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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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wieder die Unreinigkeit.
GOttes Wort? etwa darum, daß sie dessen Le-
sen und Betrachten mit beständigem Flehen und
Verlangen nach GOttes Gnade und Erleuch-
tung verknüpffen müssen? So muß es seyn,
und so gebühret sichs für einen Rebellen! wirds
so nicht gehalten, daß sie aus einer jeden Lehre,
und aus den meisten Worten und Gedancken,
die sie dabey haben, einen kleinen Seuffzer ma-
chen, und ihr Verlangen nach der Gnade, ge-
gen GOtt bezeugen: so wird sie das Lesen nicht
viel helffen. Jst denn das aber so schwer? ver-
suchen sie es doch nur ein paar Tage mit Ernst,
sie sollen sehen, mit welcher Lust sie diese Arbeit
weiterhin werden verrichten können!

Fragen sie, wie doch das anzufangen? So
rathe Jhnen folgendes vom Hertzensgrunde:
Lassen sie dasjenige, was von ihren ordentlichen
Geschäften zu entrathen ist, vorietzo weg, und
lesen den Propheten Jeremiam und Micham
zu etlichen Capiteln auf einmal, etliche mahl
durch; allein mit der genauesten Aufmercksam-
keit, Erwegung der Worte GOtts, und unter
stetem Seuffzen zu GOtt; wenn sie Jhn auch
iedesmahl erst um seinen heiligen Geist demü-
thig angeflehet haben, daß er Licht und Recht
durch dis sein eigen Wort in ihrem Hertzen
schaffen wolle. Sie können zu der Arbeit täg-
lich 2. 3. oder 4. Stunden, wenn sichs nur thun
läßt, aussetzen. Denn es ist gewiß, daß sie in
diesem Theilchen ihrer Lebenzeit nichts in der
Welt wichtigeres und eilfertigeres haben, daß
so gar ohne Zaudern und Aufschub auszurichten

und
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wieder die Unreinigkeit.
GOttes Wort? etwa darum, daß ſie deſſen Le-
ſen und Betrachten mit beſtaͤndigem Flehen und
Verlangen nach GOttes Gnade und Erleuch-
tung verknuͤpffen muͤſſen? So muß es ſeyn,
und ſo gebuͤhret ſichs fuͤr einen Rebellen! wirds
ſo nicht gehalten, daß ſie aus einer jeden Lehre,
und aus den meiſten Worten und Gedancken,
die ſie dabey haben, einen kleinen Seuffzer ma-
chen, und ihr Verlangen nach der Gnade, ge-
gen GOtt bezeugen: ſo wird ſie das Leſen nicht
viel helffen. Jſt denn das aber ſo ſchwer? ver-
ſuchen ſie es doch nur ein paar Tage mit Ernſt,
ſie ſollen ſehen, mit welcher Luſt ſie dieſe Arbeit
weiterhin werden verrichten koͤnnen!

Fragen ſie, wie doch das anzufangen? So
rathe Jhnen folgendes vom Hertzensgrunde:
Laſſen ſie dasjenige, was von ihren ordentlichen
Geſchaͤften zu entrathen iſt, vorietzo weg, und
leſen den Propheten Jeremiam und Micham
zu etlichen Capiteln auf einmal, etliche mahl
durch; allein mit der genaueſten Aufmerckſam-
keit, Erwegung der Worte GOtts, und unter
ſtetem Seuffzen zu GOtt; wenn ſie Jhn auch
iedesmahl erſt um ſeinen heiligen Geiſt demuͤ-
thig angeflehet haben, daß er Licht und Recht
durch dis ſein eigen Wort in ihrem Hertzen
ſchaffen wolle. Sie koͤnnen zu der Arbeit taͤg-
lich 2. 3. oder 4. Stunden, wenn ſichs nur thun
laͤßt, ausſetzen. Denn es iſt gewiß, daß ſie in
dieſem Theilchen ihrer Lebenzeit nichts in der
Welt wichtigeres und eilfertigeres haben, daß
ſo gar ohne Zaudern und Aufſchub auszurichten

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[409/0429] wieder die Unreinigkeit. GOttes Wort? etwa darum, daß ſie deſſen Le- ſen und Betrachten mit beſtaͤndigem Flehen und Verlangen nach GOttes Gnade und Erleuch- tung verknuͤpffen muͤſſen? So muß es ſeyn, und ſo gebuͤhret ſichs fuͤr einen Rebellen! wirds ſo nicht gehalten, daß ſie aus einer jeden Lehre, und aus den meiſten Worten und Gedancken, die ſie dabey haben, einen kleinen Seuffzer ma- chen, und ihr Verlangen nach der Gnade, ge- gen GOtt bezeugen: ſo wird ſie das Leſen nicht viel helffen. Jſt denn das aber ſo ſchwer? ver- ſuchen ſie es doch nur ein paar Tage mit Ernſt, ſie ſollen ſehen, mit welcher Luſt ſie dieſe Arbeit weiterhin werden verrichten koͤnnen! Fragen ſie, wie doch das anzufangen? So rathe Jhnen folgendes vom Hertzensgrunde: Laſſen ſie dasjenige, was von ihren ordentlichen Geſchaͤften zu entrathen iſt, vorietzo weg, und leſen den Propheten Jeremiam und Micham zu etlichen Capiteln auf einmal, etliche mahl durch; allein mit der genaueſten Aufmerckſam- keit, Erwegung der Worte GOtts, und unter ſtetem Seuffzen zu GOtt; wenn ſie Jhn auch iedesmahl erſt um ſeinen heiligen Geiſt demuͤ- thig angeflehet haben, daß er Licht und Recht durch dis ſein eigen Wort in ihrem Hertzen ſchaffen wolle. Sie koͤnnen zu der Arbeit taͤg- lich 2. 3. oder 4. Stunden, wenn ſichs nur thun laͤßt, ausſetzen. Denn es iſt gewiß, daß ſie in dieſem Theilchen ihrer Lebenzeit nichts in der Welt wichtigeres und eilfertigeres haben, daß ſo gar ohne Zaudern und Aufſchub auszurichten und C c 5

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/429>, abgerufen am 24.11.2024.