verstand! Denn sie würden nur eben so feindse- lich, innerlich sündhaft, von GOtt gantz entfrem- det, und nach Satans Natur geartet und ver- derbt in den Himmel kommen seyn, wenn er sei- nen Sohn nicht gesandt hätte, und durchaus nicht gottloser, und sündiger, als sie nun hinein- zu kommen gedencken, da Christus gestorben ist. Ey! wolte GOtt sie ietzt so verkehrt und gräu- lich in den Himmel nehmen, durch den Sohn, den sie ihm iederzeit mit Willen und Vorsatz ge- ring geachtet, und seine Herrlichkeit prostitui- ret (indem sie doch nicht einmahl auf sein aller- erstes Gebot, thut Busse viel reflectiret, noch Jhn einiger Nachfolge würdig geachtet haben) warum nicht zuvor auch ohne Sohn? Jenes wäre ia lange nicht so ungerecht und so unheilig gewesen, einen einfach Gottlo- sen umsonst seelig zu machen, als diß seyn würde, einem doppelt Gottlosen, der so gar auch Christi Verdienst und dessen Kraft zu seiner Genesung und Heiligung nichts achtet, die Seeligkeit zu schencken; und noch dazu seinen eig- nen, ewigen, liebsten, unschuldigen Sohn um seinet willen so peinlich martern und so schimpflich sterben zu lassen: darauf könten alle verdammten Geister mit Recht provociren, und Gotte vorrücken, er mache, den Menschen bey den höchst- sträfflich und notorisch grösseren Sün- den (der Verwerffung seines Soh- nes) selig, die er doch bey wenigern Sün-
den,
wieder die Unreinigkeit.
verſtand! Denn ſie wuͤrden nur eben ſo feindſe- lich, innerlich ſuͤndhaft, von GOtt gantz entfrem- det, und nach Satans Natur geartet und ver- derbt in den Himmel kommen ſeyn, wenn er ſei- nen Sohn nicht geſandt haͤtte, und durchaus nicht gottloſer, und ſuͤndiger, als ſie nun hinein- zu kommen gedencken, da Chriſtus geſtorben iſt. Ey! wolte GOtt ſie ietzt ſo verkehrt und graͤu- lich in den Himmel nehmen, durch den Sohn, den ſie ihm iederzeit mit Willen und Vorſatz ge- ring geachtet, und ſeine Herrlichkeit proſtitui- ret (indem ſie doch nicht einmahl auf ſein aller- erſtes Gebot, thut Buſſe viel reflectiret, noch Jhn einiger Nachfolge wuͤrdig geachtet haben) warum nicht zuvor auch ohne Sohn? Jenes waͤre ia lange nicht ſo ungerecht und ſo unheilig geweſen, einen einfach Gottlo- ſen umſonſt ſeelig zu machen, als diß ſeyn wuͤrde, einem doppelt Gottloſen, der ſo gar auch Chriſti Verdienſt und deſſen Kraft zu ſeiner Geneſung und Heiligung nichts achtet, die Seeligkeit zu ſchencken; und noch dazu ſeinen eig- nen, ewigen, liebſten, unſchuldigen Sohn um ſeinet willen ſo peinlich martern und ſo ſchimpflich ſterben zu laſſen: darauf koͤnten alle verdammten Geiſter mit Recht provociren, und Gotte vorruͤcken, er mache, den Menſchen bey den hoͤchſt- ſtraͤfflich und notoriſch groͤſſeren Suͤn- den (der Verwerffung ſeines Soh- nes) ſelig, die er doch bey wenigern Suͤn-
den,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0383"n="363"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
verſtand! Denn ſie wuͤrden nur eben ſo feindſe-<lb/>
lich, innerlich ſuͤndhaft, von GOtt gantz entfrem-<lb/>
det, und nach Satans Natur geartet und ver-<lb/>
