be- rühren müssen. Wer in dergleichen Scrupeln mehr überzeugt und gestillet werden will, der bitte GOtt drum. Es kan auch nützlich nachge- lesen werden, was in G. Sarganecks Zeugnisse für die göttliche Herrlichkeit und Wahrheit ge- gen einige dunkle Zweifel, (welches J. J. Schmidts biblischen Geographo angehenget ist) in des dritten Stückes 1. Grundsatz davon aus- geführet ist.
Anatomiſch-Mediciniſche
tzung eine natuͤrliche Beliebung eben al- ſo empfunden, als ſie beym Genuß der Speiſen durch den Geſchmack, oder durch den Geruch empfunden haben; aber kei- ne eigentlich moraliſche Luſt, das iſt: keine ſuͤndhafte und ungeordnete Be- gierde, nach dieſer Luſt, dieſelbe ohne die Abſicht, wozu ſie GOtt gegeben, und mit Hintanſetzung der goͤttlichen Befeh- le zu empfinden. Denn gleichwie ſie niemals zur Wolluſt oder aus bloſſer unordentlicher Be- gierde geeſſen und getruncken haben: ſo haͤtten ſie auch nie ſolcher Wercke zur bloſſen Luſt und aus einem unordentlichen Trie- be gepflogen, weil ſie ſolche bey dem Ebenbilde GOttes nicht hatten.*
Nun iſt aber alles umgekehrt: Weil die Menſchen zur Schwelgerey und Unmaͤßigkeit nicht nur ſo geneigt ſind, ſondern ſich derſelben groͤſtentheils auch ergeben: ſo muß eine Wol- luſt die andere hervorbringen, und iſt nun natuͤrlicher Weiſe unmoͤglich, daß die Unmaßigkeit nicht eine Geilheit er-
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* Auctor hat hier kurtz abbrechen, und dieſe wich- tige Sache dem Zweck gemaͤß nur zur Noth be- ruͤhren muͤſſen. Wer in dergleichen Scrupeln mehr uͤberzeugt und geſtillet werden will, der bitte GOtt drum. Es kan auch nuͤtzlich nachge- leſen werden, was in G. Sarganecks Zeugniſſe fuͤr die goͤttliche Herrlichkeit und Wahrheit ge- gen einige dunkle Zweifel, (welches J. J. Schmidts bibliſchen Geographo angehenget iſt) in des dritten Stuͤckes 1. Grundſatz davon aus- gefuͤhret iſt.
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Anatomiſch-Mediciniſche
tzung eine natuͤrliche Beliebung eben al-
ſo empfunden, als ſie beym Genuß der
Speiſen durch den Geſchmack, oder durch
den Geruch empfunden haben; aber kei-
ne eigentlich moraliſche Luſt, das iſt:
keine ſuͤndhafte und ungeordnete Be-
gierde, nach dieſer Luſt, dieſelbe ohne
die Abſicht, wozu ſie GOtt gegeben, und
mit Hintanſetzung der goͤttlichen Befeh-
le zu empfinden. Denn gleichwie ſie niemals
zur Wolluſt oder aus bloſſer unordentlicher Be-
gierde geeſſen und getruncken haben: ſo haͤtten
ſie auch nie ſolcher Wercke zur bloſſen
Luſt und aus einem unordentlichen Trie-
be gepflogen, weil ſie ſolche bey dem
Ebenbilde GOttes nicht hatten. *
Nun iſt aber alles umgekehrt: Weil die
Menſchen zur Schwelgerey und Unmaͤßigkeit
nicht nur ſo geneigt ſind, ſondern ſich derſelben
groͤſtentheils auch ergeben: ſo muß eine Wol-
luſt die andere hervorbringen, und iſt
nun natuͤrlicher Weiſe unmoͤglich, daß
die Unmaßigkeit nicht eine Geilheit er-
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* Auctor hat hier kurtz abbrechen, und dieſe wich-
tige Sache dem Zweck gemaͤß nur zur Noth be-
ruͤhren muͤſſen. Wer in dergleichen Scrupeln
mehr uͤberzeugt und geſtillet werden will, der
bitte GOtt drum. Es kan auch nuͤtzlich nachge-
leſen werden, was in G. Sarganecks Zeugniſſe
fuͤr die goͤttliche Herrlichkeit und Wahrheit ge-
gen einige dunkle Zweifel, (welches J. J.
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/38>, abgerufen am 16.07.2024.
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