derbt in den Himmel kommen ſeyn, wenn er ſei-<lb/>
nen Sohn nicht geſandt haͤtte, und durchaus<lb/>
nicht gottloſer, und ſuͤndiger, als ſie nun hinein-<lb/>
zu kommen gedencken, da Chriſtus geſtorben iſt.<lb/>
Ey! wolte GOtt ſie ietzt ſo verkehrt und graͤu-<lb/>
lich in den Himmel nehmen, durch den Sohn,<lb/>
den ſie ihm iederzeit mit Willen und Vorſatz ge-<lb/>
ring geachtet, und ſeine Herrlichkeit proſtitui-<lb/>
ret (indem ſie doch nicht einmahl auf ſein aller-<lb/>
erſtes Gebot, <hirendition="#fr">thut Buſſe</hi> viel reflectiret, noch<lb/>
Jhn einiger Nachfolge wuͤrdig geachtet haben)<lb/>
warum nicht zuvor auch ohne Sohn? <hirendition="#fr">Jenes<lb/>
waͤre ia lange nicht ſo ungerecht und ſo<lb/>
unheilig geweſen, einen einfach Gottlo-<lb/>ſen umſonſt ſeelig zu machen, als diß<lb/>ſeyn wuͤrde, einem doppelt Gottloſen,<lb/>
der ſo gar auch Chriſti Verdienſt und<lb/>
deſſen Kraft zu ſeiner Geneſung und<lb/>
Heiligung nichts achtet, die Seeligkeit<lb/>
zu ſchencken; und noch dazu ſeinen eig-<lb/>
nen, ewigen, liebſten, unſchuldigen Sohn<lb/>
um ſeinet willen ſo peinlich martern und<lb/>ſo ſchimpflich ſterben zu laſſen: darauf<lb/>
koͤnten alle verdammten Geiſter mit<lb/>
Recht provociren, und Gotte vorruͤcken,<lb/>
er mache, den Menſchen bey den hoͤchſt-<lb/>ſtraͤfflich und notoriſch groͤſſeren Suͤn-<lb/>
den (der Verwerffung ſeines Soh-<lb/>
nes) ſelig, die er doch bey wenigern Suͤn-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">den,</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[363/0383]
wieder die Unreinigkeit.
verſtand! Denn ſie wuͤrden nur eben ſo feindſe-
lich, innerlich ſuͤndhaft, von GOtt gantz entfrem-
det, und nach Satans Natur geartet und ver-
derbt in den Himmel kommen ſeyn, wenn er ſei-
nen Sohn nicht geſandt haͤtte, und durchaus
nicht gottloſer, und ſuͤndiger, als ſie nun hinein-
zu kommen gedencken, da Chriſtus geſtorben iſt.
Ey! wolte GOtt ſie ietzt ſo verkehrt und graͤu-
lich in den Himmel nehmen, durch den Sohn,
den ſie ihm iederzeit mit Willen und Vorſatz ge-
ring geachtet, und ſeine Herrlichkeit proſtitui-
ret (indem ſie doch nicht einmahl auf ſein aller-
erſtes Gebot, thut Buſſe viel reflectiret, noch
Jhn einiger Nachfolge wuͤrdig geachtet haben)
warum nicht zuvor auch ohne Sohn? Jenes
waͤre ia lange nicht ſo ungerecht und ſo
unheilig geweſen, einen einfach Gottlo-
ſen umſonſt ſeelig zu machen, als diß
ſeyn wuͤrde, einem doppelt Gottloſen,
der ſo gar auch Chriſti Verdienſt und
deſſen Kraft zu ſeiner Geneſung und
Heiligung nichts achtet, die Seeligkeit
zu ſchencken; und noch dazu ſeinen eig-
nen, ewigen, liebſten, unſchuldigen Sohn
um ſeinet willen ſo peinlich martern und
ſo ſchimpflich ſterben zu laſſen: darauf
koͤnten alle verdammten Geiſter mit
Recht provociren, und Gotte vorruͤcken,
er mache, den Menſchen bey den hoͤchſt-
ſtraͤfflich und notoriſch groͤſſeren Suͤn-
den (der Verwerffung ſeines Soh-
nes) ſelig, die er doch bey wenigern Suͤn-
den,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/383>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.